1. Fragestellung und Aufbau der Arbeit
„Der Andere, das ist die Hölle“ ist das Thema unserer schriftlichen Hausarbeit.
Aussagen wie: „Da stimmt die Chemie einfach nicht!“ oder „Wenn der nicht gewesen wäre, dann…“ sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinem fremd. Jeder hat sich zumindest schon einmal von einem Anderen in irgendeiner Art und Weise beeinträchtigt gefühlt. Nach unseren Erfahrungen und unserem Empfinden haben wir Grund zu der Annahme, dass wir dieser Beeinträchtigung durch den Anderen jeden Tag aufs Neue ausgesetzt sind. Warum, wenn nicht aus diesem Grund, gehen beispielsweise Studenten, die zu spät kommen, erst in der nächsten Pause mit all den anderen Studenten in die Vorlesung; doch wohl nur, um den vermeintlich kritischen Blicken von Studenten und Professoren zu entgehen. Es gibt wohl kaum eine Möglichkeit nicht mit dem Anderen sein Leben zu leben. Aber nicht allein die Tatsache, dass der Andere existiert, hindert mich an der unentwegten Entfaltung beziehungsweise Entwicklung meiner Selbst, sondern gerade die dadurch stattfindende oder auch nicht stattfindende Beziehung und Verbindung zu dem Anderen. Nicht umsonst kennt jeder folgenden Wunsch und hat ihn bestimmt auch schon einmal erbeten: „Am liebsten wäre ich jetzt auf einer einsamen Insel!“
Das Ziel der Arbeit ist eine eingehende Auseinandersetzung mit der existentialistischen Auffassung von Jean-Paul Sartre. Primär geht es jedoch dabei um die Darstellung der Problematik des Anderen, dass heißt was ist und bedeutet der Andere für mich und was stelle ich im Umkehrschluss für ihn da?
Im Kapitel 2 (Begriffliche Klärungen) wird auf die theoretische Bedeutung der Lehre des Seins sowie der daraus entspringenden Komponenten des An-Sich und des Für-Sich seins eingegangen. Nachdem die Frage nach dem Bewusstsein geklärt ist, zielen Ausführen im Zusammenhang mit dem Ego, auf den Anderen ab.
In Kapitel 3 (Höllenerfahrungen durch den Anderen) soll es konkret um die Beziehung zu und mit dem Anderen gehen. Das Ausmaß des Anderen, was auch zugleich der zentrale Untersuchungsgegenstand unserer Arbeit ist, wird in der Eindringlichkeit des Blickes, in der Interdependenz der Höllenbewohner in dem Theaterstück (huis clos) Bei geschlossenen Türen sowie der Bedeutung des Leibes deutlich.
Im Kapitel 4 gehen wir darauf ein inwieweit Sartres Ansichten der heutige Zeit entsprechen und geben ein sachliches und persönliches Fazit über die Problematik des Anderen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Fragestellung und Aufbau der Arbeit
- 2. Begriffliche Erklärungen
- 2.1 Die Basis der Ontologie
- 2.2 An-Sich und Für-Sich
- 2.2.1 Die zwei Seinsmomente des Ego
- 2.2.2 Das thetische und das nicht thetische Bewusstsein
- 2.3 Die Zwiespältigkeit des Anderen
- 2.4 Herr-Knecht-Verhältnis
- 3. Höllenerfahrungen durch den Anderen
- 3.1 Die Konstitution durch den Anderen
- 3.2 Die konkrete Verbindung mit Anderen
- 3.3 Der Blick
- 3.3.1 Phase eins: Der Andere bricht in meine Welt ein
- 3.3.2 Phase zwei: Aus dem Objekt-Anderen wird ein Subjekt
- 3.3.3 Sich dem Erblickt-werden entziehen
- 3.4 Der Leib
- 3.5 Das Erstarren der Freiheit: Bei geschlossenen Türen
- 3.5.1 Die Unaufrichtigkeit
- 3.5.2 Der andere, das ist die Hölle!
- 4. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der existentialistischen Sichtweise des Anderen, wie sie von Jean-Paul Sartre vertreten wird. Das Hauptziel ist es, die Problematik des Anderen aus existentialistischer Perspektive zu beleuchten und die Frage zu beantworten, was der Andere für mich und ich für ihn bedeutet.
- Der Einfluss des Anderen auf die eigene Existenz und Selbstfindung
- Die Rolle des Bewusstseins in der Beziehung zum Anderen
- Die Analyse des „An-Sich“ und „Für-Sich“ im Kontext der menschlichen Existenz
- Die Höllenerfahrungen durch den Anderen und die Bedeutung des Blickes
- Die Zwiespältigkeit des Anderen und die Herausforderungen des Herr-Knecht-Verhältnisses
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird die Fragestellung der Arbeit vorgestellt und der Aufbau der Argumentation erläutert. Das zweite Kapitel widmet sich der begrifflichen Klärung von zentralen Begriffen aus Sartres Ontologie, wie „An-Sich“ und „Für-Sich“, sowie dem Bewusstsein. In Kapitel 3 stehen die Höllenerfahrungen durch den Anderen im Vordergrund. Hier werden die Rolle des Blickes, die Interdependenz des Menschen im Theaterstück „Huis Clos“ und die Bedeutung des Leibes beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der existentialistischen Philosophie, insbesondere mit den Konzepten von Jean-Paul Sartre. Schlüsselbegriffe sind das „An-Sich“, „Für-Sich“, Bewusstsein, der Andere, Höllenerfahrungen, der Blick, der Leib und die Zwiespältigkeit des Anderen. In der Arbeit werden insbesondere Sartres Werk „Das Sein und das Nichts“ sowie „Der Existenzialismus ist ein Humanismus“ herangezogen.
- Quote paper
- Heiko Klug (Author), 2006, Der Andere, das ist die Hölle, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75277