1. Einleitung
Am 15. Juni 2001 überwies die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ 213 Millionen Mark zur Entschädigung der Zwangsarbeiter an Partnerorganisationen in Tschechien, Polen sowie an die „Jewish Claims Conference“. Damit fand auch diese letzte Debatte um die Entschädigung einer Verfolgtengruppe des NS- Regimes ihr Ende und zeigte gleichzeitig, wie langwierig der Prozess der Bewältigung der NS-Vergangenheit ist. Um diesen Prozess soll es im Folgenden gehen. Die vorliegende Arbeit trägt den Titel „NS-Vergangenheit in BRD und DDR“. Da eine Betrachtung unter Auslassung der Besatzungszeit von 1945-49 allerdings nicht möglich ist – in diesen Jahren wurden viele Grundlagen für die spätere Politik der beiden deutschen Staaten gelegt - soll diese im Vorab Erwähnung finden. Aufbauend auf diese Entwicklungen werden später die Entnazifizierungs- und Wiedergut-machungshaltung bzw. –politik von BRD und DDR dargestellt. Die Vergangenheitsbewältigung umfasst nach Jesse vier Bereiche: 1) die justitielle Aufarbeitung der NS-Verbrechen, 2) die Wiedergutmachung, 3) die öffentliche Auseinandersetzung und 4) die historische Aufarbeitung.1 Da eine Abarbeitung all dieser Themenbereiche jedoch in dem gegebenen Rahmen zu weit führen würde, sollen lediglich die ersten zwei Teilgebiete betrachtet werden. Hierbei spielen wiederum die Gründungsmythen eine entscheidende Rolle, weshalb diese zunächst erläutert werden. Neben den allgemeinen Fakten soll auch die politische Kultur der beiden Staaten bzw. der BRD angedeutet werden, die wiederum einen großen Einfluss auf das Handeln der jeweiligen Regierungen hatte. Zur politischen Kultur der DDR lässt sich nach dem heutigen Stand der Forschung nur wenig sagen, da aufgrund der weitreichenden Zensur und dem Verbot der Meinungsfreiheit aussagekräftige Zeitzeugnisse fehlen. Was die Literatur betrifft, scheint es eine nahezu unbegrenzte an Veröffentlichungen zum Thema der Vergangenheitsbewältigung zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gründungsmythen
- Antifaschismus und antifaschistischer Widerstand - DDR
- Währungsreform und Wirtschaftswunder - BRD
- Justitielle Aufarbeitung
- Besatzungszeit
- Nürnberger Prozesse und die Folgeprozesse
- Entnazifizierungspolitik in den einzelnen Besatzungszonen 1945 -1949
- Justitielle Aufarbeitung in der BRD 1949-1990
- Die großen Prozesse
- Amnestien, Gnadenentscheidungen und Rehabilitierung
- Verjährungsdebatten
- Entnazifizierung in der DDR 1949-1990
- Besatzungszeit
- Wiedergutmachung
- Finanzielle Wiedergutmachung in den Westzonen
- Wiedergutmachung in der BRD
- Finanzielle Wiedergutmachung in der Sowjetischen Besatzungszone
- Wiedergutmachung in der DDR
- Fazit
- Wiedergutmachung nach der Wiedervereinigung
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Bewältigung der NS-Vergangenheit in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR. Sie untersucht, wie die beiden deutschen Staaten mit der justitiellen Aufarbeitung der NS-Verbrechen und der Wiedergutmachung an die Opfer umgingen. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der beiden deutschen Staaten seit 1945 bis zur Wiedervereinigung.
- Die Rolle von Gründungsmythen in der DDR und der BRD
- Justitielle Aufarbeitung in der BRD und der DDR
- Wiedergutmachung in der BRD und der DDR
- Die politische Kultur der BRD und der DDR
- Die Bedeutung des Antifaschismus in der DDR
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und skizziert die wichtigsten Bereiche der Vergangenheitsbewältigung. Sie erläutert die Bedeutung der Besatzungszeit für die spätere Entwicklung der beiden deutschen Staaten.
- Das Kapitel „Gründungsmythen“ betrachtet die Rolle politischer Mythen in der Selbstdarstellung der beiden deutschen Staaten. Es werden die Gründungsmythen der DDR mit dem Fokus auf den Antifaschismus und die der BRD mit dem Fokus auf die Währungsreform und das Wirtschaftswunder beleuchtet.
- Das Kapitel „Justitielle Aufarbeitung“ analysiert die Prozesse der Aufarbeitung von NS-Verbrechen in der Besatzungszeit, in der BRD und in der DDR. Es werden die Nürnberger Prozesse, die Entnazifizierung und die verschiedenen Formen der Wiedergutmachung betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen der NS-Vergangenheit, der Vergangenheitsbewältigung, dem Antifaschismus, der Entnazifizierung, der Wiedergutmachung und der politischen Kultur in der DDR und der BRD. Der Fokus liegt auf der historischen Entwicklung der beiden deutschen Staaten im Kontext der Aufarbeitung der NS-Verbrechen.
- Arbeit zitieren
- Christina Schmalz (Autor:in), 2004, “Divided Memory”: Die NS-Vergangenheit in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73200