Die beiden großen Kriege des 20. Jahrhunderts stürzten die Welt in eine Krisen- und Umbruchphase. Der Mensch sah sich inmitten eines Trümmerhaufens, sowohl materiell als auch geistig, sämtliche Regeln, Konventionen und Wertvorstellungen waren, vor allem nach dem 2. Weltkrieg, instabil geworden. In den Nachkriegszeiten sah sich das menschliche Individuum Elend, Inflationen und weltpolitischen Umschichtungen konfrontiert, die bestehende Ordnung wurde gestürzt und stellte den Menschen vor ein Nichts und somit vor die Gefahr des Existenzverlustes.
Mit dem Voranschreiten der Zeit hielt auch der Fortschritt der Industriegesellschaft an, die immer neuere technische Entwicklungen hervorbrachten. Die Industrie- entwickelte sich zur Konsumgesellschaft. Unter diesen Einflüssen entwickelte der einzelne Mensch ein Gefühl der Entfremdung und Anonymität in einer solchen Massengesellschaft. Das Individuum ging unter, die Zeit machte aus Zwischenmenschlichkeit unpersönliche oder gar nicht existierende Beziehungen. Die Gefahr des Identitätsverlustes in einer solchen alltäglichen mechanischen Routine ist offensichtlich.
Dem Problem, wie und wodurch sich diese menschliche Identität und seine Existenz definieren, wie der individuelle Mensch überhaupt zu ihnen finden kann, stellen sich die Philosophen des Existentialismus. Sie betrachten den Menschen in seinen Beziehungen zur Umwelt und leiten daraus eine Grundidee ab, in der die menschliche Existenz mit dem Nichts gleichzusetzen ist. Solange er sich diesem Gedanken und dem damit verbundenen Leiden nicht stellt, wird er zur Wirklich- und Wahrhaftigkeit seines Lebens nicht vorstoßen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Darstellung der menschlichen Existenz in En attendant Godot
- Indizien des Schauplatzes
- Figurencharakterisation
- Estragon und Vladimir
- Pozzo und Lucky
- Zusammenfassung: Wie ist ihre Existenz charakterisiert?
- Godots Bote: Der kleine Junge
- Godot
- Die Gegenstände der Figuren
- Die Gegenüberstellung zweier unterschiedlicher Zeitsysteme
- Die Entwertung der Sprache
- Zusammenfassung
- Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Darstellung des Existenzialistischen in Samuel Becketts Stück „En attendant Godot“ und untersucht, wie Beckett die existentialistischen Ideen in seinem Werk zum Ausdruck bringt. Die Arbeit beleuchtet zunächst die Darstellung der menschlichen Existenz im Stück, ohne Bezugnahme auf eine bestimmte Philosophie. Anschließend werden die Ergebnisse mit den Grundgedanken des Existenzialismus verglichen, um Schlussfolgerungen über Becketts philosophischen Ansatz zu ziehen.
- Darstellung der menschlichen Existenz in „En attendant Godot“ ohne philosophischen Bezug
- Analyse des Schauplatzes, der Figuren, ihrer Gegenstände und ihrer Sprache
- Darstellung der Zeit und des Daseins der Figuren im Stück
- Vergleich der Ergebnisse mit den Grundgedanken des Existenzialismus
- Untersuchung von Becketts philosophischer Position im Stück
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung skizziert den historischen Kontext der Nachkriegszeit, der von Krisen, Umbrüchen und dem Verlust von Wertvorstellungen geprägt war. Die Folgen der beiden Weltkriege führten zu Elend, Inflation und weltpolitischen Umwälzungen, die das menschliche Individuum vor ein Nichts und die Gefahr des Existenzverlustes stellten. Die Entwicklung der Industriegesellschaft und die Entstehung der Konsumgesellschaft trugen zur Entfremdung und Anonymität des Einzelnen in der Massengesellschaft bei. Das Individuum ging unter, zwischenmenschliche Beziehungen wurden unpersönlich oder gar nicht existent. Die Gefahr des Identitätsverlustes in der mechanischen Routine des Alltags ist offensichtlich. Die Philosophen des Existenzialismus stellen sich die Frage, wie und wodurch sich die menschliche Identität und Existenz definieren lassen und wie der Einzelne zu ihnen finden kann. Sie betrachten den Menschen in seinen Beziehungen zur Umwelt und leiten daraus die Grundidee ab, dass die menschliche Existenz mit dem Nichts gleichzusetzen ist. Solange sich der Mensch diesem Gedanken und dem damit verbundenen Leiden nicht stellt, wird er nicht zur Wirklich- und Wahrhaftigkeit seines Lebens vorstoßen.
Die Darstellung der menschlichen Existenz in En attendant Godot
Indizien des Schauplatzes
Der Schauplatz des Stücks ist eine leere, offene Landstraße inmitten einer wüstenähnlichen Landschaft. Die Tristesse der Umgebung spiegelt die Leere des Daseins der Figuren sowie ihren Weltverlust wider. Die Reduktion auf das Essentielle und die fehlende Ortsbestimmung tragen zu einem Gefühl des Verlorenseins in der Welt bei. Die Figuren erleben ein gewisses Verharren in einem scheinbar endlosen Nichts, das ihnen keinen Schutz bietet. Diese Leere verstärkt die Langeweile Estragons und Vladimirs, da ihnen die Umgebung keine Beschäftigung bietet. Die Landstraße symbolisiert das Fortschreiten und den Fortschritt, aber auch ziellose Rastlosigkeit. Estragon und Vladimir stehen im Kontrast zu dieser symbolischen Aussage, da sie an der Straße verharren und ihre Möglichkeit, den Ort zu verlassen, nicht nutzen. Die Straße bietet ihnen die einzige Möglichkeit, der Leere ihres Daseins am Straßenrand zu entkommen, die sie jedoch nicht nutzen, sondern trotz Frustrationen und Leiden stagnieren.
Schlüsselwörter
Existenzialismus, Samuel Beckett, En attendant Godot, menschliche Existenz, Leere, Nichts, Identität, Zeit, Sprache, Theater, Philosophie, Schauplatz, Figuren, Gegenstände, Tristesse, Weltverlust, Verlorensein, Langeweile, Fortschritt, Rastlosigkeit, Stagnation, Entfremdung, Anonymität, Massengesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Ireen Trautmann (Autor:in), 2006, Die Darstellung des Existenzialistischen in Samuel Becketts 'En attendant Godot', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73557