Sprechen, und somit Sprache, ist für den Menschen eines der wichtigsten Mittel, um seine Grundbedürfnisse befriedigen zu können; es hilft ihm, die innere und äußere Welt greifbar und verständlich zu machen. Deshalb stirbt Sprache an sich nicht aus, sondern wird immer wieder an die kommunikativen Anforderungen der Sprachbenutzer ange-passt, was unweigerlich zum Wandel unterschiedlicher Teilsysteme der Sprache führt .
Die Beschaffenheit des Menschen und der Welt bedingen im Zusammenhang damit, dass jede Sprache über die Möglichkeit verfügt, zeitliche Verhältnisse und Beziehungen auszudrücken, sei es morphologisch am Verb (d.h. durch Tempora) oder/und durch Ad-verbiale .
Der Mensch bewegt sich fortwährend und unweigerlich in Raum und Zeit; Zeit ist, um mit Kant zu sprechen, „[...] eine Bedingung a priori von aller Erscheinung überhaupt, und zwar die unmittelbare Bedingung der inneren (unserer Seelen) und eben dadurch mittelbar auch der äußeren Erscheinungen.“ Dies macht natürlich erwartbar, dass auch die sprachlichen Mittel zum Ausdruck von Raum und Zeit einem Wandel unterliegen.
Aus den vielfältigen Möglichkeiten zum Ausdruck von temporalen Verhältnissen und zeitlicher Situierung im Deutschen soll hier hauptsächlich das Phänomen der doppelten Perfektbildungen herausgegriffen und in Hinblick auf deren Bedeutung und Funktion sowie deren Entstehung untersucht werden. Dabei soll jedoch keineswegs prädisponiert werden, ob bzw. dass diese Konstruktionen einen berechtigten Platz im Tempussystem des Deutschen haben .
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Entstehung, Bedeutung und Funktion doppelter Perfektbildungen (DPF)
- Die Funktion(en) der DPF in der Gegenwartsprache
- DPF in der geschriebenen Sprache
- DPF in der gesprochenen Sprache
- Die Entstehung der DPF
- Die Vorbedingungen - Tempuswandel vom Ahd. zum Frnhd.
- Entstehung der DPF analog zur Perfektentwicklung im Ahd./Mhd.?
- Der Einfluss formähnlicher und -gleicher Konstruktionen
- Zusammenfassung
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Entstehung, Bedeutung und Funktion doppelter Perfektbildungen (DPF) im Deutschen. Dabei werden sowohl die synchrone Funktion der DPF in der Gegenwartsprache als auch die diachrone Entwicklung des Phänomens im Kontext des Tempuswandels vom Althochdeutschen zum Frühneuhochdeutschen beleuchtet. Des Weiteren werden formähnliche und -gleiche grammatische Konstruktionen analysiert, um mögliche Einflüsse auf die Entwicklung der DPF zu erforschen.
- Die Funktionen der DPF in der Gegenwartssprache (geschrieben und gesprochen)
- Die Entstehung der DPF im Zusammenhang mit dem Tempuswandel im Deutschen
- Der Einfluss formähnlicher und -gleicher Konstruktionen auf die Entwicklung der DPF
- Die Entwicklung der Bedeutung und Funktion der DPF im Laufe der Zeit
- Die Einordnung der DPF im Tempussystem des Deutschen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert die Relevanz von Sprache als Mittel zur Kommunikation und den damit verbundenen Wandel sprachlicher Teilsysteme. Der Fokus liegt auf temporalen Verhältnissen und der Bedeutung des Zeitbezugs im Deutschen, insbesondere auf dem Phänomen der doppelten Perfektbildungen (DPF).
Kapitel 2 analysiert die Funktionen der DPF in der Gegenwartssprache, sowohl in der geschriebenen als auch in der gesprochenen Sprache. Hierbei werden einschlägige wissenschaftliche Ansätze und Erkenntnisse zusammenfassend dargestellt.
Kapitel 2.2 befasst sich mit der Entstehung der DPF und rekonstruiert die Vorbedingungen für ihr Aufkommen im Rahmen des Tempuswandels vom Althochdeutschen zum Frühneuhochdeutschen. Die Entwicklung des Perfekts im Althochdeutschen und Mittelhochdeutschen wird dabei als Referenzpunkt herangezogen, um Parallelen zur Entstehung der DPF aufzuzeigen.
Die folgenden Kapitel untersuchen den Einfluss formähnlicher und -gleicher grammatischer Konstruktionen auf die Entwicklung der DPF und deren Deutung. Abschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst und in Bezug zu bisherigen Interpretationsansätzen gesetzt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den doppelten Perfektbildungen (DPF) im Deutschen. Im Zentrum stehen Themen wie Tempuswandel, Sprachgeschichte, grammatische Konstruktionen, Sprachwandel, Perfektbildung, Althochdeutsch, Frühneuhochdeutsch, Funktion und Bedeutung von Sprachformen.
- Arbeit zitieren
- Christine Porath (Autor:in), 2007, Tempuswandel - Zur Entstehung, Bedeutung und Funktion doppelter Perfektbildungen im Deutschen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76201