Die Emigration im 20. Jh. Von deutsch-jüdischen, aber auch österreichischen Intellektuellen, Künstlern, Wissenschaftlern und Politikern gehört zu der dunklen Geschichte der Selbstzerstörung Deutschlands durch die Nationalsozialisten. Dieser Wissensverlust konnte ebenfalls als Wissensgewinn für die Exilländer betrachtet werden. Die Exilstationen der Hitlerflüchtlinge lag in vier Regionen: in Großbritannien, den USA und Lateinamerika, in der Sowjetunion, der Türkei und auch in Palästina waren deutsche Intellektuelle tätig. Die USA und die Sowjetunion verließen den II. Weltkrieg nicht nur als Sieger, sonder stiegen endgültig zu den Supermächten auf, welche die internationale Politik in der zweiten Hälfte des 20. Jh. entscheidend prägen sollten.
Welche Gründe gab es ins Exil zu gehen und welche Möglichkeiten hatten die Personen sich in der „neuen Heimat“ zu etablieren? Welche Auswirkungen hatte dies für den weiteren Lebensweg der „Betroffenen“? War das Exil als etwas Positives oder etwas Negatives zu betrachten?
Da die Erforschung des Exils primär eine biographische Forschung ist, welche nach dem Schicksal des einzelnen Individuums fragt , wurde in dieser Arbeit eine bekannte intellektuelle Persönlichkeit gewählt, die der Tyrannei der Nationalsozialisten im III. Reich zunächst noch widerstand, also erst ins „innere Exil“ flüchte, jedoch 1938 nach Amerika fliehen musste. Die Rede ist vom deutsch-jüdischen Juristen Ernst Fraenkel. Welche Risiken und v. a. welche Chancen boten sich Ernst Fraenkel in Amerika? Konnte er seinem Beruf als Jurist weiter nachgehen oder traten dabei Probleme auf und wie konnte er diese lösen? Konnte er von der Emigration sogar profitieren und wäre er heute der Wissenschaftler, der er geworden war, auch ohne den Nationalsozialismus und das Exil geworden? Dies sollen die zentralen Fragen der vorliegenden Arbeit sein, die beantwortet werden.
Es wird zudem untersucht, welche biographischen Einflüsse sein späteres Denken und Handeln beeinflussten und welche Auswirkungen seine Zeit in Korea als „Amerikaner“ im Konflikt mit dem Kommunismus auf seine sozialdemokratische Einstellung hatten. Inhaltlich werden in der Arbeit die Texte des dritten Bandes der gesammelten Schriften Ernst Fraenkels analysiert. Ein Schwerpunkt wurde dabei auf den Aufsatz von 1951 „Korea – ein Wendepunkt im Völkerrecht?“ gelegt, weil dieser besonders deutlich Fraenkels juristische Argumentationsweise bei internationalen Konflikten zur Geltung kommen lässt.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- PROBLEMSTELLUNG
- AUFBAU
- ZUM EXIL
- BIOGRAPHIE UND WERK VON ERNST FRAENKEL
- KINDHEIT, SCHULISCHE AUSBILDUNG UND STUDIUM
- WEIMARER REPUBLIK UND NATIONALSOZIALISMUS
- FLUCHT INS EXIL NACH AMERIKA
- TÄTIGKEIT IN KOREA
- RÜCKKEHR NACH DEUTSCHLAND 1951
- FRAENKELS BETRACHTUNG ZUM KOREAKONFLIKT
- GRUNDLEGENDES
- DIE VORAUSSETZUNGEN FÜR DEN BEGINN DES KONFLIKTES IN KOREA
- UNTERSCHIEDLICHE AUSLEGUNGEN VON BEGRIFFEN – EIN PROBLEM IN DER INTERNATIONALEN POLITIK AM BEISPIEL KOREA
- DIE EINWENDUNGEN DER SOWJETUNION GEGEN DAS AMERIKANISCHE VORHABEN
- DIE WEICHENSTELLUNG ZUR TEILUNG KOREAS
- AUSBRUCH DES KRIEGES UND FOLGEN FÜR DIE HANDLUNGSWEISE DER UN
- KRISE DER VEREINTEN NATIONEN UND EIN AUSWEG?
- SCHLUSSBETRACHTUNG
- FAZIT
- AUSBLICK UND KRITIK
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Leben und Werk des Juristen Ernst Fraenkel und analysiert insbesondere seine Betrachtungen zum Koreakonflikt. Sie untersucht Fraenkels biographische Entwicklung, seine Flucht aus Deutschland und seine Tätigkeit in Korea als Exilant im Dienste der amerikanischen Besatzungsbehörde. Ein Schwerpunkt liegt auf Fraenkels juristischen Argumenten in Bezug auf internationale Konflikte, die im Aufsatz „Korea - ein Wendepunkt im Völkerrecht?“ deutlich werden.
- Die Folgen des Exils auf den Lebensweg von Intellektuellen
- Die Chancen und Risiken des Exils für die berufliche und wissenschaftliche Entwicklung
- Der Einfluss des Exils auf das politische Denken und Handeln Ernst Fraenkels
- Fraenkels juristische Argumentationsweise im Kontext des Koreakrieges
- Die Auswirkungen des Koreakrieges auf die Weltfriedensordnung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung der Arbeit dar und erläutert den Aufbau. Das zweite Kapitel beleuchtet den Begriff des Exils, seine Ursachen und die daraus resultierenden Chancen und Probleme für Intellektuelle. Im dritten Kapitel wird Fraenkels Biografie beleuchtet, insbesondere seine Flucht nach Amerika und seine Tätigkeit in Korea. Kapitel vier untersucht Fraenkels Analysen zum Koreakrieg, die sich im Aufsatz „Korea - ein Wendepunkt im Völkerrecht?“ widerspiegeln.
Schlüsselwörter
Exil, Intellektuelle, Internationales Recht, Koreakonflikt, Weltfriedensordnung, Ernst Fraenkel, Internationale Politik, Biographische Forschung, Juristische Argumentation, Amerikanische Besatzungsbehörde, Völkerrecht, Weimarer Republik, Nationalsozialismus.
- Quote paper
- Ronny John (Author), 2006, Ernst Fraenkels Betrachtungen zur Internationalen Politik nach 1945, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73466