Der Sängerstreit auf der Wartburg und seine literarische Rezeption in der Romantik


Hausarbeit, 2006

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Gliederung

Allgemeines zum Wartburgkrieg

Die Sage um den Sängerstreit

Historische Fakten

Romantik – Rezeption des Stoffes

Allgemeines zum Wartburgkrieg

Die Wartburg. Am Rande des Thüringer Waldes gelegen, war die Wartburg Schauplatz zahlreicher historischer Ereignisse und schwebt in einem Nimbus von Geschichtserinnerungen und Sagen. Troubadours und Minnesänger inspirierten die großen Minnehöfe Poitiers, Wiens und natürlich der Wartburg in der Zeit des Sängerkrieges. Es wurden ritterliche Standesideale besungen, wie Zucht und mâze, Treue im Lehen - und Frauendienst, als auch Schutzbereitschaft für Arme und Schwache. Auf der Wartburg wurden oft ritterliche Aventüren besungen (von Dellingshausen, 1983: 19).

Der Sängerstreit auf der Wartburg ist keine Volkssage, keine literarische Erfindung aus einem Guss, sondern weist eine äußerst komplizierte Stoffgeschichte auf. Es gibt wenige Überlieferungen über die Sänger des Wartburgkrieges, der die Wartburg so heraushob. Walther von der Vogelweide traf mutmaßlich 1206, anlässlich des Sängerstreits, erstmals auf Wolfram von Eschenbach. Beide klagten über die recht gemischte Gesellschaft, rühmten aber die Gastfreundschaft, Güte und Hilfsbereitschaft des Landgrafen, dem sie in ihren Liedern Dank sagten. Walthers politische Gesänge und Sprüche spiegeln den Kampf seiner Zeit wieder (ebd.: 20-21).

Die Sage um den Sängerstreit auf der Wartburg wurde noch Jahrzehnte später mündlich überliefert, bis zur schriftlichen Darstellung durch einen unbekannten Künstler im 13. Jahrhundert.

Die Sage um den Sängerstreit

Die Sage um den Wartburgkrieg wurde vorwiegend durch Chronikberichte in die Neuzeit transportiert, dies betrifft vor allem drei Texte des 13. Jahrhunderts, die aufeinander Bezug nehmen aber verschiedene Intentionen verfolgen. Der erste Text ist unter der Miniatur[1], die dem Wartburgkrieg in der Manesseschen Handschrift vorangestellt ist, zu finden. Die vorangestellte, zweistöckige Miniatur stellt Streitdialoge dar. Oben thronen der Landgraf Hermann, mit erhobenem Schwert als Zeichen seiner ritterlichen Gewalt, und seine Gattin Sophia. Sie scheinen dem Geschehen ein wenig entrückt, welches unten verhandelt wird, aber es ist alles auf sie bezogen. Im unteren Bereich der Miniatur sind sieben Männer mit typischen Redegesten zu sehen, von dozieren bis diskutieren. Die Beischrift benennt sechs davon: „Hie kriegent mit sange her Walther von der Vogilweide, her Wolfram von Eschilbach, her Reiman der Alte, der Tugenthafte Schriber, Heinrich von Ofterdingen und Klingesor von Ungerlant.“. Dies sind auch die Sängerrollen, bis auf kleinere Unstimmigkeiten, die in den Wartburgkrieggedichten vorkommen (Wachinger, 2004: 13-14).

Nach Bechstein handelt es sich bei oben genannten Sängern um sechs edle und tugendsame Männer. Heinrich Schreiber, Walther von der Vogelweide, Reinmar und Wolfram von Eschenbach werden als rittermäßige Mannen beschrieben. Bitterolf gehört bei Bechstein zur Dienerschaft der Gräfin, während Ofterdingen als ein Bürger Eisenachs von einem frommen Geschlechte charakterisiert wird (Möhrig-Marothi, Rölleke, 2004: 34-35).

Die Geschehnisse des Sängerstreits fanden Niederschlag in zwei großen Dichtungen: dem Fürstenlob und dem Rätselspiel, worauf ich im folgenden näher eingehe. Diese zwei Texte, die auf bereits oben beschriebenes Bild folgen, sind Strophen in der Tradition der Sangspruchdichtung, wobei sowohl der Verfasser als auch die Melodien unbekannt sind.

In den verschiedenen Handschriften sind die diversen Texte von verschiedenen Autoren zum Teil unvollständig aneinander gereiht oder durcheinander gewürfelt. Seit Karl Simrock (1858) war endgültig klar, wie die einzelnen Strophengruppen zu selbstständigen Gedichten und Gedichtsfragmenten zusammengehörten. Aber trotz allem gab es immer noch viele Probleme es wurden beispielsweise verschiedene Zwischentexte, die dazu beitragen sollten, das vorliegende Strophenmaterial zu einer kohärenten Geschichte zu fügen, eingefügt. Wichtig hierbei ist es, sich den einzelnen Texten zuzuwenden und diese voneinander abzugrenzen (Wachinger, 2004: 15-16).

Den Anfang der Texte bildet das so genannte Fürstenlob, welches zwischen 1260 und 1280 entstanden ist und aus 24 Strophen besteht. Thematisch beschäftigt sich dieser Text mit einem Streit auf Leben und Tod zwischen Ofterdingen und den anderen fünf Sängern darüber, wer den besten Fürsten lobt und damit der beste Sänger ist. Heinrich von Ofterdingen tritt als Provokateur auf und vertritt den Ruhm des Herzogs von Österreich. Der tugendhafte Schreiber und Walther setzen sich hingegen für Hermann von Thüringen ein. Reinmar und Wolfram sind am Anfang als Schiedsrichter eingesetzt, greifen aber dann zu Gunsten des Landgrafen ein (ebd.: 16).

Hermann I. hat alle Sänger aufgerufen, die ritterlichen Tugenden der herrschenden Fürsten zu preisen. Das erste Singen übernimmt Heinrich von Ofterdingen. Er lobt die Freigiebigkeit Hermanns, wobei sich später herausstellt, dass dies nur eine höfliche Geste war (von Dellingshausen, 1983: 25). Er fordert alle anderen Sänger heraus, da er den Herzog von Österreich für den besseren Herrn hält (Wachinger, 2004: 17). Ofterdingen glaubt, das nur Leopold das hohe Ziel der Beherrschung der sieben ritterlichen Tugenden beherrscht. Damit beleidigt Hermann und verstößt somit gegen die erste Tugend der mâze (von Dellingshausen, 1983: 25). Der Streit wird wie ein Gerichtszweikampf inszeniert und wenn Ofterdingen verliert, droht ihm die Todesstrafe (Wachinger, 2004: 17).

Diese unrealistische Situation wurde konstruiert, um ein Problem zu verdeutlichen. Die Sänger erhalten Geschenke und Unterhalt vom Landgrafen und im Gegenzug, preisen sie ihn vor Gott und der Öffentlichkeit.

Somit waren die Sänger auf die Gönnerschaft ihrer Herrn angewiesen, diese aber auch umgekehrt auf die Sänger, da ein guter oder schlechter Leumund reale politische Bedeutung haben konnte. Für die Sänger bestand aber auch die Gefahr ihre moralische Integrität und ihr künstlerisches Selbstbewusstsein einzubüßen. Somit macht dieses Gedicht die Frage der Wahl des richtigen Herrn zu einer Frage auf Leben und Tod für die Sänger. Die Entscheidung über richtig oder falsch wird im Kreise der Sänger getroffen, ausgehandelt durch die Mittel ihrer Kunst. Hier werden Elemente einer historischen Situation mit der Gegenwart überblendet, wodurch eine pseudohistorische Konstruktion entsteht. Das Geschehen spielt am Hof des Landgrafen Hermann I. von Thüringen, der von 1190 bis 1217 regierte und der berühmteste Gönner mittelhochdeutscher Literatur war. Walther und Wolfram haben sich tatsächlich einige Zeit an diesem Hof aufgehalten, nicht aber Reinmar, da dieser eine Generation jünger war. Hier wird er aber an die Seite von Walter und den anderen gestellt, womit reale historische Erinnerungen überformt werden. Der unbekannte Verfasser wollte wohl die bedeutendsten Dichter am Hofe des berühmtesten Gönners versammelt haben. Diese Konstruktion sollte auch die gegenwärtige Situation widerspiegeln. Der gegenwärtige Gönner des unbekannten Verfassers des Fürstenlobs war wahrscheinlich ein Enkel Hermanns, der Markgraf Heinrich III. von Meißen, der seit 1247 Landgraf von Thüringen war und auch selbst Minnelieder dichtete. Auch die Präsentation des Herzogs von Österreich durch Heinrich von Ofterdingen ist doppelt plausibel. Der Wiener Hof ist neben dem von Thüringen der zweite begehrenswerte Hof. Auf der Gegenwartsebene ist der Gegensatz zwischen Thüringen und Österreich insofern aufgehoben, als die erste Gattin Heinrichs die Urenkelin Leopolds V. und Enkelin Leopolds VI. von Österreich war. Ofterdingens Preis diente also nur den Glanz des gegenwärtigen Herrscherhauses. Es wird spekuliert, ob der Autor sich in der Rolle des unterliegenden Provokateurs selbst inszeniert hat oder gar ob Ofterdingen selbst der Autor dieses Spruchgedichts ist (ebd.: 17-19).

Aber zurück zur Geschichte im Spruchgedicht. Walther führt eine Entscheidung herbei, durch List. Walther hatte sich anfangs zurückgehalten bei der Benennung seines Herrn. Gegen Ende ergreift er nun doch das Wort und bedauert zunächst, dass der Eindruck entstanden sei, er stelle sich gegen den Herzog. von Österreich (ebd.: 19)

[...]


[1] s. Anhang, Abb. 1

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Der Sängerstreit auf der Wartburg und seine literarische Rezeption in der Romantik
Hochschule
Universität Erfurt  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Walther von der Vogelweide
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
17
Katalognummer
V75520
ISBN (eBook)
9783638812856
ISBN (Buch)
9783638814096
Dateigröße
419 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sängerstreit, Wartburg, Rezeption, Romantik, Walther, Vogelweide
Arbeit zitieren
Claudia Wipprecht (Autor:in), 2006, Der Sängerstreit auf der Wartburg und seine literarische Rezeption in der Romantik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75520

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