Harry Potter im Englischunterricht


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

30 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Theoretische Grundlagen der literarischen Textarbeit
2.1 Die Bedeutung von Texten im Fremdsprachenunterricht
2.2 Die Aufwertung der Jugendbücher

3. Der Roman „Harry Potter and the Philosopher’s Stone“
3.1 Sachanalyse
3.2 Didaktische Vorüberlegungen
3.2.1 Pädagogische Voraussetzungen
3.2.2 Didaktische Analyse und Zielsetzung
3.3 Unterrichtskonzeption
3.3.1 Stundenskizze
3.3.2 Didaktisch-methodische Begründung

4. Schlussbemerkung und Ausblick

5. Anhang
5.1 Der Text
5.2 Bilder zum Einstieg

6. Literaturverzeichnis
6.1 Primärliteratur
6.2 Sekundärliteratur
6.3 Internet

1. Einführung

„Harry Potter“ – ein literarisches Phänomen, das seit einigen Jahren die Welt erobert. So könnte man den Erfolg der Bücher von Joanne K. Rowling bezeichnen. Beinahe jeden Tag erscheint eine Schlagzeile über den Zauberer. Es hat sich ein richtiger Harry Potter – Fankult entwickelt, der nicht nur Kinder sondern auch Erwachsene zu treuen Anhängern der Zauberwelt werden lässt. Die Erzählungen werden in mehr als 60 Sprachen übersetzt und der vierte Film ist in Vorbereitung.

Die Romane sind inzwischen zu den bekanntesten Werken der modernen Populärliteratur zu zählen. Besonders auffällig dabei ist, dass sehr viele Menschen die Erzählungen in der Originalsprache Englisch lesen. Dies ist vor allem bei den Jugendlichen bemerkenswert, denn durch ihren Umfang sind die Bücher keine leichte Kost. Zudem muss man über ein breites Wissen über Lexeme aus der Zauberwelt verfügen, um die Schlüsselwörter zu verstehen.

Doch was macht „Harry Potter“ so besonders? Es ist die Mischung aus verschiedenen Genres, die eine enorme Spannung beim Leser erzeugt. So sind Elemente der Fantasy, des Märchens, eines Krimis oder auch einer Internatsgeschichte darin zu finden. Der Autorin ist eine außergewöhnliche Erzählung gelungen.

Bedingt durch dieses Potential an Themen und die Beliebtheit der Romane ist der Gedanke nicht fern, geeignete Textstellen oder Einzelbände auch im fremdsprachlichen Literaturunterricht zu verwenden. Es bieten sich dabei verschiedene Möglichkeiten der unterrichtlichen Gestaltung.

Im ersten Teil dieser Arbeit soll jedoch zunächst die allgemeine Bedeutung der Literatur im Fremdsprachenunterricht dargestellt und auf die Rolle des Jugendromans verwiesen werden. In der zweiten Hälfte soll ein Unterrichtskonzept für „Harry Potter and the Philosopher’s Stone“ entworfen werden. Dabei soll der Text nach einer sachlichen Analyse auf seine didaktische Eignung überprüft werden. Abschließend soll eine exemplarische Unterrichtsstunde erstellt werden.

2. Theoretische Grundlagen der literarischen Textarbeit

2.1 Die Bedeutung von Texten im Fremdsprachenunterricht

Von Anfang an hat es in der Fachwelt unterschiedliche Auffassungen darüber gegeben, ob und wie literarische Texte im fremdsprachlichen Unterricht eingesetzt werden sollen und welcher Zweck mit ihnen verfolgt werden kann. Die verschiedenen Ansätze sollen im Folgenden kurz vorgestellt und auf ihre Zielsetzung untersucht werden.

Am Beginn der Überlegungen muss geklärt werden, weshalb die literarische Textarbeit für den Fremdsprachenunterricht trotz der Tatsache, dass die Hauptintention beim Fremdsprachenerwerb das Erlernen der Sprache und die Verbesserung der Sprechfertigkeit des Lernenden ist, so bedeutungsvoll ist. Das Problem beim Sprachunterricht ist jedoch, dass „lebensweltliches Sprechen eingebunden in einen Situations- und Handlungsrahmen ist, der der Sprache [...] ihre jeweilige Bedeutung gibt.“[1] Im Unterricht wird es nie gelingen, diesen reellen Kontext im Klassenraum herzustellen, sodass die Schüler keine Möglichkeit haben, sich in die Sprechwirklichkeit der Fremdsprache hineinzuversetzen. Durch die literarischen Texte wird dies leichter, denn die Sprache der Literatur spiegelt die zielsprachliche Realität wieder. Somit kommt der Literatur eine enorme Aufgabe zu; denn durch sie können die Lernenden noch näher an die ihnen unbekannte Sprache herangeführt werden.

Diese Idee wurde bereits früh in die Fremdsprachendidaktik integriert. Es entwickelte sich jedoch bis Ende der 60er Jahre eine Tendenz, in der „formale Geistesbildung durch die Lektüre hoher Literatur [...] als Ziel des Unterrichts gesehen [wurde]“[2]. Der Unterricht diente der Vermittlung von Analysefertigkeiten und ästhetischer Bildung, während der Sprachunterricht vollkommen losgelöst vollzogen wurde. Aus diesem Grund schmälerte sich die Bedeutung von Literatur für einen effektiven Unterricht und verlor an Stellenwert.

Als Reaktion auf diese Zweiteilung entwickelten sich Forderungen nach einer engeren Verbindung von Sprachfertigkeit und Textverstehen. Literarische Texte sollten nicht mehr isoliert betrachtet werden, sondern die Schüler anregen, sich in der fremden Sprache auszudrücken. Bei einer gemeinsamen Textdeutung im Unterricht können so mehrere Ziele erreicht werden. Die Lernenden analysieren die Texte nicht mehr starr nach bestimmten Prinzipien, sondern schulen ihr subjektives Textverständnis. Dazu kommt, dass sie Literatur als lebensnahe Sprachverwendung erleben und Anreize erhalten, sich selbst in verschiedenen Gesprächssituationen zu verständigen. Diese Ziele werden sowohl durch die Rezeptionstheorie als auch die Hermeneutik bestätigt. Beide verlangen die Lektüre auf ihre Sachaussage und den Sinn hin zu lesen, genauer gesagt, den Text zu verstehen und sich in ihn hineinzudenken. Erst dadurch können auch textdeutende Gespräche zu Stande kommen, die auf geschickte Weise Literatur und Gesprächssituation miteinander verbinden.

Diese Aufwertung der literarischen Texte in ihrer Bedeutung für den Fremdsprachenunterricht hat bis heute angehalten. Ohne eine Vielzahl an fremdsprachlichen Texten findet kein Unterricht mehr statt. Dennoch haben sich auch diese Ideen weiterentwickelt und die traditionelle Textanalyse wird durch neuartige, vor allem produktionsorientierte, Verfahren ergänzt. Sie kennzeichnen sich besonders dadurch, dass sie „den Akzent vom Text auf die Lernenden verlagern und sie zum Vollzug kreativer Aktivitäten anregen“[3].

Dadurch hat sich auch die Zielsetzung des Literaturunterrichts verändert. Neben den bereits bekannten Zielen wie Sprachfähigkeit und Wissensvermittlung wird auch immer mehr Wert auf grundlegende Fertigkeiten wie Empathie und interkulturelle Kompetenz gelegt. Diese werden besonders vor dem Hintergrund des hermeneutischen Verstehensbegriff[4] erschlossen. So kann gegenseitiges Verständnis zweier Kommunikationspartner nur durch eine wechselseitige Perspektivenübernahme funktionieren. Durch eine Beschäftigung mit Literatur sind die Schüler dazu gezwungen, indem sie sich in die Texte hineindenken. So werden die neuartigen Lernziele auf unmerkliche Weise erreicht.

Die Stellung fiktionaler Texte wurde damit nochmals gestärkt, sodass ein guter Sprachunterricht immer die Beschäftigung mit Literatur enthalten sollte. Besonders effektiv ist die Lektüre ganzer Romane, denn diese bieten durch ihren Umfang und ihre authentischen Großkontexte eine Vielzahl an Themen an. Zudem fördern sie den Lesewillen der Schüler, denn sie regen mit ihren spannenden Erzählungen deren Fantasie an und haben auf Grund ihrer Figuren ein großes Identifikationspotential. Die fremdsprachigen Geschichten erlauben es den Lesern, ein weiterreichendes Verständnis für die unbekannte Sprache zu entwickeln. Des Weiteren kann durch eine geeignete Auswahl der Bücher den Interessenslagen der Schüler entsprochen werden, um deren Lesemotivation zu steigern.

Dennoch müssen die Lektüren gut ausgewählt werden, denn durch eine Überforderung der Lernenden kann es passieren, dass diese von weiteren fremdsprachlichen Büchern abgeschreckt werden. Außerdem wird durch den Umfang der Romane oftmals eine Reduktion der Textarbeit notwendig, da ansonsten die Ziele des Unterrichts verfehlt werden könnten.

Abschließend ist festzustellen, dass der Einsatz von literarischen Texten im Unterricht an enormer Bedeutung gewonnen hat. Die Gründe dafür sind in den bereits oben entwickelten Theorien der Rezeption und des hermeneutischen Verständnisbegriffs zu finden. Letztendlich können durch die Textarbeit viele verschiedene Lernziele erfüllt werden, sodass diese ideal für den Fremdsprachunterricht erscheint.

2.2 Die Aufwertung der Jugendbücher

In den letzten Jahren war eine Besonderheit bei der Klassenlektüre im Fremdsprachenunterricht zu beobachten. Neben den konventionellen Romanen wurden vor allem in der unteren Mittelstufe immer häufiger englische Jugendbücher im Unterricht verwendet. Diese Entwicklung hat vielfältige Ursachen.

Die modernen Jugendbücher durchlebten eine Verwandlung in Bezug auf ihre Themen und Intentionen. Die dargestellte Wirklichkeit ist problembeladen, der Schonraum Kindheit existiert nicht mehr. Dadurch wurden die Werke den Erwachsenenbüchern immer ähnlicher. Zudem haben Jugendbücher, die in ihrem Herkunftsland sehr beliebt waren, oftmals auch einen großen Erfolg als Klassenlektüre. Die Faktoren dafür sind unterschiedlich. Ein populärer Jugendroman wird oftmals von starken Gefühlen und Humor beherrscht, die zusammen mit einem spannenden Aufbau die Kinder fesseln. Zusätzlich bieten diese Bücher die Möglichkeit, sich mit den Protagonisten zu identifizieren oder Stereotypen kennen zu lernen. Dies ist bei normalen Romanen selten der Fall.

Ein weiterer Vorteil ist die einfachere Sprache der Jugendbücher, was gerade den Fremdsprachenlernern sehr entgegen kommt. Die kindgerechte Sprache erleichtert auch die Lektüre als Ganzschrift und nimmt die Angst vor einem langen Text in der fremden Sprache.

Der Einsatz dieser Romane kann verschiedene Ziele haben. Die Bücher eignen sich oftmals besonders für den Landeskundeunterricht oder für das Lernziel „interkulturelle Kompetenz“. Durch die Probleme der jugendlichen Figuren werden die Schüler zudem in die Lebensweise der Jugendlichen in einem fremden Land eingebunden und vertiefen somit ihr soziales Verständnis. Weiterhin wird den Rezipienten ein individuelles Leseerlebnis ermöglicht, das am Anfang des Weges zur Textanalyse in der Oberstufe steht. Die Kinder werden in die Lektüre einer Ganzschrift eingeführt, ohne sie mit zu anspruchsvollen Werken zu überfordern.

Dennoch ist auch hier eine sorgsame Auswahl unerlässlich. Es ist nicht jedes Kinderbuch gut geeignet, sei es, dass die Sprache zu umgangssprachlich ist, sei es, dass die Qualität anzuzweifeln ist. Ein weiteres Problem tritt auf, wenn die Bücher bereits in Deutsch gelesen wurden und der Klasse bekannt sind.

Generell sind Jugendbücher für eine effektive Textarbeit als Hinführung zur intensiven Textanalyse oder der Lektüre einer Ganzschrift sehr gut geeignet. Sie motivieren mit ihren zwar häufig schwierigen Themen und modernen Darstellungsweisen die Schüler zu einem produktionsorientierten Umgang und ermöglichen einen tieferen Einstieg in die fremde Sprache.

Im folgenden Abschnitt soll nun, basierend auf den eben entwickelten didaktischen Theorien, ein konkretes unterrichtliches Konzept entworfen werden. Dies geschieht am Beispiel der sehr populären „Harry Potter“ – Romane von Joanne Kathleen Rowling.

[...]


[1] Brusch, Wilfried / Nissen, Rudolf, Hrsg. (1989), Romane im Englischunterricht – Literature in English Language Teaching, Hamburg: ELT Verlag GmbH, S. 9

[2] Ebd., S. 12

[3] Nünning, Ansgar (1997), „Literatur ist, wenn das Lesen wieder Spaß macht!“, In: Der Fremdsprachliche Unterricht - Englisch 27, S. 5

[4] Vgl. ebd., S. 10 und die verschiedenen Werke von Lothar Bredella.

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Harry Potter im Englischunterricht
Hochschule
Universität Passau
Note
2,0
Jahr
2006
Seiten
30
Katalognummer
V73400
ISBN (eBook)
9783638742535
Dateigröße
479 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
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Schlagworte
Harry, Potter, Englischunterricht
Arbeit zitieren
Anonym, 2006, Harry Potter im Englischunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73400

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