Jeder Neubeginn von Rang ist mit dem Zusammenbruch des Althergebrachten verbunden, wie uns die Paradigmenwechsel der Geschichte lehren. So auch bei dem Neubeginn, den das französische Avantgardetheater darstellt, das auf das etablierte Verständnis des Dramas verzichtete. Die Neuerungen und die damit verbundenen Theorien betreffen nicht eigentlich die Schauspielkunst, sondern die Gesamtheit der Beziehungen zwischen dem klassischen Text und seinem modernen Bezug auf sowie seiner Re-Präsentation für einen zeitgenössischen Zuschauer.
Beginnend in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts stellt Atonin Artaud in seiner berühmten Textsammlung „Das Theater der Grausamkeit“ die Sprach- und Texttheorien auf, die nach dem zweiten Weltkrieg als programmatische Ausrichtung für das Avantgardetheater angesehen werden. Dieser philosophische Unterbau muss zunächst in groben Zügen nachgezeichnet werden, um das Phänomen des absurden Theaters überhaupt, und die Zielrichtung der Gedanken der vorliegenden Arbeit nachvollziehen zu können.
In Anlehnung an Jacques Derrida reiht sich daran die Diskussion, inwieweit Artaud in seinen Anstrengungen seiner eigenen Kritik am traditionellen Theater entgeht.
Diese Betrachtungen mögen eine Hilfe zur Beurteilung sein, inwieweit und in welcher Form von einer Negation der Sprache innerhalb des absurden Theaters (beispielsweise Eugen Ionescos und Samuel Becketts) gesprochen werden kann, und in welchem Grade die Avantgardisten A. Artauds (Theater-) Philosophie umzusetzen vermochten, und in welchem Maße dementsprechend letztlich wirklich von Artaudschem Gedankengut als programmatischer Ausrichtung für die Avantgardisten gesprochen werden darf.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung - das französische Avantgardetheater
- Grundzüge der Artaudschen Theaterkritik
- Vom „Theater der Grausamkeit“ zum „Theater des Unbehagens“
- Grenzgänge oder Sackgassen - Intellektuelle Aufrichtigkeit bei Artaud
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Exposé untersucht die Theatertheorie von Antonin Artaud und dessen Konzept des „Theaters der Grausamkeit“. Es beleuchtet die Kritik an der traditionellen Theaterform und die Suche nach einer neuen, unmittelbareren Form des theatralischen Ausdrucks. Darüber hinaus wird die Entwicklung von Artauds Denken von „Theater der Grausamkeit“ hin zu „Theater des Unbehagens“ betrachtet.
- Kritik an der traditionellen Theaterform und deren Sprachkonzeption
- Suche nach einem Theater, das die Trennung von Mensch und Wirklichkeit aufhebt
- Betonung der Körperlichkeit und des sinnlichen Erlebens im Theater
- Entwicklung des Konzepts von „Theater der Grausamkeit“ zu „Theater des Unbehagens“
- Bedeutung der Sprache im Theater und ihre Funktion als Mittel der Verkörperung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Der Text führt in die Theatertheorie von Antonin Artaud ein und stellt seine Bedeutung für das französische Avantgardetheater des 20. Jahrhunderts dar.
- Grundzüge der Artaudschen Theaterkritik: Dieses Kapitel beleuchtet die Kritik Artauds an der traditionellen Theaterform und deren Sprachkonzeption. Er argumentiert, dass das traditionelle Theater den Menschen von der „force vivante“, dem wirklichen Leben, trenne, da es auf Nachahmung und uneigentliche Wiedergabe setze.
- Vom „Theater der Grausamkeit“ zum „Theater des Unbehagens“: Dieses Kapitel betrachtet die Entwicklung von Artauds Konzept vom „Theater der Grausamkeit“ hin zu „Theater des Unbehagens“. Es wird die Bedeutung der Körperlichkeit, der sinnlichen Wahrnehmung und der Verkörperung im Theater diskutiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe des Textes sind: Theater der Grausamkeit, Theater des Unbehagens, Artaud, Theaterkritik, Körperlichkeit, Sprache, Verkörperung, sinnliches Erleben, Tradition, Avantgardetheater.
- Arbeit zitieren
- Anna Bockhoff (Autor:in), 2006, Antonin Artaud - Vom „Theater der Grausamkeit“ zum „Theater des Unbehagens“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74082