Restrukturierungsaufwendungen werden international als bedeutendes Mittel bilanzpolitischer Ergebnisgestaltung kritisiert. Eine Verfälschung der Ergebnislage durch die Bildung von Restrukturierungsrückstellungen ist mitunter deshalb möglich, weil diese an Entscheidungen und Sachverhalten anknüpfen, die von der Unternehmensleitung selbst beeinflussbar sind. Zudem bilden Rückstellungen Sachverhalte ab, die mit Unsicherheiten verbunden sind. In der Vergangenheit wurde vor allem nach einem Wechsel der Unternehmensleitung häufig die Bildung von Restrukturierungsrückstellungen in hohem Umfang beobachtet, die in späteren Jahren gewinnerhöhend aufgelöst wurden. Als Reaktion darauf hat das IASB im Jahr 2004 die Voraussetzungen für eine Rückstellungsbildung in Zusammenhang mit Restrukturierungen verschärft.
In Bezug auf die derzeit geltenden Regelungen stellt sich zunächst die Frage, welche konkreten Maßnahmen als Restrukturierung gelten und welche Arten von Aufwendungen dabei rückstellungsfähig sind.
Des Weiteren ist zu diskutieren, zu welchem Zeitpunkt eine Rückstellung in der Bilanz anzusetzen ist, was eines der Kernprobleme von Restrukturierungsrückstellungen darstellt.
Ein weiterer Problemkreis eröffnet sich bei der Bewertung, wenn es um die Frage geht, in welchem Umfang Restrukturierungsrückstellungen zu bilden sind.
Für Restrukturierungsrückstellungen im Rahmen von Unternehmenszusammenschlüssen existieren besondere Vorschriften. Hierbei ist fragwürdig, ob die Voraussetzungen, unter denen beim Tochterunternehmen geplante Restrukturierungen in den Konzernabschluss aufgenommen werden dürfen, zu einer sachgerechten Abbildung der zugrunde liegenden Verpflichtungen führen.
Die Regelungen für Restrukturierungsrückstellungen sind insbesondere vor dem Hintergrund der vom IASB definierten Zielsetzung von Abschlüssen kritisch zu beurteilen. Darüber hinaus sind die Vorschriften daraufhin zu überprüfen, ob sie gewisse Eigenschaften wie Widerspruchsfreiheit, Konsistenz und Vollständigkeit erfüllen.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1. Problemstellung
- 2. Begriffsbestimmungen
- 3. Ansatz von Restrukturierungsrückstellungen
- 3.1. Allgemeine Ansatzvoraussetzungen für Rückstellungen
- 3.2. Spezielle Ansatzvoraussetzungen für Restrukturierungsrückstellungen
- 3.3. Personalstrukturverpflichtungen
- 3.4. Sachstrukturverpflichtungen
- 4. Bewertung von Restrukturierungsrückstellungen
- 5. Restrukturierungsrückstellungen bei Unternehmenszusammenschlüssen
- 6. Inanspruchnahme und Auflösung von Restrukturierungsrückstellungen
- 7. Kritische Auseinandersetzung
- 7.1. Würdigungskriterien
- 7.2. Einzelne Kriterien
- 8. Thesenförmige Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Vorschriften für Restrukturierungsrückstellungen im Rahmen der internationalen Rechnungslegung (IAS 37) zu analysieren und kritisch zu beurteilen. Insbesondere soll untersucht werden, welche konkreten Maßnahmen als Restrukturierung gelten, wann Restrukturierungsrückstellungen in der Bilanz anzusetzen sind und wie sie bewertet werden. Die Arbeit widmet sich auch den besonderen Regelungen für Restrukturierungsrückstellungen bei Unternehmenszusammenschlüssen.
- Definition und Abgrenzung von Restrukturierungsrückstellungen
- Ansatzvoraussetzungen und Bewertung von Restrukturierungsrückstellungen
- Spezielle Regelungen bei Unternehmenszusammenschlüssen
- Kritische Analyse der Vorschriften im Hinblick auf ihre Zielsetzung und Eigenschaften
- Bilanzpolitik und mögliche Manipulationsrisiken
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Problemstellung im Kontext der internationalen Rechnungslegung. Es werden die Kritikpunkte an Restrukturierungsaufwendungen als Mittel der Ergebnisgestaltung und die Reaktion des IASB durch die Verschärfung der Ansatzvoraussetzungen für Rückstellungen erläutert. Im zweiten Kapitel werden die relevanten Begriffsbestimmungen, insbesondere die Definition von Schulden, Rückstellungen und Restrukturierungsmaßnahmen, dargestellt. Das dritte Kapitel behandelt die Ansatzvoraussetzungen für Restrukturierungsrückstellungen im Allgemeinen und im Speziellen, wobei auch Personalstrukturverpflichtungen und Sachstrukturverpflichtungen betrachtet werden.
Schlüsselwörter
Restrukturierungsrückstellungen, internationale Rechnungslegung (IAS 37), Bilanzpolitik, Ergebnisgestaltung, Unternehmenszusammenschlüsse, Ansatzvoraussetzungen, Bewertung, Kritik, Würdigungskriterien.
- Arbeit zitieren
- Stefanie Schnee (Autor:in), 2007, Restrukturierungsrückstellungen. Ansatz, Bewertung, Inanspruchnahme und Auflösung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75702