Beobachtet man den Markt für Merger & Acquisitions (M&A) stellt man fest, dass nach den meisten Untersuchungen mehr als die Hälfte dieser Unternehmenszusammenführungen zum Scheitern verurteilt sind, d.h. sie bringen nicht die erwarteten Erträge und Synergiegewinne. Angesichts des Aufwands, der im Vorfeld solcher Zusammenführungen von Analysten, Investmentbankern, Juristen usw. getrieben wird, um mit Bilanzanalysen, Due Diligences und Unternehmensbewertungen die Erfolgsaussichten der Zusammenführungen zu bewerten und man annehmen darf, dass sie nur bei positiven Aussichten auch durchgeführt werden, ist das ein erstaunliches Ergebnis. Genauso erstaunlich ist, dass auch mit zunehmender Erfahrung keine Reduktion der Misserfolge durch Lerneffekte bei den Unternehmen und ihren Beratern auftreten. Die Frage nach den Gründen hierfür ist daher auch die Leitfrage dieser Arbeit.
Die Hypothese ist hier, dass es für die Beurteilung der Erfolgsaussichten von Unternehmenszusammenführungen auch andere Aspekte hinzugezogen werden müssen, namentlich Faktoren, die man grob als Kultur, Normen oder informelle Institutionen bezeichnen kann. Die Rechenverfahren, die für die Begründung und Fundierung einer Fusionsentscheidung verwendet werden, berücksichtigen nur Faktoren, die direkt monetär erfasst werden können, weil die Verantwortlichen meist nur auf diesem Gebiet über Expertise verfügen. Tatsächlich spielen aber auch viele nur schlecht quantifizierbare Faktoren eine entscheidende Rolle dabei, ob die Fusion die erhofften Synergieeffekte erziel oder nicht.
Hauptsächlich wird es in der Arbeit darum gehen, wie sich die informellen Institutionen im Unternehmen über die Zeit entwickeln, um anfallende Probleme effizienter zu lösen, d.h. Transaktions- und Koordinationskosten zu senken. Informelle Institutionen liegen in den Unternehmen in Form von Routinen, Konventionen und Unternehmenskultur vor. Wenn nun zwei solche Systeme informeller Institutionen fusioniert werden, müssen sich in einem Prozess erst wieder verschiedene Routinen einstellen, was Koordinationskosten erhöht und – weil diese von den gängigen Bewertungsverfahren nicht berücksichtigt werden – zum Scheitern so vieler Merger & Acquisitions beitragen.
Im ersten Teil der Arbeit werden die gängigen M&A-Bewertungsverfahren dargestellt. Im zweiten Teil werden informelle Institutionen erläutert und formalisiert und im dritten Teil in einem evolutions- und spieltheoretischen M&A-Modell zusammengeführt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Mergers & Acquisitions
- Begriff und Zweck von M&A's?
- Determinanten und Realisierung des Synergiewertes
- Erklärungsversuche für das Scheitern von M&A's
- Unternehmenskultur und Entwicklung informeller Institutionen
- Unternehmenskultur als Problemlösungsroutinen
- Konventionen nach Lewis als Unternehmenskultur
- Unternehmenskultur bei Mergers & Acquisitions
- Fusion zweier Populationen mit stabilen Konventionen
- Erklärung des Scheiterns von Mergers & Acquisitions
- Zusammenfassung, Belege und Ausblick
- Zusammenfassung der Argumentation
- Empirische Belege und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Problematik des Scheiterns von Mergers & Acquisitions (M&A) und untersucht, warum trotz umfassender Analysen und Bewertungen viele Unternehmenszusammenführungen nicht die erwarteten Synergiegewinne erzielen. Die zentrale These ist, dass neben ökonomischen Faktoren auch kulturelle Aspekte und informelle Institutionen eine entscheidende Rolle spielen.
- Analyse von Mergers & Acquisitions und deren Bedeutung
- Untersuchung der Rolle von Unternehmenskultur und informellen Institutionen
- Bedeutung von Konventionen und Routinen im Unternehmen
- Erklärung des Scheiterns von Fusionen durch kulturelle Unterschiede
- Empirische Belege und Ausblick auf zukünftige Forschungsfelder
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die hohe Misserfolgsrate von M&A und stellt die Leitfrage nach den Ursachen. Das erste Kapitel definiert den Begriff von M&A, beschreibt die Ziele und untersucht die Determinanten des Synergiewertes. Das zweite Kapitel fokussiert sich auf die Bedeutung von Unternehmenskultur und informellen Institutionen, insbesondere Konventionen als Problemlösungsroutinen.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Herausforderung der Fusion von zwei Unternehmenskulturen und analysiert, wie die Integration von stabilen Konventionen das Scheitern von M&A erklären kann. Im letzten Kapitel werden die Kernaussagen zusammengefasst, empirische Belege präsentiert und ein Ausblick auf weitere Forschungsfelder gegeben. Die Arbeit berücksichtigt dabei nicht die Schlussfolgerungen oder Ergebnisse des letzten Kapitels.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die Themen Mergers & Acquisitions, Unternehmenskultur, informelle Institutionen, Konventionen, Synergiewert, Scheitern von Fusionen und kulturelle Unterschiede. Sie untersucht den Einfluss informeller Institutionen auf den Erfolg von M&A und bietet eine Erklärung für die hohen Misserfolgsraten.
- Arbeit zitieren
- Jörg Viebranz (Autor:in), 2006, Mergers & Acquisitions und Unternehmenskultur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75845