Großbritannien und Frankreich als Faktoren der Europapolitik der Vereinigten Staaten 1949-50


Hausarbeit (Hauptseminar), 1997

28 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung - Die Europapolitik der USA
1.1. Die Lage nach dem Zweiten Weltkrieg
1.2. Die Truman-Doktrin und die neuen Ziele in Europa
1.3. Mögliche Alternativen der amerikanischen Europapolitik

2. Die Zuspitzung 1949
2.1. Deutschland als zentrales Problem
2.1.1. Das deutsche Wirtschaftspotential
2.1.2. Die Westbindung Deutschlands
2.1.3. Der Verteidigungsbeitrag Deutschlands
2.2. Die britische Sonderrolle
2.2.1. Großbritannien als amerikanischer Hauptverbündeter
2.2.2. Das Verhältnis USA - Großbritannien mit Blick auf Europa
2.3. Frankreich als Führungsmacht
2.3.1. Eine Union unter Frankreichs Führung
2.3.2. Die Botschafterkonferenz und die französische Führung

3. Die Lösungssuche
3.1. Kennan: Das Modell der zwei Säulen
3.2. Die Vorschläge der amerikanischen Botschafter in Europa
3.3. Die Analyse des Policy - Planning- Staffs im Januar 1950

4. Die (Er-)Lösung: Der Schumanplan
4.1. Die Aufnahme des Plans in den USA
4.2. Das Verhalten der USA während der Verhandlungen

5. Ein pragmatisches Vorgehen der Vereinigten Staaten

6. Quellen- und Literaturliste
6.1. Quellenliste
6.2. Literaturliste

1. Einleitung - Die Europapolitik der USA

Betrachtet man die amerikanischen Reaktionen auf den Schumanplan, so stößt man fast ausnahmslos auf positive bis überschwängliche Anteilnahme[1]. Das verwundert zunächst, scheint doch die Initiative Frankreichs nicht mit den bisherigen Plänen der USA übereinzustimmen: Bis jetzt hatte man in Amerika eine europäische Einigung ohne Großbritannien schlicht für unmöglich gehalten[2], man wollte den Partner aus zwei Weltkriegen nicht vor den Kopf stoßen. Außerdem gab es eine ganze Reihe von Vorbehalten gegenüber einer französischen Führung[3]. Dann war auch eine der Vorgaben des Marshallplans, daß er sich an alle europäischen Länder wendete, der Schumanplan bedeutete aber faktisch die Zweiteilung Europas. Und schließlich war das Ziel, das Amerika seit dem ersten Weltkrieg zu erreichen suchte, der freie und ungehinderte Zugang zu den europäischen Märkten, durch die Möglichkeit zur Kartellbildung, die im Schumanplan angelegt war, in Frage gestellt[4].

Diese Arbeit soll durch eine Untersuchung der amerikanischen Absichten in und mit Europa und der Alternativen, wie diese zu erreichen waren, die Gründe für die scheinbare Abkehr von feststehenden Positionen Amerikas in der Zeit zwischen Sommer 1949 und Frühjahr 1950 und das tatsächlich dahinterstehende Kalkül beleuchten.

Zunächst soll nach möglichen Alternativen der amerikanischen Europapolitik in der Nachkriegszeit gesucht werden, dann muß auf das „Problem Deutschland“ eingegangen werden, das gerade im untersuchten Zeitraum eine entscheidende Rolle spielt. Schließlich muß das Verhältnis zu den möglichen Partnern bei einer europäischen Einigung, Frankreich und Großbritannien, untersucht werden, um darauf aufbauend die möglichen Lösungsansätze darzustellen. Am Ende steht dann die Frage, wie der Schumanplan diese Vorgaben erfüllt und vielleicht sogar noch darüber hinausgeht, indem er nämlich zum Mittel für das amerikanische Hegemoniestreben in Europa wie für die europäische Integration selbst wird und damit quasi eine gewollte Hegemonie oder ein „Empire by invitation“ begründet[5]

1.1. Die Lage nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Krieg hatte Amerika erkannt, daß es unumgänglich sein würde, eine aktive Rolle in der Weltpolitik zu spielen. Gleichzeitig gab es sich einer illusorischen Sicht der kommenden Weltordnung hin: Sie sollte durch die Allianz der „Weltpolizisten“ USA, Großbritannien und Sowjetunion gewährleistet werden, die UN sollten als Friedenswächter fungieren[6]. Dabei setzte Präsident Roosevelt vor allem auf die Zusammenarbeit mit der Sowjetunion[7], wobei er deren aggressiven Expansionismus unterschätzte und die Schwäche Europas, vor allem Großbritanniens, nicht richtig einordnete[8]. Der wirtschaftliche und politische Machtverfall Großbritanniens, hinter dessen Weltherrschaftsanspruch die USA bis jetzt ihrer außenpolitischen Zurückhaltung hatten frönen können, zwang Amerika schließlich zur Abkehr von der Monroe-Doktrin[9]. Das Ende des alten Europas bedeutete gleichzeitig eine aktivere, aber auch mehr an den eigenen Interessen orientierte Europapolitik der USA[10]. Die Schwäche Europas war für Amerika die Chance zur Errichtung einer amerikanischen Hegemonie[11].

1.2. Die Truman-Doktrin und die neuen Ziele in Europa

Für Europa bedeutete die Truman-Doktrin vor allem die wirtschaftliche Hilfe im Rahmen des am 12.3.47 vom Präsidenten dem Kongreß vorgestellten Marshallplans[12]. Amerika hoffte, mit diesem Mittel gleichzeitig politische und strategische Ziele der amerikanischen Diplomatie zu erreichen. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung würden die teilnehmenden Länder gegen die kommunistische Versuchung immunisiert. Außerdem würden die eingesetzten Mittel eine groß genuge Einheit schaffen, um Deutschlands Wiederaufbau mit Garantien für Frankreichs militärische und wirtschaftliche Sicherheit zu verbinden. Deshalb wurde es zur festen Überzeugung der Amerikaner, daß Integration das verbindende Element für die wirtschaftlichen und strategischen Ziele der USA in Europa war[13]. Die USA hatten ein dreifaches Interesse an der Einigung, wirtschaftlich, militärisch und politisch. Allerdings war auch klar, daß die Integration nur ihre Rolle spielen könnte, wenn Deutschland ein Teil davon wäre[14]. Deshalb war die Frage, wie eine Integration des alten Kontinents, die allen amerikanischen Vorstellungen gerecht wurde, durchzusetzen war.

1.3. Mögliche Alternativen der amerikanischen Europapolitik

Der in Abschnitt 1.1. dargestellten „gesamteuropäisch-neutralistischen“ Alternative eines entmilitarisierten Europas unter Verwaltung der Supermächte[15] konnte im Kontext des Kalten Krieges kein Bestand beschieden sein. Statt dessen suchten die USA, Europa gegen den Sowjetkommunismus aufzubauen. Es boten sich zwei Möglichkeiten an, von denen die erste im Marshallplan verwirklicht worden war: Die Zusammenarbeit aller nichtkommunistischer Staaten, auch der „Neutralen“, sozusagen die „Atlantische Alternative“[16]. Dabei sollte Großbritannien die Führungsrolle zukommen, was sich aus Sicht des Königreichs jedoch auf die Koordination der Marshallhilfe beschränkte[17].

Für Amerika wurde hingegen eine politische und wirtschaftliche Integration Europas 1949 immer dringlicher: Die Bundesrepublik und die DDR waren gegründet worden, die Sowjetunion hatte ihre erste Atombombe gezündet, der Kommunismus trat besonders in Südostasien und China immer offensiver auf[18]. Es ging also darum, die Europäer gegen den Kommunismus zu einen und Deutschland im Westen zu verankern, möglichst auch seine Ressourcen den eigenen Industrien zuzuführen[19] und ein containment nicht nur gegen Rußland, sondern auch gegen das neuerlich aufstrebende Deutschland einzuführen[20]. Ein Übergewicht Deutschlands in Westeuropa schien nur abwendbar durch die Einführung supranationaler Strukturen, das heißt, in den Nationalstaaten übergeordneten Gremien sollten bindende Entscheidungen mit Mehrheit und ohne Vetomöglichkeit getroffen werden können[21]. Da diese Forderungen für Großbritannien unannehmbar waren, wurde nach einer dritten Alternative gesucht, die eine Einigung ohne Mitgliedschaft der Briten ermöglichen sollte. Sie beginnt sich im Herbst 1949 abzuzeichnen und kann als „westeuropäisch-kontinentale“ Alternative bezeichnet werden[22].

Es muß jetzt darum gehen, das Aufkommen dieser dritten Alternative im Laufe des Jahres 1949 aus den Quellen herauszuarbeiten und das Schwanken der amerikanischen Haltung zwischen der zweiten und dritten Alternative (die erste fiel wegen des Kalten Krieges ja bald weg) nachzuvollziehen. Dabei muß zuerst die Dringlichkeit einer schnellen Lösung für die USA aufgrund des „Problemfalls Deutschland“ gezeigt werden, sodann das Verhältnis der USA zu Großbritannien und Frankreich, denen, je nach verfolgtem Plan, die wichtigste Rolle in dieser Lösung zugedacht war. Schließlich bleibt zu klären, wie es tatsächlich zu dem „,karolingisch-katholischen‘ Kleinsteuropa“[23] der Montanunion kam.

2. Die Zuspitzung 1949

Verschiedene Gründe führten 1949 dazu, daß das „Problem Europa“ für Amerika besonders akut wurde: Die Marshallhilfe war nach einem ersten Hoch mehr und mehr in eine Krise in Hinblick auf ihr Ziel der viability, der wirtschaftlichen Lebensfähigkeit der Nehmerländer, geraten[24]. Gleichzeitig machte der Kongreß die Bewilligung weiterer Mittel von einer weitgehenden Einigung Europas abhängig, da diese als Grundvoraussetzung für den Erfolg der Marshallhilfe gesehen wurde[25]. Zusätzlich verschärfte sich der weltweite Druck der Sowjetunion auch in Europa. Im Brennpunkt dieser ganzen Entwicklung kann Deutschland gesehen werden, wo sich alle genannten Probleme wie unter einem Vergrößerungsglas bündelten.

2.1. Deutschland als zentrales Problem

Im Bezug auf Deutschland standen mehrere richtungsweisende Entscheidungen bevor. Gerade war die BRD gegründet worden, kurz darauf kam es zur Gründung der DDR. Wohin sich dieses Gebilde wenden würde, war noch offen[26]. Dazu kam die Frage der wiederaufstrebenden Industrien, die eine deutsche Dominanz auf dem Kontinent wahrscheinlich machten[27]. Eine Einbindung schien dringend geboten, um das Potential dem eigenen Lager zugänglich zu machen. Dabei mußte zwischen den von Frankreich befürworteten autoritären Restriktionen und der von Amerika gewünschten aktiven Einbindung Deutschlands in ein europäisches System von Partnern eine Lösung gefunden werden. Als dritter, noch in der Zukunft liegender Punkt, stand die Frage eines deutschen Verteidigungsbeitrags an[28]. Es war klar, daß vor allem Frankreich sich dagegen mit allen Mitteln wehren würde. Andererseits sahen die USA im Kontext der weltweiten Ost-West-Konfrontation die Notwendigkeit der Ausschöpfung sämtlicher Ressourcen für das eigene Lager als gegeben an.

Diese Punkte - Westbindung, Industriepotential, Verteidigungsbeitrag - wollte Amerika alle im europäischen Rahmen lösen, sie finden sich auch als Diskussionspunkte in den Quellen des amerikanischen Außenministeriums, sie sind ein wichtiger Grund für die forcierte Lösungssuche im Jahr 1949.

2.1.1. Das deutsche Wirtschaftspotential

In einem vom Außenministerium der Vereinigten Staaten vorbereiteten Memorandum werden die Möglichkeiten und Implikationen, die eine Integration Deutschlands und Westeuropas mit sich bringen würde, analysiert[29]. Leider ist das Papier nicht näher datiert, es stammt aber wohl von Anfang März 1949[30]. Für den Autor ist die Bedeutung der westdeutschen Wirtschaft so groß, daß Deutschland in kürzester Zeit den Kontinent wieder dominieren könnte und neues Unheil drohen würde[31]. Eine Einbindung in einen gemeinsamen Wirtschaftsraum mit Westeuropa ist also unumgänglich, zumal auch die Möglichkeiten, die deutsche Wirtschaft weiter unter (Besatzungs-)Kontrolle zu halten, langfristig als unrealistisch eingeschätzt werden. Da die Volkswirtschaften der westlichen europäischen Staaten schon jetzt eng miteinander verbunden seien, würde sich die noch engere wirtschaftliche Integration als Möglichkeit zu einer weitergehenden politischen Integration anbieten, um so den politischen Gefahren eines frei zwischen den Mächten lavierenden Deutschlands vorzubeugen[32]. Dieser Schritt einer wirtschaftlichen Union wäre auch den Europäern selbst am ehesten einleuchtend[33], als konkrete Maßnahmen werden Währungs- und Zollunion, Freiheit des Verkehrs von Personen und Gütern, koordinierte Investitionspolitik und ähnliches genannt[34].

Der Ansatz ist klar: Die wirtschaftliche Integration soll zu einer völligen Einbindung Deutschlands in den Westen und zur weitestgehenden Kontrolle und Nutzung seines wirtschaftlichen Potentials führen. Dieselbe Idee findet sich in einem weiteren Thesenpapier, das vom „Acting Director of the Office of German and Austrian Affairs, Murphy“ erstellt worden ist und aus der gleichen Zeit (23.3.49) datiert[35].

2.1.2. Die Westbindung Deutschlands

Das erste zitierte Dokument enthält die Schlüsselgedanken für die Notwendigkeit einer europäischen Integration. Die alte Angst, daß Deutschland als stärkste Macht auf dem Kontinent Ost gegen West ausspielt, womöglich sogar noch eine Annäherung an Rußland sucht, mache es dringend erforderlich, durch eine westliche Union Deutschland in den Westen einzubinden. Der beste Ansatz sei die wirtschaftliche Integration, denn je mehr die Interessen Deutschlands mit denen seiner westlichen Nachbarn vermengt wären, je weniger Tendenz gäbe es zu eigenmächtigen, für den Westen schädlichen Handlungen Deutschlands[36]. Allerdings ist auch klar, daß ein rein wirtschaftlicher Ansatz nicht ausreichend ist und sowohl wirtschaftliche wie politische Gegenkräfte in eine Union eingeschlossen werden müssen, um das deutsche Potential auszubalancieren[37].

In einer weiteren Quelle kommt G.F. Kennan als „Chairman of the Steering Group of the National Security Council Sub-Committee on the German Question“ zum gleichen Schluß, mit noch konkreteren Forderungen an eine zukünftige Union[38]. Auch dieses Papier, etwas früher (7.2.49) als die beiden oben zitierten ausgearbeitet, geht davon aus, daß eine neue Beziehung zwischen Deutschland und seinen europäischen Nachbarn gefunden werden muß. Alle Anstrengungen müssen nicht nur auf die interne Politik Deutschlands gerichtet sein, sondern besonders bewirken, daß Deutschland innerhalb der europäischen Gemeinschaft bleibt. Aus diesen Gründen werden die Vereinigten Staaten alles unterstützen, was in Richtung einer solchen Union läuft, die sich in Übereinstimmung mit der Charta der Vereinten Nationen befinden muß. Der symptomatische Satz ist: „If this closer association of the other European countries were not called for by other requirements, it would be called for by their common interest in the handling of the German problem, alone.“[39]

2.1.3. Der Verteidigungsbeitrag Deutschlands

1949 war der Gedanke an eine Wiederbewaffnung Deutschlands noch Zukunftsmusik, nur weit nach vorne blickende Planer in der amerikanischen Administration erkannten bereits, daß in nicht allzu ferner Zeit auch ein militärischer Beitrag Deutschlands notwendig werden würde, um dem Expansionismus der Sowjetunion wirksam entgegentreten zu können. Im zitierten Planungspapier des Außenministeriums wird jedoch bereits die sicherheitspolitische Notwendigkeit, Deutschland im westlichen Lager zu verankern, erkannt[40]. Auch die Sicherheit der in Deutschland stationierten amerikanischen Besatzungstruppen könnte so wirksamer garantiert werden. Dennoch wird für das Vorgehen bei einer Einigung Europas der Rahmen des Nordatlantikpakts klar ausgeschlossen, da dieser in erster Linie militärische Bedeutung hat. Die Ängste vor einer deutschen Wiederbewaffnung sind noch zu groß, und die erklärte Politik der Vereinigten Staaten, so meint der Autor, sei es, eine deutsche Wiederbewaffnung zu verhindern[41].

Knapp ein Jahr später wird die Lage anders beurteilt. Vor dem Hintergrund der wachsenden Spannungen, besonders in Korea, empfiehlt der amerikanische Botschafter in Frankreich Bruce, Deutschland so schnell wie möglich in die Nordatlantische Gemeinschaft einzuschließen[42]. Diese soll dann auf ihre Möglichkeiten hin untersucht werden, wie die Sicherheitsprobleme der westlichen Welt innerhalb einer solchen Gemeinschaft gelöst werden können[43].

Am Ausgangspunkt der forcierten amerikanischen Überlegungen zur Bildung einer europäischen Union stand also das Problem Deutschland. Das deutsche Wirtschaftspotential mußte in den Westen eingebunden werden, der neue Staat sollte im westlichen Lager verankert werden und nicht zuletzt mußte die Frage eines möglichen deutschen Verteidigungsbeitrags im Zusammenhang der Ost-West-Konfrontation diskutiert werden. Doch bei all dem galt es zu verhindern, daß Deutschland, auf welche Art auch immer, die zu schaffende Gemeinschaft dominieren konnte. Bei dieser Aufgabe hatten die USA den beiden potentiellen Führungsmächten Großbritannien und Frankreich eine tragende Rolle zugedacht, und es gilt jetzt zu untersuchen, auf welche Weise die USA 1949-50 diese beiden europäischen Mächte einzusetzen versuchte, um ihre Ziele zu erreichen.

2.2. Die britische Sonderrolle

Bis ins Jahr 1949 hinein war eine Einigung Europas ohne die Führung der Briten für Amerika schlicht unvorstellbar[44]. Zwar gab es in Washington kaum noch Illusionen über die britische Stärke und die special relationship war für die Amerikaner in Europa vor allem ein Werkzeug, um ihre eigenen Ziele durchzusetzen[45] Dennoch kann die besondere Qualität der Beziehung zu dem Partner zweier Weltkriege nicht geleugnet werden. Mit Verschärfung des Kalten Kriegs fanden es die Amerikaner sogar wünschenswert, daß ein starkes Commonwealth unter britischer Führung gegen den Expansionsdrang des Kommunismus an der Seite der Vereinigten Staaten stände[46]. Die USA waren zwar von der britischen Zögerlichkeit bei der Durchsetzung einer europäischen Föderation enttäuscht, gleichzeitig wurde aber auch versucht, die britischen Schwierigkeiten, sich als ein Teil Europas zu sehen, zu verstehen. Großbritannien blieb somit ein Sonderfall und wurde als intakter und handlungsfähiger als die Partner auf dem Kontinent angesehen. Darauf konnten die Briten ihre Politik der special relationship aufbauen[47], und das war auch die Grundlage für die Idee einer atlantischen Achse USA - Kanada - Großbritannien, eng assoziiert mit einer kontinentaleuropäischen Union[48].

Die Quellenuntersuchung beleuchtet zunächst die Sonderbeziehung zwischen dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten aus amerikanischer Sicht, dann die Auswirkungen dieser special relationship für Europa und Amerikas Bestreben, das britische Verhalten in Europa zu verstehen.

[...]


[1] Klaus Schwabe: „Ein Akt konstruktiver Staatskunst“ - die USA und die Anfänge des Schuman-Plans, S. 211 - 239 in: Klaus Schwabe (Hrsg.): Die Anfänge des Schumanplans, Beiträge des Kolloquiums in Aachen, 28.-30. Mai 1986, S. 215. Im folgenden: Schwabe, Staatskunst und Seitenzahl.

[2] Klaus Schwabe: Die Vereinigten Staaten und die Europäische Integration: Alternativen der amerikanischen Außenpolitik (1950-1955), S. 41 - 54 in: Gilbert Trausch (Hrsg.) u. a.: Die europäische Integration vom Schuman-Plan bis zu den Verträgen von Rom, Baden-Baden 1993. (Veröffentlichungen der Historiker-Verbindungsgruppe bei der Kommission der europäischen Gemeinschaften, Bd. 4), S. 41. Im folgenden: Schwabe, Alternativen und Seitenzahl

[3] Holger Schröder: Jean Monnet und die amerikanische Unterstützung für die europäische Integration 1950 - 1957, Frankfurt am Main 1994. (Reihe Europäische Hochschulschriften: Reihe 31, Politikwissenschaft, Bd. 263), S. 83. Im folgenden: Schröder und Seitenangabe

[4] Schwabe, Staatskunst, S. 228.

[5] Michael J. Hogan, The Marshall-Plan - America, Britain and the Reconstruction of Western Europe 1947-52, Cambridge 1987, S.444. Im folgenden: Hogan und Seitenzahl.

[6] Ernest H. Van der Breugel: From Marshall Aid to Atlantic Partnership - European Integration as a concern of American Foreign Policy, Amsterdam, London, New York 1966, S. 18. Im folgenden Breugel und Seitenangabe.

[7] Schröder, S. 74..

[8] Breugel, S. 19.

[9] Schröder, S. 73.

[10] Eckart Conze, Hegemonie durch Integration ? in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte (VfZ) 43 (1995), S. 300, im folgenden: Conze und Seitenangabe.

[11] Conze, 306.

[12] Breugel, S. 27.

[13] Hogan, 429..

[14] Conze, S.307.

[15] Schwabe, Alternativen, S. 42..

[16] ibid.

[17] Schwabe, Alternativen, S. 43.

[18] ibid.

[19] Pierre Melandri, Les États-Unis face à l´unification de l´Europe 1945-54, Paris 1980, S. 229.

[20] Klaus Schwabe: Die Vereinigten Staaten und die Einigung Europas 1945-52, S. 166 - 182 in: Otmar Franz (Hrsg.): Europas Mitte, Göttingen 1987, S. 182. Im folgenden: Schwabe, Einigung und Seitenzahl.

[21] Schwabe, Staatskunst, S. 215.

[22] Schwabe, Alternativen, S. 44. Pierre Melandri: Le rôle de l´unification européenne dans la politique extérieure des États-Unis 1948-50, in: Raymond Poidevin, Histoire des débuts de la construction européenne, Mars 1948 - Mai 1950, Baden-Baden 1986, S. 62f.

[23] Schwabe, Einigung, S. 166.

[24] Schwabe, Staatskunst, S. 213.

[25] Max Beloff: The United States and the Unity of Europe, Washington 1963, S. 58; Breugel 26, 244. Schröder, S. 97.

[26] Breugel, S. 240. Schwabe, Staatskunst, S. 214 und 222

[27] Klaus Schwabe: Der Marshall-Plan und Europa, S. 64 in: Raymond Poidevin (wie Anm. 19)..Im folgenden: Schwabe, Marshallplan und Seitenanzahl.

[28] Dell, S. 92f. Breugel, S. 234. Roger Bullen: The British Government and the Schuman Plan May 1950- March 1951, S. 204 in: Schwabe, Anfänge...(wie Anmerkung 18)

[29] Foreign Relations of the United States, 1949, Volume III, S. 131ff. Im folgenden: FRUS, Jahr, Band, Seite.

[30] siehe Anm. 9 in der Quelle.

[31] FRUS 1949, III, S. 131.

[32] ebd., S. 132.

[33] ebd., S. 133.

[34] ebd. S. 135.

[35] FRUS 1949, III, S. 121.

[36] FRUS 1949, III, S. 132.

[37] ebd., S. 134.

[38] FRUS 1949, III, S. 90.

[39] ebd., S. 91 für diesen Abschnitt.

[40] FRUS 1949, III, S. 132.

[41] ebd., S. 134.

[42] FRUS 1950, III, S. 64f.

[43] ebd.

[44] Schwabe, Marshallplan, S. 62.

[45] Dell, S. 35.

[46] Schröder, S. 94.

[47] Breugel, S. 275.

[48] Beloff, S. 52.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Großbritannien und Frankreich als Faktoren der Europapolitik der Vereinigten Staaten 1949-50
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen  (Seminar für Zeitgeschichte, Historisches Institut)
Veranstaltung
Hauptseminar
Note
1
Autor
Jahr
1997
Seiten
28
Katalognummer
V7583
ISBN (eBook)
9783638148023
Dateigröße
551 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Vorgeschichte und Verhandlungen bis zur Erklärung des Schumanplans - herausgearbeitet aus den Quellen des amerikanischen Außenministeriums (Foreign Relations of the US) und des britischen Außenministeriums (Dep.of British Politics Overseas).
Schlagworte
Großbritannien, Frankreich, Faktoren, Europapolitik, Vereinigten, Staaten, Hauptseminar
Arbeit zitieren
Stefan Seidendorf (Autor:in), 1997, Großbritannien und Frankreich als Faktoren der Europapolitik der Vereinigten Staaten 1949-50, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7583

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