Die Bedrohung im blasón von Sor Juana Inés de la Cruz


Seminararbeit, 2006

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Sor Juana und der vizekönigliche Hof
2.1 Die Bedeutung der Beziehungen zum Hofe für Sor Juana
2.2 Das spezielle Verhältnis von Sor Juana zu den Vizeköniginnen

3 Der blasón bei Sor Juana
3.1 Der blasón: Eine Tradition und ihre Umsetzung im Werk von Sor Juana
3.2 Die Bedrohung in der Romance decasílabo 61
3.3 Die Bedrohung in der Seguidilla 80

4 Mögliche Ziele der Bedrohung

5 Schluss

6 Bibliographie

1 Einleitung

Diese Hausarbeit setzt sich zum Ziel, die bedrohende Komponente in den blasones (für eine Definition des blasón vgl. S. 6), welche die koloniale mexikanische Dichterin Sor Juana Inés de la Cruz im 17. Jahrhundert an die Vizeköniginnen von Neuspanien richtete, aufzuzeigen und weiterhin mögliche Zielpersonen einer Bedrohung zu ermitteln.

Das Hauptaugenmerk wird in dieser Arbeit auf die Bedrohung selbst gelegt, während der letzte Punkt eher einen Raum für weitere Untersuchungen, speziell zum Themenbereich der Gegenspieler im Leben von Sor Juana eröffnet.

Die Idee zu diesem Thema bekam ich, als ich einige blasones von Sor Juana las, da mir einige Aussagen sowie Ausdrücke dieser Gedichte für ein schmeichelhaftes Lobgedicht ungewöhnlich erschienen. Weiterhin war es zu jener Zeit außergewöhnlich, dass eine Frau einer anderen Frau Zeit Liebeslyrik widmete, wie sie ansonsten nur von Mann zu Frau verfasst wurde. Mir stachen einige Signalwörter ins Auge, welche ich nun näher auf ihre bedrohliche Konnotation untersuchen möchte.

Das Hofleben spielte eine wichtige Rolle im Leben der Nonne, und dies soll nun im Anfangsteil verdeutlicht werden. Daher illustriere ich einleitend das Verhältnis von Sor Juana zum vizeköniglichen Hof, um im Folgenden eine knappe Defintion des blasón anzuführen, welcher sich dann die Analyse der Romance decasílabo 61 und der Seguidilla 80 anschließt. Die Nonne hatte die Gedichte den Vizeköniginnen María Luisa, Condesa de Paredes sowie Elvira, Condesa de Galve gewidmet. Bei der Analyse werde ich ein besonderes Augenmerk auf die Bedrohung legen.

Die Bedrohung im blasón bei Sor Juana wird durch verschiedene Art und Weise vermittelt. So kommt einerseits die Bedrohung alleine durch bestimmte Begriffe, Wendungen oder Symbole zur Geltung, und der Inhalt des Gedichts vermittelt somit ein harmloses Bild, während sie auf der anderen Seite auch durch den faktischen Inhalt des Lobgedichts ausgedrückt wird.

2 Sor Juana und der vizekönigliche Hof

2.1 Die Bedeutung der Beziehungen zum Hofe für Sor Juana

Nachdem Juana de Asbaje als uneheliches kreolisches Kind in Nepantla, nahe der mexikanischen Hauptstadt, aufgewachsen war und ein umfassendes Allgemeinwissen durch die Bibliothek ihres Großvaters erworben hatte, kam sie in recht jungen Jahren, circa 1664, an den vizeköniglichen Hof von Neuspanien. Dort hatte soeben der neue Vizekönig Antonio Sebastián de Toledo, Marqués de Mancera, mit seiner Gattin seinen Dienst als das neue politische Oberhaupt des Vizekönigreiches angetreten.[1]

Das Leben als Hofdame half Sor Juana sehr bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit und ermöglichte ihr den Kontakt mit der Kultur des europäischen Mutterlandes von Neuspanien, der ihr ohne diesen Status in jener Form nicht möglich gewesen wäre. Sie war von kreolischer Abstammung und Personen ihrer gesellschaftlichen Gruppe hatten zu jener Zeit nur erschwerte Möglichkeiten, an den Hof zu gelangen.[2]

Weiterhin verfügte sie nun über einen erweiterten Zugang zu Bildung und Literatur und konnte ihr Wissen und ihr literarisches Talent, das ihr wohl vor allem den Zutritt in den Palast ermöglicht hatte, ausbauen und ihre Studien vertiefen. Nicht zuletzt brachte ihr genau diese Phase ihres Lebens einen erhöhten Bekanntheitsgrad, da ihre Werke stärker verbreitet wurden.[3]

Zum Ende der vizeköniglichen Epoche der Marqueses de Mancera trat Sor Juana in ein Kloster ein, jedoch blieb der Hof eine wichtige Anlaufstelle für sie. Dies war unter anderem ausschlaggebend dafür, dass sie den verhältnismäßig offenen Hieronymiten-Orden auswählte, welcher ihr den regelmäßigen Kontakt zur Außenwelt gestattete.[4]

Auch zu zwei weiteren vizeköniglichen Herrschern bestand fortwährend ein freundschaftliches Verhältnis, welches Sor Juana einige Vorteile brachte. So war sie vor allem mit den Condes de Paredes und auch den Condes de Galve befreundet.[5]

Mit deren Hilfe konnte sie vor den weiteren Mitgliedern des Klosters ihre Autonomie bewahren, sich ihrer ausgiebigen literarischen Arbeit widmen, und vor allem genoss sie in Auseinandersetzungen mit weiteren Geistlichen weiterhin den politischen Schutz ihrer Patrone.[6]

Der Hof stellte für Sor Juana für die meiste Zeit ihres Lebens eine wichtige Anlaufstelle dar und beeinflusste maßgeblich ihren Weg.

Weiterhin waren die guten Beziehungen zu den Herrschern auch bedeutend, da es zu jener Zeit für publizierte Schriftstücke jeglicher Art eine strenge Zensur gab und die Gunst der Entscheidenden wurde ihr durch diese Beziehungen verstärkt zuteil.[7]

2.2 Das spezielle Verhältnis von Sor Juana zu den Vizeköniginnen

Mit den weiblichen Herrschern des Vizekönigreiches verband Sor Juana recht früh eine besondere Beziehung.

Leonor Carreto, Marquesa de Mancera, war von dem großen Wissen der damals jugendlichen Juana stark beeindruckt und sorgte zunächst dafür, dass sie an den Hof gelangte und somit eine Plattform erhielt, auf der sie ihr Talent weiter entwickeln konnte und auch Bekanntheit erlangte.[8]

Die nächste Vizekönigin, mit der Sor Juana eine innige Freundschaft verband, war María Luisa, Condesa de Paredes. Während der Amtszeit des Gatten von María Luisa hatte Sor Juana ihre ergiebigste literarische Phase und widmete der Vizekönigin zahlreiche Liebesgedichte, darunter auch eine große Anzahl von blasones. Ihr Werk spiegelt anhand der entworfenen Bilder das Verhältnis der beiden Frauen zueinander wider. Es bestand sowohl aus der Untergebenheit von Sor Juanas Seite gegenüber María Luisa, als auch aus dem gegenseitigen Nutzen voneinander.[9]

In Europa wurde Sor Juana durch die Veröffentlichung der Inundación Castálida im Jahre 1689, welche stark von María Luisa angetrieben wurde, weit bekannt. Beide Damen verband trotz der Entfernung zwischen Palast und Kloster die wohl innigste aller Freundschaften im Leben von Sor Juana.[10]

Augenscheinlich ist, dass Sor Juana vor allem mit Frauen enge freundschaftliche Beziehungen pflegte. Diese Bekanntschaften könnten für sie eine verstärkte Ausprägung des weiblichen Selbstbewusstseins bedeutet haben. Vor allem Männer stellten die Tätigkeiten von Sor Juana häufig in Frage und die mächtigen weiblichen Verbündeten sorgten für eine schützende Atmosphäre, in der die Nonne ihre literarischen Fähigkeiten vollends entfalten konnte.

[...]


[1] vgl Paz, Octavio: Sor Juana Inés de la Cruz o Las Trampas de la fe, Barcelona: Seix Barral 1995, S. 126 f.

[2] vgl. Pfandl, Ludwig: Die zehnte Muse von Mexico. Juana Inés de la Cruz. Ihr Leben. Ihre Dichtung. Ihre Psyche, München: Verlag Hermann Rinn 1946, S. 43f.

[3] vgl. Pfandl 1946: S. 40.

[4] vgl. Pfandl 1946: S. 45.

[5] vgl. Paz 1995: S. 246 ff.

[6] vgl. Paz 1995: S. 355 ff.

[7] vgl. Carullo, Sylvia Graciela: El Retrato Literario en Sor Juana Inés de la Cruz, New York: Lang 1991, S. 57 f.

[8] vgl Sabat de Rivers, Georgina: “Mujeres nobles del entorno de Sor Juana”, in: Sara Poot Herrera (Hrsg.), Y diversa de mí misma entre vuestras plumas ando. Homenaje internacional a Sor Juana Inés de la Cruz, México D.F.: El Colegio de México 1993, S. 7f.

[9] vgl. Paz 1995: S. 265 f.

[10] vgl. Sabat de Rivers 1993: S. 10ff.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Bedrohung im blasón von Sor Juana Inés de la Cruz
Hochschule
Universität zu Köln  (Romanisches Seminar)
Veranstaltung
Proseminar: Sor Juana Inés de la Cruz
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V73926
ISBN (eBook)
9783638678858
Dateigröße
436 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bedrohung, Juana, Inés, Cruz, Proseminar, Juana, Inés, Cruz
Arbeit zitieren
Matthias Linsenmeier (Autor:in), 2006, Die Bedrohung im blasón von Sor Juana Inés de la Cruz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73926

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