Ich glaube, dass der Bürgerkrieg an sich ein System ist, das sowohl aus der Summe der Handlungen der einzelnen Akteure entsteht, als auch im Umkehrschluss deren Handlungen und Entscheidungen beeinflusst. Es ist damit der Funktionsweise des internationalen Systems ähnlich. Das „System Bürgerkrieg“ funktioniert nach dem Prinzip der Logik und Rationalität. Schon der Ausbruch eines Bürgerkrieges ist rational, denn er wird durch politische und wirtschaftliche Instabilität ermöglicht und fördert somit das Streben nach Macht und/ oder Gewinn. Gleiches gilt für die einzelnen Handlungen von Regierung, Rebellen und Zivilisten. Und dadurch, dass jeder dieser Akteure rational handelt – und ähnlich wie im Gefangenendilemma rational auch gar nicht anders handeln kann, ohne sich selbst zu schaden – wird der Bürgerkrieg fortgeführt und entwickelt eine eigene Dynamik, die wiederum die Akteure zwingt, so zu handeln, dass der Krieg bestehen bleibt. Das gilt selbst dann, wenn sich eigentlich alle Beteiligten Frieden wünschen; Das System Bürgerkrieg mit seiner eigenen Dynamik macht ein Aussteigen aus dem Konflikt unter bestimmten Bedingungen für die Akteure unmöglich. Der Krieg kann erst ab dem Zeitpunkt beendet werden, von dem an entweder alle Unsicherheitsfaktoren über die Motive des Gegners ausgeräumt sind oder für eine oder mehrere Parteien die Kosten für die Fortsetzung des Krieges diejenigen für einen Abbruch übersteigen. Damit bleibt auch die Beendigung des Bürgerkrieges rational.
Nachdem ich zunächst den Begriff „Bürgerkrieg“ definieren werde, gehe ich im Folgenden auf die vier bestimmenden Handlungs- bzw. Funktionslogiken ein: Die Logik des Bürgerkrieges selbst, die Logik der Aufständischen, mit der ein Krieg beginnt, die Logik der Regierung, die auf den Angriff reagieren muss und die Logik der Zivilisten, die im Zentrum der Auseinandersetzungen stehen. Um die Rationalität in jeden Bereich aufzuzeigen, stelle ich anhand typischer Felder ihre Funktionsweise innerhalb der einzelnen Logiken dar. Am Ende werde ich auf die Bedingungen ein, unter denen ein Bürgerkrieg trotz aller Dynamiken, die seinen Fortbestand erzwingen, beendet werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Was ist Bürgerkrieg?
- 3. Logik des Bürgerkrieges
- 3.1. Fünf Kontrollzonen
- 3.2. Die Rolle der Zivilisten
- 3.3. Der Kriegsausbruch
- 4. Logik der Aufständischen
- 4.1. Geographische Bedingungen
- 4.2. Die Rekrutierung von Freiwilligen
- 4.3. Der Einsatz von Gewalt
- 4.4. Zusammenfassung
- 5. Logik der Regierung
- 5.1. Der Abnutzungskrieg, Teil I
- 5.2. Gegenmaßnahmen der Regierung
- 5.3. Der Einsatz von Gewalt
- 5.4. Zusammenfassung
- 6. Logik der Zivilisten
- 6.1. Überleben als oberstes Ziel
- 6.2. Denunziationen
- 6.3. Mobilisierung für die Rebellen
- 6.4. Zusammenfassung
- 7. Kriegsende
- 7.1. Der Abnutzungskrieg, Teil II
- 8. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Bürgerkriege als rationale Systeme. Ziel ist es aufzuzeigen, wie die Handlungen von Regierung, Rebellen und Zivilisten durch die Logik des Konflikts selbst beeinflusst werden und wie diese Interaktion die Dauer und Intensität des Krieges erklärt. Die Arbeit basiert auf den Theorien von Kalyvas, Fearon und Laitin sowie Bueno de Mesquita.
- Die Rationalität von Bürgerkriegen als Systeme
- Die Rolle der Zivilisten im Bürgerkrieg
- Die Strategien von Regierung und Rebellen
- Der Einfluss politischer und wirtschaftlicher Instabilität
- Die Bedingungen für ein Kriegsende
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die hohe Opferzahl und lange Dauer von Bürgerkriegen im Vergleich zu zwischenstaatlichen Kriegen heraus und führt die These ein, dass Bürgerkrieg ein logisches System darstellt, in dem die Handlungen der Akteure (Regierung, Rebellen, Zivilisten) rational sind und die Dynamik des Konflikts beeinflussen. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der Rationalität in den Handlungen dieser Akteure und den Bedingungen für ein Kriegsende.
2. Was ist Bürgerkrieg?: Dieses Kapitel definiert den Begriff „Bürgerkrieg“ anhand der Kriterien von James Fearon, insbesondere die Beteiligung staatlicher und nicht-staatlicher Gruppen, das Ausmaß an Gewalt (mindestens 1000 Tote insgesamt und 100 pro Jahr) und die Dauer des Konflikts. Es wird der Unterschied zwischen regulären und irregulären Kriegen hervorgehoben, sowie der Dreieckscharakter des Bürgerkriegs, der die Zivilbevölkerung mit einbezieht.
3. Logik des Bürgerkrieges: Dieses Kapitel analysiert das System Bürgerkrieg, indem es die Handlungslogiken der drei Hauptakteure (Regierung, Rebellen, Zivilisten) untersucht. Es werden die Rahmenbedingungen für deren Entscheidungen dargelegt und wie diese Handlungen das Gesamtgeschehen des Krieges beeinflussen. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung des "Szenarios", in dem sich die Akteure befinden.
4. Logik der Aufständischen: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Strategien und Entscheidungen der Aufständischen. Es analysiert die geographischen Bedingungen, die Rekrutierung von Freiwilligen, den Einsatz von Gewalt und die Bedeutung der Zusammenfassung dieser Faktoren für die Kriegsführung der Aufständischen.
5. Logik der Regierung: Dieser Abschnitt analysiert die Reaktionen der Regierung auf den Aufstand. Es werden die Strategien der Regierung im Abnutzungskrieg, die Gegenmaßnahmen und der Einsatz von Gewalt untersucht. Die Zusammenfassung der Aspekte verdeutlicht die Regierungslogik im Umgang mit dem Konflikt.
6. Logik der Zivilisten: Hier wird der Fokus auf die Rolle und die Entscheidungen der Zivilbevölkerung gelegt. Das Kapitel untersucht die Motive der Zivilisten, ihre Handlungsspielräume und wie ihre Handlungen (Überleben, Denunziationen, Mobilisierung) die Kriegsdynamik beeinflussen. Die Zusammenfassung fasst die komplexe Rolle der Zivilisten im Bürgerkrieg zusammen.
Schlüsselwörter
Bürgerkrieg, Rationalität, Gewalt, Zivilisten, Regierung, Rebellen, Logik des Terrors, politische Instabilität, wirtschaftliche Instabilität, Abnutzungskrieg, Kontrollzonen, Denunziationen, Rekrutierung, Gewaltmonopol.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Logik des Bürgerkriegs
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht Bürgerkriege als rationale Systeme. Sie analysiert die Handlungen von Regierung, Rebellen und Zivilisten und wie diese Interaktion die Dauer und Intensität des Krieges beeinflusst.
Welche Theorien liegen der Arbeit zugrunde?
Die Arbeit basiert auf den Theorien von Kalyvas, Fearon und Laitin sowie Bueno de Mesquita.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Rationalität von Bürgerkriegen, die Rolle der Zivilisten, die Strategien von Regierung und Rebellen, den Einfluss politischer und wirtschaftlicher Instabilität und die Bedingungen für ein Kriegsende.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in acht Kapitel: Einleitung, Definition von Bürgerkrieg, Logik des Bürgerkriegs (inklusive der Rollen von Regierung, Rebellen und Zivilisten), Logik der Aufständischen, Logik der Regierung, Logik der Zivilisten, Kriegsende und Schlussfolgerung. Jedes Kapitel enthält eine Zusammenfassung.
Wie wird Bürgerkrieg definiert?
Bürgerkrieg wird anhand der Kriterien von James Fearon definiert: Beteiligung staatlicher und nicht-staatlicher Gruppen, ein gewisses Ausmaß an Gewalt (mindestens 1000 Tote insgesamt und 100 pro Jahr) und die Dauer des Konflikts. Der Unterschied zwischen regulären und irregulären Kriegen und der Dreieckscharakter mit Einbeziehung der Zivilbevölkerung werden hervorgehoben.
Welche Rolle spielen die Zivilisten im Bürgerkrieg?
Die Rolle der Zivilisten wird als zentraler Bestandteil des Bürgerkriegs analysiert. Ihre Handlungsspielräume, Motive (z.B. Überleben), und ihre Handlungen (Denunziationen, Mobilisierung) und deren Einfluss auf die Kriegsdynamik werden untersucht.
Wie werden die Strategien von Regierung und Rebellen beschrieben?
Die Strategien der Regierung und der Rebellen werden im Kontext des "Abnutzungskrieges" und unter Berücksichtigung geographischer Bedingungen, Rekrutierung von Freiwilligen und des Einsatzes von Gewalt analysiert. Die jeweilige Logik der Akteure und ihre Entscheidungsfindung werden detailliert untersucht.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Bürgerkrieg, Rationalität, Gewalt, Zivilisten, Regierung, Rebellen, Logik des Terrors, politische Instabilität, wirtschaftliche Instabilität, Abnutzungskrieg, Kontrollzonen, Denunziationen, Rekrutierung, Gewaltmonopol.
Welches ist das zentrale Argument der Arbeit?
Das zentrale Argument ist, dass Bürgerkriege als rationale Systeme betrachtet werden können, in denen die Handlungen aller Akteure (Regierung, Rebellen, Zivilisten) durch die Logik des Konflikts beeinflusst werden und diese Interaktion die Dauer und Intensität des Krieges erklärt.
- Arbeit zitieren
- Davina Nweze (Autor:in), 2006, Bürgerkrieg als logisches System, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75383