In den Medien tauchen immer wieder Berichte über Gewalt an Schulen auf. Meist werden die Geschehen dramatisiert dargestellt und vermitteln den Eindruck, dass die Brutalität und Häufigkeit der Gewaltvorfälle an deutschen Schulen immens gestiegen sei, und zur Tagesordnung gehöre. Aus kommerziellen, sowie aus Platz- bzw. Zeitgründen wird ausschließlich von erschreckenden Extremfällen berichtet, wie dem Amoklauf von Robert Steinhäuser am Erfurter Gutenberg- Gymnasium oder dem seit Kurzem öfter auftretenden „Happy Slapping“. (Dabei werden Gewaltaktionen gegen Mitschüler mit einer Handykamera oder einem Camcorder dokumentiert und schließlich z.B. im Internet veröffentlicht bzw. teilweise sogar verkauft, oder auf Handys getauscht).
Alle diese Vorfälle sind jedoch (wenn auch nicht zu unterschätzende) Einzelfälle, die nicht repräsentativ für die Situation an deutschen Schulen sind und zu einer verzerrten Vorstellung in der Bevölkerung beitragen. Wissenschaftliche Studien, auf die im Folgenden näher eingegangen wird, können diesen, durch die Massenmedien vermittelten Eindruck nicht bestätigen.
Einen weiteren Schwerpunkt des Buches bildet das Thema Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit unter Schülern. Seitdem Deutsche, gerade in den neuen Bundesländern, wieder Problemen, wie Lehrstellenmangel, Arbeitslosigkeit und Angst vor sozialem Abstieg gegenüberstehen, beginnt der Einfluss von Rechtsextremen zu steigen.
In Deutschland wird dabei aufgrund der Geschichte eine konsequente und kompromisslose Auseinadersetzung (bis hin zum Verbot von verfassungswidrigen Parteien und eventuellen Ersatzorganisationen) mit diesem Problem gefordert. Auch wegen der immer stärkeren Erfolge der rechtsgerichteten NPD in Ostdeutschland und immer wiederkehrenden Gewalttaten und Aktivitäten von rechtsextremen Gruppen, hat sich in Deutschland eine rege Diskussion um dieses in starkem Maße die Jugendlichen betreffende Thema entfacht.
Im Folgenden soll insbesondere anhand einer Studie von Dr. Stefanie Würtz näher auf die Verbreitung von Fremdenfeindlichkeit unter deutschen Schülern eingegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1. Gewalt unter Jugendlichen
1.1 Einleitende Bemerkungen
1.2 Informationsquellen
1.2.1 Statistik des Bundesverbandes der Unfallkassen
1.2.1.1 Empirische Forschungsmethode
1 1.2.1.2 zentrale Erkenntnisse der Statistik des BUK
1.2.1.2 zentrale Erkenntnisse der Statistik des Bundesverbandes der Unfallkassen und weiterer Quellen
1.2.2 Studie von Dr. Andrea Mohr
1.2.2.1 Erfahren und Ausüben von Gewalt
1.2.2.2 Peer- Viktimisierung
1.3 Fazit
2. Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit unter Schülern
2.1 Einleitende Bemerkungen
2.2 Forschungsmethode der Studie von Dr. Würtz
2.3 Kritik an der Forschungsmethode der Studie von Dr. Würtz
2.4 zentrale Erkenntnisse der Studie von Dr. Würtz und weiterer Quellen
2.4.1 Typen und Grade von Fremdenfeindlichkeit unter Schülern
2.4.1.1 Linksorientierte Jugendliche
2.4.1.2 neutrale Jugendliche
2.4.1.3 Rechtsorientierte Jugendliche
2.4.1.3.1 gewaltbereite Rechtsextremisten/ Skinheads
2.4.1.3.2 gemäßigte Rechtsorientierte
2.4.2 Unterschiede zwischen westdeutschen und ostdeutschen Schülern
2.4.3 Unterschiede zwischen einzelnen Schultypen
2.4.4 Gründe für Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus unter Jugendlichen
2.5 Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 (Abb.1) Aggressionsbedingte Unfallquoten 1993 - 2003 nach Schultyp
Abbildung 2 (Abb.2) Ausmaß der Peer- Viktimisierung
Abbildung 3 (Abb.3) Mitglied einer Skinhead- Gruppe
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 (Tab.1) Häufigkeit der zu beobachtenden Gewaltformen an deutschen Schulen unterschieden nach Schüler- und Lehreraussage
Tabelle 2 (Tab.2) Raufunfälle und Raufunfallraten 2003 nach Schularten
Tabelle 3 (Tab.3) Verteilung der Viktimisierungstypen in den verschiedenen Klassenstufen
1. Gewalt unter Jugendlichen
1.1 Einleitende Bemerkungen
In den Medien tauchen immer wieder Berichte über Gewalt an Schulen auf. Meist werden die Geschehen dramatisiert dargestellt und vermitteln den Eindruck, dass die Brutalität und Häufigkeit der Gewaltvorfälle an deutschen Schulen immens gestiegen sei, und zur Tagesordnung gehöre. Aus kommerziellen, sowie aus Platz- bzw. Zeitgründen wird ausschließlich von erschreckenden Extremfällen berichtet, wie dem Amoklauf von Robert Steinhäuser am Erfurter Gutenberg- Gymnasium oder dem seit Kurzem öfter auftretenden „Happy Slapping“. (Dabei werden Gewaltaktionen gegen Mitschüler mit einer Handykamera oder einem Camcorder dokumentiert und schließlich z.B. im Internet veröffentlicht bzw. teilweise sogar verkauft, oder auf Handys getauscht).
Alle diese Vorfälle sind jedoch (wenn auch nicht zu unterschätzende) Einzelfälle, die nicht repräsentativ für die Situation an deutschen Schulen sind und zu einer verzerrten Vorstellung in der Bevölkerung beitragen. Wissenschaftliche Studien, auf die im Folgenden näher eingegangen wird, können diesen, durch die Massenmedien vermittelten Eindruck nicht bestätigen.[1]
1.2 Informationsqellen
Es gibt eine Vielzahl möglicher Informationsquellen, die bei der Beurteilung der Situation an deutschen Schulen hilfreich sein können. Grundlage der folgenden Erörterungen sind hier insbesondere die Statistik des Bundesverbandes der Unfallkassen (2005) und eine von Dr. Andrea Mohr durchgeführte Studie zur Gewalt in der Schule und speziell zur Peer- Viktimisierung.
1.2.1 Statistik des Bundesverbandes der Unfallkassen
1.2.1.1 Empirische Forschungsmethode
Bei den amtlichen Statistiken des Bundesverbandes der Unfallkassen handelt es sich um sog. Surveillance Daten. Diese haben gegenüber den meisten anderen Methoden den Vorteil, dass die Daten unverzerrt und kontinuierlich erfasst werden. Selbst bei weitgehend standardisierten, quantitativen Interviews, kommt es z.B. aufgrund von sozial wünschenswertem Antwortverhalten zu „weichen“ bzw. verzerrten Ergebnissen. Aufgrund der besonderen Eigenschaften der Surveillance Daten erlauben sie als bisher einziges methodisches Instrument weitestgehend zuverlässige, langfristige Zeitreihenbeobachtungen.[2]
Ein bedeutender Nachteil dieser Statistiken ist dagegen, dass nur meldepflichtige Fälle von Körperverletzung gegen Schüler erfasst werden, die eine ärztliche Versorgung notwendig machen. Gewalt gegen Lehrer sowie leichtere Fälle von physischen Verletzungen bleiben also unberücksichtigt. Des Weiteren wird weder psychische Gewalt (die einen bedeutsamen Anteil der Gewaltformen an deutschen Schulen ausmacht) noch sexuelle Belästigung oder Sachbeschädigung bzw. Vandalismus erfasst. Rückschlüsse auf eine eventuelle (und wie in Punkt 1.1 erwähnt, durch die Medien vermittelte) Zunahme an Brutalität sind nur begrenzt möglich. Dazu kann hier allenfalls ein Vergleich der Häufigkeiten von schweren Verletzungen (z.B. Frakturen), die eine relativ intensive Gewalteinwirkung voraussetzen, angestellt werden. Bei diesem Vergleich fällt auf, dass die Frakturenquote im Beobachtungszeitraum an keinem Schultyp zugenommen hat.[3]
1.2.1.2 zentrale Erkenntnisse der Statistik des Bundesverbandes der Unfallkassen
und weiterer Quellen
Unter den Gewaltformen die an deutschen Schulen beobachtet werden, nimmt die verbale Gewalt, sowohl nach Beurteilung durch die Schüler als auch der Lehrer, den größten Anteil ein. Bemerkenswert ist, dass 23% der Schüler aussagen, Gewalt gegen Lehrer häufig zu beobachten und somit schon als zweithäufigste Gewaltform angeben, wogegen lediglich 4% der Lehrer behaupten, diese Art der Gewalt häufig beobachtet zu haben.
Ein weiterer deutlicher Unterschied zwischen den Aussagen der Schüler- und Lehrergruppen ergibt sich bei der Beobachtung von sexueller Belästigung: Bei beiden rangiert diese Gewaltform zwar auf Platz 5, doch sie wird von 7% der Schüler und nur 2% der Lehrer berichtet.[4]
Tab.1 Häufigkeit der zu beobachtenden Gewaltformen an deutschen Schulen
unterschieden nach Schüler- und Lehreraussage
nach Aussage der Schüler: nach Aussage der Lehrer:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Eigene Erstellung nach Schubarth (1998 und 2000) in Unfallkasse Hessen (2000), S.12.
Schüler die selbst Gewalt ausüben, weisen eine höhere Wahrscheinlichkeit auf, selbst Opfer von Gewalt zu werden. Umgekehrt gibt es auch Schüler die vom Opfer zum sog. Opfer- Täter werden, indem sie ihrerseits Gewalt (z.B. durch Beleidigungen oder andere Formen psychischer Gewalt) anwenden.[5] [6]
Betrachtet man die einzelnen Altersstufen hinsichtlich der Gewalthäufigkeit, fällt auf, dass in der Altersgruppe der 13- 17 jährigen gewalttätiges Verhalten besonders oft vorkommt.
Mit steigendem Bildungsniveau nimmt das Ausmaß der Gewalt (insbesondere der physischen) unter Schülern mit einigen Ausnahmen (z.B. Peer- Viktimisierung) ab.
Demnach ist tritt Körperverletzung an Hauptschulen deutlich häufiger auf, als z.B. an Gymnasien.[7]
Die folgende Tabelle Tab.2 verdeutlicht diesen Zusammenhang.
Tab.2 Raufunfälle und Raufunfallraten 2003 nach Schularten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Bundesverband der Unfallkassen (2005), S. 9.
Entgegen der Darstellung in den Massenmedien und der Vorstellung der Bevölkerung sinken dabei die aggressionsverursachten Unfallquoten im Beobachtungszeitraum 1993 – 2003. Dabei ist insbesondere an den ansonsten bezüglich der Gewalthäufigkeit auffälligen Hauptschulen ein starker Rückgang der Unfallquoten (von 1999 – 2003 ein Rückgang von ca. 30%) festzustellen.[8]
[...]
[1] Vgl. Bundesverband der Unfallkassen (2005), S. 4.
[2] Vgl. Bundesverband der Unfallkassen (2005), S. 4 - 8.
[3] Vgl. Bundesverband der Unfallkassen (2005), S. 19.
[4] Vgl. Unfallkasse Hessen (2000), S. 12.
[5] Vgl. Unfallkasse Hessen (2000), S. 5 und S. 12.
[6] Vgl. Mohr, Andrea (2000), S. 113 – 118.
[7] Vgl. Bundesverband der Unfallkassen (2005), S. 5.
[8] Vgl. Bundesverband der Unfallkassen (2005), S. 9.
- Arbeit zitieren
- Val Kauth (Autor:in), 2006, Gewalt unter Jugendlichen. Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit unter Schülern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73675
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