Bremen ist seit über 500 Jahren durch seine Bedeutung als Hansestadt eine
der wichtigsten und größten Handelsstädte Deutschlands. Demzufolge war
Bremen auch seit dem Beginn des Internationalen Handels neben Hamburg
der größte deutsche Reedereistandort. Im 19. Jahrhundert dominierten die Segelschiffe
von Siedenburg, Wendt & Co, von Wätjen & Co oder von J.D. Bischoff
die Deutsche Handelsflotte. Im 20 Jahrhundert liefen die Dampfschiffe
des Norddeutschen Lloyd, der D.D.G. Hansa, der Argo oder der Neptun Reederei
von Bremen aus die gesamte Welt an.
Zudem erweiterte und festigte der Norddeutsche Lloyd zu Beginn des zwanzigsten
Jahrhunderts Bremens Rolle als internationale Hafenstadt. Durch deren
Liniendienste zwischen Bremen bzw. Bremerhaven und New York wurde Bremen
zum wichtigsten Auswanderer Hafen und dadurch die Bedeutung Bremens
bis nach Amerika publiziert.
Von den zu Beginn und Mitte des 20. Jahrhunderts in Bremen angesiedelten
Reedereien sind heute allerdings so gut wie keine mehr übrig geblieben. Der
Norddeutsche Lloyd ist nach seiner Fusion mit der Hamburger Hapag ab dem
Jahre 1970 in diversen Schritten nach Hamburg abgewandert. Die Dampfschifffahrtsgesellschaft Hansa stellte nach der Insolvenz im Jahre 1980 den Schifffahrtsbetrieb ein, wobei die Containerschiffe und Linien an die Hapag Lloyd
übergingen. Auch die Argo spielt mit ihrem einzigen noch bestehenden Schiff
keine Rolle mehr in der Deutschen Reedereilandschaft.
Entgegen dem Bremer Trend hat sich jedoch die Schifffahrt durch die Globalisierung
und den stark zunehmenden Internationalen Handel zu einer der am
stärksten wachsenden Branchen in Deutschland entwickelt. Allein in den letzten
5 Jahren wurden in der Reedereibranche mehr als 5000 Arbeitsplätze geschaffen1.
Diese entstanden allerdings vorwiegend in Hamburg und in der
Wirtschaftsregion Ems. Bremen hat es, entgegen diesem Trend, augenscheinlich
jedoch nicht geschafft, seine Position als maritimen Wirtschaftsstandort gegenüber
den expandierenden Reedereien darzustellen und dadurch von
diesem Trend zu profitieren.
Mit dem Ziel, Bremen als Reedereistandort zu stärken und dessen Vorzüge
hervorzuheben, sollen in dieser Arbeit die Probleme der aktuellen Situation erläutert
werden und eventuelle Strukturpolitischen Entwicklungsperspektiven
bzw. Handlungsoptionen erarbeitet werden.
Um die Situation Bremens darzustellen und aus dieser Strukturpolitische Entwicklungsmöglichkeiten abzuleiten, wird als erstes die statistisch belegbare
Entwicklung und Ist-Situation des Standortes Bremen im Vergleich mit seinen
Mitbewerbern ermittelt. Auf dieser Grundlage werden im Anschluss die in Bremen
ansässigen Reedereien zu ihrem Standort befragt und deren subjektive
Stimmung aufgenommen. Diese Befragung findet anhand eines Qualitativen Interviews
statt. Um die hieraus gewonnenen Erkenntnisse zu bestätigen, werden
weiter Gespräche mit diversen anderen Marktteilnehmern und dessen Führern
geführt.
Diese repräsentativen Ergebnisse ermöglichen es, die derzeitige Situation zu
erfassen, strukturpolitische Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten und deren
fiskalpolitischen Vorteile für Bremen aufzuzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Die deutsche Reederei Branche
- 2.1 Der Wachstumsmarkt "Schifffahrt" in Deutschland
- 2.2 Die deutsche Reederei Branche im internationalen Wettbewerb.
- 2.2.1 Deutschland als Reeder Herkunft
- 2.2.2 Der Flaggenstaat Deutschland
- 2.2.3 Der Finanzplatz Deutschland
- 2.2.3.1 Die Struktur der Schiffsbeteiligungsfonds
- 3 Standortfaktoren für Schifffahrtsgesellschaften
- 4 Der Reedereistandort Bremen
- 4.1 Die momentane Situation des Reedereinstandortes Bremen
- 4.2 Bereederte BRZ in Bremen im Vergleich zu anderen Standorten
- 4.3 Das maritime Kompetenzcluster Bremen
- 4.4 Die Situation auf Grundlage der Unternehmensbefragung
- 4.4.1 Aus der Sicht der Bremer Reeder
- 4.4.2 Kurzprofil der befragten Reedereien
- 4.4.3 Aus der Sicht anderer Marktteilnehmer
- 5 Perspektiven des Standortes Bremen
- 5.1 Wertschöpfungsketten
- 5.1.1 Arbeitsmarkt Perspektiven
- 5.1.2 Fiskalpolitische Perspektiven
- 5.1 Wertschöpfungsketten
- 6 Strukturpolitische Verbesserungsmaßnahmen / Handlungsansätze / Empfehlungen
- 6.1 Bildung
- 6.2 Verbesserte Dienstleistung der Bremer Behörden
- 6.3 Standortmarketing
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung Bremens als Reedereistandort und analysiert dessen Entwicklungsperspektiven. Ziel ist es, die Herausforderungen der aktuellen Situation zu beleuchten und strukturpolitische Handlungsoptionen zur Stärkung des Standortes zu entwickeln. Die Arbeit basiert auf statistischen Daten, qualitativen Interviews mit Bremer Reedereien und Gesprächen mit weiteren Marktteilnehmern.
- Analyse der Ist-Situation des Bremer Reedereistandorts im Vergleich zu anderen Standorten.
- Bewertung der Standortfaktoren für Schifffahrtsgesellschaften.
- Identifizierung von Herausforderungen und Chancen für Bremen im internationalen Wettbewerb.
- Entwicklung von strukturpolitischen Verbesserungsmaßnahmen.
- Aufzeigen fiskalpolitischer Vorteile für Bremen durch Stärkung des Reedereistandorts.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung skizziert die historische Bedeutung Bremens als Reedereistandort und stellt den Rückgang der Bremer Reedereiindustrie im 20. Jahrhundert fest. Im Gegensatz dazu wird das Wachstum der deutschen Schifffahrtsbranche insgesamt hervorgehoben, wobei Bremen von diesem Aufschwung nicht profitiert hat. Die Arbeit zielt darauf ab, die Probleme zu analysieren und mögliche Lösungen zur Stärkung Bremens als Reedereistandort aufzuzeigen. Die Methodik, basierend auf statistischer Datenanalyse, qualitativen Interviews und Gesprächen mit Marktteilnehmern, wird erläutert.
2 Die deutsche Reederei Branche: Dieses Kapitel analysiert die deutsche Reederei Branche im Kontext des globalen Wachstumsmarktes Schifffahrt. Es untersucht die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als Reeder-Herkunftsland, Flaggenstaat und Finanzplatz, inklusive der Struktur der Schiffsbeteiligungsfonds. Das Kapitel bildet die Grundlage für das Verständnis der Herausforderungen und Chancen, denen sich Bremer Reedereien gegenübersehen.
3 Standortfaktoren für Schifffahrtsgesellschaften: Dieses Kapitel beleuchtet die Faktoren, die die Standortwahl von Schifffahrtsgesellschaften beeinflussen. Es diskutiert das Spannungsfeld zwischen Globalisierung und Lokalisierung, ein zentrales Thema für die Analyse der Wettbewerbsfähigkeit Bremens. Die Betrachtung dieser Standortfaktoren ermöglicht eine fundierte Bewertung der Stärken und Schwächen Bremens im Wettbewerb um Reedereien.
4 Der Reedereistandort Bremen: Dieses Kapitel analysiert die aktuelle Situation des Bremer Reedereistandorts durch den Vergleich mit anderen Standorten anhand statistischer Daten zu Steuern und Arbeitsplätzen. Es untersucht das maritime Kompetenzcluster Bremen und präsentiert Ergebnisse einer qualitativen Unternehmensbefragung mit Bremer Reedereien sowie Gesprächen mit weiteren Marktteilnehmern. Die verschiedenen Perspektiven liefern ein umfassendes Bild der Lage.
5 Perspektiven des Standortes Bremen: Dieses Kapitel beleuchtet die zukünftigen Perspektiven des Bremer Standortes unter Berücksichtigung von Wertschöpfungsketten und deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Fiskalpolitik. Es bildet die Brücke zu den Handlungsempfehlungen im folgenden Kapitel.
6 Strukturpolitische Verbesserungsmaßnahmen / Handlungsansätze / Empfehlungen: Dieses Kapitel präsentiert konkrete Empfehlungen zur Stärkung des Bremer Reedereistandorts, fokussiert auf die Bereiche Bildung (betriebswirtschaftlich, nautisch und technisch), verbesserte Dienstleistungen Bremer Behörden und Standortmarketing. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit Bremens langfristig zu sichern und auszubauen.
Schlüsselwörter
Reedereistandort Bremen, Schifffahrt, Globalisierung, Standortfaktoren, Wettbewerbsfähigkeit, Strukturpolitik, Fiskalpolitik, maritime Wirtschaft, Unternehmensbefragung, Handlungsempfehlungen, Kompetenzcluster.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Standortanalyse Bremer Reedereiwirtschaft"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Bedeutung Bremens als Reedereistandort, untersucht dessen Entwicklungsperspektiven und entwickelt strukturpolitische Handlungsoptionen zur Stärkung des Standorts. Die Analyse basiert auf statistischen Daten, qualitativen Interviews mit Bremer Reedereien und Gesprächen mit weiteren Marktteilnehmern.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die deutsche Reederei Branche im internationalen Kontext, die Standortfaktoren für Schifffahrtsgesellschaften, die aktuelle Situation des Bremer Reedereistandorts im Vergleich zu anderen Standorten, die Perspektiven des Standortes Bremen (inklusive Wertschöpfungsketten und Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und Fiskalpolitik), und schließlich konkrete strukturpolitische Verbesserungsmaßnahmen und Handlungsempfehlungen für Bremen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sechs Kapitel gegliedert: Einleitung, die deutsche Reederei Branche, Standortfaktoren für Schifffahrtsgesellschaften, Der Reedereistandort Bremen, Perspektiven des Standortes Bremen und Strukturpolitische Verbesserungsmaßnahmen/Handlungsansätze/Empfehlungen. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt der Thematik.
Welche Methodik wurde angewendet?
Die Arbeit basiert auf einer Kombination aus quantitativen und qualitativen Methoden. Es wurden statistische Daten analysiert, qualitative Interviews mit Bremer Reedereien geführt und Gespräche mit weiteren Marktteilnehmern geführt, um ein umfassendes Bild der Situation zu erhalten.
Welche Herausforderungen für den Bremer Reedereistandort werden identifiziert?
Die Arbeit identifiziert Herausforderungen im internationalen Wettbewerb, die Bewertung der Standortfaktoren im Vergleich zu anderen Standorten und die Notwendigkeit strukturpolitischer Verbesserungen in Bereichen wie Bildung, Behördendienstleistungen und Standortmarketing.
Welche Handlungsempfehlungen werden gegeben?
Die Handlungsempfehlungen konzentrieren sich auf drei Bereiche: Verbesserung der Bildung (betriebswirtschaftlich, nautisch und technisch), verbesserte Dienstleistungen der Bremer Behörden und effektiveres Standortmarketing. Diese Maßnahmen sollen die Wettbewerbsfähigkeit Bremens langfristig sichern und ausbauen.
Welche Perspektiven werden für den Bremer Reedereistandort aufgezeigt?
Die Perspektivenanalyse betrachtet die Wertschöpfungsketten und deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Fiskalpolitik. Die Stärkung des Reedereistandorts wird als Möglichkeit zur Steigerung der fiskalpolitischen Vorteile für Bremen dargestellt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Reedereistandort Bremen, Schifffahrt, Globalisierung, Standortfaktoren, Wettbewerbsfähigkeit, Strukturpolitik, Fiskalpolitik, maritime Wirtschaft, Unternehmensbefragung, Handlungsempfehlungen, Kompetenzcluster.
Wo finde ich detailliertere Informationen zu den einzelnen Kapiteln?
Die Zusammenfassung der Kapitel im Dokument liefert einen detaillierten Überblick über die Inhalte jedes Kapitels.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Entscheidungsträger in der Bremer Politik und Wirtschaft, für Akteure in der maritimen Wirtschaft, für Wissenschaftler, die sich mit der maritimen Wirtschaft und Standortanalysen befassen, sowie für alle, die sich für die Entwicklung des Bremer Hafens und der maritimen Industrie interessieren.
- Quote paper
- Jörg Müller-Arnecke (Author), 2006, Die Bedeutung Bremens als Reedereistandort, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75603