1.) Einleitung
In dieser Magisterarbeit werden die personellen, organisatorischen, program-matischen und medienorientierten Transformationen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der britischen Labour Party in den achtziger und neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts analysiert und verglichen.
Ausgangspunkt der Magisterarbeit ist Ralf Dahrendorfs These vom Ende der Sozialdemokratie. Seine Niedergangstheorie, die von verschiedenen Autoren wie Wolfgang Merkel, Thomas Meyer, Anthony Giddens, Herbert Kitschelt, Jens Borchert, Christian Fenner und Peter Lösche/Franz Walter aufgegriffen und kommentiert wurde, soll im ersten Abschnitt der Magisterarbeit betrachtet werden.
Den Hauptteil dieser Arbeit bildet die Darstellung der personellen, organisato-rischen, programmatischen und medienorientierten Transformationen der SPD und der Labour Party. Im Mittelpunkt stehen dabei folgende Fragen:
- Aus welchen Motiven heraus erfolgten die Transformationen und in welchen Etappen verlief der Transformationsprozeß?
- Verlief der Prozeß parallel oder voneinander unabhängig?
- Welche Bedeutung kann man den Transformationen insgesamt bescheinigen?
- Sind die Ergebnisse der Veränderungen eine Angleichung an Liberalismus bzw. Konservatismus oder stellen sie eine eigenständige politische Vision dar?
Ergänzt wird jener Hauptteil durch eine Darstellung der Rolle und des Ein-flusses der Medien sowie durch eine Analyse der Wahl zum britischen Unter-haus 1997 und des deutschen Bundestags 1998.
Aufgabe der Magisterarbeit soll es sein, einen Gesamtüberblick über die Trans-formationen der Sozialdemokratie in Großbritannien und der Bundesrepublik Deutschland im genannten Zeitraum zu geben.
Die Methodik ist, anhand der Transformationen der SPD und der Labour Party die These von Ralf Dahrendorf zu falsifizieren. Dahrendorfs These vom Ende der Sozialdemokratie soll widerlegt werden, durch folgende, der Arbeit zu-grundeliegenden, These: Programmatische, organisatorische und personelle Transformationen unterstützt durch medienorientierte Wahlkampfinszenierun-gen führten zu einem neuen erfolgversprechenden Verständnis von Sozial-demokratie, daß in den Wahlerfolgen beider Parteien Ende der 90er Jahre seine Widerspiegelung fand. Die Umgestaltungen der Labour Party waren dabei in ihrer Qualität umfangreicher und radikaler als die der SPD.
Die Magisterarbeit hat folgende Erkenntnisziele:
1.) Einbettung der Transformationen der SPD und der Labour Party in die theoretischen Überlegungen zum möglichen Ende der Sozialdemokatie
2.) Darstellung der Transformationen als Beweis für eine erfolgreiche Revision der Sozialdemokatie
3.) Aufzeigen relevanter Faktoren, die zu den personellen, organisatorischen, programmatischen und medienorientierten Transformationen führten
4.) Erklärung der Wahlerfolge der Labour Party 1997 und der SPD 1998 als Folge der Transformationen
Die Literaturlage zu diesem Thema erwies sich als gut bis sehr gut, wobei wissenschaftliche Aufsätze über die Entwicklung der SPD in den 90er Jahren ungleich weniger erschienen als über die Labour Party. Vor allem die Bücher und Aufsätze von Thomas Meyer, Peter Lösche, Jens Borchert, Uwe Jun, Eric Shaw, Herbert Kitschelt, Donald Sassoon, Peter Shipley und Jon Sopel waren eine gute Grundlage für diese Magisterarbeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1.) Einleitung
- 2.) Das sozialdemokratische 20. Jahrhundert
- 2.1.) Dahrendorfs These vom Ende der Sozialdemokratie
- 2.2.) Kommentierung der sozialdemokratischen Niedergangstheorie durch verschiedene Autoren
- 2.2.1.) Christian Fenner
- 2.2.2.) Jens Borchert
- 2.2.3.) Herbert Kitschelt
- 2.2.4.) Peter Lösche/Franz Walter
- 2.2.5.) Thomas Meyer
- 2.2.6.) Wolfgang Merkel
- 2.2.7.) Anthony Giddens
- 3.) Die Transformationen der SPD und der Labour Party
- 3.1.) Personelle Transformationen
- 3.1.1.) Labour Party: Foot, Kinnock, Smith und Blair
- 3.1.2.) SPD: Das Personalkarussell der SPD
- 3.2.) Organisatorische Transformationen
- 3.2.1.) Labour Party
- 3.2.1.1.) Mitgliederrückgang und Bildung des Electoral College
- 3.2.1.2.) Organisationsstrukturelle Veränderungen unter Kinnock
- 3.2.1.3.) Labour und die Gewerkschaften
- 3.2.1.4.) Tony Blairs Organisationsreformen
- 3.2.2.) SPD
- 3.2.2.1.) Mitgliederentwicklung in der SPD
- 3.2.2.2.) Die SPD-Organisationsreform 1993 und ihre Folgen
- 3.2.2.3.) Das Verhältnis der SPD zu den Gewerkschaften
- 23.2.3.) Gemeinsamkeiten und Differenzen beider Parteien
- 3.3.) Programmatische Transformationen
- 3.3.1.) Labour Party
- 3.3.1.1.) Der Policy Review
- 3.3.1.2.) Änderung des Clause IV der Parteisatzung
- 3.3.1.3.) New Labours Politikinhalte
- 3.3.1.4.) Die SPD-Grundwertekommission und New Labour
- 3.3.1.5.) Zusammenfassung zur Labour Party
- 3.3.2.) SPD
- 3.3.2.1.) Programmatische Veränderungen in den 80er Jahren
- 3.3.2.2.) Das Berliner Grundsatzprogramm von 1989
- 3.3.2.3.) Modernisierung in den neunziger Jahren
- 3.3.2.4.) Innovation und Gerechtigkeit
- 3.3.2.5.) Zusammenfassung zur SPD
- 3.3.2.6.) Das Schröder/Blair-Papier
- 3.4.) Wahlen, Wahlkampf und die Rolle der Medien
- 3.4.1.) Labour Party
- 3.4.1.1.) Zentralisierung und Professionalisierung der Kommunikation durch Kinnock
- 3.4.1.2.) Blairs Mediatisierung der politischen Kommunikation
- 3.4.1.3.) Analyse von Labours Wahlsieg 1997
- 3.4.2.) SPD
- 3.4.2.1.) Die SPD und die Gefahr einer Medienfalle
- 3.4.2.2.) Lafontaines wirkungsvolle Medienkommunikation
- 3.4.2.3.) Der Bundestagswahlkampf 1998
- 3.4.2.4.) Analyse des Wahlerfolgs der SPD und Ausblick
- Einbettung der Transformationen der SPD und der Labour Party in die theoretischen Überlegungen zum möglichen Ende der Sozialdemokratie
- Darstellung der Transformationen als Beweis für eine erfolgreiche Revision der Sozialdemokratie
- Aufzeigen relevanter Faktoren, die zu den personellen, organisatorischen, programmatischen und medienorientierten Transformationen führten
- Erklärung der Wahlerfolge der Labour Party 1997 und der SPD 1998 als Folge der Transformationen
- Vergleich der Transformationsprozesse der beiden Parteien und ihre Einordnung in den Kontext der jeweiligen politischen Systeme
- Kapitel 2: Das sozialdemokratische 20. Jahrhundert: Analyse von Dahrendorfs These vom Ende der Sozialdemokratie und der Kritik daran.
- Kapitel 3.1: Personelle Transformationen: Darstellung des Wandels an der Parteispitze beider Parteien und die Bedeutung dieser Veränderungen für die Transformationsprozesse.
- Kapitel 3.2: Organisatorische Transformationen: Analyse der Veränderungen in den Organisationsstrukturen der SPD und der Labour Party, insbesondere im Hinblick auf den Mitgliederbestand, die Parteiarbeit und das Verhältnis zu den Gewerkschaften.
- Kapitel 3.3: Programmatische Transformationen: Untersuchung der programmatischen Veränderungen, die die SPD und die Labour Party durchführten, um sich an die neuen Herausforderungen der Zeit anzupassen.
- Kapitel 3.4: Wahlen, Wahlkampf und die Rolle der Medien: Analyse der Medienstrategien der SPD und der Labour Party im Wahlkampf und die Bedeutung der Medien für den Erfolg der jeweiligen Partei.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit analysiert und vergleicht die personellen, organisatorischen, programmatischen und medienorientierten Transformationen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der britischen Labour Party in den achtziger und neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Sie nimmt dabei Ralf Dahrendorfs These vom Ende der Sozialdemokratie zum Ausgangspunkt und untersucht, ob die Transformationen der SPD und der Labour Party tatsächlich auf einen Niedergang der Sozialdemokratie hindeuten oder ob sie vielmehr eine erfolgreiche Revision dieser politischen Strömung darstellen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Erörterung von Dahrendorfs These vom Ende der Sozialdemokratie und deren Kommentierung durch verschiedene Autoren. Anschließend wird der Fokus auf die Transformationen der SPD und der Labour Party gelegt. Die Kapitel behandeln die personellen, organisatorischen, programmatischen und medienorientierten Veränderungen, die beide Parteien in den achtziger und neunziger Jahren durchliefen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Transformationen der SPD und der Labour Party in den achtziger und neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Zentrale Begriffe sind dabei Sozialdemokratie, Niedergangstheorie, Revision, personelle Transformation, organisatorische Transformation, programmatische Transformation, Medienorientierung, Wahlkampf, Wahlerfolg, Labour Party, SPD, Großbritannien, Deutschland.
- Arbeit zitieren
- Ulf Schindler (Autor:in), 2001, Vergleich der Transformationen der SPD und der Labour Party in den achtziger und neunziger Jahren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/736