Die technische Analyse stellt auf den internationalen Finanzmärkten eine der wichtigsten Analysemethoden dar und wird von den unterschiedlichsten Marktteilnehmern genutzt. Bereits Taylor/Allen (1992) belegten den umfangreichen Einsatz der technischen Analyse anhand einer Umfrage von Devisenhändlern in London. Gehring/Menkhoff (2003) wiesen nach ihrer Befragung von deutschen und österreichischen Devisenhändlern und Fondsmanagern zusätzlich auf eine zunehmende Bedeutung der technischen Analyse in den letzten Jahren hin. Trotz ihrer umfangreichen Nutzug spaltet sie, wie keine andere Analysemethode, die Meinung über ihren Nutzen zwischen Praktikern und Akademikern, steht doch ihr Hauptziel der Profiterzielung in fundamentalem Widerspruch zur Effizienzmarkthypothese. Dieser Konflikt hat neben anderen Aspekten die empirische Untersuchung der Profitabilität oder zumindest der Prognosefähigkeit der technischen Analyse, insbesondere in den letzten 20 Jahren, in den Mittelpunkt der Forschung gerückt.
Während der quantitativ-statistische Zweig der technischen Analyse mit Oszillatoren, gleitenden Durchschnitten, uvm. auf mechanisch formulierten Regeln basiert und aufgrund der einfachen definitorischen und algebraischen Modellierung vergleichsweise einheitlich in empirischen Studien angesetzt werden kann, stellt die visuelle Chartanalyse, als der ursprüngliche und ältere Zweig der technischen Analyse, bei der Untersuchung nach wie vor eine Herausforderung dar. Die Beurteilung von Chartmustern ist stark von der individuellen Interpretation und Erfahrung des Betrachters abhängig, deshalb schwer mathematisch zu erfassen und konsistent in die empirische Untersuchung zu integrieren. Diese schwierige Umsetzung ist einer der Hauptgründe, warum die Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet nicht so zahlreich und oft widersprüchlich sind. Hinzu kommt, dass unterschiedliche Wissenschaftsdisziplinen, wie der quantitative Charakter der Ökonomie und Bereiche der Psychologie, aufeinandertreffen und so zu einer kontroversen Diskussion über den Nutzen der Chartanalyse führen.
Bei der visuellen Chartanalyse sind Trendumkehrformationen von besonderem Interesse, da sie es ermöglichen sollen, Ein- und Ausstieg eines Investments optimal zu wählen und damit bestmöglich von einer Kursbewegung zu profitieren, wodurch die Identifikation der Trendumkehr genauso wichtig ist wie die Identifikation des Trends an sich.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Vorgehensweise
- 2. Charttechnische Grundlagen
- 2.1 Das grundlegende Konzept des Trends
- 2.2 Widerstands- und Unterstützungslinien
- 2.3 Die verschiedenen Trendumkehrformationen
- 2.3.1 Kopf-Schulter-Formationen
- 2.3.2 Doppel-Tops und Doppel-Böden
- 2.3.3 Dreifach-Tops und Dreifach-Böden
- 2.3.4 Untertassen- und V-Formationen
- 3. Informationsgehalt, Prognosefähigkeit und Profitabilität von Trendumkehrformationen
- 3.1 Schwierigkeiten bei der empirischen Untersuchung
- 3.2 Widerstands- und Unterstützungslinien als Handelssignal
- 3.2.1 Lokalisation bei runden Zahlen
- 3.2.2 Prognosefähigkeit
- 3.3 Trendumkehrformationen auf Devisenmärkten
- 3.3.1 Die Studie von Chang/Osler (1999) als Ausgangspunkt
- 3.3.1.1 Einleitung und Datenbasis
- 3.3.1.2 Algorithmus und Handelsstrategie
- 3.3.1.3 Messung und Benchmark der Profite
- 3.3.1.4 Robustheit der Ergebnisse und Schlussfolgerung
- 3.3.2 Ergebnisse weiterer Studien
- 3.3.2.1 Die Studie von Lucke (2003)
- 3.3.2.2 Die Studie von Ben Omrane/Van Oppens (2004)
- 3.3.1 Die Studie von Chang/Osler (1999) als Ausgangspunkt
- 3.4 Trendumkehrformationen auf Aktienmärkten
- 3.4.1 Die Studie von Lo et al. (2000) als Ausgangspunkt
- 3.4.1.1 Einleitung und Datenbasis
- 3.4.1.2 Glättungsverfahren und Algorithmus
- 3.4.1.3 Ermittlung des Informationsgehalts und Schlussfolgerung
- 3.4.2 Ergebnisse weiterer Studien
- 3.4.2.1 Die Studie von Dawson/Steeley (2003)
- 3.4.2.2 Die Studie von Savin et al. (2006)
- 3.4.1 Die Studie von Lo et al. (2000) als Ausgangspunkt
- 3.5 Ansätze zur Verbesserung und Erweiterung empirischer Studien
- 3.5.1 White's Reality Check und Test komplexer Handelsstrategien
- 3.5.2 „Fuzzy Logic“ zur Integration der menschlichen Wahrnehmung
- 3.5.3 Candlestick Trendumkehrformationen
- 4. Widersprüche zur Effizienzmarkthypothese und Rationalität
- 4.1 Profitabilität vs. Effizienzmarkthypothese
- 4.1.1 Die Effizienzmarkthypothese
- 4.1.2 Die Hypothese adaptiver Märkte als neuer Rahmen
- 4.1.3 Gründe für Ineffizienz der Märkte und Profitabilität
- 4.2 Verhaltensanomalien und Unprofitabilität vs. Rationalität
- 4.2.1 Erkenntnisse der Behavioral Finance
- 4.2.2 Fortbestand unprofitabler Strategien
- 4.1 Profitabilität vs. Effizienzmarkthypothese
- 5. Fazit
- 5.1 Zusammenfassung
- 5.2 Ausblick und Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Informationsgehalt, die Prognosefähigkeit und die Profitabilität von charttechnischen Trendumkehrformationen. Ziel ist es, die empirischen Befunde verschiedener Studien zu analysieren und die Widersprüche zur Effizienzmarkthypothese und dem Prinzip der Rationalität zu beleuchten.
- Empirische Untersuchung des Informationsgehalts von Trendumkehrformationen
- Analyse der Prognosefähigkeit verschiedener Formationen an Devisen- und Aktienmärkten
- Bewertung der Profitabilität charttechnischer Handelsstrategien
- Diskussion der Widersprüche zur Effizienzmarkthypothese
- Einbezug verhaltensökonomischer Aspekte
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik ein, beschreibt die Problemstellung der Untersuchung von charttechnischen Trendumkehrformationen und skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit. Es legt die Grundlage für die folgenden Kapitel, in denen die empirischen Befunde und deren Interpretation detailliert dargestellt werden.
2. Charttechnische Grundlagen: Dieses Kapitel stellt die theoretischen Grundlagen der Charttechnik dar. Es erklärt das grundlegende Konzept von Trends, die Bedeutung von Widerstands- und Unterstützungslinien und beschreibt verschiedene wichtige Trendumkehrformationen wie Kopf-Schulter-Formationen, Doppel-Tops, Doppel-Böden und weitere. Diese Beschreibung bildet die Basis für das Verständnis der nachfolgenden empirischen Analysen.
3. Informationsgehalt, Prognosefähigkeit und Profitabilität von Trendumkehrformationen: Dieser zentrale Abschnitt präsentiert eine umfassende Analyse empirischer Studien zum Informationsgehalt, der Prognosefähigkeit und der Profitabilität von Trendumkehrformationen an Devisen- und Aktienmärkten. Es werden sowohl die Ergebnisse von Schlüsselforschungen, wie beispielsweise Chang/Osler (1999) und Lo et al. (2000), detailliert dargestellt als auch weitere Studien berücksichtigt und miteinander verglichen. Der Abschnitt beleuchtet sowohl die positiven als auch die negativen Ergebnisse der verschiedenen Untersuchungen und diskutiert kritische Punkte der Methodik. Zusätzlich werden Ansätze zur Verbesserung zukünftiger Studien vorgeschlagen.
4. Widersprüche zur Effizienzmarkthypothese und Rationalität: In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der vorherigen Kapitel im Kontext der Effizienzmarkthypothese und der Annahme rationaler Marktteilnehmer diskutiert. Es wird untersucht, ob und inwiefern die gefundenen Profitmöglichkeiten mit diesen etablierten ökonomischen Theorien vereinbar sind. Verhaltensökonomische Aspekte, und die damit verbundenen Abweichungen von rationalem Verhalten, werden hier eine wichtige Rolle spielen. Es wird analysiert, wie diese Verhaltensanomalien die Profitabilität von Handelsstrategien beeinflussen können und wie der Fortbestand scheinbar unprofitabler Strategien erklärt werden kann.
Schlüsselwörter
Charttechnik, Trendumkehrformationen, Devisenmarkt, Aktienmarkt, Informationsgehalt, Prognosefähigkeit, Profitabilität, Effizienzmarkthypothese, Behavioral Finance, Empirische Studie, Handelsstrategie.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument: Analyse Charttechnischer Trendumkehrformationen
Was ist das Thema des Dokuments?
Das Dokument analysiert den Informationsgehalt, die Prognosefähigkeit und die Profitabilität charttechnischer Trendumkehrformationen an Devisen- und Aktienmärkten. Es untersucht empirische Befunde verschiedener Studien und beleuchtet die Widersprüche zur Effizienzmarkthypothese und dem Prinzip der Rationalität.
Welche charttechnischen Grundlagen werden behandelt?
Das Dokument erklärt das grundlegende Konzept von Trends, die Bedeutung von Widerstands- und Unterstützungslinien und beschreibt verschiedene wichtige Trendumkehrformationen wie Kopf-Schulter-Formationen, Doppel-Tops, Doppel-Böden, Dreifach-Tops, Dreifach-Böden und Untertassen- bzw. V-Formationen.
Welche empirischen Studien werden analysiert?
Das Dokument analysiert mehrere Schlüsselstudien, darunter Chang/Osler (1999) und Lo et al. (2000) zu Trendumkehrformationen an Devisen- und Aktienmärkten. Zusätzlich werden weitere Studien wie Lucke (2003), Ben Omrane/Van Oppens (2004), Dawson/Steeley (2003) und Savin et al. (2006) berücksichtigt und miteinander verglichen.
Welche Ergebnisse liefern die empirischen Studien?
Die empirischen Studien liefern unterschiedliche Ergebnisse bezüglich des Informationsgehalts, der Prognosefähigkeit und der Profitabilität von Trendumkehrformationen. Das Dokument diskutiert sowohl positive als auch negative Befunde und kritische Punkte der Methodik der einzelnen Studien.
Wie werden die Ergebnisse im Kontext der Effizienzmarkthypothese interpretiert?
Das Dokument untersucht, ob und inwiefern die gefundenen Profitmöglichkeiten mit der Effizienzmarkthypothese und dem Prinzip rationaler Marktteilnehmer vereinbar sind. Es diskutiert die Hypothese adaptiver Märkte als alternativen Rahmen und berücksichtigt verhaltensökonomische Aspekte (Behavioral Finance), um mögliche Abweichungen vom rationalen Verhalten zu erklären.
Welche Ansätze zur Verbesserung zukünftiger Studien werden vorgeschlagen?
Das Dokument schlägt Ansätze zur Verbesserung zukünftiger Studien vor, darunter White's Reality Check für komplexe Handelsstrategien, die Integration von „Fuzzy Logic“ zur Berücksichtigung menschlicher Wahrnehmung und die Analyse von Candlestick Trendumkehrformationen.
Welche Schlussfolgerungen zieht das Dokument?
Das Dokument fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und zieht Schlussfolgerungen bezüglich des Informationsgehalts, der Prognosefähigkeit und der Profitabilität von charttechnischen Trendumkehrformationen. Es diskutiert die Implikationen für die Effizienzmarkthypothese und die Rolle verhaltensökonomischer Faktoren.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt des Dokuments?
Schlüsselwörter sind: Charttechnik, Trendumkehrformationen, Devisenmarkt, Aktienmarkt, Informationsgehalt, Prognosefähigkeit, Profitabilität, Effizienzmarkthypothese, Behavioral Finance, Empirische Studie, Handelsstrategie.
- Arbeit zitieren
- Diplom-Ökonom Sebastian Witte (Autor:in), 2006, Trendumkehrformationen auf Aktien- und Devisenmärkten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76052