Lost in Detail? Der Einfluss von globaler Verarbeitungstendenz auf die Wahrnehmung gradueller Veränderungen bei der Bildermorphing Aufgabe


Hausarbeit, 2020

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Abstract

Bei der Leistung in Bildermorphing Aufgaben zeigen sich bei gesunden Erwachsenen klare Unterschiede. Diese könnten möglicherweise durch den individuellen Verarbeitungsstil im Sinne einer Tendenz zu globaler/lokaler Verarbeitung erklärt werden. Hierzu wurde die Tendenz zu globaler Verarbeitung mit der Leistung in einer Bildermorphing Aufgabe im Rahmen eines Korrelationsdesigns und der Erhebung durch einen Online-Fragebogen verglichen. Dabei wurde erwartet, dass (1) eine höhere Tendenz zu globaler Verarbeitung mit einer besseren Leistung in der graduellen Bedingung der Bildermorphing Aufgabe zusammenhängt und (2) dass die Verarbeitungstendenz nicht im Zusammenhang mit der Leistung bei Vorgabe der Bilder in zufälliger Reihenfolge steht. Hierbei konnte jedoch keine signifikante Korrelation zwischen der Verarbeitungstendenz und der Performance sowohl bei der graduellen als auch bei der zufälligen Vorgabe der Bildermorphing Aufgabe festgestellt werden. Dies könnte bedeuten, dass der Verarbeitungsstil nicht mit der Performance in Bildermorphing Aufgaben zusammenhängt, oder dass kein Zusammenhang aufgrund möglicher methodischer Fehler gefunden werden konnte.

Einleitung

Es existieren unterschiedliche Verarbeitungsstile, bei der Wahrnehmung von Stimuli. Während die einen eine Summe von Details wahrnehmen, und somit einen lokalen Verarbeitungsstil aufweisen, nehmen andere den Stimulus eher als Ganzes wahr und haben somit einen globalen Verarbeitungsstil (Navon, 1977). Aufgaben, welche erfassen, ob bei Personen eine Tendenz zu lokaler oder globaler Verarbeitung vorliegt, stellen ein wichtiges Instrument für die moderne Erforschung der Aufmerksamkeit dar. Das bekannteste Beispiel hierfür sind die Navon global/local tasks (Navon, 1977). Hierbei werden den Probanden Navon Stimuli präsentiert. Dies sind große Buchstaben, welche aus anderen, kleinen Buchstaben bestehen. Die Probanden sollen dann so schnell wie möglich bei jedem Stimulus entweder den großen oder den kleinen Buchstaben berichten. Diese Verarbeitungstendenzen stehen im Zusammenhang mit verschiedensten Beobachtungen. Es konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass lokale Verarbeitung mehr kognitive Ressourcen in Anspruch nimmt als globale Verarbeitung (Dale & Arnell, 2010). Die meisten Personen zeigen eine deutliche Neigung zu globaler Verarbeitung, sofern Navon Stimuli verwendet werden (Navon, 1977). Das heißt dass Die meisten Personen bei Navon Aufgaben eher den Buchstaben, der den globalen Stimulus darstellt, berichten. Manche Personengruppen zeigen allerdings eher eine Neigung zu lokaler Verarbeitung, wie zum Beispiel Individuen mit Zwangsstörungen (Moritz & Wendt, 2006) und Individuen mit Autismus (Scherf, Luna, Kimchi, Minshew, & Behrmann, 2008). Obwohl gesunde Erwachsene bei den Navon Stimuli eher einen globalen Verarbeitungsstil aufweisen (Navon, 1977), gibt es auch hier deutliche Unterschiede. zum Beispiel weisen Individuen aus kollektivistischen Kulturen (Davidoff, Fonteneau, & Fagot, 2008) und Musiker (Stoesz, Jakobson, Kilgour, & Lewycky, 2007) eher einen lokalen Verarbeitungsstil auf. Dale & Arnell beschrieben jedoch, dass bei der Verwendung von gleichermaßen salienten Stimuli im Rahmen der Messung mittels hierarchischen Figuren (Abbildung 2) keine allgemeine Tendenz zu lokaler oder globaler Verarbeitung vorliegt und sich stattdessen eine bemerkenswerte Varianz zeigt (Dale & Arnell 2013). Auch bei der Bearbeitung von Bildermorphing Aufgaben zeigen sich deutliche interindividuell Unterschiede bezüglich der Leistung. Bei dieser Aufgabe sollen Probanden eine Serie von Bildern benennen, bei denen sich ein Objekt schrittweise in ein völlig anderes Objekt verwandelt. Patienten mit Schäden in der rechten Gehirnhälfte zeigen eine signifikant beeinträchtigte Performance bei der graduellen Präsentation dieser Aufgaben, während sie keine Schwierigkeiten damit haben, Veränderungen in den Details der Bilder zu berichten (Stöttinger et al., 2014) oder die Objekte zu benennen, sofern diese in zufälliger Reihenfolge präsentiert werden (Stöttinger et al., 2018). Bei gesunden Erwachsenen bewirkt eine graduelle Vorgabe der Bilder hingegen, dass das zweite Objekt tendenziell öfter berichtet wird als bei der Vorgabe in zufälliger Reihenfolge (Stöttinger et al., 2018). Es wird davon ausgegangen, dass ein globaler Verarbeitungsstil eine große Rolle dabei spielt graduelle Veränderungen bei Objekten zu erfassen. Insbesondere, wenn ein Objekt sich schrittweise in ein anderes Objekt verwandelt (Stöttinger et al., 2014, 2018). In ihrer aktuellen Studie stellen Stöttinger et al. fest, dass die Performance von RBD Patienten in graduellen Bildermorphing Aufgaben derer von Kindern gleicht (Stöttinger & Priewasser, under review). Hierfür stellen sie die Hypothese auf, dass die schlechtere Performance daran liegen könnte, dass sowohl Kinder als auch RBD Patienten einen lokalen Verarbeitungsstil aufweisen. Frühere Forschung konnte bereits zeigen, dass bei Kindern im Alter von 3 Jahren ein lokaler Verarbeitungsstil dominiert und Präferenzen für einen globalen Verarbeitungsstil erst ab dem 5. Lebensjahr auftauchen (Vinter, Puspitawati, Witt, 2010). Die Spezialisierung in globaler Verarbeitung innerhalb der rechten Gehirnhälfte sei bei Kindern noch nicht entwickelt und bei RBD Patienten eingeschränkt (Stöttinger & Priewasser, under review). Deutliche Leistungsunterschiede zeigen sich allerdinge auch im Vergleich zwischen gesunden Erwachsenen (Stöttinger et al., 2018). Diese Unterschiede könnten möglicherweise durch die Variabilität der Verarbeitungstendenz erklärt werden. Um dem nachzugehen, widmet sich die vorliegende Studie der Untersuchung des Zusammenhanges zwischen globaler/lokaler Verarbeitung und der Performance bei der Bildermorphing Aufgabe im Rahmen eines Korrelationsdesigns. Hierbei wurde die Bildermorphing Aufgabe sowohl graduell als auch in zufälliger Reihenfolge präsentiert. Es wird erwartet, dass Probanden, die eine Tendenz zu globaler Verarbeitung aufweisen, eine bessere Performance bei der graduellen Vorgabe von Bildermorphing Aufgabe zeigen als Probanden, welche eine Tendenz zu lokaler Verarbeitung aufweisen. Sofern die Annahme korrekt ist, dass der fehlende globale Verarbeitungsstil die schlechtere Performance von Patienten mit Schäden in der rechten Gehirnhälfte erklärt, dürfte der Verarbeitungsstil bei gesunden Erwachsenen keine signifikanten Auswirkungen auf die Performance bei der Darbietung der Bilder in zufälliger Reihenfolge haben, da Patienten mit Schäden in der rechten Gehirnhälfte bei dieser Bedingung in der Studie von Stöttinger et al. (2018) keine Beeinträchtigung aufwiesen. Es wird also erwartet, dass der Verarbeitungsstil keine Auswirkungen auf die zufällige Bedingung der Bildermorphing Aufgabe hat. Um besagte Zusammenhänge zu überprüfen, wurde eine Online-Studie an gesunden Erwachsenen durchgeführt. Hierbei wurde den Probanden eine Bildermorphing Aufgabe gestellt, welche aus 8 Sets zu je 15 Bildern bestand (Siehe Abbildung 1). Die Hälfte der Bilderserien wurde graduell dargeboten, während die andere Hälfte in zufälliger Reihenfolge präsentiert wurde. Zusätzlich wurde die Tendenz zu globaler/lokaler Verarbeitung erhoben, indem den Probanden Bilder nach dem Vorbild von Dale & Arnell (2013) präsentiert wurden, die aus drei Figuren bestanden, welche wiederum aus anderen, kleineren Figuren bestanden (siehe Abbildung 2). Sie sollten dann die bewerten, welche von zwei Figuren der dritten am ähnlichsten ist. Dies konnte dabei entweder nur global, nur lokal oder sowohl global als auch lokal bewertet werden. Es wurden bewusst keine Navon Stimuli verwendet, da Dale und Arnell zeigen konnten, dass die Retest-Reliabilität der Navon Stimuli-Messungen entgegen der hier verwendeten Methode sehr gering ist (Dale & Arnell, 2013).

Methoden

Versuchspersonen

Versuchspersonen für unsere Studie sollten zwischen 18 und 60 Jahren alt sein und Deutsch als Muttersprache aufweisen. 11 Personen, die den Fragebogen nicht vollständig bearbeitet hatten, wurden ausgeschlossen. Eine Person wurde mit einem Alter von 71 Jahren ausgeschlossen, da sie das Maximalalter für unsere Studie überschritt. Damit verblieben von ursprünglich 62 Teilnehmern 50 gesunde Erwachsene zwischen 18 und 55 Jahren (22 männlich, 28 weiblich, durchschnittliches Alter= 28.42 Jahre, SD= 9.37). Alle Teilnehmer stammten entweder aus Deutschland oder aus Österreich und wurden über die sozialen Netzwerke der Versuchsleitung rekrutiert, wobei abgesehen von der Anwendung der genannten Ausschlusskriterien keine bewusste Selektion anhand anderer Charakteristika erfolgte. Für die Teilnahme erhielten Studenten der Universität Salzburg 0,5 Versuchspersonenstunden. Unter allen Teilnehmern wurde als zusätzlicher Anreiz ein Gutschein von Amazon im Wert von 20€ verlost. Alle Teilnehmer stimmten zu Beginn der Studie den Versuchsbedingungen und der Datenschutzerklärung zu.

Stimuliund Design

Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen eines Online-Fragebogens, der mit Hilfe des Browserprogramms Limesurvey erstellt wurde. Hierbei wurden den Teilnehmern zwei Aufgabentypen präsentiert. Die erste war die Bildermorphing Aufgabe (Siehe Abbildung 1). Diese bestand aus 8 Bilderserien, die aus derselben Sammlung stammten, wie die Bilderserien in den Studien von Stöttinger et al. (2016; 2018; under review; https://osf.io/7sqjy), wobei jeweils 4 graduell und 4 in Zufälliger Reihenfolge präsentiert wurden. Die Teilnehmer wurden hierbei sequenziell einer von Vier Versionen des Fragebogens zugeordnet (Vp1= V1, Vp2= V3, Vp3= V3, Vp4= V4, Vp5= V1, …), um den Versuchsplan auszubalancieren und somit Reihenfolgeneffekte und Konfundierung durch die Zuordnung der Stimuli zu entweder der graduellen oder der zufälligen Bedingung auszuschließen. Teilnehmer in Version 1 und 3 bearbeiteten hierbei zuerst die graduelle Bedingung und dann die zufällige Bedingung, während Teilnehmer in Version 2 und 4 zuerst die zufällige und dann die graduelle Bedingung bearbeiteten. Diejenigen Bilderserien, welche bei den Versionen 1 und 2 in der graduellen Bedingung enthalten waren, wurden in Version 3 und 4 für die zufällige Bedingung verwendet und umgekehrt. Jede Bilderserie bestand aus insgesamt 17 Bildern. 15 Davon waren Teststimuli und 2 stammten aus anderen Bilderserien, die nicht als Teststimuli verwendet wurden, um zu überprüfen, ob die Probanden die Aufgaben ordentlich bearbeiteten. Diese wurden jeweils nach dem dritten und nach dem zwölften Bild präsentiert. Alle Bilder hatten eine Größe von 316x316 Pixeln und wurden einzeln auf weißem Hintergrund präsentiert. In der graduellen Bedingung verwandelte sich ein allgemein bekanntes Objekt über 15 Bilder hinweg in ein anderes Objekt (z.B. Hai zu Flugzeug). In der zufälligen Bedingung wurden die Bildersets zufällig zu 4 neuen Sets mit jeweils wieder 15 (+2) Bildern zugeordnet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 (vgl. Stoettinger et al., 2018).

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Details

Titel
Lost in Detail? Der Einfluss von globaler Verarbeitungstendenz auf die Wahrnehmung gradueller Veränderungen bei der Bildermorphing Aufgabe
Hochschule
Universität Salzburg
Veranstaltung
Empirisches Seminar
Note
2,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
18
Katalognummer
V732620
ISBN (eBook)
9783346188052
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Fragestellung, welche in dieser Arbeit behandelt wird, stammt von Dr. Stöttinger, welche an der Universität Salzburg tätig ist. Die Datenerhebung und Durchführung der Studie war eine Gruppenarbeit. Die Ausarbeitung stellt eine Eigenleistung des Autors dar.
Schlagworte
Wissenschaftliche Arbeit, Empirisch, Seminar, Seminararbeit, empirische Arbeit, Bildermorphing, Verarbeitungsstil, Studie
Arbeit zitieren
Marc Zintgraf (Autor:in), 2020, Lost in Detail? Der Einfluss von globaler Verarbeitungstendenz auf die Wahrnehmung gradueller Veränderungen bei der Bildermorphing Aufgabe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/732620

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