In dem Werk Hartmanns von Aue „Der arme Heinrich“ erkrankt die Hauptperson Heinrich an einer Krankheit. Heinrich lebt bis dahin als „der vollendetet Typus der höfischen Humanität, vom Glück verwöhnt, aber durch seine Qualitäten des Glückes wert“. Doch dieses Glück ist nicht von langer Dauer, denn schon bald erkrankt Heinrich am Aussatz. Neben den schweren körperlichen Leiden hat dieser auch den Ausschluss aus der Gesellschaft zu Folge. Der Aussatz ist im Mittelalter keine beliebige Krankheit, sondern schon in der Bibel als Zeichen der Strafe eines Sünders bekannt. Ist die Krankheit also eine Strafe Gottes für getane Sünde?
Dem gegenüber steht der Vergleich Hartmanns mit dem biblischen Hiob, der ebenfalls eine Krankheit erleiden musste, bei dem Gott diese jedoch nicht als Strafe sondern als Prüfung seines Gottesvertrauens aussetzte. Ist also auch bei Heinrich die Krankheit als Prüfung von Gott anzusehen?
Genau diese Aspekte sind Gegenstand meiner Hausarbeit. Es gilt zwei unterschiedliche Aspekte der Klärung der Begründung der Krankheit in „Der arme Heinrich“ aufzugreifen und zu erklären. „Gottes Hand treibt Heinrich ins Elend, das ist eindeutig ausgesprochen. Aber die innere Motivierung dieses göttlichen Zeichens fehlt noch. Es gibt hier nur Andeutungen, doch diese gehen nicht in eine einzige Richtung.“
Meine Fragen an den Text Hartmanns drehen sich um das Warum. Warum erkrankt Heinrich am Aussatz? Worin ist dieser begründet? Ist sie nun als Strafe Gottes für getane Sünde zu verstehen? Und wenn ja, worin besteht die Sünde? Oder ist der Aussatz als eine gestellte Prüfung Gottes zu sehen, wie sie schon bei Hiob in der Bibel vorkommt? Was sagt Hartmann im Text über diese Fragen aus? Und gibt es in diese Fragen prinzipiell ein Übereinkommen?
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DIE BEGRÜNDUNG DER KRANKHEIT
- Die Krankheit als Strafe
- Die Krankheit als Prüfung
- Zusammenfassung
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Begründung der Krankheit des armen Heinrich in Hartmanns von Aues gleichnamigem Werk. Die zentrale Fragestellung lautet, ob Heinrichs Aussatz als Strafe Gottes für eine begangene Sünde oder als eine von Gott gestellte Prüfung anzusehen ist.
- Analyse der Krankheitsursache im Kontext mittelalterlicher Denkweise
- Interpretation des Aussatzes als Strafe und Prüfung
- Untersuchung der möglichen Sünden Heinrichs
- Vergleich mit der biblischen Geschichte von Hiob
- Relevanz des Bußsakraments in der Argumentation
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Hausarbeit widmet sich der Einleitung. Hier wird der Kontext von Hartmanns „Armen Heinrich“ erläutert, die Krankheit des Protagonisten vorgestellt und die Forschungsfrage formuliert. Die Kapitel 2.1 und 2.2 untersuchen die Krankheit als Strafe Gottes und als Prüfung Gottes. Dabei werden entsprechende Textstellen aus dem Werk analysiert und mit wissenschaftlicher Literatur verglichen. In Kapitel 2.3 werden die wichtigsten Punkte der beiden Kapitel nochmals zusammengefasst, bevor im Fazit ein abschließendes Urteil über die Begründung der Krankheit gegeben wird.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit befasst sich mit den Themen Krankheit, Strafe, Prüfung, Aussatz, Buße und Bußsakrament im Kontext der mittelalterlichen Literatur und Theologie. Darüber hinaus werden die Werke von Hartmann von Aue, Hiob, sowie wissenschaftliche Ansätze zum „Armen Heinrich“ von Autoren wie Werner Fechter, Christoph Cormeau und Wilhelm Störmer berücksichtigt.
- Arbeit zitieren
- Olivia Müller (Autor:in), 2006, Strafe oder Prüfung? Zur Begründung des Paradigmas der Krankheit im armen Heinrich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73436