Organisierte Interessen und Interessenorganisationen in der Bundesrepublik Deutschland


Seminararbeit, 2001

23 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition des verwendeten Begriffs „Organisierte Interessen“
2.1. Definition des Begriffs „Organisation“
2.2. Definition des Begriffs „Interessen“
2.3. Definition des Begriffs „Interessenorganisation“ bzw. „Organisierte Interessen“

3. Geschichte der Interessenorganisationen

4. Rechtliche Grundlagen der Interessenorganisationen

5. Struktur der Interessenorganisationen in der BRD/ Handlungsfelder

6. Entwicklung der Forschung zum Thema „Organisierte Interessen“
6.1. Konservatives Modell
6.2. Neopluralismus
6.3. Pluralismus im Alltagstest, Verbände und Gesetzgebung
6.4. Funktionaler Pluralismus, systemtheoretisches Modell
6.5. Konfliktorische Pluralismustheorie
6.6. Organisierte Interessen in der „neuen politischen Ökonomie“
6.7. Unregierbarkeit
6.8. Neokorporatismus
6.9. Erosion organisierter Interessen durch neue soziale Bewegungen
6.10. Interessenregierung als Königsweg zwischen Markt, Staat und Gemeinschaft

7. Leitfragen zur Analyse vor organisierten Interessen
7.1. Wie entstehen und entwickeln sich Intererssenorganisationen?
- Genese
7.2. Wie arbeiten Interessenorganisationen intern?
- Struktur
7.3. Wie agieren Interessenorganisationen nach außen?
- Strategie
7.4. Welchen Beitrag leisten organisierte Interessen zur
Legitimation, Überlebensfähigkeit und Veränderung
einer Gesellschaft?
- Funktion

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dieser Hausarbeit werde ich das Thema „Interessenorganisationen in der BRD“ untersuchen und versuchen zu erklären.

Ulrich von Alemann selbst kritisiert die schlechte Quellenlage und den „Mangel an empirischen Basisinformationen“[1] zu diesem Thema.

Daher beruht ebenso mein Aufbau im groben auf dem Aufbau Alemanns, der mir am sinnvollsten erschien, um das Thema erst zu umreißen, dann historisch und letztlich methodisch zu untersuchen.

2. Definition des verwendeten Begriffs „Organisierte Interessen“

Um das Thema „Interessenorganisationen in der BRD“ untersuchen zu können, muß man sich als erstes fragen, was man genau unter dem Begriff „Interessenorganisationen“ bzw. „Organisierte Interessen“ versteht.

Aus diesem Grund definiere ich als erstes den Untersuchungsgegenstand.

2.1. Definition des Begriffs „Organisation“

Günther Büschges (Soziologe) erklärte die Funktionen einer Organisation folgendermaßen:

„In Organisationen oder in engem Kontakt mit ihnen verbringt der einzelne als Mitglied, Klient oder Kunde oder in anderer Weise Betroffener einen wesentlichen Teil seines Lebens. In Organisationen wird er geboren, erzogen, gebildet und ausgebildet, verwahrt und umerzogen. Von Organisationen wird er versorgt, betreut, gestützt und kontrolliert. In Organisationen übt er seinen Beruf aus und geht seiner Arbeit nach, verdient er seinen Lebensunterhalt und macht er Karriere – oder auch nicht. In Organisationen erfährt er aber auch, was Kooperation und Konflikt, was Status und Prestige, was Herrschaft und Abhängigkeit, was Fremd- und Selbstbestimmung, was Schicht- und Klassenzugehörigkeit bedeuten.“[2]

Man kann die Aussage Büschges‘ aber auch in einem kurzen Satz zusammenfassen, nämlich:

Organisationen sind Zusammenschlüsse mehrerer Personen oder Personengruppen, die der Durchsetzung bestimmter Interessen dienen, die sie allein nicht durchsetzen können.“[3]

Das sind mögliche Definitionen zu einem Teil des Themas, nun muß noch der zweite definiert werden.

2.2. Definition des Begriffs „Interessen“

„Ein Interesse ist ein Bestreben, menschliche Antriebe und Bedürfnisse zu befriedigen. Bedürfnisse sind Voraussetzungen von Interessen.“[4]

„Ein Interesse ist eine aus Bedürfnissen folgende Anteilnahme an anderen Personen, Dingen oder einem Geschehen.“[5]

Dies sagt aber noch nichts über das Thema „Organisierte Interessen“ aus, also muß man jetzt die beiden Definitionen miteinander verknüpfen.

2.3. Definition des Begriffs „Interessenorganisation“ bzw. „Organisierte Interessen“

Es gibt drei Möglichkeiten, diesen Begriff zu definieren. Es gibt die Möglichkeit, ihn in einem sehr engen Rahmen zu definieren, der wenig Spielraum läßt, die zweite Möglichkeit ist, ihn auf einen sehr weiten Bereich auszudehnen. Die dritte Möglichkeit ist die, zu versuchen, einen Mittelweg zu finden.

Die erste Möglichkeit, den Begriff „Interessenorganisationen“ zu definieren, sieht folgendermaßen aus:

„Interessengruppen sind Organisationen, die Interessen gegen andere Gruppen mit abweichenden oder gegensätzlichen Interessen wahrnehmen und zum anderen die Interessen ihrer Mitglieder durch Mitwirkung und Einwirkung auf Regierung, Parlament, Parteien, etc. im politischen Willensbildungsprozeß zur Geltung bringen.“[6]

Diese Definition ist sehr eng gefaßt, da sie es nur erlaubt, den Begriff „Interessenorganisationen“ auf den Bereich der politischen Willensbildung anzuwenden. Allerdings fallen dann automatisch alle nicht-politischen Organisationen durch das Raster, beispielsweise Bürgerinitiativen oder Vereine jeder Art.

Die zweite Möglichkeit ist weiter gefaßt:

Man leitet den Begriff „Interessenorganisationen“ auf seinen englischen Ursprung zurück, wo er „organized interests“ heißt und damit ist im englischen folgendes gemeint: Diese Interessen sind der gesamte Bereich der Interessenvermittlung einschließlich der politischen Parteien.

Diese Definition ist daher sehr weit, da sie eigentlich jede Form der Organisation einschließt, und sich auch auf die Politik bezieht.

Dies ist hier nicht so gut gewählt, da später herausgestellt werden soll, daß die Interessenorganisation dadurch entstanden ist, daß der Bürger bzw. das Volk ein Mittel brauchten, um sich gegen die Regierung und die herrschende Schicht zur Wehr setzen zu können. Sie benutzten die Interessenorganisationen als Sprachrohre. Daher ist es nicht ratsam, politische Parteien und Organe in der Definition zu berücksichtigen.

Die dritte Möglichkeit ist ein Mittelweg:

„Organisierte Interessen sind freiwillig gebildete, soziale Einheiten mit bestimmten Zielen und arbeitsteiliger Gliederung, die individuelle, materielle und ideelle Interessen ihrer Mitglieder im Sinne von Bedürfnissen, Nutzen und Rechtfertigungen zu verwirklichen suchen. Sie tun dies innerhalb der sozialen Einheit und / oder gegenüber anderen Gruppen, Organisationen und Institutionen.“[7]

Eine andere Formulierung für diesen Mittelweg bietet laut Alemann Pipers Wörterbuch zur Politik:

„ Interessengruppen sind Organisationen, die im Kontext der fortschreitenden Industrialisierung der modernen Gesellschaft entstanden, zum einen Interessen gegenüber anderen Gruppen mit abweichenden oder entgegengesetzten Interessen (z.B. in der Beziehung der Sozialpartner) wahrnehmen, zum anderen die Interessen ihrer Mitglieder durch Mitwirkung und Einwirkung auf Regierung, Parlament, Parteien und Öffentlichkeit im politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozeß zur Geltung bringen. (...) Diese Definition unterscheidet Interessengruppen von politischen Parteien, die zumindest theoretisch und programmatisch die Übernahme oder Beteiligung an der Regierungsverantwortung anstreben, und von Vereinigungen, deren Hauptziel nicht die Einflußnahme auf die politische Willensbildung ist (z.B. Freizeitvereinigungen, kulturelle Vereinigungen,...)[8]

Laut Schneider gibt es fließende Grenzen zwischen Verbänden und Parteien, allerdings sind die Parteien in Deutschland durch Art. 21 GG von den Verbänden getrennt. In anderen Ländern fällt die Unterscheidung nicht so leicht.[9]

Ulrich von Alemann erklärt, daß es für ihn keinen Unterschied zwischen den Begriffen „Interessenorganisationen“ und „Organisierte Interessen“ gibt, daher werde auch ich die beiden Begriffe gleich und ohne Unterschiede verwenden.

Weiterhin kann man „Vereine“, „Vereinigungen“, „Verbände“ und „Interessengruppen“ ebenfalls in diese Reihe einordnen. Sie grenzen sich zwar teilweise in ihrer Organisationsform und ihren Zielen voneinander ab, erfüllen aber alle die in der Definition genannten Eigenschaften und werden deshalb in die Betrachtung einbezogen.

Der Begriff „pressure group“ ist auch sehr geläufig, wird aber von manchen Experten kritisiert.

Herbert Schneider gibt zu bedenken, daß Verbände zwar als pressure group wirken und agieren können, d.h. die politische Willensbildung mit Druckmitteln wie Streiks u.ä. beeinflussen können, dies aber nicht müssen. Sie haben auch andere Möglichkeiten, ihre Interessen zu vertreten. Daher ist der Begriff „pressure group“ seiner Meinung nach zu eng gefaßt.[10]

Da nun die Frage geklärt, ist, was sich hinter dem Begriff „Organisierte Interessen“ verbirgt, werde ich auf die Geschichte dieser Institutionen eingehen.

3. Geschichte der Interessenorganisationen

„Wenn man organisatorische Besonderheiten außer acht läßt uns allein nach den Funktionen fragt, kann man sie als den jüngsten Sproß einer langen Ahnengalerie von Einrichtungen zur Geltendmachung gesellschaftlicher Interessen ansehen, die zurückreicht bis zu den mittelalterlichen Gilden und Zünften, den kirchlichen und weltlichen Beratern von Königen und Fürsten, dem Hofadel und einzelnen einflußreichen Persönlichkeiten in der unmittelbaren Umgebung der absolutistischen Monarchen des 17. Und 18. Jahrhunderts, den Ständevertretungen schließlich.“[11]

[...]


[1] Alemann: „Westl. Demokratien“, S. 160

[2] Büschges 1976, in „Organisierte Interessen“, S. 25

[3] Alemann: „Organisierte Interessen“, S. 26

[4] Alemann: „Organisierte Interessen“, S. 26

[5] Alemann: „Organisierte Interessen“, S. 29

[6] Alemann: „Organisierte Interessen“, S. 30

[7] Alemann: „Organisierte Interessen“, S. 30

[8] Pipers Wörterbuch zur Politik, Bd. 1, 1985, S. 388

[9] Schneider „Interessenverbände“, S.

[10] Schneider „Interessenverbände“, S. 8

[11] Weber: „Interessengruppen im pol. System...“, S. 57

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Organisierte Interessen und Interessenorganisationen in der Bundesrepublik Deutschland
Hochschule
Philipps-Universität Marburg  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Einführung in die Politische Soziologie
Note
2
Autor
Jahr
2001
Seiten
23
Katalognummer
V7419
ISBN (eBook)
9783638146852
ISBN (Buch)
9783638639903
Dateigröße
605 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vereine, Verbände, Interessenverbände, Bürgerinitiative, Bürgerinitiativen, Organisation, Organisierte Interessen, Politik, Soziologie
Arbeit zitieren
Nicole Hänel (Autor:in), 2001, Organisierte Interessen und Interessenorganisationen in der Bundesrepublik Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7419

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