Ehrenmorde. Frauen zwischen Familien(ehre) und Selbstbestimmung


Hausarbeit, 2007

39 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Islam

3. Scharia – die muslimische Rechtsprechung
3.1. Geschichte der Scharia
3.2. Die Rolle und die Rechte der Frau im Koran
3.3. Islamische Ehe- und Familiengesetze

4. Der Islam und die Menschenrechte

5. Das Frauenbild im Islam

6. Ehre und Schande, die Frau als Trägerin der Ehre
6.1. Ehrenmorde
6.2. Gründe und Auslöser
6.3. Formen der Gewalt

7. Die Situation in Deutschland

8. Prävention und Hilfsmöglichkeiten für Frauen in Deutschland

9. Schlussfolgerung

10. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Mit Kopfschüssen wurde eine junge Türkin offenbar von ihren Brüdern hingerichtet, um die "Ehre" der Familie wiederherzustellen.“, Süddeutsche Zeitung[1]

So oder ähnlich lauten die Schlagzeilen, die wir in letzter Zeit öfter lesen. Innerhalb von Migrantencommunities in Deutschland kommt es immer wieder zu so genannten „Ehrenmorden“. Dabei spielt das Tatmotiv „Ehre“ eine große Rolle. Was aber ist die „Ehre“, die ein Familienangehöriger so verletzen kann, dass er dafür hingerichtet wird? Und wie kommt es zu solchen Taten, welchen Einfluss haben Religion und Kultur der Herkunfts-länder? Wie ist die Stellung der Frau in diesen Gesellschaften? Welche Rechte haben Frauen, wo aber werden diese nach unserer westlichen Sicht verletzt? Damit wird sich meine Hausarbeit beschäftigen.

Schon der Titel meiner Arbeit „Frauen zwischen Familien(ehre) und Selbstbestimmung; Ehrenmord“, weist auf ein Problem hin: Familienehre und Selbstbestimmung sind im Leben vieler Frauen auch hier in Deutschland nicht vereinbar. Sie können sich dafür entscheiden die Familienehre nicht zu verletzen, nach den Vorgaben ihrer Familien, also fremdbestimmt zu leben, oder sie entscheiden sich für ein Leben nach ihren eigenen Vorstellungen, was fast zwangsläufig die Ehre der Familie verletzt und zum Bruch mit der Familie und in einigen Fällen sogar zu ihrer Ermordung führt – eine recht provokante These, die ich aber in der Hausarbeit belegen werde.

Laut Studien der UN werden jährlich 5000 Mädchen und junge Frauen in mindestens 14 Ländern der Welt ermordet, weil sie die „Ehre“ des Mannes bzw. ihrer Familie beschmutzt haben. Die Dunkelziffer liegt allerdings um ein vielfaches höher, die wenigsten Fälle kommen tatsächlich vor Gericht. Die Morde werden oft als Selbstmord oder Unfall getarnt. Die Gesellschaft, Verwandte, Freunde und auch oft die Polizei schauen tatenlos zu.[2] Auch hier in Deutschland.

Wie das Beispiel der Deutschkurdin Hatun Sürücü zeigt, die sterben musste, weil sie ein selbst bestimmtes Leben führen wollte, genauso wie andere junge deutsche Frauen auch. Hatun Sürücü wuchs in Berlin auf und wurde im Alter von 23 Jahren von ihrer Familie mit einem Cousin in der Türkei zwangsverheiratet. Sie floh mit ihrem Sohn aus der Ehe, kam nach Berlin zurück, legte das Kopftuch ab, lebte in einer eigenen Wohnung und absolvierte eine Elektroinstallateurlehre. Kurz vor ihrer Gesellenprüfung wurde sie von ihrem jüngsten Bruder erschossen, weil sie durch ihre westliche Lebensart die Ehre der Familie verletzt hatte.[3]

Natürlich darf man auch bei diesem Thema nicht verallgemeinern. Nicht alle Frauen mit Migrationshintergrund werden unterdrückt, zwangsverheiratet und bei Rebellion ermordet. Und nicht alle Opfer von Ehrenmord stammen aus einem muslimischen Land.

In meiner Hausarbeit werde ich mich aber auf die Gruppe der traditionellen, muslimischen Frauen konzentrieren. In einigen Teilen wird es speziell um türkische Frauen gehen, da sie in Deutschland mit 1,88 Millionen die größte Gruppe darstellen und sich in letzter Zeit „Ehrenmorde“ an türkischen Mädchen häuften. Mit 77% machen die Ehrenmorde innerhalb der türkischen Migrantengesellschaft den größten Anteil aus, gefolgt vom Libanon und Jugoslawien. Dass auch Männer Opfer dieser Morde werden, sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.[4]

Wenn wir über die Selbstbestimmung der Frau sprechen, dann müssen wir uns zunächst anschauen, welchen Stellenwert und welche Rolle die Frau in ihrem Herkunftsland hat, um nicht vorschnell westliche Maßstäbe anzusetzen. So müssen wir zuerst einmal alles vergessen, was uns die „Zeit der Aufklärung“ an Normen und Werten gebracht hat und was 30 Jahre Frauenbewegung im Kampf um die Gleichberechtigung von Mann und Frau für uns in Deutschland zur Selbstverständlichkeit haben werden lassen. Es folgen vorab einige Definitionen und religiöse, geschichtliche und gesellschaftliche Hintergründe.

2. Der Islam

Der Islam wurde vom Propheten Muhammad in der Zeit von 610 bis 632 n. Chr. auf der arabischen Halbinsel gestiftet. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er gleichzeitig Gesetz und Sitte festlegt, welche als ewig, gottgegeben und vom menschlichen Willen unabhängig gelten. Der Islam ist mit ca. 1,2 -Milliarden Anhängern nach dem Christentum (ca. 2,0 Milliarden Anhänger) die zweitgrößte Religion der Welt. Der Islam, was so viel wie „Unterwerfung“ oder „Hingabe an Gott“ bedeutet, kennt keine Trennung von Religion und Staat.

Der Prophet Muhammad schuf eine monotheistische, patriarchalische Gesellschaftsform in der die Gemeinschaft der Gläubigen, die Umma, den größten Stellenwert hat. Dies tat er, um die zur damaligen Zeit üblichen Stammesfehden zu unterbinden und einen Zusammenhalt zu schaffen. Wer besiegt wurde, wurde nicht mehr versklavt, sondern in den Clan aufgenommen, sofern er sich dem islamischen Glauben unterwarf. Damit war für eine schnelle Ausbreitung des Islam gesorgt.

Für den Propheten war es für den Aufbau der Gesellschaft wesentlich, dass der Mann die Autorität in der Familie ist, der sich alle unterzuordnen haben. Laut Mernissi sind die Grundlagen dieser Struktur: männliche Überlegenheit, Angst vor der sexuellen Anziehungs-kraft (fitna) der Frau, die Notwendigkeit einer sexuellen Befriedigung für alle Gläubige und die Notwendigkeit für männliche Muslime Gott an erste Stelle zu setzen und sich ihm zu weihen. Grundprinzip der islamischen Familie so sagt Mernissi weiter, sei zudem die syste-matische Unterbindung der Selbstbestimmung der Frau, denn diese und die Initiative von Frauen innerhalb wie außerhalb des Hauses symbolisieren die Abwesenheit von Ordnung und islamischen Gesetzen.[5] Und vor dieser Abwesenheit „fürchten“ sich die Muslime. Mernissi spricht von einem hysterischen Verhalten der arabisch-moslemischen Führung, sobald weib-liche Selbstbestimmungsforderungen im Zuge von ökonomischem und politischem Wandel laut werden.[6]

[...]


[1] http://www.sueddeutsche.de/,polm3/deutschland/artikel/160/48112/ vom 21.02.2005

[2] Myria Böhmecke, TERRE DES FEMMES e.V., Studie: Ehrenmord, S. 3

[3] Ebenda, S. 22

[4] Christine Schirrmacher und Ursula Spuler-Stegemann, S. 207f

[5] Fatima Mernissi, 1987, S.84f

[6] Ebenda, S.87,

Ende der Leseprobe aus 39 Seiten

Details

Titel
Ehrenmorde. Frauen zwischen Familien(ehre) und Selbstbestimmung
Hochschule
Fachhochschule Düsseldorf
Veranstaltung
Internationale Entwicklungen und interkulturelle soziale Arbeit
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
39
Katalognummer
V75977
ISBN (eBook)
9783638805827
ISBN (Buch)
9783638807333
Dateigröße
550 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frauen, Familien(ehre), Selbstbestimmung, Ehrenmorde, Internationale, Entwicklungen, Arbeit
Arbeit zitieren
Kerry Herrmann (Autor:in), 2007, Ehrenmorde. Frauen zwischen Familien(ehre) und Selbstbestimmung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75977

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