Während der Frühen Neuzeit verhärteten sich die Fronten zwischen Wissenschaft und Christentum. Ein Repräsentant dieser Zeit war der historische Faust. Knapp 40 Jahre nach seinem Tod (ca. 1540) erschien die „Historia von D. Johann Fausten“ (im Folgenden kurz: „Historia“). In der „Historia“ wird Faust, als wissbegieriger „Schwarzkünstler“ und „Zauberer“ dargestellt, der sich mit dem Teufel verbündet, um „(…) alle Gruend am Himmel vnd Erden [zu] erforschen (…). Anders als beim sehr viel später erscheinenden „Faust“ von Goethe bezahlt der Faust der „Historia“ den Pakt mit dem Teufel schließlich mit der ewigen Verdammnis in der Hölle.
In der wissenschaftlichen Diskussion ist man sich nicht einig, weshalb der Faust der „Historia“ eigentlich als negatives Exempel für alle Christen dienen sollte. Die gängige Erklärung (Henning, Mahal, u.a.) besagt, Fausts Drang nach Wissen habe ihn zum Abfall von Gott und in die Arme des Teufels getrieben. Könnecker, Göres und andere betonen aber, das genau dies nicht der Fall wäre. Der Drang nach Erkenntnis spiele, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle. Im Mittelpunkt stehe die gotteslästerliche Hoffahrt, konzentriert im Verlangen Fausts nach Macht, genauer: der Macht Gottes, auf den Lauf der Dinge mit Hilfe magischer Praktiken Einfluss nehmen zu können.
Erstaunlich in diesem Zusammenhang ist, dass mir keine Arbeit begegnet ist, die sich im Kontext der „Historia“ mit dem Wissen der frühen Neuzeit auseinandersetzt und somit in einem Punkt für Klarheit schaffen würde: Kann die „Historia“ als christliche Warnschrift vor den Wissenschaften verstanden werden? Ist die Figur des Faust letzten Endes als Sinnbild des christlichen Menschen zu verstehen, der sich in den Tiefen wissenschaftlicher Erkenntnis zu verlieren droht? Ziel dieser Arbeit soll deswegen sein, zu untersuchen was die „Historia“ „im Innersten zusammenhält“. Welchen Einfluss könnten die Entwicklungen innerhalb der Wissenschaft der frühen Neuzeit auf die „Historia“ gehabt haben. Konkret: Gibt es triftige Gründe dafür, die „Historia“ von D. Johann Fausten“ als christliche Warnschrift gegen die Wissenschaft an sich zu verstehen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die „Historia von D. Johann Fausten“
- Die Zeit des historischen und literarischen Faust
- Der literarische Faust
- Inhalt der „Historia von D. Johann Fausten“
- Die „Historia“ als literarisches Werk
- Die „Historia“ und ihre konfessionelle Tendenz
- Wirkung auf die Zeitgenossen
- Der historische Faust
- Die Person
- Wirkung auf die Zeitgenossen
- Die Naturmagie der frühen Neuzeit
- Die Wissenschaftliche Revolution der Frühen Neuzeit
- Die Wissenschaft des Mittelalters
- Die Wissenschaft der Frühen Neuzeit
- Wissenschaftliche Methode
- Astrologie/Astronomie
- Alchemie und Medizin
- Das neue Weltbild
- Christentum und Wissenschaft der frühen Neuzeit
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der „Historia von D. Johann Fausten“ und untersucht deren Bedeutung im Kontext der Wissenschaft und des Christentums der frühen Neuzeit. Ziel ist es, herauszufinden, ob die „Historia“ als eine christliche Warnschrift vor den Wissenschaften verstanden werden kann und ob Faust als Sinnbild des christlichen Menschen zu verstehen ist, der sich in den Tiefen wissenschaftlicher Erkenntnis zu verlieren droht.
- Die „Historia von D. Johann Fausten“ als literarisches Werk und ihre konfessionelle Tendenz
- Die Figur des Faust als Repräsentant des Wissenschaftsstrebens der frühen Neuzeit
- Die Wissenschaftliche Revolution und ihre Auswirkungen auf das Weltbild der frühen Neuzeit
- Die Konflikte zwischen Wissenschaft und Christentum in der frühen Neuzeit
- Die „Historia“ als potenzielle christliche Warnung vor den Wissenschaften
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in den historischen und literarischen Hintergrund der „Historia von D. Johann Fausten“. Hier wird der Text der „Historia“ zusammengefasst und auf die für die Arbeit relevanten Stellen eingegangen. Anschließend werden die Reaktion der Zeitgenossen auf die „Historia“ sowie die Person des historischen Faust beleuchtet.
Das nächste Kapitel befasst sich mit der Naturmagie der frühen Neuzeit und zeigt, wie die Bereiche „Wissenschaft“ und Magie in dieser Zeit eng miteinander verwoben waren.
Der dritte Teil der Arbeit konzentriert sich auf die Wissenschaftliche Revolution der Frühen Neuzeit. Hier wird ein kurzer Überblick über die Wissenschaft des Mittelalters gegeben, bevor die Entwicklungen innerhalb der Wissenschaft der frühen Neuzeit, insbesondere die Astrologie/Astronomie, die Alchemie und die Medizin, genauer betrachtet werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen „Historia von D. Johann Fausten“, „Wissenschaft“, „Christentum“, „frühe Neuzeit“, „Naturmagie“, „Wissenschaftliche Revolution“, „Astrologie/Astronomie“, „Alchemie“, „Medizin“, „Weltbild“, „Konfessionelle Tendenz“, „christliche Warnschrift“ und „Faust als Sinnbild“.
- Arbeit zitieren
- Daniel Kellersmann (Autor:in), 2006, Die "Historia von D. Johann Fausten" zwischen Wissenschaft und Christentum der frühen Neuzeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74053