Max Liebermann ist als „Brückenbauer“ in der Abkehr von der vorgegeben, akademischen Kunstauffassung zur Ausformung eines eigenen, „modernen“ und in der Entwicklung inbegriffenen Stils anzusehen.
Der Vergleich seiner beiden Ölgemälde „Der Weber“ (1882) und „Judengasse in Amsterdam“ (1905) zeigt seine eigene Entwicklung und Öffnung von der realistischen Malerei des 19. Jahrhunderts bis zur Loslösung von Form und Farbe im impressionistischen Sinn auf, die der gesamten (nationalen) Kunstszene die Impulse und Blickweise für neue Kunstströmungen - auch des Erzfeindes Frankreich - öffnete. Es wurde kulturell eine Verbindung geschlagen und ein überregionales Interesse geweckt, welches politisch nicht erreicht werden konnte.
Liebermanns Bildern ist die Wichtigkeit der Bewegung und geschäftigen Arbeit gemein, die Liebermann als Selbstverständlichkeit und Lebenszweck ansah. Ihnen wohnt jedoch auch der interessante Kontrast des Stillstandes und der Strömung inne, der sich durch den schnellen Pinselstrich zunehmend verwischt.
Max Liebermann ist daher mit seiner Secession als einer der Wegbereiter der modernen Malerei zu bezeichnen, der seinen Einfluß in Zusammenarbeit mit den Kunsthändlern in den Auftrag der Kunst gestellt und damit auch einen wesentlichen Beitrag für die Bedeutung der Galerieausstellungen geleistet hat.
Inhaltsangabe:
I. Einleitung
1. „Der Weber“ (1882)
2. „Judengasse in Amsterdam“ (1908)
II. Hauptteil
1. Liebermanns Gemälde „Der Weber“ im Vergleich zur „Judengasse in Amsterdam“
a) „Der Weber“ (1882)
b) „Judengasse in Amsterdam“ (1908)
2. Liebermann und die Frage nach dem „deutschen Impressionismus“
3. Liebermann und die nationale Kunstpolitik zu Anfang des 20. Jahrhunderts
a) Die Secession gegen die akademische Kunstauffassung
b) Die Sammler und Kunsthändler als führende Kräfte der Avantgarde
c) Die Auswirkungen des 1. Weltkrieges auf die nationale Kunstpolitik
III. Schluß
Max Liebermann (1847-1935)
Untersuchender Vergleich:
„Der Weber“(1882) - „Judengasse in Amsterdam“(1908)
I. Einleitung
1. „Der Weber“ (1882)
Das querformatige Ölgemälde auf Leinwand „Der Weber“ (1882) trägt die Maße 57 x 78 cm und wurde 1926 vom Städel erworben.
Durch seine Auslandsaufenthalte in Paris und Holland (1871,`75,`76,`77) kam Liebermann in Kontakt mit den französischen Realisten Francois Millet (1814-1875), der Malerei Frans Hals (1580-1666) und Rembrandt (1609-1669), die ihn in ihrer Farb- und Sujetwahl für seine Gemälde besonders bis zu Anfang des 20. Jahrhunderts nachhaltig beeinflußt haben. Von dem Gemälde sind 2 weitere Zeichnungen bekannt.
Liebermann war für die Selbstverständlichkeit des Arbeitsprozesses jedes einzelnen überzeugt. In dem Dorf Zweelo, wo das Bild im Hause des Webers entstand, fand er die richtigen Sujets und Wirkungen des Lichts für die Darstellung seiner grau-braunen Arbeitsszenerie, deren Arbeitsethos er durch helles Licht von hohen Fenstern beleuchten läßt.
2. „Judengasse in Amsterdam“ (1908)
Das querformatige Ölgemälde auf Holz „Judengasse in Amsterdam“ von 1908 ist Teil der Amsterdamer Judengassen, die Liebermann in den Jahren 1905-1909 anfertigte. Es hat die Maße 74 x 60, 5 cm und befindet sich dank der Vermittlung des Berliner Kunsthändlers Paul Cassirers seit 1910 im Städelschen Kunstinstitut Frankfurt. Liebermann hatte während seiner Hollandreisen bereits ab 1878/ 1884 erste Skizzen des Viertels geschaffen, bevor er sich ab 1905 zur Anfertigung quer- und hochformatiger Gemälde aus einem ebenerdigen Fenster einer teuer bezahlten Stube entschloß. Liebermann wurde von dem „lebendigen Geist“ Rembrandts und Spinozas inspiriert, die in dem Viertel gelebt hatten. Ebenso liebte er die bewegte und mitreißende Strömung der jüdischen Bevölkerung in den engen Gassen und das geschäftige Treiben der Marktfrauen in ihrem Lebens- und Arbeitsprozeß.
II. Hauptteil
1. Liebermanns Gemälde „Der Weber“ im Vergleich zur „Judengasse in Amsterdam“
a) „Der Weber“ (1882)
Das Ölgemälde „Der Weber“ zeigt einen karg eingerichtete Bauernstube, die von drei einander dreiecksförmig zugeordneten Figuren beherrscht wird.
Am Webstuhl, der die gesamte rechte Bildhälfte einnimmt und somit dem Arbeitsvorgang die größte Bedeutung verleiht, arbeitet ein Mann mittleren Alters, der in ein einfaches Arbeitergewand gekleidet ist. Er ist vollends auf seine Arbeit konzentriert, seine linke Hand führt sorgfältig das Schiffchen, während die Rechte den Weberbaum hält.
Eine ihm zugewandte, bäuerlich gekleidete Frau im linken Vordergrund dreht das Spinnrad. Sie hat dem Betrachter den Rücken gekehrt und dreht mit der Rechten das Schwungrad, wobei von der Haspelkrone den Faden auf die Spule um das Rohmaterial für den Weber zu schaffen. Die beiden Arbeitsgänge sind logisch und kompositorisch aufeinander bezogen.
Hinter der Frau steht verloren ein Kind mit verschränkten Händen, welches im Gegensatz zu den übrigen Figuren in Richtung des Betrachters blickt. Sein Verhalten drückt stille Verschlossenheit aus, die einen interessanten Kontrast zum geschäftigen Treiben der Eltern bildet und die Frage nach der Vernachlässigung und Vereinsamung des Kindes durch deren Pflichterfüllung aufwirft. Die Stube selbst enthält weitere Utensilien, die auf das bäuerliche Leben hindeuten, besonders hervorstechend sind zwei Holzpantoffel im Vordergrund, die den Blick des Betrachters geradewegs ins Bild leiten.
[...]
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.