Veränderungen im Altersaufbau der Bevölkerung führen in den einzelnen Alterssicherungssystemen zu unterschiedlichen finanziellen Belastungen. Am tiefgreifendsten sind die Auswirkungen des demographischen Wandels in der GRV, deren höchste finanzielle Belastung um das Jahr 2030 erreicht sein wird. Modellrechnungen haben ergeben, daß sich die Aufrechterhaltung des heutigen Rentenniveaus bis zum Jahr 2030 nur mit Steigerungen des Beitragsatzes auf über 30 % erkaufen läßt. Demgegenüber sinkt bei langfristig geltendem heutigen Beitragssatz das Rentenniveau bis zum Jahr 2030 auf unter 30 %.
Angesichts dieses Szenarios und der steigenden Arbeitslosigkeit, werden im Laufe dieser Arbeit Auswirkungen des demographischen Wandels für die in Deutschland praktizierte umlagefinanzierte Alterssicherung erläutert. Dabei wird vor allem geprüft, ob die in der politischen Diskussion immer häufiger autretende Forderung, vom Umlageverfahren abzugehen und das Kapitaldeckungsverfahren einzuführen, berechtigt ist. Unter anderem wird aufgezeigt, daß ein möglicher Wechsel der Finanzierungsverfahren gerade für die Wechselgeneration, die im politischen Wahlkalkül eine wichtige Rolle spielt, nicht unproblematisch ist. Darüberhinaus wird untersucht, welche Auswirkung ein Übergang vom Umlage- zum Kapitaldeckungsverfahren auf den gesamtwirtschaftlichen Kapitalstock und damit auf die zukünftigen Produktionsmöglichkeiten hat.
Um ökonomisch relevante Aussagen über die Effizienz der einen oder anderen Finanzierungsform machen zu können, wird ein geeignetes Effizienzkriterium eingeführt (3.1) und der Einfluß der demographischen Entwicklung auf die Schlüsselvariablen graphisch illustriert (3.2). Diese Analyse wird ein stärker kapitalfundiertes Alterssicherungssystem und eine damit verbundene Reform der gesetzlichen Rentenversicherung fordern. Daran anschließend werden mögliche Wege der Rückführung der Umlagefinanzierung beschrieben. Schließlich werden die Auswirkungen der beiden "konkurrierenden" Verfahren auf die gesamtwirtschaftliche Ersparnis problematisiert.
Im Abschnitt (6.) wird dann beispielhaft die erfolgreiche Rückführung des Umlageverfahrens in Chile bzw. Argentinien vorgestellt, die schon vor einigen Jahren das Kapitaldeckungsverfahren eingeführt haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorgehensweise
- Merkmale von Alterssicherungssystemen
- Theoretische Modelle
- Lebenszyklusmodell
- Modell überlappender Generationen
- Umlageverfahren versus Kapitaldeckungsverfahren
- Effizienzvergleich
- Demographische Entwicklung
- Risikogesichtspunkte
- Rückführung der umlagefinanzierten Alterssicherung
- Problemstellung
- Rückführungskonzepte
- Zwischenresümee
- Einfluß von Alterssicherungssystemen auf das Sparen
- Problemstellung
- Umlageverfahren
- Kapitaldeckungsverfahren
- Zwischenresümee
- Ausblick
- Chile
- Argentinien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen des demographischen Wandels auf die in Deutschland praktizierte umlagefinanzierte Alterssicherung. Sie untersucht insbesondere die Frage, ob ein Wechsel vom Umlageverfahren zum Kapitaldeckungsverfahren gerechtfertigt ist, und analysiert die Auswirkungen eines solchen Wechsels auf die Wechselgeneration und den gesamtwirtschaftlichen Kapitalstock.
- Analyse der Effizienz verschiedener Finanzierungsformen der Alterssicherung
- Bewertung der Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Alterssicherungssysteme
- Diskussion der Vor- und Nachteile einer Rückführung der Umlagefinanzierung
- Untersuchung des Einflusses von Alterssicherungssystemen auf die gesamtwirtschaftliche Ersparnis
- Präsentation von Beispielen für erfolgreiche Rückführungen des Umlageverfahrens
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
- Stellt die Problematik des demographischen Wandels und seine Auswirkungen auf die Alterssicherungssysteme dar.
- Beschreibt die Zielsetzung und Vorgehensweise der Arbeit.
- Definiert die wichtigsten Merkmale von Alterssicherungssystemen.
- Kapitel 2: Theoretische Modelle
- Erklärt das Lebenszyklusmodell und zeigt die individuelle Altersvorsorge eines Individuums im Lebenslauf auf.
- Erweitert das Modell auf mehrere Individuen in einem Mehrgenerationenmodell.
- Kapitel 3: Umlageverfahren versus Kapitaldeckungsverfahren
- Vergleicht die Effizienz der beiden Verfahren.
- Illustriert den Einfluss der demographischen Entwicklung auf die Schlüsselvariablen.
- Führt Argumente für ein stärker kapitalfundiertes Alterssicherungssystem an.
- Kapitel 4: Rückführung der umlagefinanzierten Alterssicherung
- Definiert die Problemstellung der Rückführung.
- Stellt verschiedene Rückführungskonzepte vor.
- Zeigt die Herausforderungen und Schwierigkeiten einer solchen Reform auf.
- Kapitel 5: Einfluss von Alterssicherungssystemen auf das Sparen
- Diskutiert die Auswirkungen des Umlageverfahrens auf die gesamtwirtschaftliche Ersparnis.
- Stellt die gegensätzlichen Positionen von Feldstein und Barro dar.
- Analysiert den Einfluss des Kapitaldeckungsverfahrens auf die gesamtwirtschaftliche Ersparnis.
Schlüsselwörter
Alterssicherung, demographischer Wandel, Umlageverfahren, Kapitaldeckungsverfahren, Effizienz, Risikogesichtspunkte, Rückführung, Ersparnis, Kapitalstock, Chile, Argentinien.
- Quote paper
- Dr.rer.pol. Mark-Ken Erdmann (Author), 1997, Rückführung umlagefinanzierter Alterssicherung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73839