Die grundlegende Frage der Arbeit ist die nach der Repräsentanz der Vorsitzenden der FDJ in den Zeitungen der DDR. Die FDJ war als staatliche Jugendorganisation eines der wichtigsten Kaderreservoirs der SED und fest eingebunden in das Nomenklatursystem, über das politische Karrieren gesteuert wurden. Nach den Prinzipien des „demokratischen Zentralismus“ lenkte die SED die FDJ von oben nach unten. Wer in dem Jugendverband an die Spitze kam, wurde vom Politbüro bestimmt. Auch die Medien der DDR waren über soziologische, ökonomische und administrative Faktoren an das „Wahrheitsmonopol“ der herrschenden Partei gebunden. Die SED gab vor, worüber berichtet wurde. Sowohl FDJ als auch Medien und Karrieren waren also, wie im theoretischen Teil der Arbeit gezeigt wird, maßgeblich von der SED gesteuert – über wen wie oft berichtet wurde, sagt damit auch etwas über die Interessen der Partei und die Mechanismen der Eliterekrutierung aus.
Für die Prüfung der Repräsentanz der FDJ-Vorsitzenden nutzte ich die Methodik der Inhaltsanalyse. Untersucht habe ich 270 Titelseiten der „Junge Welt“, des Zentralorgans der FDJ-Spitze, und 270 Titelseiten der „Freie Presse“, der auflagenstärksten SED-Bezirkszeitung. Der Untersuchungszeitraum ist die gesamte Zeit des DDR-Bestehens.
Auf den Titelseiten der „Junge Welt“ wurde der FDJ-Vorsitzende in 34,1 Prozent der Ausgaben erwähnt, dabei waren die Ergebnisse in allen untersuchten Jahrgängen ähnlich: Der FDJ-Vorsitzende kam etwa auf jeder dritten Titelseite vor. Auf den Titelseiten der „Freie Presse“ war der FDJ-Vorsitzende nur in 11,5 Prozent der untersuchten Ausgaben repräsentiert. Zudem gab es bei der „Freie Presse“ größere Unterschiede zwischen den Jahrgängen, genannt wurden in erster Linie die FDJ-Vorsitzenden, die zugleich Angehörige des Politbüros waren, also Egon Krenz und in einem bestimmten Zeitraum Erich Honecker. In der SED-Bezirkszeitung spielten die FDJ-Vorsitzenden, die nicht zugleich im Politbüro waren, kaum eine Rolle. Es lag also nicht im Interesse der SED, sie bei der gesamten Bevölkerung bekannt zu machen. Für die Berichterstattung in der SED-Bezirkszeitung war vielmehr die Politbüro-Zugehörigkeit entscheidend.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- I.1 Aufbau der Arbeit.
- 1.2 Quellenlage und Quellenauswahl
- 1.3 Eine kleine Begriffsklärung.
- II. Die Geschichte der FDJ
- II.1 Der Exil-Plan wird umgesetzt: die Gründung der FDJ.
- II.2 Die Stalinisierung der FDJ und der offene Protest 1953
- II.3 Vom,,Tauwetter“ zurück zur Repression..
- II.4 Mauerbau, zeitweise Liberalisierung und „Kahlschlag“
- II.5 Honecker übernimmt den Staat
- II.6 Der Weg zur finalen Krise.
- II.7 Die DDR bricht zusammen, die FDJ verliert jeden Einfluss.
- III. Die Funktionen der FDJ
- III.1 Die Elitenrekrutierungsfunktion der FDJ.
- IV. Die politische Elite der DDR.
- IV.1 Das Nomenklatursystem.
- IV.2 Die Machtspitze.
- IV.2.1 Das Politbüro
- IV.3 Aufstieg durch angepasstes Karrierestreben .
- IV.3.1 Politbüro-Karrieremuster
- IV.4 FDJ-Clique im Politbüro..
- V. Das Mediensystem der DDR.....
- V.1 Das Wahrheitsmonopol der Partei..
- V.1.1 Gesetzliche Grundlagen der DDR-Medien...
- V.1.2 Journalisten als „rechter Arm“ der Partei
- V.1.3 Die praktische Anleitung der Presse.
- V.1.4 Anreize zum Anpassen.
- V.1.5 Die Ausbildung zum Journalisten und der Wille zum Guten .
- V.2 Die doppelte Medienlandschaft.
- V.3 Das Jugendpressesystem der DDR.
- V.3.1 Jugendsendungen in Funk und Fernsehen.
- V.4 Das zentrale FDJ-Organ „Junge Welt“.
- V.5 Am Ende wurde unüberhörbar, was fehlte.
- VI. Zusammenfassung der erarbeiteten Grundlagen für die Empirie.
- VII. Empirischer Teil..
- VII.1 Ausgangspunkt.
- VII.1.1 Ziel: Aussagen über den Kommunikator.
- VII.2 Beschränkung auf den FDJ-Vorsitzenden
- VII.2.1 Die FDJ-Vorsitzenden .........
- VII.3 Die Grundgesamtheit..
- VII.3.1 Die untersuchten Zeitungen..
- VII.3.2 Die Ausgaben
- VII.4 Die Stichprobe...
- VII.4.1 Künstliche Monate.
- VII.4.1.1 Sonderfälle.
- VII.5 Hypothesenbildung.
- VIII. Methodik
- VIII.1 Quantitative und qualitative Inhaltsanalyse...
- VIII.2 Die Analyseeinheiten.
- VIII.3 Der Codebogen..
- VIII.4 Definition der Variablen-Ausprägungen: das Codierbuch
- VIII.4.1 Das Thema des Artikels
- IX. Auswertung der Zeitungsforschung.
- IX.1 Repräsentanz der FDJ-Vorsitzenden in „Junge Welt“ und „Freie Presse“
- IX.1.1 Repräsentanz in den Jahrgängen.
- IX.1.2 Korrelation zwischen Posten und Repräsentanz
- IX.1.3 Repräsentanz in Abbildungen
- IX.1.4 Repräsentanz in Aufmachern.
- IX.2 Die Themen der Artikel
- IX.2.1 Die Themen der Artikel in der „Junge Welt“.
- IX.2.1.1 Die Themen der Aufmacher in der „Junge Welt“
- IX.2.2 Die Themen der Artikel in der „Freie Presse“
- IX.2.2.1 Die Themen der Aufmacher in der „Freie Presse“.
- IX.2.3 Zur Signifikanz der ermittelten Themenhäufungen und einer möglichen Korrelation zwischen Posten und Themen
- IX.3 Texte mit und ohne Jugendbezug....
- IX.3.1 Jugendbezug in der „Junge Welt“.
- IX.3.2 Jugendbezug in der „Freie Presse“.
- IX.4.3 Zur Signifikanz der Ergebnisse zum Jugendbezug.
- X. Zusammenfassung der Ergebnisse anhand der Hypothesen.
- XI. Fazit: Nicht an die Spitze geschrieben.
- XI.1 Zielgruppenspezifische Medien
- XI.2 Entfremdung von der Jugend.
- XI.3 Rückschlüsse auf den Willen der Partei.
- XII. Tabellenübersicht.......
- XIII. Liste der Abkürzungen
- XIV. Quellenverzeichnis.
- Die Rolle der FDJ als Kaderreservoir der SED
- Das Nomenklatursystem der DDR und die Steuerung politischer Karrieren
- Die Funktionen und das Wahrheitsmonopol der DDR-Medien
- Die Repräsentanz der FDJ-Vorsitzenden in der "Jungen Welt" und der "Freien Presse"
- Die Themen und Inhalte der Berichterstattung über FDJ-Vorsitzende in den untersuchten Zeitungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit analysiert das Zusammenspiel von FDJ, SED und Zeitungen im Nomenklatursystem der DDR. Im Fokus steht die Repräsentanz der FDJ-Vorsitzenden in der "Jungen Welt" und der "Freien Presse" und welche Rolle die Medien im Prozess der Elitenbildung in der DDR spielten.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Aufbau, die Quellenlage und den Forschungsgegenstand der Arbeit beleuchtet. Anschließend wird die Geschichte der FDJ von ihrer Gründung bis zu ihrem Niedergang im Zuge der DDR-Wende skizziert.
Kapitel III beleuchtet die Funktionen der FDJ, insbesondere ihre Bedeutung für die Eliterekrutierung in der DDR. Kapitel IV analysiert die politische Elite der DDR, das Nomenklatursystem und die Machtspitze. Kapitel V widmet sich dem Mediensystem der DDR, dem Wahrheitsmonopol der SED und dem Jugendpressesystem. In Kapitel VI werden die zentralen Erkenntnisse für die empirische Untersuchung zusammengefasst.
Der empirische Teil der Arbeit (Kapitel VII-IX) analysiert die Repräsentanz der FDJ-Vorsitzenden in der "Jungen Welt" und der "Freien Presse". Kapitel VIII beschreibt die Methodik der Inhaltsanalyse, während Kapitel IX die Ergebnisse der Untersuchung präsentiert. Kapitel X fasst die Ergebnisse anhand der Hypothesen zusammen.
Im Fazit (Kapitel XI) werden die Ergebnisse der Arbeit diskutiert und Rückschlüsse auf die Rolle der Medien im Prozess der Elitenbildung in der DDR gezogen. Die Arbeit schließt mit einer Tabellenübersicht, einer Liste der Abkürzungen und dem Quellenverzeichnis.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen FDJ, SED, Nomenklatursystem, DDR-Medien, Repräsentanz, Inhaltsanalyse, "Junge Welt", "Freie Presse", Elitenbildung, politische Karriere, Jugendthemen, Wahrheitsmonopol, Propaganda.
- Arbeit zitieren
- Felix Mannheim (Autor:in), 2006, Medien in der DDR und Mechanismen der Eliterekrutierung. Das Zusammenspiel von FDJ, SED und Zeitungen im Nomenklatursystem der DDR, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74527