Allein die Dimension des Peloponnesischen Krieges, der die griechische Welt des 5. Jahrhunderts vor Christus über Jahrzehnte hinweg in das Grauen und Verderben eines „antike[n] Weltkrieg[s]“1 stürzte, lässt erahnen, wie wichtig die Aufgabe ist, die Verantwortlichkeit für diesen Konflikt genau festzuschreiben und nachvollziehen zu können, wie und vor allem warum er ausgebrochen ist.
Doch so essentiell eine gültige Lösung für diese Frage wäre, so heftig divergieren auch die Meinungen der historischen Forschung zu diesem Thema – sowohl diachron durch die Jahrhunderte als auch synchron in der neuesten Forschung. Ob diese Debatte nun durch die Zweifel ausgelöst wird, die Teile der Historikerschaft an der Glaubwürdigkeit Thukydides’ hegen oder dadurch nur verschlimmert wird, gleicht dem Paradoxon von Henne und Ei. – Fest steht, dass Thukydides die Quelle ist, auf die man sich vordringlich stützen muss, wenn man die Ereignisse um den Kriegsausbruch betrachten will. Plutarch und Diodor streifen zwar diese Thematik kurz an, liefern aber bei weitem nicht so umfangreiche Erkenntnisse ab wie Thukydides. Fest steht auch, dass durch die singuläre Stellung des thukydideischen Geschichtswerkes der Textkritik eine entscheidende Aufgabe im Konzert der historischen Meinungsbildung zukommt.
Diese Arbeit wird die historischen Ereignisse vor Kriegsausbruch aufzählen und anschließend einen Überblick über die historische und methodologische Forschungsdebatte geben, die um den Kriegsausbruch entstanden ist.
Inhaltsverzeichnis
- Die lange Jagd nach der Schuld
- Die Lunte, das Pulverfass und die Explosion
- Die vier oberflächlichen Kriegsursachen nach Thukydides
- Kerkyra
- Das megarische Psephisma
- Potidaia
- Autonomie Aiginas
- Volksversammlung in Sparta oder der laute Ruf nach Krieg
- Die Lunte brennt
- Explosion
- Kriegsschuld und Kriegsursache(n) – „kein unnützes Gelehrtengezank“
- Zwang die Furcht zum Krieg?
- Zwischen Positivismus und Postmoderne
- Krieg und Mensch
- Der Krieg und die Natur des Menschen
- Kagan und die menschliche Selbstbestimmung
- Der anklagende Zeigefinger der Nachwelt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Ausbruch des Peloponnesischen Krieges, einen bedeutenden Konflikt der griechischen Antike, und analysiert die historische Forschungsdebatte um die Frage der Kriegsschuld. Die Analyse der Quellen, insbesondere des Werks von Thukydides, steht im Vordergrund. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Perspektiven auf die Kriegsursachen, analysiert die Rolle von Machtpolitik und Ideologie und diskutiert die Frage nach der Natur des Krieges und der menschlichen Selbstbestimmung.
- Die Ursachen und Verantwortlichkeiten für den Peloponnesischen Krieg
- Die Rolle von Thukydides als Geschichtsschreiber und seine Interpretation des Krieges
- Die Entwicklung der historischen Forschung zur Kriegsschuld im Laufe der Zeit
- Die Bedeutung des Machtkampfes zwischen Athen und Sparta
- Die Frage nach dem Einfluss von menschlichem Handeln und Natur des Menschen auf den Kriegsausbruch
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der historischen Bedeutung des Peloponnesischen Krieges und der Suche nach den Verantwortlichkeiten für den Ausbruch des Konflikts. Es wird die Vielfältigkeit der historischen Forschung und die Rolle von Thukydides als primäre Quelle für das Verständnis des Krieges hervorgehoben. Das zweite Kapitel befasst sich mit den Ereignissen, die zum Ausbruch des Krieges führten, und analysiert die vier oberflächlichen Kriegsursachen nach Thukydides: den Konflikt um Kerkyra, das megarische Psephisma, die Auseinandersetzung um Potidaia und die Frage der Autonomie von Aigina. Es werden die Rolle von Machtpolitik und die Entwicklung der Spannungen zwischen Athen und Sparta im Vorfeld des Krieges beleuchtet. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Frage nach der Kriegsschuld und den unterschiedlichen Interpretationen der Historiker. Es werden verschiedene wissenschaftliche Ansätze und Methoden zur Analyse des Krieges vorgestellt und die Bedeutung von Ideologie, Macht und Menschlichkeit im Kontext des Kriegsausbruchs diskutiert. Das vierte Kapitel behandelt die verschiedenen Perspektiven auf den Peloponnesischen Krieg aus der Sicht der Nachwelt und die Entwicklung der Forschung im Laufe der Zeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse des Peloponnesischen Krieges, insbesondere auf die Frage nach der Kriegsschuld. Wichtige Schlüsselwörter sind: Thukydides, Peloponnesischer Krieg, Kriegsschuld, Machtpolitik, Ideologie, historische Forschung, Historiografie, Antike, Griechenland, Athen, Sparta, Kerkyra, Potidaia, Aigina, megarisches Psephisma, Dreißigjähriger Friede, Furcht, Menschlichkeit, Krieg und Mensch.
- Arbeit zitieren
- Christian R. Schwab (Autor:in), 2007, Thukydides und die Jagd nach der Schuld, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76331