Der Kognitivismus ist eine Theorie, die sich aus dem Behaviorismus entwickelte und somit eine Teildisziplin der Psychologie. Ihr wichtigster Vertreter ist nach allgemeiner Ansicht der Schweizer Biologe und Psychologe Jean Piaget. Als bedeutendste Erkenntnisse dieser Forschungsrichtung sind die kognitiven Entwicklungstheorien anzusehen. Sie versuchen, Antworten darauf zu finden, warum Kinder die Welt anders begreifen als Erwachsene und wie sich die menschliche Erkenntnisfähigkeit bzw. Intelligenz im Verlauf von Kindheit und Jugend weiterentwickelt.
Gemäß dem Thema des Seminars „Lehren und Lernen mit Neuen Medien“ soll die Bedeutung, die Piaget der kognitiven Entwicklungspsychologie in Hinblick auf Erziehung und Schule gibt, dahingehend ausgewertet werden, wie in der heutigen Zeit eine altersgemäße Lernsoftware konzipiert sein sollte.
Zu diesem Zweck soll der Leser in einem ersten ausführlicheren Schritt mit grundlegenden Informationen über Jean Piaget und sein Werk, sowie über den Kognitivismus im Allgemeinen vertraut gemacht werden. Dazu zählt insbesondere die Erläuterung von durch Piaget geprägten Fachbegriffen wie Assimilation und Akkomodation, sowie seinem Stufenmodell der kognitiven Entwicklung. Danach sollen Piagets Vorstellungen über moderne Erziehung, vor allem in der Schule, besprochen werden.
Das folgende Kapitel soll dann kurz über den Einsatz von Lernsoftware im heutigen pädagogischen Alltag und die Schwierigkeiten einer altersspezifischen Entwicklung derartiger Programme reflektieren. Im Vergleich mit Piagets Entwicklungs- und Erziehungstheorien soll abschließend der Versuch gestartet werden, Ansätze zur Lösung der angeführten Probleme zu finden.
Inhalt
0. Einleitung
1. Der Kognitivismus
1.1 Jean Piaget – Zur Person
1.2 Die kognitive Entwicklungspsychologie
1.2.1 Assimilation und Akkomodation
1.2.2 Das Stufenmodell kognitiver Entwicklung nach Jean Piaget
1.2.3 Bedeutung kognitiver Entwicklungspsychologie für Erziehung und Schule
2. Der Einsatz von Lernsoftware
2.1 Zur Schwierigkeit einer altersgemäßen Konzeption von Lernsoftware
2.2 Anwendung Piagetscher Erkenntnisse auf die Konzeption von Lern- software
3. Schlussbemerkung
4. Literaturverzeichnis
0. Einleitung
Der Kognitivismus ist eine Theorie, die sich aus dem Behaviorismus entwickelte und somit eine Teildisziplin der Psychologie. Ihr wichtigster Vertreter ist nach allgemeiner Ansicht der Schweizer Biologe und Psychologe Jean Piaget. Als bedeutendste Erkennt-nisse dieser Forschungsrichtung sind die kognitiven Entwicklungstheorien anzusehen. Sie versuchen, Antworten darauf zu finden, warum Kinder die Welt anders begreifen als Erwachsene und wie sich die menschliche Erkenntnisfähigkeit bzw. Intelligenz im Verlauf von Kindheit und Jugend weiterentwickelt.
Gemäß dem Thema des Seminars „Lehren und Lernen mit Neuen Medien“ soll die Bedeutung, die Piaget der kognitiven Entwicklungspsychologie in Hinblick auf Erziehung und Schule gibt, dahingehend ausgewertet werden, wie in der heutigen Zeit eine altersgemäße Lernsoftware konzipiert sein sollte.
Zu diesem Zweck soll der Leser in einem ersten ausführlicheren Schritt mit grundlegenden Informationen über Jean Piaget und sein Werk, sowie über den Kognitivismus im Allgemeinen vertraut gemacht werden. Dazu zählt insbesondere die Erläuterung von durch Piaget geprägten Fachbegriffen wie Assimilation und Akko-modation, sowie seinem Stufenmodell der kognitiven Entwicklung. Danach sollen Piagets Vorstellungen über moderne Erziehung, vor allem in der Schule, besprochen werden.
Das folgende Kapitel soll dann kurz über den Einsatz von Lernsoftware im heutigen pädagogischen Alltag und die Schwierigkeiten einer altersspezifischen Entwicklung derartiger Programme reflektieren. Im Vergleich mit Piagets Entwicklungs- und Erziehungstheorien soll abschließend der Versuch gestartet werden, Ansätze zur Lösung der angeführten Probleme zu finden.
1. Der Kognitivismus
Im Gegensatz zur behavioristischen Annahme, menschliches Verhalten sei durch äußere Reize steuerbar, bringt der Kognitivismus die seinerzeit neuartige Annahme vor, Lernen sei ein individueller Prozess, in dem der Lernende „äußere Reize aktiv und selbständig verarbeitet“[1][2]. Die individuelle Prägung eines Lernprozesses leitet sich demnach davon ab, dass jedes Individuum über unterschiedliche kognitive Fähigkeiten verfügt.
Die Akzeptanz, auf welche diese Annahme in den 1960er Jahren stieß, leitete die so genannte „kognitive Wende“ ein, die Fachwelt orientierte sich also fortan verstärkt an den kognitiven Theorien.
Besonderes Interesse bringt der Kognitivismus den Leistungen des Gehirns und damit den Vorgängen des Denkens und des Verstehens entgegen. Das Gehirn wird als infor-mationsverarbeitender Apparat begriffen und seine Rolle in einem Lernvorgang mit der eines Mediums in einem Kommunikationsmodell verglichen. Leitet in besagtem Kommunikationsmodell ein Sender Informationen über das Medium an einen Empfänger weiter, so fungiert in dem kognitiven Modell eines Lernprozesses der Lehrende als Sender, der codierte Informationen über ein Medium an den Empfänger, den Lernenden weiterleitet, welcher sie anhand seiner internen Schemata und der ihm zur Verfügung stehenden Informationen decodiert. Diese Schemata umfassen die verschiedensten Handlungsweisen, welche über die Akkomodation an die Umwelt angepasst und über die Assimilation angewendet werden. Die Erklärung dieser beiden Prozesse geht auf die kognitive Entwicklungspsychologie zurück. Sie gilt als eines der wichtigsten Teilgebiete des Kognitivismus und beruht auf den Erkenntnissen Jean Piagets, der als einer der führenden Vertreter des Kognitivismus angesehen wird Auf Piaget und die kognitive Entwicklungspsychologie soll aber erst in den nächsten Abschnitten detailliert eingegangen werden.
Zusammenfassend ausgedrückt besagt der Kognitivismus also, dass menschliches Verhalten mehr als nur eine Reiz-Reaktionskette darstellt und dass Lernen ein infor-mationsverarbeitender Vorgang ist, in dem die kognitive Leistung des Gehirns darin besteht, Eingaben zu verarbeiten und Ausgaben zu generieren.
1.1. Jean Piaget – Zur Person
Jean Piaget wurde im Jahre 1896 in Neuchâtel geboren und starb 1980 in Genf.[3]
Sein breit gefächertes wissenschaftliches Interesse wurde schon während seinem Studium deutlich. Studierte er zunächst Biologie in Neuchâtel, so wechselte er nach der Promotion in diesem Fach an die Universität Zürich, um dort experimentelle Psychologie zu studieren. Eigentlich wollte er in Neuchâtel eine Dissertation in Philosophie schreiben. 1919 wechselte er an die renommierte Universität Sorbonne nach Paris. Dort erfuhr er als Mitarbeiter des bekannten Intelligenzforschers Alfred Binet entscheidende Einflüsse für seine späteren wissenschaftlichen Tätigkeiten. 1925 erhielt er in seinem Heimatort Neuchâtel seinen ersten Lehrstuhl. Er wirkte dort fortan als Dozent für Psychologie, Philosophie der Naturwissenschaften und Soziologie, bis er 1929 eine Professur für die Geschichte des naturwissenschaftlichen Denkens und den Posten des Co-Direktors am Jean-Jacques Rousseau-Institut in Genf erhielt. Im Jahre 1940 wurde er dort Professor für experimentelle Psychologie. 1952 kehrte er nach Paris an die Sorbonne zurück, behielt aber gleichzeitig seine Professur in Genf bei. 1956 gründete er dann ebenfalls in Genf das „Centre International d’Epistémologie“. Diese Institution entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem beispiellosen Projekt der interkulturellen und interdisziplinären Forschung in Themenbereichen wie Wissenschaftsgeschichte, Erkenntnistheorie und Entwicklungspsychologie.
Piagets Werk war von einer seltenen Verbindung von theoretischem Interesse und empirischer Forschung gekennzeichnet. Selbst philosophische Fragen, wie jene nach der menschlichen Erkenntnis, versuchte er empirisch zu erfassen.
Als bevorzugte experimentelle Methode Piagets muss das Beobachten und Beschreiben kindlichen Verhaltens, sowie die anschließende Befragung der Kinder genannt werden, durch die sie zur Reflexion ihres Handelns animiert werden sollten. Zu besagten Kindern zählten auch Piagets eigene drei Kinder.
Die wohl wichtigsten Ergebnisse von Piagets Forschung sind die genetische Erkenntnistheorie und die kognitive Entwicklungspsychologie. Auf letztgenannte soll im nächsten Abschnitt explizit eingegangen werden.
[...]
[1] (URL: http://www.philosophische-welt.de/kognitivismus [Stand: 30.08.2005])
[2] (ebd.)
[3] (Baumgart, Franzjörg: Kognitive Entwicklungstheorien. In: Baumgart, Franzjörg (Hrsg.): Entwicklungs- und Lerntheorien. Erläuterungen, Texte, Arbeitsaufgaben (1997). [Studienbücher Erziehungswissen-schaft, Bd. 2]. 2., durchges. Aufl. Bad Heilbrunn/Obb. 2001. S.203, f.)
- Arbeit zitieren
- Florian Reifenrath (Autor:in), 2005, Die Erkenntnisse des Kognitivismus und Jean Piagets als Ansatz bei der Konzeption von Lernsoftware?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76366
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