Die Bilder von intakten Innenstädten üben weltweit eine große Suggestionskraft aus. Die Boulevards in Paris oder die Plätze von Rom sind nicht nur Symbole für Urbanität, mit ihnen werden auch Begriffe wie gesellschaftliche Ordnung, politische Stabilität, Wohlstand und Kultur verbunden. Die millionenfach auf Postkarten und Reiseführern reproduzierten Bilder haben eine popularisierende Wirkung und prägen unsere Vorstellungen einer historisch wertvollen Stadt.
Mit der Ausbreitung der Massenmedien und einer zunehmenden globalen Vernetzung der 'Weltgesellschaft', in ökonomischer, politischer und kultureller Hinsicht haben Symbole und Bilder zusätzlich an Bedeutung gewonnen. Die großen Städte der Welt konkurrieren daher – mehr denn je – miteinander um und mit Images. In dem globalen Wettbewerb werden Bilder produziert, welche die kulturellen Werte einer Stadt verdichten. Erwünschte gesellschaftliche Ziele, Träume und Sehnsüchte treten aus ihnen hervor. Im Konkurrenzkampf der Städte um Macht und Geld zeigen die vermittelten Bilder jedoch gewissermaßen auch eine Scheinrealität, hinter der sich der kühle 'Geist des Kapitalismus' verbirgt:
"Das große Warentheater ist kein Theater-Theater. Es spielt nicht auf Brettern, welche die Welt bedeuten, sondern die Weltstadt ist sein Schaugerüst. Es stellt seine Waren in der Luft und auf dem Wasser zur Schau, auf den Straßen und Plätzen, auf den Verkaufstischen und in den Schaufenstern und spiegelt sie gleichzeitig wider in Werbeszenen und Anzeigen auf Millionen von Bildseiten und Bildschirmen, auf Kinoleinwänden und Plakatwänden und in den Leuchtbildern und Laufschriften über den Geschäftsstraßen und auf den Wolkenkratzern." (Knilli. In: Schwarz 1984, S. 65)
Der Verfasser dieser Zeilen, Friedrich Knilli – ein emeritierter Professor für Medienwissenschaften in Berlin – hat vor gut zwanzig Jahren wahrscheinlich selbst nicht erwartet, dass sich die Relevanz seiner Aussage in dieser relativ kurzen Zeit derart erhöhen würde. Globalisierung und die sich ungebrochen schnell ausbreitenden Massenmedien haben dafür gesorgt, dass sich das "Warentheater" in der Welt sprunghaft ausgeweitet hat. Die besagten "Schaugerüste" jenes Theaters bzw. die (Welt-)Städte geraten heute immer mehr in private Hände, was beträchtliche Auswirkungen auf ihr äußeres Erscheinungsbild und das Leben in ihnen hat.
Inhaltsverzeichnis
- 0 Einleitung
- 1 Die Wahrnehmung der Stadt
- 2 Historische Architekturbewegungen
- 3 Kevin Lynchs 'Bild der Stadt'
- 4 Postmoderne Architekturtrends am Beispiel der Event-Architektur
- 5 Architektur zwischen Kunst und Kommerzialisierung
- 6 Event-Architektur in der Praxis: Die Shoppingmall
- 7 Die neuen Bilder der Stadt
- 8 Die Selbstdarstellung von Städten am Beispiel von Shanghai
- 9 Der wiederkehrende Mythos des "asiatischen New Yorks" und seine Folgen
- 10 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Veränderung des Stadtbildes in den letzten zwanzig Jahren, fokussiert auf die von Städten vermittelten Bilder und Symbole. Die Zielsetzung ist es, den Einfluss der globalisierten, konsum- und erlebnisorientierten Gesellschaft auf die städtische Architektur und das städtische Image zu beleuchten.
- Die Wahrnehmung und Interpretation von Stadtbildern
- Der Einfluss historischer und postmodernen Architekturbewegungen
- Die Rolle der Event-Architektur und der Kommerzialisierung
- Das Imagebewusstsein von Metropolen im globalen Wettbewerb
- Fallstudie Shanghai: Die Auswirkungen von Bildern und Symbolen im Städtebau
Zusammenfassung der Kapitel
0 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt die zunehmende Bedeutung von Stadtbildern und -symbolen im globalen Wettbewerb. Sie betont den Einfluss der Massenmedien und der Globalisierung auf die Wahrnehmung von Städten und den wachsenden Einfluss von kommerziellen Interessen auf die Gestaltung des städtischen Raums. Der Verweis auf Friedrich Knillis Beschreibung des "großen Warentheaters" unterstreicht die zunehmende Kommerzialisierung und die Inszenierung von Städten als Konsumlandschaften.
1 Die Wahrnehmung der Stadt: Dieses Kapitel beleuchtet die veränderte Wahrnehmung von Städten im Laufe der letzten Jahrzehnte. Während früher Aspekte wie Wohnen, Produktion und Verwaltung im Vordergrund standen, wird die Stadt heute primär als Erlebnisraum betrachtet. Der Text analysiert den Wandel des Verständnisses von Stadt und stellt heraus, dass Städte in einer globalisierten, konsumorientierten Gesellschaft zu Produkten geworden sind, die vermarktet werden müssen. Die Bedeutung der visuellen Repräsentation von Städten in Film und Medien wird ebenfalls diskutiert, mit Beispielen wie Blade Runner, die die Stadt als stilisierte Kultstätte einer globalen High-Tech-Gesellschaft zeigen. Es werden drei Praktiken beschrieben, die diesen Wandel prägen: die sichtbare städtische Ordnung, die Akteure, die mit Symbolen des Wachstums Gewinne erzielen, und die Lebensweise der städtischen Eliten.
Häufig gestellte Fragen zum Text: "Veränderte Stadtbilder"
Was ist der Hauptfokus dieses Textes?
Der Text untersucht die Veränderung des Stadtbildes in den letzten zwanzig Jahren, mit besonderem Fokus auf die von Städten vermittelten Bilder und Symbole. Er beleuchtet den Einfluss der globalisierten, konsum- und erlebnisorientierten Gesellschaft auf die städtische Architektur und das städtische Image.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Der Text behandelt die Wahrnehmung und Interpretation von Stadtbildern, den Einfluss historischer und postmodernen Architekturbewegungen, die Rolle der Event-Architektur und Kommerzialisierung, das Imagebewusstsein von Metropolen im globalen Wettbewerb und eine Fallstudie Shanghai, die die Auswirkungen von Bildern und Symbolen im Städtebau untersucht.
Welche Kapitel umfasst der Text und worum geht es in ihnen?
Der Text besteht aus zehn Kapiteln: Eine Einleitung, ein Kapitel über die Wahrnehmung der Stadt, eines über historische Architekturbewegungen, eines über Kevin Lynchs "Bild der Stadt", eines über postmoderne Architekturtrends anhand von Event-Architektur, eines über Architektur zwischen Kunst und Kommerzialisierung, eines über Event-Architektur in der Praxis (Shoppingmalls), eines über die neuen Bilder der Stadt, eines über die Selbstdarstellung von Städten am Beispiel Shanghais, eines über den Mythos des "asiatischen New Yorks" und eine Zusammenfassung. Jedes Kapitel beleuchtet einen Aspekt der Veränderung des Stadtbildes unter dem Einfluss der Globalisierung und Kommerzialisierung.
Wie wird die Kommerzialisierung der Stadt im Text dargestellt?
Die Kommerzialisierung der Stadt wird als zentraler Aspekt der Veränderung des Stadtbildes dargestellt. Der Text verweist auf Friedrich Knillis Beschreibung des "großen Warentheaters", um die zunehmende Inszenierung von Städten als Konsumlandschaften zu betonen. Die Event-Architektur und die Rolle von Shoppingmalls werden als Beispiele für diese Kommerzialisierung angeführt.
Welche Rolle spielt die Stadt Shanghai im Text?
Shanghai dient als Fallstudie, um die Auswirkungen von Bildern und Symbolen im Städtebau zu veranschaulichen. Der Text untersucht die Selbstdarstellung Shanghais und den wiederkehrenden Mythos des "asiatischen New Yorks" und dessen Folgen für die Stadtentwicklung.
Welche Methoden werden im Text verwendet?
Der Text verwendet eine Kombination aus Analyse historischer und aktueller Architekturbewegungen, der Diskussion von theoretischen Konzepten (z.B. Kevin Lynchs "Bild der Stadt") und der Fallstudie-Methode (Shanghai) um die Veränderung des Stadtbildes zu untersuchen. Er bezieht sich auf Beispiele aus Film und Medien um die visuelle Repräsentation von Städten zu beleuchten.
Was ist die Zielsetzung des Textes?
Die Zielsetzung des Textes ist es, den Einfluss der globalisierten, konsum- und erlebnisorientierten Gesellschaft auf die städtische Architektur und das städtische Image zu beleuchten. Der Text untersucht, wie Städte Bilder und Symbole verwenden, um sich im globalen Wettbewerb zu positionieren.
- Arbeit zitieren
- Johannes Gutjahr (Autor:in), 2006, Die neue Ökonomie der Symbole - eine Untersuchung über die Entwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76098