„Obgleich Erich Kästner eine Reihe von Romanen geschrieben hat, sowohl für Kinder wie für Erwachsene, kommt als ernsthafte Kritik der Zeit und der Gesellschaft nur sein Fabian in Betracht. […] Das Bekehren und Belehren wird im Fabian mit satirischem Ernst betrieben“.
Dieses Urteil von Egon Schwarz über Fabian. Die Geschichte eines Moralisten charakterisiert Kästners Werk als Roman, der kritisch der Zeit und der Gesellschaft der ausgehenden Weimarer Republik gegenüberstehe. In dieser Arbeit nun soll es darum gehen, den in der Forschungsliteratur als „Erwachsenenroman“ bezeichneten Fabian vor dem Hintergrund der ausgehenden Weimarer Republik zu untersuchen. Die dieser Untersuchung zugrunde liegende Fragestellung ist, inwieweit ein gesellschaftlicher Werteverfall zu beobachten ist und inwieweit dieser in der Weimarer Republik kurz vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Kästners Roman kritisiert wird. Gerade der Erscheinungszeitpunkt des Werkes, das Jahr 1931, wirft die Frage auf, ob und in welchem Maße sich hier der nahende Zusammenbruch der ersten deutschen Demokratie widerspiegelt und inwieweit sich dieser auf die Gesellschaft und ihre Institutionen auswirkt. Dabei ist es wichtig, zu analysieren, ob in Fabian gesellschaftlicher Werteverfall lediglich beobachtet oder auch gleichzeitig kritisiert wird. Wenn sich also die Gesellschaft bei einem „Tanz auf dem Vulkan“ befindet, so ist die begleitende Analyse wichtig, inwieweit dieser Tanz kritisiert wird.
In der Forschungsliteratur wird immer wieder betont, dass sich Leben und Werk Erich Kästners in der Hauptfigur Fabian widerspiegeln. Was diese Arbeit aber nicht leisten soll, nicht leisten kann, ist eine vollständige Analyse dieser Verbindung. Trotzdem soll aber auch diese Verbindung in der Arbeit Berücksichtigung finden. Die eigene Biografie Kästners in der Weimarer Republik könnte auch benutzt worden sein, um an der Gesellschaft Kritik zu üben. Im Vordergrund sollen die Analyse eines möglichen Verfalls der Gesellschaft und die Verwendung der Kritik daran stehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Kontext: Die ausgehende Weimarer Republik
- Fabian und die literarische Erscheinung der „Neuen Sachlichkeit“
- Zum Begriff der „Neuen Sachlichkeit“
- Neusachliche Elemente in Erich Kästners Fabian
- Gesellschaftliche Krisen und Werteverfall in Kästners Fabian
- Arbeitslosigkeit und Weltwirtschaftskrise
- Sexualität, Prostitution und Auflösung der Ehe
- Gesellschaftliche Orientierungslosigkeit und Fabians moralisches Scheitern
- Die Politik in Kästners Roman
- Die Figurenkonstellation
- Fabian und Cornelia Battenberg
- Fabian und Stephan Labude
- Der „Zerrspiegel“ – Die Rolle der Satire
- Biografische Elemente in Fabian
- Der Film Fabian von 1980 – Ein Gesellschaftskritischer Film?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Erich Kästners Roman „Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“ vor dem Hintergrund der ausgehenden Weimarer Republik. Sie untersucht, inwieweit in dem Roman ein gesellschaftlicher Werteverfall sichtbar ist und inwieweit dieser Verfall in der Weimarer Republik kurz vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten kritisiert wird.
- Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft
- Der gesellschaftliche Verfall moralischer Werte im Kontext der Massenarbeitslosigkeit
- Die Darstellung der sexuellen Ausschweifungen in der Weimarer Republik und ihre Bedeutung für die Gesellschaft
- Der Wandel der Ehe und ihre Auflösung in der ausgehenden Weimarer Republik
- Die Darstellung der Orientierungslosigkeit in der Weimarer Republik und Fabians Scheitern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Romans ein und stellt die Fragestellung der Arbeit vor. Das zweite Kapitel analysiert die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in der Weimarer Republik vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise. Das dritte Kapitel befasst sich mit der literarischen Strömung der „Neuen Sachlichkeit“ und untersucht, inwieweit Kästners Roman dieser Strömung zuzuordnen ist. Im vierten Kapitel wird untersucht, inwieweit in Fabians Roman ein gesellschaftlicher Werteverfall dargestellt wird und wie sich dieser Verfall durch die Arbeitslosigkeit, die wirtschaftliche Not und die Veränderungen in der Sexualität zeigt. Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit der Rolle der Politik im Roman, die durch die Beschreibung der politischen Diskussionen und des Pressewesens beleuchtet wird. Das sechste Kapitel untersucht die Figurenkonstellation im Roman, wobei der Fokus auf Fabians engere Beziehungen zu Cornelia Battenberg und Stephan Labude liegt. Im siebten Kapitel wird die Rolle der Satire in Kästners Roman beleuchtet. Das achte Kapitel analysiert autobiografische Elemente in Fabians Roman. Das neunte Kapitel untersucht die Verfilmung des Romans von 1980 und fragt, ob diese Verfilmung ein gesellschaftskritischer Film ist.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Erich Kästner, „Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“, ausgehende Weimarer Republik, Weltwirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Werteverfall, Sexualität, Prostitution, Gesellschaftliche Orientierungslosigkeit, Politik, Satire, biografische Elemente, Film Fabian, Literaturverfilmung.
- Arbeit zitieren
- Johannes Maase (Autor:in), 2007, Erich Kästners „Fabian“ vor dem Hintergrund der ausgehenden Weimarer Republik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75494