Medien in der Finanzwelt - Den Einfluss der Wirtschaftsberichterstattung auf das Anlegerverhalten


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

54 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

I. Einleitung
1. Problemstellung
2. Ziel und Zweck der Arbeit

II. Medien in der Finanzwelt
1. Einleitung
2. Medien in der Finanzkommunikation - Überblick
2.1 Die Wirtschaftspresse
2.2 Das Internet
2.3 Fernsehen
2.4 Sonstiges

III. Die Qualität der Wirtschaftspresse
1. Einleitung
2. Schrumpfende Medienvielfalt
2.1 Wettbewerb um Werbekunden
2.2 Wettbewerb um Publikum
3. Kostenwettbewerb und das Ende des Qualitätsjournalismus
4. Qualität von Aktienempfehlungen in Publikumszeitschriften

IV. Das Konfliktpotential im Wirtschaftsjournalismus
1. Einleitung
2. Der Wirtschaftsjournalist
2.1 Konflikte durch Insiderwissen
2.2 Konflikte durch (Fehl-) Verhalten bei der Berichterstattung
2.3 Der Konflikt durch den Einfluß dritter Parteien
3. Der Finanzanalyst
3.1 Der Konflikt der Unabhängigkeit
3.2 Konflikt der „ zu positiven“ Anlagebewertung

V. Verhaltenskodex für anlegergerechte Kapitalmarktkommunikation
1. Einleitung
2. Ein Kodex für alle Kapitalmarktkommunikatoren
3. Der Kodex verkennt die wahren Ursachen des Problems

VI. Fazit
1. Zusammenfassung
2. Schlußfolgerung

Literaturverzeichnis
1. Buchliteratur
2. Internetliteratur

Abbildungsverzeichnis

Figure 1: Medien in der Finanzwelt

Figure 2: Wirtschaftspresse im Überblick

Figure 3: Leseranalyse - Was lesen die Entscheider in Deutschland

Figure 4: Internetnutzer in Deutschland

Figure 5: Wirtschafts- und Finanzinformationen im Internet - Europaweit

Figure 6: Nutzung von Wirtschafts- und Finanzangeboten im Internet

Figure 7: Handelsvolumen von Wertpapieren im Tagesdurchschnitt

Figure 8: Übersicht von Teletexangeboten und Nutzungsdauer in Deutschland

Figure 9: Übersicht der Massenkommunikation in Deutschland 2000

Figure 10: Nutzungsmotive im Hörfunk

Figure 11: Absatz- und Beschaffungsebene von Medienunternehmen

Figure 12: Anzeigenvolumen Deutsche Wirtschaftspresse

Figure 13: Auflagen deutscher Wirtschaftstitel

Figure 14: Anlageempfehlungen von Anlegermagazinen

Figure 15: Auflagenentwicklung von Anlegermagazinen

Figure 16: Informationsverbreitung am Kapitalmarkt

Figure 17: Der Verlauf des DAX im Untersuchungszeitraum der Universität Essen

Figure 18: Risikohinweis des Anlegermagazin Cosmo Trends

I. Einleitung

1. Problemstellung

„ Die Medien machten den Aktienkauf zum Volkssport. Nicht ganz uneigennützig, denn die explodierenden Auflagen der Börsenzeitschriften waren für die Verlage ein Bomben- Geschäft. “ 1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Figure 1: Medien in der Finanzwelt

Es ist längst keine Sensation mehr, wenn sich wieder einmal wütende Kleinanleger in alt gewohnter Manier auf Hauptversammlungen erbost über den Verfall ihres dem Vorstand anvertrauten Vermögens vor der Kamera zeigen. Ganz im Gegenteil, es gehört zum Alltagsgeschehen im Fernsehen, und in der Presse allgemein, wie die Bilder verbitterter Fuβballfans über den Abstieg Ihres Vereins in die 2. Fußballbundesliga am Ende der Saison.

Der Einzug der so genannten Volksaktien startete auch in Deutschland eine neue Ära im privaten Kapitalmarktverhalten. Vorbei die Zeit, als man das hart verdiente Geld für ein paar Prozente auf den Girokonten und Sparbüchern der Banken und Sparkassen schlummern ließ. Mit dem Beginn der postindustriellen Kommunikations- und Informationsgesellschaft identifiziert sich der moderne Mensch nun mehr mit den Geschehnissen in Politik und Wirtschaft. Er informiert sich über Trends und Veränderungen, bildet sich im Neuen und bisher Unbekannten anhand noch nie dagewesener Möglichkeiten - den Massenmedien.2

Medien in der Finanzwelt sind seitdem nicht mehr nur das Interesse großer institutioneller Anleger, die sich über das Verhalten von Kapitalbewegungen auf den globalen Finanzmärkten informieren. Ganz im Gegenteil, Medien haben den Prozeß der Individualisierung des Menschen erkannt und sich auf die Bedürfnisse einer neuen Zielgruppe - dem Privatanleger - eingestellt. Alles, was diesem bisher von einer aktiven Teilnahme am Kapitalmarkt abhielt, war das Defizit an Informationen - Informationen, um sich selbst eine Meinung über die Attraktivität von Investitionsmöglichkeiten zu machen. Mit der Verbreitung von Börsen- und Wirtschaftsinformationen in der Tagespresse wurde dieses Defizit ausgeglichen. So hat der Anleger heutzutage die Möglichkeit, sich in Echt- zeit über den Stand seiner Investition zu informieren, Kapital zu bewegen oder dem Markt wieder zu entnehmen.

Doch so wie jede Chance seine Risken hat und jede Stärke ihre Schwächen, so begann auch mit dem begrüßten Engagement der Kleinanleger ein Konflikt zwischen denen, die eine Information suchen, und denen, von denen man glaubt, daß sie diese besitzen. So wie der Anleger Informationen aus der Presse benötigt um am Kapitalmarkt agieren zu können, so benötigt das Medium eine wachsende Zahl von Abonnenten und Interessenten, um am Markt bestehen zu können. Gute Anlagetips, vortreffliche Analysen über Aktien und Rentenfonds oder gar brandaktuelle Kauf- und Verkaufsempfehlungen sichern der Wirtschaftspresse allerdings nicht nur eine begeisterte Leserschar von mediengläubigen Kleinanlegern, nein, sie bietet dem einzelnen Redakteur eine bis dato nicht da gewesene Möglichkeit, sich darüber hinaus auch in der Wirtschaftspresse selbst zu profilieren und sich von der getreuen Gefolgschaft in den Himmel der Börsengurus heben zu lassen. Wer kann es da einem Journalisten verdenken, wenn er die ihm in die Hand gelegte neue Wunderwaffe der Kauf- und Verkaufsempfehlungen mit ihrem indirekten Einfluß auf die Aktienkurse nicht auch schon mal für die eigene Wohlfahrt benutzt und sich noch vor der Veröffentlichung am Kiosk das vorhersehbare Anlegerverhalten für den eigenen Geldbeutel zu Nutze macht?3

Schließlich sind Journalisten und Analysten auch nur Menschen, die von einem Tag auf den anderen mit ungeheuerem Machtpotential ausgestattet wurden und erst noch lernen müssen, dieses auch zum Wohle der Allgemeinheit, oder besser gesagt, zum Wohle der Kleinanleger einzusetzen.

2. Ziel und Zweck der Arbeit

Was sind eigentlich Medien in der Finanzkommunikation? Welche Rolle spielen sie auf der kommunikationspolitischen Bühne der Finanzwelt, wo Unternehmen um die Gunst und das Kapital von Investoren und Anlegern buhlen? Welche Medien nehmen bei dieser Interaktion die vordersten Plätze ein und welche Macht haben sie auf das Geschehen am Kapitalmarkt und auf das Verhalten der Anleger Einfluss zu nehmen? Wie wichtig sind die Informationen, die sie transportieren und welche Qualität und Bedeutung haben sie für den Einzelnen, der sie benötigt? Welchem Interessenkonflikt sieht sich der Wirtschaftsjournalismus im immer stärker werdenden Medienkapitalismus ausgesetzt und welche Verhaltensregeln werden ihm auferlegt? Ziel und Zweck dieser Arbeit ist es, dem Leser eine Antwort auf diese Fragen zu geben. So soll ein Verständnis darüber vermittelt werden, welche Medien in der Finanzwelt vorhanden sind und welche Gewichtung den einzelnen Medien durch die Nutzung der Anleger dabei zu teil wird.

Darüber hinaus soll am Beispiel eines ausgewählten Mediums aufgezeigt und verdeutlich werden, welche Arten von Informationen für den Anleger wichtig sind, wie diese Informationen entstehen und welche Qualität diese Informationen im ausgewählten Medium aufweisen.

Eine besonders wichtige Stellung nimmt in diesem Zusammenhang der Untersuchung die gesonderte Position des Wirtschaftsjournalisten und Finanzanalysten als Quelle und Träger der Information ein, da sie Informationen bereitstellen, die für den Anleger als Entscheidungsgrundlage seines Handelns am Kapitalmarkt dienen. So wird im Rahmen dieser Arbeit der Interessenkonflikt untersucht, dem Journalisten und Analysten bei ihrer Arbeit ausgesetzt sind und ferner dargestellt, wie Verhaltensregeln in der Finanzkommunikation diesem Interessenkonflikt entgegentreten können.

Abschließend soll an einem aktuellen Beispiel dargestellt werden, welche Macht und Bedeutung die Medien im Informationsprozeß des Anlegers einnehmen, und welchen indirekten Einfluß sie somit auf das Geschehen an den Kapitalmärkten dieser Welt haben.

II. Medien in der Finanzwelt

1. Einleitung

„ Im Sommer 1815 machte Nathan Rothschild, … , das Geschäft seines Lebens. Da die Familie Rothschild früher als andere die Bedeutung schneller Nachrichten für Börsengeschäfte erkannt hatte, unterhielt sie an allen wichtigen Handelsplätzen eine private Taubenpost. Mit Hilfe ihrer Tauben und eines eigens angemieteten Kanalbootes kannte Rothschild den Ausgang der Schlacht bei Waterloo drei Tage bevor die offizielle Meldung in London eintraf. In der Zwischenzeit narrte er die Londoner Anleger mit mysteriösen Andeutungen, löste eine Panik aus und kaufte die Papiere heimlich auf. Als der Sieg Wellingtons offiziell bekannt wurde, stiegen die Kurse steil an. Rothschild verkaufte und verdiente in wenigen Tagen eine Million Pfund Sterling. “ 4

Kepplinger, Hans Mathias

Mit dieser kleinen Anekdote aus vergangenen Tagen eröffnete Wirtschaftsprofessor Dr. Mathias Kepplinger sein Referat „Ökonomie für Ottonormalverbraucher - Zur wachsenden Bedeutung der Börsenberichterstattung in den Medien“ anläβlich der Medientage 2000 in München.

Der beschriebene Tatbestand zeigt, daß bereits in der Vergangenheit die Medien eine ausschlaggebende Rolle in der Finanzkommunikation gespielt haben und sich mit ihrer Hilfe große Gewinne an der Börse erzielen ließen. An diesem Grundbestand hat sich auch gut 2 Jahrhunderte später nichts geändert. Nur daß sich dem Anleger heute ein weit aus komplexeres Netzwerk an Medien als Informationsquelle anbietet und sich aufgrund der wachsenden Übertragungsgeschwindigkeiten neuer Informationstechnologien kaum mehr Gewinne durch zeitliche Vorsprünge realisieren lassen. Was sich nicht geändert haben dürfte, ist der Traum eines jeden Anlegers eine Million an der Börse zu erzielen. Mit dem Werbejingle der Deutschen Telekom „ Ich wär so gerne Millionär “ zur Einführung der T- Aktie wurde dieser Traum auch in das bis dato anlegermüde Deutschland transportiert5. Und auch wenn der Traum von der Million für die meisten Telekomaktionäre bis heute nicht in Erfüllung gegangen ist, so hat die Euphorie doch eins bewirkt: Seit diesem Auftakt hat hierzulande kein anderer Bereich einen Aufschwung erlebt wie die Berichterstattung über das Wirtschaft- und Börsengeschehen.

“ Der Acker der Wirtschaftsblätter ist unter den journalistischen Feldern jenes, das zur Zeit amüppigsten blüht. Sozusagen täglich schießen frische Blumen heraus, teils neue, teils relaunchte Titel, und ein Ende ist hier vorderhand so wenig abzusehen wie beim Drang der Deutschen nach Aktien. ” 6

Rafflenbeul-Schaub, Claudius

Unterstützt wird dieses Wachstum der Finanzkommunikation durch eine sichtbar ausgeprägte Differenzierung im Verhalten der Anleger selbst und die daraus resultierende Nachfrage nach aufbereitetem Informationsmaterial. In einem durchgeführten Befragungs- Forum der Zeitschrift „ Absatzwirtschaft “ und des Marktforschungsinstitutes „ PDC - Marketing Research International “ wurden Anleger aufgrund einer Befragung hinsichtlich ihres Engagements am Kapitalmarkt von Finanzexperten in unterschiedliche Gruppen (Traditionalisten, Sicherheitsbewußte, Risikofreudige und Spielertypen)7 unterteilt.

Ein Gegenstand der Befragung war es herauszufinden, wie sich die einzelnen Gruppen über das Börsengeschehen informieren. Hierbei wurde bei allen befragten Gruppen deutlich, daß sich keine der Gruppen nur auf ein Medium oder Medienträger als Informationsquelle festlegte, sondern mehrere Medien als Entscheidungsgrundlage für Investitionsentscheidungen oder zum Zwecke des Monitoring ihrer Investition heranzogen. So bedienten sich die Spielertypen (Spekulanten) primär den sogenannten Echt-Zeit Medien wie dem Internet, dem Fernsehen oder dem Teletext, um schnell aktuelle Informationen über Firmen und Märkten in Erfahrung zu bringen um durch etwaige zeitliche Informationsvorsprünge überdurchschnittliche Renditen am Kapitalmarkt zu erzielen. Das Interesse an Printmedien war hier eher gering ausgeprägt.

Im Gegenteil dazu nutzten die Traditionalisten und sicherheitsbewußten Anleger bevorzugt den Wirtschaftsnachrichten in der Tagespresse wie der Tageszeitung oder den Nachrichtensendern in TV und Radio. Hinzu kommen ausführliche Analysen und Rankings in den Wirtschaftsjournalen, die wöchentlich oder monatlich erscheinen. Primäres Ziel dieser Anlegergruppen war es, am Kapitalmarkt eine solide Anlagemöglichkeit zu realisieren. An überdurchschnittlichen Renditen ist man dabei vordergründig nicht interessiert gewesen.

Im Folgenden werden die einzelnen Ausprägungen der Medien ausführlich dargestellt und die Vor- und Nachteile sowie die Bedeutung dieser einzelnen Medien in der Wirtschaftsund Börsenberichterstattung erläutert.

2. Medien in der Finanzkommunikation - Überblick

2.1 Die Wirtschaftspresse

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Figure 2: Wirtschaftspresse im Überblick8

Die Wirtschaftspresse ist gekennzeichnet durch die täglich, wöchentlich und monatlich erscheinenden Zeitungen und Journale, deren Inhalt sich überwiegend auf die Bereitstellung von Informationen zum aktuellen Wirtschafs- und Finanzgeschehen bezieht. Während sich die Tageszeitungen primär auf die Bereitstellung von aktuellen Informationen aus Politik und Wirtschaft beziehen, fokussieren sich die wöchentlichen und monatlichen Zeitschriften auf ausführliche Analysen, Tests und Studien. Das Tagesgeschehen steht hier nur bedingt im Vordergrund.

Die Abbildung präsentiert eine Übersicht aller im deutschsprachigen Raum vorhandenen

und erscheinenden Wirtschaftszeitungen und Magazine. Ferner werden hier die Reichweiten und die Verwendung der einzelnen Titel in den betreffenden Zielgruppen gegenüber gestellt.

Die Studie „ LAE - Leseranalyse Entscheidungsträger “ 9 bezieht sich auf das Leseverhalten von Entscheidungsträgern und wird jährlich unter verschiedenen leitenden Angestellten, Selbstständigen, Freiberuflern und Beamten erhoben. Im Jahre 2001 nahmen 2,145,000 Menschen an der Befragung teil.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Figure 3: Leseranalyse - Was lesen die Entscheider in Deutschland10

Anhand der Studie wird ersichtlich, dass besonders die einmal wöchentlich erscheinenden Zeitschriften die gröβte Reichweite mit fast 30 % am Zielpublikum ausmachen. Die Tageszeitungen hingegen werden nur von 8-12 % der befragten Personen nachgefragt. In den Zahlen spiegelt sich die wachsende Bedeutung von anderen Medien wie zum Beispiel dem Internet für den Konsum an tagesaktuellen Informationen wider. Durch die Konzentration auf dieser Art von Informationen bewegt sich die Tageszeitung in einem gröβeren Wettbewerbsumfeld als die wöchentlich erscheinenden Zeitschriften und verliert für diese Art der Informationsbereitstellung zunehmend an Bedeutung, da die elektronischen Medien wie das Fernsehen, das Radio oder das Internet die Informationen während des Tages aktualisieren können - die Tageszeitung hingegen nicht.

2.2 Das Internet

Das Internet ist zweifellos das Medium, das in den letzten Jahren die gröβten Wachstumspotentiale im Bereich der Massenkommunikation ausweisen konnte. Durch seine Eigenschaft, Informationen in Echtzeit aktualisieren zu können und diese dann auch dem Nutzer global verfügbar zu machen, erreicht es gegenüber den traditionellen Printmedien einen enormen Wettbewerbsvorteil, der sich besonders im Bereich der Finanzkommunikation deutlich macht. Besonders für Anleger, die auf Vermögensbildung durch kurzfristige Gewinnmitnahmen fokussiert sind, spiegelt sich in diesem Sachverhalt eine elementare Zeitkomponente im Informationsbeschaffungsprozeß wider.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Figure 4: Internetnutzer in Deutschland11

Die Abbildung 4 zeigt den rasanten Anstieg der Internet - Nutzerzahlen zwischen den Jahren 1995 und 2000. So hat sich allein in den Jahren 1997 - 2000 die Zahl der Nutzer mehr als verdoppelt und beschleunigte den Zuwachs noch einmal gegenüber den Jahren zuvor. Mittlerweile zählt das Internet in Deutschland 35 Millionen Teilnehmer.12

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Figure 5: Wirtschafts- und Finanzinformationen im Internet - Europaweit13

Nach einer erhobenen Studie des Forschungsinstitutes MMX Jupiter14 entfallen hierbei allein 34,2 % (siehe Abbildung) der nachgefragten Inhalte deutscher Internetnutzer auf die Bereiche Finanzen und Wirtschaft. Demnach weist die Wirtschaftsberichterstattung in diesem Medium seinen gröβten Anteil an der Gesamtheit der angebotenen Inhalte auf, verglichen gegenüber dem Anteil dieser Art der Berichterstattung in anderen Medien wie zum Beispiel den Printmedien und dem Fernsehen, wo der Bereich Wirtschaft und Finanzen oft nicht mehr als 20 % ausmacht.15 Nennenswert ist ebenso die in der Studie erhobene durchschnittliche Nutzungsdauer pro Monat und Kunde:

So verweilt der Deutsche Internetnutzer pro Monat 83 Minuten auf den Internetseiten der Online - Anbieter von Wirtschafts- und Börsennachrichten sowie den Anbietern von Finanzdienstleistungen und Finanzprodukten und nimmt damit verglichen zu seinen europäischen Nachbarn den vordersten Platz in der Nutzungsdauer ein.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Figure 6: Nutzung von Wirtschafts- und Finanzangeboten im Internet16

Zu den Anbietern von reinen Finanz- und Börsennachrichten zählen zum Groβteil die Internetauftritte der traditionellen Wirtschaftspresse wie zum Beispiel Handelsblatt - Interaktiv, Wirtschaftswoche, Financial Times Deutschland, etc. und den Nachrichtendiensten wie Reuters und Bloomberg. Bei dieser Art steht das Angebot von Finanzinformationen im Vordergrund.

Bei den Anbietern von Finanzdienstleistungen und Finanzprodukten wird das Internet nicht nur als Informations- sondern ebenso als Distributionsmedium (Online Banking, Online Brokerage) genutzt. Anbieter sind hier Discount Broker (z.B.: Consors) und Direkt Banken (z.B.: ComDirect) sowie die Portale der konventionellen Banken und Versicherungskonzerne, die vor allem das Retail - Geschäft über das Internet abwickeln, um hierbei Kostenpotentiale gegenüber dem aufwendigen Betrieb von Beraterfilialen zu realisieren.

Aktienhandel im Internet - Online Brokerage

Es ist die Lieblingsbeschäftigung der Online Börsianer und Cyber Banker ihre Börsengeschäfte direkt über das Internet abwickeln.17 Nach einer Studie der „ SIA - Securities Industry Association “18 handelt es sich hierbei um Investoren im Alter zwischen 30 - 40 Jahren mit einem überdurchschnittlichen Einkommen von € 73.800 und einem höheren Bildungsweg. Die Abbildung Figure 7 zeigt die Entwicklung des Online - Tradings in den Jahren 1997 - 1999 allein in den USA.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Figure 7: Handelsvolumen von Wertpapieren im Tagesdurchschnitt19

Dabei hatten die Online Broker einen Zuwachs von über 500 % in diesem Bereich zu verzeichnen. Besonders die Tatsache, dass der Anleger das Medium Internet kombiniert für die Informationssuche und der aktiven Teilnahme am Kapitalmarkt benutzten kann, macht es dabei für viele gegenüber den traditionellen Medien so interessant.

News Sites - Internetauftritte der Printmedien

Die gröβten Anbieter von Wirtschafts- und Finanzinformationen sind die Internetableger - „ Online-Auftritte “ - der traditionellen Wirtschaftspresse. Mit zunehmender Attraktivität des Internets als Informationsmedium waren sie zuerst gezwungen, ihrer Leserschaft auch das Internet als Informationskanal zu ihrem Medium und damit zu den von ihnen angebotenen Inhalten zugänglich zu machen.

Das Internet bietet dabei gegenüber der bisherigen Zeitung die Möglichkeit, Informationen zum einen zeitnah und global anzubieten und zum zweiten dem Leser die Möglichkeit der redaktionellen Selbstbestimmung einzuräumen. Dabei kann sich der Leser ein personalisiertes Informationsangebot zusammenstellen, welches lediglich auf seine eigenen Präferenzen zugeschnitten ist und einer „Ü berschwemmung “ an Informationen vorbeugt.20 Die Zeitungen beschränken sich in ihrem Angebot an Inhalten primär auf die Art von Informationen mit dem geringsten Maβ an Halbwertzeit.

So konzentriert sich das Internetangebot der Zeitung Handelsblatt - Handelsblatt Interaktiv - besonders im Bereich Wirtschafts- und Finanzinformationen auf die Informationen, denen eine hohen Nachfrage bezugnehmend auf Aktualität, Seriosität und vor allem Qualität gegenüber steht.21 Der Qualitätsbegriff für diese Art der Information wird nicht nur von der Erwartung geprägt, daß die Information valide ist, sondern auch mit einem geringen Maβ an zeitlicher Verzögerung (Aktualität) dem Leser, bereit gestellt, wird. So wird der Inhalt der, bereitgestellten, Information in diesem Medium gegenüber dem Printmedium mehrmals am Tag aktualisiert und Informationen über das Börsengeschehen sogar fast in Echt-Zeit übertragen.

Qualität hat allerdings auch seinen Preis und so wird der Inhalt oft nur gegen eine monatliche Nutzungsgebühr dem Anleger auch zugänglich.

Verglichen mit den finanziellen Aufwendungen, die mit dem Abonnement des Printmediums anfallen, fällt diese Online Gebühr allerdings im Marktdurchschnitt dann doch geringer aus.

2.3 Fernsehen

Nachrichtensender

Das Fernsehen zählt zusammen mit dem Hörfunk zu den am häufigsten benutzten Massenmedien, und das nicht nur im Bereich der Unterhaltung.

Die Berichterstattung in den Themenfelder Finanzen und Wirtschaft wird von den rechtlichen aber auch privaten Sendern angeboten. So werden in Deutschland bis zu 137 Sendungen (inklusive Wiederholung) mit einer Gesamtsendezeit von 54 Stunden ausgestrahlt, die sich schwerpunktmäßige auf die Bereiche Wirtschaft und Finanzen beziehen. Nicht einbezogen sind dabei die täglichen Nachrichtensendungen. Neben den traditionellen Wirtschafts- und Verbrauchermagazinen der öffentlich-rechtlich Sendeanstalten wie dem Plusminus-, ARD Ratgeber- und WISO-Magazin bieten auch die privaten Sender wöchentliche Magazine mit Themenschwerpunkt Wirtschaft, Finanzen und Börse an (Planetopia, Moneytrend, Bizz, etc … ).22

Den wichtigsten Teil stellen hierbei die reinen Nachrichtensender wie NTV und N24, deren Programm sich auf diesen Bereich der Berichterstattung fokussiert hat.

[...]


1 Seite 4, Ogger, Günther

2 vgl.: Seite 19, Prokop, Dieter

3 vgl.: Seite 4, Ogger, Günther

4 vgl.: Seite 2, Kepplinger, Hans Mathias

5 vgl.: Seite 1, Stippel, Peter

6 Seite 2, Rafflenbeul-Schaub, Claudius

7 vgl.: Seite 2-7, Zielgruppe Aktienkonsument

8 Seite 1, Vollmer, Dirk

9 vgl.: Medien Aktuell - Lae 2001

10 vgl.: Medien Aktuell - Lae 2001

11 vgl.: Webexpert, Statistik Internetnutzer

12 vgl.: Seite 1, Birkelbach, Jörg

13 vgl.: Seite 2, Lades, Sandra

14 vgl.: Seite 1, Lades, Sandra

15 vgl.: Medien Akutell - Lae 2001

16 vgl.: Seite 1, Lades, Sandra

17 vgl.: Seite 1, Birkelbach, Jörg

18 vgl.: Seite 12 Unger, Laura

19 vgl.: Seite 14, Unger, Laura

20 vgl.: Seite 199, Ebel, Franz - Joseph

21 vgl.: Seite 201, Ebel, Franz - Joseph

22 vgl.: Seite 3, Kepplinger, Hans Mathias

Ende der Leseprobe aus 54 Seiten

Details

Titel
Medien in der Finanzwelt - Den Einfluss der Wirtschaftsberichterstattung auf das Anlegerverhalten
Hochschule
Brandenburgische Technische Universität Cottbus  (Lehrstuhl für Technikphilosophie)
Veranstaltung
Technikphilosophie
Autoren
Jahr
2002
Seiten
54
Katalognummer
V7592
ISBN (eBook)
9783638148061
Dateigröße
1179 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Medien, Finanzwelt, Einfluss, Wirtschaftsberichterstattung, Anlegerverhalten, Technikphilosophie
Arbeit zitieren
Maurice Baesler (Autor:in)Andre Schindzielarz (Autor:in), 2002, Medien in der Finanzwelt - Den Einfluss der Wirtschaftsberichterstattung auf das Anlegerverhalten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7592

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