Im Rahmen des Proseminars "Le roman français contemporain" beschäftigte ich mich mit der Biografie Marguerite Duras′. Die "magicienne de l′écriture", wie sie von Jack Lang nach ihrem Tod im März 1996 genannt wurde, hat auch mich in ihren Bann gezogen, sodaß ich nun ihr Leben und ihre Werke näher betrachten möchte.
Es geht im besonderen um eine Textanalyse zu l′Amant ; anhand dieser soll versucht werden, die Selbstfindungsproblematik einer jungen Frau auf dem Hintergrund der Mutter-Tochter-Beziehung zu beleuchten. Beim Herangehen an den Text stellt sich gleich von Anfang an eine gewisse Hermetik zum Inhalt ein. Die problematische Zugangsweise zum Inhalt gründet sich in der Symbiose literarischer Ausdrucksformen: einerseits werden von der Autorin bewußt (auto-) biographische Elemente eingesetzt, andererseits arbeitet sie mit fiktiven Momenten. Teilweise sind beide Ausdrucksformen nicht klar und deutlich zu trennen. Selbst dort, wo man als Leser zunächst den Eindruck von biographischen Momenten wahrnimmt, bleiben auch diese bei einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Text diffus.
Zwar geht es in dieser Arbeit nicht darum, zu untersuchen, ob L′Amant ein autobiografisches Werk ist oder nicht, doch beim Hinzuziehen von Sekundärliteratur wird man zwangsläufig mit dieser Fragestellung konfrontiert. Da möchte man beispielsweise aus einem Interview mit Marguerite Duras zitieren, in dem sie Aussagen über das Verhältnis mit ihrer Mutter macht. Möchte mehr erfahren über das Innenleben der "Ich-Erzählerin" in l′Amant, möchte Parallelen zu ihrer Lebensgeschichte ziehen, wenngleich die Autorin betont: "Die Geschichte...meines Lebens existiert nicht, oder aber es handelt sich um Lexikologie. Der Roman meines Lebens, unseres Lebens, ja, aber nicht die Geschichte."
Um diesem oben genannten Dilemma weitestgehend zu entgehen, richtet sich das Augenmerk in diesem Essay zunächst auf die Mutter-Tochter- Beziehung in l′Amant und in einem Unterkapitel (Kapitel 3: L′Amant-Erinnerungsarbeit?) wird auf die Frage eingegangen, ob Marguerite Duras in l′Amant Spuren von sich selbst und ihrem Leben entziffert.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DIE MUTTER-TOCHTER BEZIEHUNG IN L'AMANT
- Charakteristika des Verhältnisses zwischen Mutter und Tochter in l'Amant
- Kindheit und frühe Jugend
- Die Liaison mit dem Chinesen und ihre Auswirkungen auf das Mutter-Tochter-Verhältnis
- Der Tod des jüngeren Bruders und Konsequenzen für die Beziehung zwischen Mutter und Tochter
- Der Tod der Mutter
- Die Mutter wird zur Schreibschrift
- L'AMANT - ERINNERUNGSARBEIT?
- SCHLUB
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit widmet sich der Analyse der Mutter-Tochter-Beziehung im Roman "L'Amant" von Marguerite Duras. Ziel ist es, die Selbstfindungsproblematik einer jungen Frau im Kontext dieser Beziehung zu beleuchten. Dabei wird die komplexe Beziehung zwischen den beiden Protagonistinnen im Spannungsfeld von biografischen und fiktiven Elementen untersucht.
- Die Mutter-Tochter-Beziehung als zentrale Konfliktebene
- Die Auswirkungen der kulturellen und sozialen Diskrepanz auf das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter
- Die Selbstfindungsproblematik der jungen Frau im kolonialen Umfeld
- Die Rolle der Erinnerung und des Schreibens in der Verarbeitung von Traumata und Verlusterfahrungen
- Die Frage nach der autobiografischen Dimension des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Roman "L'Amant" und seine Autorin Marguerite Duras vor. Dabei wird die Besonderheit des Textes als Mischung aus autobiografischen und fiktiven Elementen hervorgehoben. Die Arbeit fokussiert auf die Mutter-Tochter-Beziehung und die Frage nach der Selbstfindungsproblematik der jungen Frau.
Das zweite Kapitel widmet sich ausführlich dem Verhältnis zwischen Mutter und Tochter. Es werden verschiedene Aspekte beleuchtet, darunter die Kindheit und frühe Jugend, die Liaison der Tochter mit einem chinesischen Mann und deren Auswirkungen auf die Beziehung, der Tod des jüngeren Bruders und die Konsequenzen für das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter, sowie der Tod der Mutter. Abschließend wird die Bedeutung der Mutter als „Schreibschrift“ im Werk Duras untersucht.
Das dritte Kapitel stellt die Frage nach der Erinnerungsarbeit in "L'Amant". Es geht darum, inwiefern Marguerite Duras in ihrem Roman Spuren von sich selbst und ihrem Leben hinterlassen hat.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit umfassen: Mutter-Tochter-Beziehung, L'Amant, Marguerite Duras, Selbstfindung, koloniales Indochina, Erinnerung, autobiografisches Schreiben, literarische Analyse, französische Literatur, Romananalyse, Schreibschrift, Tabubruch, Sozialer Druck.
- Arbeit zitieren
- Tanja Kläser (Autor:in), 2000, Die Mutter-Tochter-Beziehung in "L'Amant", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7518