Traumtexte in der deutschsprachigen Literatur um die Jahrhundertwende


Bachelorarbeit, 2006

43 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1 Neuerungen um die Jahrhundertwende
1.1 Aufbruch in eine subjektive Wahrheit
1.2 Die Psychologie des Inneren Lebens

2 Interpretationsversuche zum Werk Der Tod Georgs von Richard Beer-Hofmann
2.1 Die Handlung
2.2 Die subjektive Welt von Paul
2.3 Pauls Traum
2.3.1 Paul und die Frau
2.3.2 Der Tempel der Astarte
2.4 Das Erwachen und der Weg ins Freie
2.4.1 Der Tod Georgs
2.4.2 Der Traum rüttelt am Schlaf des Protagonisten
2.5 Form und Sprache des Werkes

3 „Und kein Traum ist völlig Traum“ zu Arthur Schnitzlers Traumnovelle
3.1 Fridolins traumhafte Abenteuer
3.2 Albertines Traum

4 Schlusswort

Literaturnachweis

Primärliteratur

Sekundärliteratur

Einleitung

In jeder Epoche beschäftiget sich die Literatur mit dem Phänomen Traum und jedes Zeitalter hatte es im Geflecht seiner kulturellen Deutungsentwürfe eingefügt und entsprechend bewertet.

In der Antike verstand man den Traum als ein Medium, durch das göttliche Botschaften zu empfangen seien. So gehörte der Traum zunächst dem metaphysischen Bereich an und diese Auffassung reichte bis in die Neuzeit hinein. Eine Änderung tritt in der Zeit der Aufklärung ein, da sich um diese Zeit auch eine radikal andere erkenntnistheoretische Sichtweise durchsetzt. „Der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ bedeutet auch, dass der Mensch nicht mehr unter den Einfluss höherer Mächte steht. So muss sich auch, der frühere bis in diese Zeit andauernde, Haltung gegenüber dem Traum ändern. Für die Auffassung der Aufklärung, das die Vernunft als höchstes Gut des Menschen ansieht und nur rein rational gestützte wissenschaftliche Systeme zulässt, bleibt für den Traum vorerst nichts anderes übrig als Ausgrenzung und Abwertung. Die Überzeugung der Antike, dass Träume als ein Vermittler zwischen Göttern und Menschen fungieren, wird einfach als ein Aberglaube abgetan. Doch an die Stelle der früheren von der Antike vertretenen Anschauung tritt vorerst keine neue Sichtweise, so bricht wie Stefan Niessen bemerkt hat, „über die Träume endgültig die Nacht herein.[1]. Kant, einer der größten Philosophen der Spätaufklärung, erklärt den Traum ebenfalls als ein Gebiet dass wissenschaftlich nicht beobachtbar sei. Erst in der Romantik findet man neue Ansätze zum Traum. Bis der Traum während der gesamten Epoche der Aufklärung verdrängt wurde, erfährt er in der Zeit der Romantik seine erste Blütezeit. Traumerzählungen entstehen in denen der Traum nicht mehr als ein reines Stimmungselement im Werk fungiert. Schon in der Romantik wird die Frage der Narration mit Fragen der Traumlogik verbunden. Diese Auffassung wird dann um die Jahrhundertwende unter anderem durch Siegmund Freud wieder aufgeworfen und weitergeführt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickeln sich dann mehrere Traumtheorien (unter anderem die von Karl Albert Scherner und Johannes Volkelt), doch erst Freud gelingt es den Traum durch die Psychoanalyse in ein wissenschaftliches System einzubringen, und ihn methodisch zu untersuchen[2].

Dieser Arbeit liegt als zentraler Text das Werk Der Tod Georgs von Richard Beer-Hofmann zugrunde, das genau 1900 veröffentlicht wurde und in dem eine ausgedehnte Traumbeschreibung zu finden ist.

Der Diplomarbeit ging die Fragestellung voraus, was für eine Rolle im genannten Werk der Traumtext haben kann. Die später formulierte These ist auf diese Fragestellung zurückzuführen, und auch alle anderen Fragen die an den Text gestellt werden wuchsen aus dieser ersten Frage heraus. So zum Beispiel, zu welchem Stilbegriff das Werk am ehesten einzureihen ist. Auch der strukturelle Aspekte wird hinterfragt; aus welchem Grund gibt es im Werk Textteile die wiederholt werden, wer ist überhaupt der Erzähler, und womit ist der Titel des Werkes zu erklären. Bei der Frage um den Aufbau und um die Struktur des Werkes drängt sich die Frage auf, warum das Werk gerade als ein Prosatext verfasst wurde.

Es werden mehrere Aspekte für die Analyse und der Beantwortung der Fragen vorgeführt. Eine intertextuelle Analyse wird genauso am Text vorgenommen, wie auch eine Darstellung der Zeitgeschichte in den späteren Kapiteln seinen Platz finden wird. Da wir aber auch den Haupttitel der Diplomarbeit gerecht werden möchten, werden auch einige andere Werke in denen Traumbeschreibungen vorkommen - und um die Jahrhundertwende entstanden - vorgeführt, aber nicht so eingehend behandelt, wie das als zentraler Text fungierende Beer-Hofmann Werk.

Wenn wir die Weltsicht und das Bewusstsein der Moderne verstehen möchten, und so auch den Werken näher kommen wollen die um diese Zeit entstehen, dürfen wir Freuds Traumdeutung nicht außer acht lassen. So ist auch die These dieser Arbeit analog dazu formuliert, dass Freud über seine Traumdeutung gesagt hatte, er habe damit „am Schlaf der Welt gerührt[3]. Denn im Werk Der Tod Georgs rührt der Traum am „Schlaf” des Protagonisten der diesen Traum träumt. Das soll bedeuten, dass eine Wende in der Weltanschauung des Protagonisten eintritt, nachdem er den Traum in der Erzählung geträumt hat. Vor dem Traum wird die Persönlichkeit des Protagonisten Pauls als nur etwas schwer bestimmbares und greifbares beschrieben. Am ehesten würde der Begriff dekadent die Welthaltung Pauls abdecken. Paul ist kraftlos, er hat keine Widerstandsfähigkeit, und das bedeutendste ist, dass für ihn das Leben nur als etwas rein Geistiges existiert. Pauls Haltung gegenüber der Welt wirkt immer mehr als eine Art Wirklichkeitsverlust durch eine immer stärker werdendes In-sich-kähren. An einem Punkt der Erzählung setzt dann der Traumtext ein, das fast ein Drittel des ganzen Werkes ausmacht. Nach diesem Traumtext kommt es dann zu einer allmählichen Veränderung in Pauls Erkenntnis. So rüttelt also Pauls Traum an seinem eigenen „Schlaf”. Diesen Wandel gilt es zu bestätigen.

Auch in einem anderen Werk das um die Jahrhundertwende entstanden ist, kann man einen ähnlichen Wandel finden. In Arthur Schnitzlers Traumnovelle gibt es auch eine Traumbeschreibung die eine Wende herbeiführt. Die Eheleute finden wieder zueinander, und der Traum der Frau wird so hoch gewertet wie die im wirklichen Leben stattfindende nächtliche Ausschweifung des Mannes, denn „kein Traum,...ist völlig Traum.”[4].

1 Neuerungen um die Jahrhundertwende

1.1 Aufbruch in eine subjektive Wahrheit

Um die Jahrhundertwende entfaltet sich eine neue literarische Richtung, die sich zu erst als Gegenströmung zum Naturalismus versteht und heute unter anderem mit Wiener Moderne bezeichnet wird.

Während der Naturalismus versuchte, durch naturgetreue Abbildung die Wirklichkeit wiederzugeben, also an eine Objektivität glaubte, kam es um die Jahrhundertwende zu einer Akzentverlagerung zum Subjektiven. Der bedeutendste Literaturtheoretiker dieser Zeit - Hermann Bahr – schrieb 1890 in seinem richtungweisendem Aufsatz Die Moderne über die neue Kunstrichtung, es gäbe nur ein Gesetz dem es unterliege, und zwar „die Wahrheit, wie jeder sie empfindet” darzustellen[5]. Bei Bahr heißt es weiter, der Naturalismus habe nicht die ganze Wahrheit abzeichnen können, da er die „Wirklichkeit der Seele” außer acht gelassen hat, so kam es zum „Anstoß,... die reine Dichtung in die Literatur zu bringen, den reinen Traum”.[6]. Schon hier, am Beginn einer neuen Kunstrichtung wird von dem Traum gesprochen, dass als Synonym für reine Kunst steht, und als eine Wahrheit hinter der Wahrheit verstanden wird.

Die Abkehr vom Naturalismus ist an verschiedene Gründe zurückzuführen. Sie wird erklärt unter anderem, mit den Ergebnissen aus dem Bereich der Forschung. Vor allem prägten das neue Weltbild der Jahrhundertwende die Ergebnisse aus dem Bereich der Naturwissenschaften. Die Forschungsergebnisse (z.B. die von Max Planck und Albert Einstein) führten dazu, dass der Mensch der Moderne einsehen musste, dass „er die Wirklichkeit sinnlich nur scheinbar erfährt”[7] . Dazu kam noch Ernst Machs Auffassung vom Ich. In seinem Hauptwerk „Beiträge zur Analyse der Empfindungen” (1896) schreibt Mach, dass die Wirklichkeit nur durch das rezipierende Subjekt verstanden werden kann, dass bedeutet aber auch, dass eine objektive Wirklichkeit auszuschließen ist. Das rezipierende Ich ist aber nicht konsistent, da es aus einzelnen Wahrnehmungspartikel besteht, und lediglich ein ” Bündel von Empfindungen” sei[8]. Zusammen mit Freud, der das kohärente Ich endgültig zerstörte und die Objektivität des eigenen Ichs anzweifelte, indem er sagte, dass 90 Prozent unserer Gedankenwelt unbewusst bleibt, wurde die Erkenntnisfähigkeit des Menschen vollends in Frage gestellt.

Freud und Mach wurden durch das Junge Wien rezipiert, und zwar nicht, weil sie eine neue Theorie zu formulieren halfen, sondern weil sie etwas formuliert hatten, dass „in der Luft lag”[9] . Hugo von Hofmannsthal besuchte die Vorlesungen von Mach und war zudem auch in den Lehren Freuds bewandert[10]. Beer-Hofmann las 1898 die Populärwissenschaftlichen Vorlesungen Machs, Arthur Schnitzler hatte wie viele andere Literaten seiner Zeit Freuds Traumdeutung gelesen und hielt sogar mit Freud Briefkontakt[11].

Vielen Menschen der Moderne kam das Gefühl, man hätte ihnen den Boden unter den Füssen weggezogen. All das, was bis zur Jahrhundertwende sicher war, wurde in Frage gestellt und neue Orientierungspunkte gab es kaum. Sogar im eigenen Ich konnte man sich nicht mehr sicher sein. So wird diese Zeit auch mit der Ich-Krise (man kennt sich nicht und ist nicht in der Lage es zu ändern) und mit der Erkenntniskrise (der Mensch ist nicht fähig die Außenwelt zu „erblicken”) charakterisiert. In dieser Umbruchsphase musste es zu einer neuen Weltanschauung kommen, da die bisher bestehenden Werte nicht mehr zu halten waren. Die Literatur gab ihre Intention die äußere Wirklichkeit wiederzugeben auf und versucht nunmehr eine subjektive Welt abzubilden. Bei Hart Heinrichs heißt es daher nicht ohne Grund, in seinem 1890 veröffentlichten Abhandlung Die Moderne: „ein Jahrhundert geht zu Ende. Das will nicht viel bedeuten. Ich sehe größeres zu Ende gehen (...), eine menschliche Wirklichkeit (...) eine neue Geistesära taucht empor.”[12] .

1.2 Die Psychologie des Inneren Lebens

Das Suchen nach der subjektiven Wahrheit und das nach Innenkehren brachte die „Romantik der Nerven” und die „Hingabe an das Nervöse”[13] (Bahr, 1894) mit sich.

Die Gefühlswelt der Jahrhundertwende beschriebt Hofmannstahl in seinem D’ Annunzio-Aufsatz aus dem Jahre 1893 vielleicht am eindringlichsten:

„Heute scheinen zwei Dinge modern zu sein: die Analyse des Lebens und die Flucht aus dem Leben. Gering ist die Freude an Handlung, am Zusammenspiel der äußeren und inneren Lebensmächte, am Wilhelm-Meisterlichen Lebenslernen und am Shakespearischen Weltlauf. Man treibt Anatomie des eigenen Seelenlebens oder man träumt. Reflexion oder Phantasie, Spiegelbild oder Traumbild. Modern sind alte Möbel und junge Nervositäten. Modern ist das psychologische Graswachseinhören und das Plätschern in der reinphantastischen Wunderwelt. Modern ist Paul Bourget und Buddha; das zerschneiden von Atomen und das Ballspielen mit dem All; modern ist die Zergliederung einer Laune, eines Seufzers, eines Skrupels; und modern ist die instinktmäßige, fast somnambule Hingabe an jede Offenbarung des Schönen, an einen Farbenakkord, eine funkelnde Metapher, eine wundervolle Allegorie.”[14] (Hofmannsthal, „Gabriel d’Annunzio”)

In dieser Beschreibung sind die zwei grundlegenden Charakteristika der Zeit aufgezeichnet: die „Analyse des Lebens” und die „Flucht aus dem Leben” in die L’art pour l’art, war die Lebenshaltung der Moderne. Nicht mehr das Handeln wurde groß geschrieben, wie im Zeitalter der Aufklärung, der Mensch der Moderne zieht sich zurück und analysiert seine eigene Gefühlswelt bis in das kleinste Detail. Die Flucht aus dem Leben mündet in einer Phantasiewelt oder Traumwelt. Die Traumwelt, oder das Träumen steht bei Hofmannsthal also auch für eine andere Wirklichkeit, dass die Wirklichkeit des Lebens ersetzen sollte.

Die Analyse des eigenen Seelenlebens bringt eine Verdoppelung des Ichs mit sich. Das Ich wird gespalten in ein Objekt, das es zu analysieren gilt und einem Subjekt, das als außenstehender Beobachter das Objekt zergliedert. Die wahrgenommenen Eindrücke der Außenwelt werden für den übersensiblen „Nervösen” nur als Bilder seines Inneren aufgefasst, so wird die Betrachtung der Außenwelt zur Betrachtung des eigenen Ichs, und der Betrachte verliert die naive Hingabe an das, was ihn umgibt[15]. Diese Haltung führt in der Literatur zu der Figur des narzisstischen Ästheten, wie es auch Paul in Der Tod Georgs bei Richard Beer-Hofmann ist, aber auch viele Figuren bei Arthur Schnitzler und Hofmannsthal.

Zu dieser neuen Lebenshaltung kommt noch die Hingabe an das Schöne, das nicht nur seitens Hofmannstahls beschrieben wurde. Bei Bahr wird die „Erregung von Schönheitsgefühlen” als „Zweck der Kunst” propagiert[16]. Das alltägliche Leben soll nicht mehr einfach reflektiert werden, sondern eine neue Welt des Schönen soll in sie hineingebaut werden, eine Insel des Ästhetischen wird errichtet, um sich dorthin zurückziehen zu können.

Der Weg zum Leben, zur Welt ist verrschlossen. Die erfahrbare Welt ist nichts weiter als ein kaum zu fassendes subjektives Abstraktum. Die geschlossenen Pforten zur Welt und die Hingabe an das Schöne führen eine neue Lebensanschauung mit sich. Die Abkehr von der Welt, und das ästhetische Erleben und Genießen werden als oberste Werte angepriesen. Was das im täglichen Leben und in der Literatur bedeutete, ist im Brief den Hugo von Hofmannsthal an Richard Beer-Hofmann im Jahre 1895 geschrieben hat am deutlichsten zu spüren:

„Ich glaub immer noch, dass ich im Stande sein werde, mir meine Welt in die Welt hineinzubauen. Wir sind zu kritisch um in einer Traumwelt zu leben, wie die Romantiker; mit unseren schweren Köpfen brechen wir immer durch das dünne Medium, wie schwere Reiter auf Moorboden. Es handelt sich freilich immer nur darum ringsum an den Grenzen des Gesichtskreisen Potemkin’sche Dörfer aufzustellen, aber solche, an die man selber glaubt. Und dazu gehört ein Centrumsgefühl, ein Gefühl von Herrschaftlichkeit und Abhängigkeit, ein starkes Spüren der Vergangenheit und der unendlichen gegenseitigen Durchdringung aller Dinge und ein besonderes Glück, nämlich, dass die begegnenden Phänomenen wie Karten bei der Kartenschlägerin gutsymbolisch fallen, reich, vielsagend (...) Das Fallen der Karten aber erzwingt man von innen her () Ein Reich haben wie Alexander, gerade so groß und so voll Ereignis, dass es das ganze Denken erfüllt, und mit dem Tod fällt es richtig auseinander, denn es war nur ein Reich für diesen einen König. So sieht das Wünschenswerte von der einen Seite aus. Auf der anderen aber steht eindringlich unser gemeinsames: il faul glisser la vie! Und wer beides verstehe kann es vereinen. Nur eins glaub ich muss man bis zu einem dämonischen Grad lernen: sich um unendlich viele Angelegenheiten und Dinge nicht zu bekümmern.”[17]

Eine Welt in die Welt hineinbauen, das ist die Lebenshaltung vieler Künstler um die Jahrhundertwende. Aber es muss eine Welt sein an die man auch selbst glaubt, denn nur so kann sich das Subjekt zu Hause fühlen. Da diese künstliche Welt aber von einem Subjekt erschaffen wurde, ist es eine Welt nur für ihn selber, „und mit dem Tod fällt es richtig auseinander“. In dieser erschaffenen Welt ist der Erschaffer im Zentrum, was zu einem Gefühl der Allmacht werden kann. Wichtig ist hier auch die Aussage: „il faul gilisser la vie!“, denn nur wer das Leben leicht nimmt und sich um „unendlich viele Angelegenheiten“ nicht kümmert, wird diese Scheinwelt aufrechterhalten können.

Dieser Brief wird oft alt ein „einzigartiges Dokument“ für das Manifest des Ästhetizismus verstanden[18]. Der auf sich bezogener Ästhet lebt in seiner künstlichen Welt und verliert immer mehr den Kontakt zur Außenwelt. Einen Grund zum Handeln gibt es nicht mehr in dieser verfeinerten Welt, stattdessen wird nur noch gefühlt. Die Protagonisten des Ästhetizismus schirmen sich ab, verachten die Gesellschaft und werden zum einsamen Helden in einer Welt, in die sie nicht mehr vordringen mögen.

Zu den Werken dieses Stils werden unter anderem Hofmannsthals Gesäter und Märchen der 672. Nacht, Leopold von Adrians Der Garten der Erkenntnis und oft auch Beer-Hofmanns Der Tod Georgs gezählt[19]. Die Protagonisten in all diesen Werken schließen sich ein und betrachten sich selbst. Versuchen zu fühlen wie sie fühlen und versuchen dahinter zu kommen wie sie denken. Aus diese Haltung gibt es kaum mehr ein zurück in die Außenwelt, aber auch die künstlich erschaffene Welt fängt allmählich an auseinander zufallen.

Dieser Lebenshaltung kam Machs Ausruf „das Ich ist unrettbar“ und die Thesen Freuds gerade richtig. Das Ich zerfällt in Teil und ist eigentlich nur noch Reflexion, oder wie bei Freud, ist das Ich nicht kohärent und der Mensch wird geleitet aus inneren Trieben, dessen Gründe er nie erfahren wird.

Doch das Bedürfnis, doch noch ins Leben zurückzufinden wird nicht immer aufgegeben. Gerade im Werk Der Tod Georgs findet Paul aus seiner Geschlossenheit zurück in die Außenwelt, und das durch den Traum. Wieso gerade der Traum - eigentlich das meist subjektive, eine perfekte Welt außerhalb der Wirklichkeit - Paul doch auf den Weg zurück ins Leben führt und zu zeigen, dass dem wirklich so ist, ist das Ziel dieser Diplomarbeit.

[...]


[1] Niessen, Stefan zitiert nach: Alt, Peter-André : Der Schlaf der Vernunft. Literatur und Traum in der Kulturgeschichte der Neuzeit. München: Beck 2002. S. 131

[2] Vgl. Alt, Peter-André : Der Schlaf der Vernunft. Literatur und Traum in der Kulturgeschichte der Neuzeit. München: Beck 2002. S.21-55, S. 127-141, S. 280-285, S.307-315

[3] Freud, Siegmund , zitiert nach: Vgl. Alt, Peter-André : Der Schlaf der Vernunft. S. 315

[4] Schnitzler. Arthur : Traumnovelle. Berlin: S. Fischer Verlag 26 bis 30 Auflage 1927 S. 135

[5] Rieckmann, Jens: Aufbruch in die Moderne. Die Anfänge des Jungen Wien. Österreichische Literatur und Kritik im Fin de Siécle. Königstein/Ts: Athenäum 1985. S. 28

[6] ebd. Rieckmann : Aufbruch in die Moderne. S. 27

[7] Leiß, Ingo; Stadler Hermann : Wege in die Moderne 1890-1918.- In: Deutsche Literaturgeschichte. Bd. 8. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1997. S. 23

[8] Lorenz, Dagmar: Wiener Moderne.Stuttgart: Metzler 1995. S. 103

[9] Hank nach: ebd Lorenz : Wiener Moderne. S. 102

[10] www.psychoanalyse-literatur.de/index.php?id=116 21.08.2006

[11] ebd. Lorenz : Wiener Moderne. S. 105.

[12] Hart, Heinrich nach ebd . Leiss, Stadler: Wege in die Moderne. S. 51

[13] ebd Lorenz : Wiener Moderne. S. 51

[14] Hofmannsthal, Hugo von : Gabreille D’Annnunzio.- In: Herbert Steiner (Hg.): Gesammelte Werke in Einzelausgaben. Prosa 1. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 1956. S.149

[15] ebd. Lorenz: Wiener Moderne S. 59

[16] ebd. Rieckmann: Aufbruch in die Moderne S. 29

[17] Hugo von Hofmannsthal/ Richard Beer-Hofmann: Briefweichsel. Nach: Scheibel, Hermann: Nachwort. -In: Beer-Hofmann, Richard: Der Tod Georgs. Stuttgart: Reclam 1999.

[18] Scheibel, Hermann: Nachwort. -In: Beer-Hofmann, Richard: Der Tod Georgs. Stuttgart: Reclam 1999. S.120

[19] ebd . Lorenz: Wiener Moderne. S. 69

Ende der Leseprobe aus 43 Seiten

Details

Titel
Traumtexte in der deutschsprachigen Literatur um die Jahrhundertwende
Hochschule
Eötvös Loránd Tudományegytem
Note
2
Autor
Jahr
2006
Seiten
43
Katalognummer
V76271
ISBN (eBook)
9783638733601
Dateigröße
499 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Traumtexte, Literatur, Jahrhundertwende
Arbeit zitieren
Sophie Oláh (Autor:in), 2006, Traumtexte in der deutschsprachigen Literatur um die Jahrhundertwende, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76271

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