Homosexualität ethisch-religiös betrachtet (Trutz Rendtorff)


Hausarbeit, 2006

15 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1 Homosexualität und Ethik
2.1.1 Einordnung des Themas in das Gesamtwerk „Ethik“
2.1.2 Ebene der Konfliktbetrachtung
2.1.3 Homosexuelle Beziehung gleichwertig mit heterosexueller Ehe?
2.1.4 Toleranz
2.1.5 Gründe für die Entstehung von Homosexualität (nach Freud)
2.2 Homosexualität und Kirche
2.2.1 Homosexualität in der Bibel
2.2.2 Ehe von homosexuellen Paaren
2.2.3 Homosexualität und Pfarramt

3. Kritische Würdigung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Folgenden werde ich Trutz Rendtorffs Argumentation zum Thema „Homosexualität“ darlegen und diskutieren.

Zuerst beleuchte ich, an welcher Stelle Trutz Rendtorff das Thema Homosexualität in seinem Ethikband behandelt und warum er es an dieser Stelle tut.

Anschließend betrachte ich die Frage, in welcher Ebene man den Konflikt der Homosexualität betrachten muss.

Danach gehe ich auf den laut Rendtorff tatsächlichen Konfliktgegenstand ein. Dieser ist die Frage, ob eine homosexuelle Beziehung mit einer Ehe gleichzustellen ist.

Des Weiteren gehe ich der Fragestellung nach, welche Form von Toleranz homosexuellen Menschen entgegengebracht werden sollte.

Um den Ursachen für Homosexualität auf den Grund gehen zu können, beleuchte ich Freunds Theorien zu dem Thema.

Da Trutz Rendtorff evangelischer Ethiker ist und sich somit in seiner Argumentation auf die Bibel stützt, halte ich es für sinnvoll zum einen zu betrachten, was in der Bibel zum Thema Homosexualität steht und welche Stellung die evangelische Kirche zu dem Thema einnimmt.

Zum zweiten Punkt habe ich im Internet auf der offiziellen Homepage der evangelischen Kirche Deutschland Stellungnahmen zu Homosexualität allgemein und einigen speziellen Themen gefunden und beleuchtet.

Zum Schluss des Hauptteils gehe ich auf den Konflikt „Homosexualität und Pfarrerberuf“ ein.

Die gesamte Arbeit stützt sich auf Trutz Rendtorffs „Ethik“ und auf einen Artikel Rendtorffs, der 1994 unter dem Titel „Homosexualität und Pfarrerberuf“ in der Zeitschrift für evangelische Ethik erschienen ist und verschiedene Stellungnahmen der evangelischen Kirche zum Thema Homosexualität.

Abschließend werde ich die Argumentation kritisch würdigen, wobei ich mich auf die drei wichtigsten Punkte beschränke, denn wenn ich alles ausführen würde, was ich eher kritisch betrachte, würde die kritische Würdigung den Rahmen deutlich sprengen.

2. Hauptteil

2.1 Homosexualität und Ethik

2.1.1 Einordnung des Themas in das Gesamtwerk „Ethik“

Rendtorff behandelt das Thema Homosexualität in seinen Konkretionen der Ethik.

Unter Konkretionen versteht man Vergegenständlichungen von etwas.

Methodischer Leitfaden der Konkretionen sind die drei Grundelemente der ethischen Lebenswirklichkeit aus seinem ersten Band: das Gegebensein des Lebens, das Geben des Lebens und die Reflexivität des Lebens.

Diese drei Grundelemente sind jeweils untergliedert in die Gebotsethik (gebotenes Handeln), die Verantwortungsethik (selbstverantwortliche Lebensführung) und die Rechtfertigung des Handelns (Prüfung und Kritik der Ziele des Handelns).

Die jeweiligen Konkretionen werden unter den verschiedenen Unterpunkten behandelt.[1]

Nachdem Rendtorff in seinem ersten Band die theoretische Grundlage geschaffen hat, geht es in den Konkretionen des zweiten Bandes nun um die Anwendung des ethischen Grundwissens auf konkrete Bereiche des menschlichen Lebens. Man könnte diesen Teil auch salopp als praktischen Ratgeber für das alltägliche Leben bezeichnen.

Rendtorff behandelt die fünf Bereiche Ehe und Familie; Politik; Wirtschaft; Kultur und Religion.

Das Thema Homosexualität fasst Rendtorff im Bereich Ehe und Familie ab; genauer unter den Ehezielen.

Er behandelt das Thema Homosexualität an dieser Stelle, weil die Ehe ist für Rendtorff die exemplarische Lebensgemeinschaft ist, zu der es keine Alternativen gibt. Alle anderen Lebensformen weichen von seiner Norm ab, so auch die homosexuelle Beziehung. Die Ehe ist die elementarste Lebensform, da wir ihr alle unser Leben verdanken. Ohne die Beziehung zwischen Mann und Frau würde das menschliche Leben auf der Erde aussterben.[2]

Die Ehe im ethischen Grundsinn ist nach Rendtorff: „eine Lebensgemeinschaft, in der Menschen vermittels der Beziehung des Mannes zur Frau und der Frau zum Manne an einer Wirklichkeit gemeinsamen Lebens Anteil gewinnen, die keiner für sich selbst alleine hat und haben kann und die keinem für sich selbst und alleine zur Verfügung steht.“[3]

2.1.2 Ebene der Konfliktbetrachtung

Trutz Rendtorff diskutiert die Frage, in welcher Ebene man den Konflikt der Homosexualität betrachten muss.

Allgemein wird dieser Konflikt zum Problem der Gesellschaft gezählt. Geht es in öffentlichen Diskussionen um Homosexualität als Kontroverse, bezieht sich diese meist auf die Diskriminierung Homosexueller. Auch im 21. Jahrhundert haben viele Homosexuelle je nach Region starke Probleme ihre sexuelle Neigung ausleben zu können. Gerade deswegen werden laufend Proteste laut, in denen mehr Akzeptanz für die Lebensform Homosexueller gefordert wird. Sowohl von Homosexuellen selber, als auch von Menschen, die sich mit Homosexuellen solidarisieren.

Rendtorff hingegen hält Homosexualität für ein Problem individueller Lebensführung. Er begründet dies damit, dass es nicht die Aufgabe der Ethik ist, Homosexualität als eigene Beziehungsform anzuerkennen. Ethik hat den Auftrag, den homosexuellen Menschen in seinen individuellen Problemen ernst zu nehmen und seelsorgerisch zu unterstützen.

Eine generelle Anerkennung der Homosexualität als eigene Beziehungsform könne nicht im Sinne homosexueller Menschen sein, da man ihnen damit die individuellen Lebensprobleme aberkennen würde.

Jede gesellschaftlich anerkannte Lebensform ist gleichzeitig mit Erwartungen von außen und von den Partnern selber an die Beziehung verbunden.

Von der Gesellschaft wird von der Ehe zum Beispiel erwartet, dass sie ein Leben lang besteht, dass die Ehepartner monogam leben usw.

Würde Homosexualität als eigene Lebensform anerkannt, wären damit auch diese Erwartungen an die homosexuellen Beziehungen verbunden.

Die Erwartungen, die Homosexuelle selber an die Beziehung stellen würden, würden wie die Erwartungen an die Lebensform Ehe konkret in den Erwartungen, die der einzelne Ehepartner an die Ehe stellt.

Diese Erwartungen hängen ab von den Erfahrungen, die beide Ehepartner unabhängig voneinander in ihrem bisherigen Leben gemacht haben und durch welches Umfeld sie geprägt worden sind.[4]

In der Ehe wird der Ehepartner Stellvertreter für diese Erwartungen.

Damit die Erwartungen erfüllt werden können, müssen sie zur geistigen Annahme der Eheleute umgeformt werden; sie sollen sich nicht zwischen die Eheleute stellen.

Es geht dabei vor allem um sexuelle Erwartungen, denn es ist in den letzten Jahren eine sexuelle Norm entstanden, die dazu führt, dass Menschen ständig auf der Suche nach fremdem Glück und nicht mehr über Jahre mit einem einzigen Partner glücklich sind.

Diese Erwartungen können Homosexuelle laut Rendtorff jedoch nicht erfüllen.

Somit ist Homosexualität für Rendtorff nicht auf gesellschaftlicher, sondern auf individueller Ebene zu betrachten.[5]

2.1.3 Homosexuelle Beziehung gleichwertig mit heterosexueller Ehe?

Der tatsächliche Konfliktgegenstand ist die Frage, ob eine homosexuelle Beziehung mit einer Ehe zwischen heterosexuellen Partnern gleichzusetzen ist.

Die Voraussetzung zur Gleichsetzung beider Beziehungen ist, dass sich die homosexuelle Beziehung an den Maßstäben der Ehe messen lässt.

Zu dieser Frage deutet Rendtorff zwei Argumente an.

Zum einen sei es statistisch betrachtet nicht der Fall, dass eine homosexuelle Beziehung dieselben Kriterien erfüllt wie eine Ehe. Hauptkriterium einer Ehe ist, dass sie als Lebensgemeinschaft auf die Dauer des gesamten Lebens ausgelegt ist und in der Realität auch so lange besteht. Statistisch betrachtet ist trifft das laut Rendtorff in homosexuellen Beziehungen allerdings nicht zu.

Bei dieser Argumentation sollte Rendtorff bedenken, dass es seit 1955 eine fast stetige Zunahme der Scheidungsrate in Deutschland gibt.

1955 lag die Scheidungsrate in Deutschland bei 74 013 gerichtlichen Ehescheidungen, im Erscheinungsjahr des Buches 1981 bei 158 087[6].

Das kann man nicht als positive Entwicklung bezeichnen, so dass man diesen Punkt nicht als Maßstab für eine homosexuelle Beziehung setzen sollte.

Eine Nachfrage beim statistischen Bundesamt ergab, dass es keine offiziellen Statistiken über die Trennungen homosexueller Beziehungen gibt.

Deswegen kann man nicht sagen, dass eine homosexuelle Beziehung diese Standards nicht erfüllt. Um dies behaupten zu können, sollte man exakte Zahlen zum direkten Vergleich vorliegen haben.

Zum anderen fragt er, ob Homosexualität als Grundstruktur des Lebens anerkannt werden kann. Hierzu gibt es keine Antwort oder weitere Begründung.

Rendtorff führt beide der angedeuteten Argumente nicht weit reichend aus. Plötzlich kommt er zu dem Schluss: “Von daher sprechen alle Gründe dagegen, die Homosexualität in den Rang einer eigenen Lebensform zu erheben.“[7]

Seine Argumentation ist an dieser Stelle völlig unschlüssig und für den Leser kaum nachzuvollziehen.

Seine Überlegung ist, ob „Homosexualität in einem erkennbar überindividuellen Sinne als eine Grundstruktur des Lebens ausgewiesen werden kann.“[8]

Dazu betrachte ich im Folgenden die Eigenschaften der Grundstruktur Ehe, um dort genauer vergleichen zu können.

Rendtorff setzt im vorausgehenden Text selber verschiedene Maßstäbe einer Ehe.

Hierzu betrachte ich zuerst noch einmal die Definition der Ehe im ethischen Grundsinn nach Rendtorff.

Die Ehe im ethischen Grundsinn ist: „eine Lebensgemeinschaft, in der Menschen vermittels der Beziehung des Mannes zur Frau und der Frau zum Manne an einer Wirklichkeit gemeinsamen Lebens Anteil gewinnen, die keiner für sich selbst alleine hat und haben kann und die keinem für sich selbst und alleine zur Verfügung steht.“[9]

Abgesehen davon, dass hier die Partner nicht als gleichgeschlechtlich definiert werden, würde eine Beziehung zwischen homosexuellen Menschen denselben Maßstab erfüllen können, denn der Rest ist abhängig von den Charaktereigenschaften eines Menschen, nicht von seinem Geschlecht.

Die Definition einer gleichgeschlechtlichen Beziehung könnte prinzipiell fast identisch lauten.

Auch in einer homosexuellen Beziehung „gehört“ diese keinem der beiden Partner, da auch hier beide an ihr partizipieren.[10]

[...]


[1] Rendtorff, Ethik II, Seite 9

[2] ebenda, Seite 15 f.

[3] Vgl. ebenda, Seite 16

[4] ebenda, Seite 65

[5] ebenda, Seite 66

[6] Tabelle des Statistischen Bundesamtes – siehe Anhang

[7] Vgl. Rendtorff, Ethik II, Seite 70

[8] Vgl. ebenda, Seite 70

[9] Vgl. ebenda, Seite 16

[10] ebenda, Seite 16

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Homosexualität ethisch-religiös betrachtet (Trutz Rendtorff)
Hochschule
Universität Münster  (ev. Theologie)
Veranstaltung
Seminar Trutz Rendtorff
Note
2,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
15
Katalognummer
V73365
ISBN (eBook)
9783638741262
Dateigröße
458 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Homosexualität, Rendtorff), Seminar, Trutz, Rendtorff
Arbeit zitieren
Katja Bruckhaus (Autor:in), 2006, Homosexualität ethisch-religiös betrachtet (Trutz Rendtorff), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73365

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