Reale Effekte von IWF "Bailouts" in historischer Perspektive


Seminararbeit, 2007

36 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlegende Begriffe

3 Überblick über Finanzkrisen in der Zeit von 1973 - 1999

4 Das Verhalten des IWF im Zuge der Asienkrise

5 Eine Analyse der Auswirkung von IWF-Bailouts
5.1 Vergleichende Analyse
5.1.1 Before - After Approach
5.1.2 With - Without Approach
5.2 Modelltheoretische Analyse

6 Zusammenfassung, Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhang

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Überblick über Krisen und IWF-Programme in latein- amerikanischen Ländern 1973-1998

Tabelle 2: Überblick über Krisen und IWF-Programme in asiatischen und anderen Ländern 1973 –1999

Tabelle 3: Wirtschaftswachstum vor und nach einer Krise

Tabelle 4: Wirtschaftswachstum vor und nach einer Währungskrise

Tabelle 5: Wirtschaftswachstum vor und nach einer Bankenkrise

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Auswirkung auf Wechselkurse gegenüber US-Dollar

Abbildung 2: Reale Wachstumsrate des BIP

Abbildung 3: Pro-Kopf BIP (logarithmiert)

Abbildung 4: Konsum im Verhältnis zum BIP Reales

Abbildung 5: Inflation

Abbildung 6: Geldmengenwachstum

Abbildung 7: Nominalzinssatz

Abbildung 8: Budgetdefizit im Verhältnis zum BIP

Abbildung 9: Nominale Wechselkurse

Abbildung 10:. Reale Wechselkurse

1 Einleitung

Die Diskussion um die Position des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist seit den 90er Jahren in vollem Gange. Kritik erfährt der Fond dabei nicht nur an einzelnen Programmen, sondern auch an seiner Funktion selbst. Sogar „polare“ Meinungen, wie z.B. die vollkommene Abschaffung des IWF, finden teilweise Gehör. Seine Aufgabe als „Krisenmanager“ würde er nicht zufriedenstellend erfüllen, auch seien seine Programme zu starr und würden zum Teil sogar krisenverschlimmernd wirken (Vgl. Bird (2001) S. 1).

Meine Arbeit soll im Hinblick auf die laufende Diskussion um eine „Neue Internationale Finanzarchitektur“ die realen Effekte von Bailouts durch den IWF analysieren. Nach dem Lesen dieser Arbeit soll es dem Leser möglich sein, Aussagen über die Wirkung der Hilfestellungen des IWF zu treffen. Dem Leser wird gezeigt, wie unterschiedliche makroökonomische Determinanten auf die Programme des IWF reagieren. Auch erfährt er, dass schon die Präsenz des Fonds Auswirkung auf das Verhalten der einzelnen Wirtschaftssubjekte hat.

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, gebe ich dem Leser nach der Erläuterung grundlegender für das Verständnis der Arbeit notwendiger Begriffe einen Überblick über die Häufigkeit von Finanzkrisen von 1973 bis zum Jahre 1999. Dieser soll, zusammen mit einer beispielhaften Darstellung des Verhaltens des IWF im Zuge einer Krise, in den Hauptteil, die Analyse der Auswirkung von Bailouts einleiten. Diese wird sich eng an die Untersuchung von Bordo und Schwartz aus dem Jahre 2000 anlehnen. In einer vergleichenden und einer modelltheoretischen Analyse werde ich dem Leser die schwierige Materie verständlich machen. Ein Fazit und die Darlegung meiner Einstellung zur zukünftigen Position des IWF werden meine Arbeit abschließen.

2 Grundlegende Begriffe

Von internationalen Finanzkrisen sind heutzutage vor allem Transformations-, Schwellen- und Entwicklungsländer (EL) betroffen, da in diesen häufig ein fehlerhaftes Geld- bzw. Währungssystem anzutreffen ist (Vgl. Bordo, Schwartz (1998), S.2f.). Die Finanzkrisen zeigen sich besonders in den folgenden Phänomenen:

- Massiver kurzfristiger Kapitalabzug ausländischer Kreditgeber bzw. Investoren
- Ein gravierender Mangel an internationaler Liquidität in Krisenländern. Sie können die Devisennachfrage nicht befriedigen
- Enorme Wechselkursschwankungen und oft notwendige reale und nominelle Abwertung der betroffenen Währungen
- Verfall von Immobilienpreisen und Aktienkursen
- Kapitalflucht der inländischen Wirtschaft
- Erhebliche Zahlungsbilanzschwierigkeiten von Banken und Nichtbanken gegenüber ausländischen und inländischen Gläubigern
- Ausbreitung der Finanzkrisen auf ökonomisch ähnlich strukturierte Länder.[1]

Eine Finanzkrise beinhaltet Probleme im Bereich des internationalen und nationalen Kreditverkehrs, die meistens zu einer nationalen Bankenkrise führen, zu Liquiditäts- und Wechselkursproblemen auf Devisenmärkten, die eine Währungskrise hervorrufen sowie Bewertungs- und Renditeproblemen, die eine tief greifende realwirtschaftliche Krise auslösen können.

Finanzkrisen sind nicht nur Phänomene jüngerer Zeit, wie z.B. die Mexikokrise (1994/95), die Asienkrise (1997/98) oder Finanzkrisen in Russland und Brasilien (1998/99), sondern sie durchziehen die letzten Jahrhunderte. Vor 1914[2] entstanden Finanzkrisen meist aufgrund von kurzfristigen Liquiditätsproblemen einzelner Regime. Verstärkt wurden die Krisen häufig durch einzelne Bankinsolvenzen.[3] In der Zeit fester Wechselkurspolitik wurden, um die Kurse stabil zu halten und eine Eskalation und Ausbreitung der Krise zu verhindern, die Bilanzdefizite durch eine oder mehrere ausländische Zentralbanken oder durch private Investment-Firmen getilgt (Bordo, Schwartz (1998), S. 4 & Bordo, Schwartz (2000), S. 4ff.).[4]

Im Jahre 1944 wurde zum Wiederaufbau des Weltwirtschaftssystems in der Konferenz von Bretton Woods der Internationale Währungsfonds (engl.: International Monetary Fund, IMF) gegründet (Vgl. Samuelson, Nordhaus (1998), S. 832f.).[5] Bis heute ist es die Hauptaufgabe des IWF, Hilfen bei Zahlungsbilanzschwierigkeiten und Wechselkursturbulenzen zu stellen. Nach dem Zusammenbruch des Systems fester Wechselkurse fielen jedoch die Industrieländer als Nachfrager von Hilfspaketen weitgehend aus. Hauptempfänger sind die Krisenländer geworden, denen nach wie vor umfangreiche Liquiditätshilfen zur Verfügung gestellt werden (Vgl. Discroll (1988), S.1ff. & Woyke (2004), 250f.).

Bis zu den 80er Jahren hatten diese Liquiditätshilfen den Charakter von so genannten „rescue loans“(Vgl. Bordo, Schwartz (2000), S.1f.).[6] Mittlerweile liest man in der Literatur gehäuft den Begriff „Bailout“ im Zusammenhang mit Liquiditätshilfen.

Einen Bailout[7] kann man als eine Bürgschaft für die Übernahme der Staatsschulden eines Landes im Rahmen der internationalen Währungspolitik verstehen. Der gravierende Unterschied zu rescue loans ist, dass Bailouts nach dem gescheiterten Versuch eines Landes, eine Abwertung des Wechselkurses zu verhindern, gezahlt werden (Vgl. Bordo, Schwartz (1998), S.35). Die gezahlten Kredite sind heute um ein Vielfaches größer als in damaliger Zeit und sozialisieren quasi die privaten Risiken und Verluste. Deshalb wird dem Bailout-Modell häufig unterstellt, dass es Anreize gibt, Kreditvergabe und Kreditaufnahme in Zukunft noch weiter auszuweiten, da Anleger sich durch die Bailout-Garantien geschützt fühlen. Es wird somit laut den Kritikern des IWF, wie etwa der Meltzer-Kommission des US-Kongresses, „Moral-Hazard[8] -Verhalten“ generiert (Vgl. Berger, Weichenrieder (2002), S.11f. & Bordo, Schwartz (1998), S.35ff. & Femminis, Ruggerone (2001), S.1-2).

Jedoch nicht nur die Höhe, sondern auch die an die Kreditvergabe des IWF gebundenen Strukturanpassungsprogramme (SAP) erfuhren massive Kritik. Auflagen, wie Privatisierung öffentlicher Einrichtungen, Importliberalisierung, Kürzung von Staatsausgaben, Steigerung des Exports, Liberalisierung des Bankwesens und Öffnung gegenüber ausländischem Kapital haben zum Teil gravierende wirtschaftspolitische Kursumschwünge in den kreditempfangenden Ländern zur Folge (Vgl. Bordo, Schwartz (2000), S.47 & WEED (2000), S.1f.).[9]

3 Überblick über Finanzkrisen in der Zeit von 1973 - 1999

Das Augenmerk meiner Arbeit liegt auf den Finanzkrisen, die nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-System entstanden sind. Nahezu alle „emerging markets“ seid 1970, ausgenommen von Botswana, Irak, Malaysia und Kuwait, haben finanzielle Unterstützung vom IWF erhalten (Vgl. Barro, Lee (2005) S. 1). Tabelle 1 und 2 geben einen ersten Überblick über Krisen, die seit dem Jahre 1973 aufgetreten sind und über Länder, die IWF-Hilfsmaßnahmen bekommen haben.

Tabelle 1 zeigt für 11 lateinamerikanische[10] und Tabelle 2 für 13 größtenteils asiatische[11] Länder, zu welchen Zeiten Krisen bestanden und ob es sich um Bankenkrisen (BK), Währungskrisen (WK) oder Kombinationen aus beiden, so genannten „Twin Crisis“ (TC), handelte. Die farbig hinterlegten Felder kennzeichnen die Dauer, die das jeweilige Land an den Hilfsmaßnahmen des IWF partizipiert hat. Mit blauen Werten ist in beiden Tabellen die jeweilige Höhe der IWF-Kredite in Millionen Sonderziehungsrechten (SZR)[12] eingetragen.[13] Schon auf den ersten Blick wird ersichtlich, dass sowohl Krisen als auch damit zusammenhängende Kreditzahlungen des IWF keine Seltenheit sind. Auch ist zu erkennen, dass die Höhe der finanziellen Unterstützung seit den 90er Jahren zugenommen hat (Vgl. Bordo, Schwartz (2000), S.46).

[...]


[1] Die Ausweitung der Krise auf gesunde Volkswirtschaften wird auch „Contagion-Effekt“ genannt.

[2] Zeit des klassischen Gold-Standards.

[3] Nicht selten entstanden Bankenpaniken aus einzelnen Bankinsolvenzen.

[4] Die erste internationale Organisation wurde erst 1930 gegründet und hieß Bank of international settlements (BIS). 1934 folgte ihr der US Treasury Exchange Stabilisation Fund (ESF) (Bordo; Schwartz (1998), S. 3-7).

[5] Es wurde ebenfalls die Weltbank gegründet und das GATT (General Agreement on Terms and Trade) errichtet.

[6] Anmerkung: Überblick über internationale „rescue loans“ vor 1990 geben Bordo; Schwartz 1998, S. 8-35.

[7] Zu deutsch: jmdm. aus der Klemme helfen.

[8] Moral Hazard beschreibt eine Verhaltensänderung. Der Begriff wird häufig im Zusammenhang mit Principal Agent Theorien (z.B. Versicherungsmärkte) verwendet (Vg. Frey, Kirchgässner (2002), S. 89).

[9] Die Maßnahmen, die der IWF im Sinne der SAP stellt, werden häufig unter dem Begriff „Washington Consensus“ zusammengefasst (Vgl. Falk (2001), S. 8f.).

[10] Bei den lateinamerikanischen Ländern handelt es sich um: Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Ecuador, Mexiko, Paraguay, Peru, Uruguay und Venezuela.

[11] Bei den größtenteils asiatischen Länder handelt es sich um: Australien, Hongkong, Indonesien, Israel, Korea, Malaysia, Neuseeland, den Philippinen, Singapur, Südafrika, Thailand, die Türkei und Taiwan.

[12] SZR bezeichnet eine Art Weltgeld im Zahlungsverkehr der Zentralbanken (1 SZR ≈ 1,35 US-$) (Vgl. Driscoll (1988), S.8,16 & Berger, Weichenrieder (2002), S.8f.).

[13] Anmerkung: Für Tabelle 2 liegen nur Daten von Indonesien, Israel, Korea, den Philippinen, Südafrika, Thailand und die Türkei vor.

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Reale Effekte von IWF "Bailouts" in historischer Perspektive
Hochschule
Universität Osnabrück
Veranstaltung
Schuldenkrisen
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
36
Katalognummer
V74921
ISBN (eBook)
9783638731324
ISBN (Buch)
9783638732147
Dateigröße
568 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Reale, Effekte, Bailouts, Perspektive
Arbeit zitieren
Dominik Meyer (Autor:in), 2007, Reale Effekte von IWF "Bailouts" in historischer Perspektive , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74921

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Reale Effekte von IWF "Bailouts" in historischer Perspektive



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden