Autismus. Symptomatik, Früherkennung, Verlauf, Äthiologie und Therapie


Hausarbeit, 2002

114 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Geschichte

3. Symptomatik

4. Differentialdiagnostik

5. Früherkennung

6. Epidemiologie und Verlauf

7. Ätiologie / Erklärungsansätze

8. Therapie

1. Einleitung

Autismus ist eine Entwicklungsstörung, bei der die gegenseitigen sozialen Interaktionen und die Kommunikationsmuster qualitativ beeinträchtigt sind. So können betroffene Kinder von Anfang an soziale und emotionale Signale nicht verstehen und wenig gebrauchen, Erwartungen des sozialen Gegenübers werden nicht wahrgenommen. Junge Kinder vermeiden Blickkontakte und auch die sprachliche Kommunikation ist spärlich, unflexibel, monoton und teilweise bizarr. Weitere Symptome sind eine verminderte Gestik, eine eingeschränkte Phantasietätigkeit und es bestehen zahlreiche Verhaltensstereotypien - an fixierten Gewohnheiten wird streng festgehalten, Veränderungen erzeugen Angst. Drei Viertel aller Betroffenen zeigen auch eine Intelligenzminderung, manche neigen zu häufigen Selbstverletzungen.

2. Geschichte

Die Entdeckung des Autismus begann mit Leo Kanner und Hans Asperger, die unabhängig voneinander zur selben Zeit – 1943/1944 – die ersten Berichte über diese Störung veröffentlichten. Sie nahmen eine tiefreichende Störung an, die von Geburt an vorliege. Beide wählten das Wort autistisch (griech. autos = selbst), um die Einengung der Person auf sich selbst bei diesem Störungsbild zu beschreiben.

Tabelle: Differentialdiagnostik der autistischen Syndrome (Kanner-Syndrom, Asperger-Syndrom)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. Symptomatik

1. Eine qualitative Beeinträchtigung der zwischenmenschlichen Beziehung liegt vor, wenn die folgenden Kriterien erfüllt sind:

- Augenkontakt, Gesichtsausdruck, Körperhaltung und Gestik werden kaum zur Regulation der sozialen Interaktion eingesetzt
- andere Personen werden selten gesucht, um Zuneigung oder Trost zu erhalten
- Interaktionen mit anderen Personen werden vom Kind selten initiiert
- Trost wird selten gegeben, auf Freude oder Trauer anderer Menschen wird nicht reagiert, und
- andere Personen werden selten gegrüßt oder deren Verhalten nachgeahmt

Das heißt, dieses grundlegende Defizit soziale Beziehungen einzugehen, äußert sich als unangemessene Wahrnehmung sozioemotionaler Reize, mangelnde Reaktion auf die Emotionen Dritter, mangelnde Verhaltensmodulation hinsichtlich des sozialen Kontextes, mangelnder Einsatz sozialer Signale und ein defizitäres soziokommunikatives Repertoire.

2. Die qualitative Beeinträchtigung der verbalen und nonverbalen Kommunikation zeigt folgende Auffälligkeiten:

- Verzögertes oder völliges Fehlen der gesprochenen Sprache, die nicht kompensiert wird durch alternative kommunikative Mittel wie Mimik und Gestik
- ein Fehlen der Reaktion auf die Kommunikationsversuche anderer, zum Beispiel beim Rufen des Namen des Kindes
- Störung in der Gesprächsführung, das heißt, der Einleitung und Aufrechterhaltung des kommunikativen Austausches und der Berücksichtigung des Wissens um den Gesprächspartner in den eigenen sprachlichen Äußerungen
- prompte oder verzögerte Echolalie (Nachsprechen von Wörtern oder Sätzen)
- idiosynkratischer Wortgebrauch, der nur aus der individuellen Lerngeschichte des Kindes heraus verständlich ist
- Gebrauch von „Du“, wenn „Ich“ gemeint ist, und
- Veränderungen paralinguistischer Aspekte wie der Tonhöhe, Akzentuierung usw.

Es liegt ein grundlegendes Defizit des Einsatzes der Sprache für die soziale Kommunikation vor, das sich als mangelnde Synchronizität und Reziprozität in der Konversation, mangelnde Flexibilität des sprachlichen Ausdrucks, mangelnde Kreativität der Denkprozesse und ungenügende Modulation des Sprechens äußert.

Man hat festgestellt, dass trotz ausreichender Sprachfähigkeit eine tiefgreifende Beeinträchtigung der Fähigkeit zu sinnvoller Kommunikation bestehen kann.

3. Ein deutlich beschränktes Repertoire an Aktivitäten und Interessen zeigt sich in folgenden Verhaltensaspekten:

- völliges Eingenommensein von stereotypen und begrenzten Interessen
- Verhaftetsein an ungewöhnlichen Objekten (z.B. Sammeln bestimmter Dinge)
- Festhalten an zwanghaften Ritualen
- stereotype und sich wiederholende motorische Manierismen, und
- Verunsicherung bei Änderungen in unwesentlichen Aspekten der Umgebung

Das Merkmal der eingeschränkten, sich wiederholenden und stereotypen Verhaltensmuster zeigt sich in stereotypen Interessen, Bindungen an ungewöhnliche Objekte, zwanghaften Ritualen, motorischen Stereotypien, Fixierung an Teilelementen oder nicht-funktionalen Teilen von Spielmaterialien oder in Zeichen affektiver Belastung bei geringen Veränderungen der Umwelt.

4. Beginn vor dem dritten Lebensjahr mit Verzögerung oder abnormer Funktionsfähigkeit in der sozialen Interaktion, der sozialen Kommunikation oder dem symbolischen oder Phantasiespiel.

Die Zuordnung des Frühkindlichen Autismus zu den Tiefgreifenden Entwicklungsstörungen entspricht der Auffassung, dass es sich um eine Störung mit einer schweren qualitativen Abweichung vom normalen Entwicklungsverlauf handelt, die in keinem Entwicklungsstadium normal ist, wogegen beispielsweise bei der „Geistigen Behinderung“ eine quantitative Verzögerung des Entwicklungsverlaufes vorliegt. Diese qualitativen Abweichungen sind in allen Situationen ein grundlegendes Funktionsmerkmal der betroffenen Person, variieren jedoch im Ausprägungsgrad.

Subgruppierung autistischer Störungen anhand des Merkmals „soziales Defizit“

- Soziale Zurückgezogenheit
- Soziale Passivität und
- aktive, aber sonderbare Interaktionen

4. Differentialdiagnostik

Der Atypische Autismus und das Rett-Syndrom gehören ebenfalls zu den Tiefgreifenden Entwicklungsstörungen und weisen autismusähnliche Symptome auf. Atypisch kann beim Atypischen Autismus der Auftretenszeitpunkt der Störung sein oder, dass nur eines oder zwei der insgesamt drei Kriterien erfüllt sind, die zur Diagnose des Infantilen Autismus gefordert werden. Beim Rett-Syndrom kommt es zu einer Rückentwicklung mit Verlust der erworbenen Fähigkeiten, verbunden mit zahlreichen körperlichen Symptomen sowie mit den klassischen Bewegungsstereotypien der Hände.

[...]

Ende der Leseprobe aus 114 Seiten

Details

Titel
Autismus. Symptomatik, Früherkennung, Verlauf, Äthiologie und Therapie
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Institut für Psychologie)
Veranstaltung
Gehirn und Bewusstsein
Note
1,0
Jahr
2002
Seiten
114
Katalognummer
V7407
ISBN (eBook)
9783638146777
Dateigröße
5307 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Downloaddatei enthält zusätzlich ein 19-seitiges Referatshandout mit Folien (PDF). 1,7 MB
Schlagworte
Autismus, Gehirn, Bewusstsein
Arbeit zitieren
Anonym, 2002, Autismus. Symptomatik, Früherkennung, Verlauf, Äthiologie und Therapie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7407

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