Frau Jenny Treibel gilt als einer der wenigen Romane Theodor Fontanes, die im Stile einer „erzählten Komödie“ mit „souverän augenzwinkerndem Charakter“ gehalten sind und zumindest vordergründig ein für alle versöhnliches Happy End aufweisen. Nicht zu übersehen ist hinter all der Heiterkeit allerdings die scharfe Kritik, die darin an der vom Bürgertum dominierten Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts geübt wird.
In der Forschung wurde dieser Aspekt in zahlreichen Veröffentlichungen ausführlich beleuchtet. Da Fontane selbst in einem Brief an seinen Sohn Theodor die Kritik an der Bourgeoisie als Zweck des Romans ausgibt, wird in vielen Forschungsbeiträgen darauf der Interpretationsschwerpunkt gelegt. Der gesellschaftskritische Aspekt ist für das Verständnis des Romans von einer solch entscheidenden Bedeutung, dass auch Ausarbeitungen, denen eine andere Fragestellung zugrunde liegt, ihn nicht übergehen können. Ebenso ist für die Untersuchung der Werte und Normen in Frau Jenny Treibel eine Berücksichtigung der vorherrschenden gesellschaftlichen und sozialen Verhältnisse unumgänglich, da beide Komponenten in einer wechselseitigen Beziehung stehen: Die individuellen Wertvorstellungen des Einzelnen prägen die Normen der Gesellschaft, im Gegenzug üben diese wiederum erheblichen Einfluss auf Bildung und Ausgestaltung der persönlichen Werte aus. Folglich liegen Gesellschaftskritik und Wertekritik sehr nahe beieinander und können nicht losgelöst voneinander betrachtet werden.
In der vorliegenden Ausarbeitung gilt es nun, den Roman anhand von Aussagen und Verhaltensweisen auf ihnen zugrunde liegende Wertmaßstäbe zu untersuchen. Als Hinführung dient eine Definition zu den Begriffen Wert und Norm sowie eine kurze Darstellung der Gesellschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert. Anschließend wird die für den Verlauf der Geschichte entscheidende Präsenz exemplarisch ausgewählter Werte im Denken und Handeln einzelner Romanfiguren geprüft. Das besondere Augenmerk richtet sich dabei auf die Frage, inwieweit Ideal und Wirklichkeit jeweils übereinstimmen oder differieren. In einem letzten Punkt wird die Existenz einer Diskrepanz zwischen Schein und Sein, die in der Forschungsliteratur und nicht zuletzt von Fontane selbst als Grundfehler der im Roman durch die Familien Treibel und Schmidt vertretenen bürgerlichen Gesellschaft dargestellt wird, zusammenfassend analysiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definitionen
- Die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts
- Geistige und ideelle Grundtendenzen
- Das Bürgertum
- Theorie und Praxis der Werte und Normen in Frau Jenny Treibel
- Bildung
- Mündigkeit
- Toleranz
- Der höchste Wert
- Schein und Sein
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Werte und Normen in Theodor Fontanes Roman „Frau Jenny Treibel“, indem sie die im Roman dargestellten Verhaltensweisen und Aussagen auf ihre zugrundeliegenden Wertmaßstäbe analysiert. Dabei wird der Fokus auf die Übereinstimmung oder Differenz zwischen Ideal und Wirklichkeit gelegt. Besonders relevant ist die Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse des ausgehenden 19. Jahrhunderts, da diese die individuellen Wertvorstellungen stark beeinflussen.
- Definition und Abgrenzung von Werten und Normen
- Die Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts und ihre prägenden Werte
- Die Darstellung ausgewählter Werte im Denken und Handeln der Romanfiguren
- Die Diskrepanz zwischen Schein und Sein in der bürgerlichen Gesellschaft
- Kritik am Bürgertum und Bildungsbürgertum in Fontanes Roman
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert den Fokus der Arbeit auf die Werte und Normen in Fontanes „Frau Jenny Treibel“. Sie betont den gesellschaftskritischen Aspekt des Romans und die enge Verbindung zwischen Gesellschafts- und Wertekritik. Die Arbeit untersucht anhand von Aussagen und Verhaltensweisen der Romanfiguren die zugrundeliegenden Wertmaßstäbe und den Vergleich zwischen Ideal und Wirklichkeit. Die Bedeutung der gesellschaftlichen und sozialen Verhältnisse des ausgehenden 19. Jahrhunderts für das Verständnis der Werte und Normen wird hervorgehoben.
Definitionen: Dieses Kapitel widmet sich der Definition der Begriffe „Wert“ und „Norm“. Es greift auf philosophische und theologische Ansätze zurück, um die Vielschichtigkeit dieser Konzepte zu verdeutlichen. Es werden verschiedene Arten von Werten (ökonomisch, hedonistisch, moralisch, künstlerisch, religiös) unterschieden und die komplexe Beziehung zwischen Werten und Normen, sowie deren wechselseitige Beeinflussung, dargestellt. Die Bedeutung der individuellen Wertordnung und deren Auswirkung auf das Handeln im Kontext gesellschaftlicher Normen wird ausführlich erläutert.
Die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts: Dieses Kapitel beschreibt die gesellschaftlichen Verhältnisse im ausgehenden 19. Jahrhundert, die den Hintergrund für die Handlung und die Wertvorstellungen der Romanfiguren bilden. Es werden die geistig-ideellen Grundtendenzen und die Rolle des Bürgertums analysiert. Die Darstellung legt den Grundstein für das Verständnis der in den folgenden Kapiteln behandelten Werte und Normen, indem sie den soziokulturellen Kontext detailliert beleuchtet. Die Bedeutung der gesellschaftlichen Struktur für die Herausbildung individueller Wertvorstellungen wird betont.
Theorie und Praxis der Werte und Normen in Frau Jenny Treibel: Dieses Kapitel untersucht die Theorie und Praxis der Werte und Normen im Roman, indem es exemplarisch die Werte Bildung, Mündigkeit und Toleranz an Hand des Verhaltens und der Handlungsweisen der Romanfiguren analysiert. Es wird untersucht, inwieweit die dargestellten Ideale mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Die Analyse dient dazu, die Diskrepanz zwischen den Werten der Gesellschaft und den Handlungen der Figuren aufzuzeigen.
Der höchste Wert: Diese Zusammenfassung wird aufgrund der fehlenden Informationen im Text nicht erstellt.
Schein und Sein: Diese Zusammenfassung wird aufgrund der fehlenden Informationen im Text nicht erstellt.
Schlüsselwörter
Frau Jenny Treibel, Theodor Fontane, Werte, Normen, Bürgertum, Bildungsbürgertum, Gesellschaftskritik, 19. Jahrhundert, Ideal und Wirklichkeit, Schein und Sein, Moral, Bildung, Mündigkeit, Toleranz.
Häufig gestellte Fragen zu Theodor Fontanes "Frau Jenny Treibel" - Werte und Normen im ausgehenden 19. Jahrhundert
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Werte und Normen in Theodor Fontanes Roman „Frau Jenny Treibel“. Der Fokus liegt auf der Übereinstimmung oder Differenz zwischen Ideal und Wirklichkeit und der Betrachtung der gesellschaftlichen Verhältnisse des ausgehenden 19. Jahrhunderts als Einflussfaktor auf individuelle Wertvorstellungen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Definition und Abgrenzung von Werten und Normen, die Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts und ihre prägenden Werte, die Darstellung ausgewählter Werte im Roman (z.B. Bildung, Mündigkeit, Toleranz), die Diskrepanz zwischen Schein und Sein in der bürgerlichen Gesellschaft und die Kritik am Bürgertum und Bildungsbürgertum in Fontanes Roman.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu Definitionen von Werten und Normen, ein Kapitel zur Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, ein Kapitel zur Analyse der Werte und Normen in „Frau Jenny Treibel“, und abschließende Kapitel zu „Der höchste Wert“ und „Schein und Sein“ (für die im vorliegenden Auszug keine Zusammenfassung vorhanden ist). Schließlich enthält die Arbeit ein Kapitel mit Schlüsselbegriffen.
Was wird in der Einleitung erläutert?
Die Einleitung führt in die Thematik ein, erläutert den Fokus auf die Werte und Normen in Fontanes Roman und betont den gesellschaftskritischen Aspekt. Sie hebt die enge Verbindung zwischen Gesellschafts- und Wertekritik hervor und beschreibt die Methodik der Analyse anhand von Aussagen und Verhaltensweisen der Romanfiguren.
Wie werden Werte und Normen definiert?
Das Kapitel "Definitionen" beschäftigt sich mit der Definition der Begriffe "Wert" und "Norm", unter Einbeziehung philosophischer und theologischer Ansätze. Es unterscheidet verschiedene Arten von Werten (ökonomisch, hedonistisch, moralisch, künstlerisch, religiös) und beschreibt die komplexe Beziehung zwischen Werten und Normen und deren wechselseitige Beeinflussung. Die Bedeutung der individuellen Wertordnung und deren Auswirkung auf das Handeln wird erläutert.
Wie wird die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts dargestellt?
Das Kapitel zur Gesellschaft des 19. Jahrhunderts beschreibt die gesellschaftlichen Verhältnisse des ausgehenden 19. Jahrhunderts als Hintergrund für die Handlung und die Wertvorstellungen der Romanfiguren. Es analysiert die geistig-ideellen Grundtendenzen und die Rolle des Bürgertums, um den soziokulturellen Kontext der Werte und Normen im Roman zu beleuchten.
Wie werden die Werte und Normen in "Frau Jenny Treibel" analysiert?
Die Analyse der Werte und Normen in "Frau Jenny Treibel" konzentriert sich exemplarisch auf die Werte Bildung, Mündigkeit und Toleranz. Es wird untersucht, inwieweit die dargestellten Ideale mit der Wirklichkeit übereinstimmen und die Diskrepanz zwischen den Werten der Gesellschaft und den Handlungen der Figuren aufgezeigt.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die Schlüsselwörter umfassen: Frau Jenny Treibel, Theodor Fontane, Werte, Normen, Bürgertum, Bildungsbürgertum, Gesellschaftskritik, 19. Jahrhundert, Ideal und Wirklichkeit, Schein und Sein, Moral, Bildung, Mündigkeit, Toleranz.
Welche Kapitel haben keine Zusammenfassung im Auszug?
Die Kapitel "Der höchste Wert" und "Schein und Sein" enthalten im vorliegenden Auszug keine Zusammenfassung.
- Arbeit zitieren
- Ella Plett (Autor:in), 2006, Werte und Normen in Fontanes 'Frau Jenny Treibel', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75729