Da das Gespräch einen komplexen Interaktionsprozess darstellt, betrachtet die Dialog-linguistik meist nicht nur die einzelnen isolierten, kontextfreien Äußerungen, sondern Gesprächssequenzen, also die Einheiten eines Gesprächs, die sich aus einander bedingenden und aufeinander bezogenen Gesprächsschritten zusammensetzen. Diese Gesprächssequenzen bilden die nächsthöhere strukturelle Einheit nach Gesprächsschritten und gehören somit nach den Kategorien von Henne/ Rehbock zur mittleren Ebene des Gesprächs.
Die Sequenzstruktur bzw. sequentielle Ordnung - der prinzipielle Paarcharakter von Gesprächsbeiträgen - ist ein spezifisches Merkmal des Dialogs: Turns haben einen Bezug zum vorangegangenen und zum folgenden Turn und bilden so Sequenzen.
Manche Sequenzen, v. a. der Gesprächseröffnungs- und Beendigungsphase, sind stark ritualisiert , andere eröffnen hingegen Handlungsalternativen.
Gesprächssequenzen lassen sich auf mehreren sprachtheoretischen Ebenen beschreiben, wie u. a. kommunikativ-pragmatisch, semantisch-thematisch und grammatisch-syntaktisch. Nach Betrachtungen zu Initiierung, Respondierung, Sequenzmustern wie der Paarsequenz, sowie deren inhaltliche, beziehungsrelevante und grammatische Verknüpfungen im Allgemeinen sollen anschließend die Erkenntnisse aus der Alltagskommunikation zu Gesprächssequenzen speziell für die medizinische Arzt-Patienten-Interaktion abstrahiert und exemplarisch an den typischen Frage-Antwort-Sequenzen in einem anamnestischen Gespräch im Krankenhaus untersucht werden. Vor allem die institutionelle Prägung dieses Fachkommunikationstyps als auch die Strategien der Dialogsteuerung durch das ärztliche Fragen werden hierbei erhellt.
Inhaltsverzeichnis
- Zum Verhältnis benachbarter Gesprächsbeiträge
- Zur generellen Problematik der Gesprächssequenzen
- Zum kommunikativen Status einzelner Gesprächsbeiträge: Initiierung vs. Respondierung
- Die Gesprächssequenz als kommunikativ-funktionale Einheit: Paarsequenzen, bedingte Relevanz, Sequenzmuster
- Zur inhaltlichen Verknüpfung von Gesprächsbeiträgen: Responsivität und Themenentfaltung
- Zur interaktiven Funktion von Gesprächssequenzen
- Zur grammatischen Verknüpfung von Gesprächsbeiträgen
- Gesprächssequenzen im Arzt-Patienten-Gespräch
- Zur generellen Problematik medizinischer Kommunikation
- Die Anamnese – ein verhinderter Dialog?
- Ein alltäglicher Fall - Gesprächsanalyse einer Anamnese
- Erklärungsansätze des Redeverhaltens von Arzt und Patient
- Alltagskommunikation vs. Arzt-Patienten-Kommunikation (?)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Analyse von Gesprächssequenzen, insbesondere in der medizinischen Arzt-Patienten-Kommunikation, wobei der Fokus auf der Anamnese liegt. Die Untersuchung analysiert das Verhältnis benachbarter Gesprächsbeiträge und untersucht die Problematik von Gesprächssequenzen in Bezug auf Initiierung, Respondierung, Paarsequenzen und bedingte Relevanz. Ziel ist es, die sequentielle Ordnung von Gesprächsbeiträgen in einem anamnestischen Gespräch zu beleuchten und Unterschiede zwischen Alltags- und Arzt-Patienten-Kommunikation aufzuzeigen.
- Sequentielle Ordnung von Gesprächsbeiträgen
- Initiierung und Respondierung in Gesprächssequenzen
- Paarsequenzen als kommunikativ-funktionale Einheit
- Anamnese als Beispiel für ein medizinisches Gespräch
- Vergleich von Alltags- und Arzt-Patienten-Kommunikation
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Zum Verhältnis benachbarter Gesprächsbeiträge: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Gesprächssequenzen ein und erläutert die Bedeutung des sequentiellen Charakters von Gesprächsbeiträgen.
- Kapitel 2: Zur generellen Problematik der Gesprächssequenzen: Dieses Kapitel betrachtet die strukturellen Eigenschaften von Gesprächssequenzen, insbesondere die Unterscheidung zwischen initiierenden und respondierenden Akten, sowie die Konzepte der bedingten Relevanz und der Paarsequenz.
- Kapitel 3: Gesprächssequenzen im Arzt-Patienten-Gespräch: Dieses Kapitel fokussiert auf die Besonderheiten der Arzt-Patienten-Kommunikation, insbesondere die Herausforderungen der Anamnese als Beispiel für ein medizinisches Gespräch.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Gesprächssequenzen, Initiierung, Respondierung, Paarsequenzen, bedingte Relevanz, Anamnese, Arzt-Patienten-Kommunikation und medizinische Kommunikation. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Analyse von Gesprächssequenzen und der Interaktion zwischen Arzt und Patient in einem anamnestischen Gespräch. Die Arbeit beleuchtet dabei die Besonderheiten der medizinischen Kommunikation und die Bedeutung der sequentiellen Ordnung von Gesprächsbeiträgen.
- Arbeit zitieren
- Anne-Katrin Otto (Autor:in), 2007, Gesprächssequenezen, mit besonderer Berücksichtigung von Frage-Antwort-Sequenzen im Anamnesegespräch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73301