Selbstgesteuertes Lernen als Herausforderung für die Didaktik


Hausarbeit, 2006

24 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung in das Thema

2. Begriffsbestimmung und -differenzierung

3. Wichtige Gründe für selbstständiges Lernen

4. Zentrale Merkmale selbstgesteuerten Lernens

5. Vorraussetzungen selbstorganisierten und selbstgesteuerten Lernens

6. Starke und offene Lernumgebungen
6. 1. Frontalunterricht vs. selbstgesteuertes Lernen

7. Wege zum Aufbau von Selbststeuerungsfähigkeiten und ihre Förderung
7. 1. Stadienmodell nach Grow
7. 2. Prozessorientiertes Lernen nach Simons

8. Beispielmethoden des selbstgesteuerten Lernens

9. Möglichkeiten des selbstständigen und selbstgesteuerten Lernens

10. Grenzen des selbstständigen und selbstgesteuerten Lernens

11. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einführung in das Thema

Der Begriff des Selbstständigen Lernens mit seinen Differenzierungen nimmt gegenwärtig in den Diskursen der Schulpädagogik, der Erwachsenenbildung und der pädagogischen Psychologie einen großen Stellenwert ein und somit ist

selbstgesteuertes und selbstständiges Lernen – nicht nur unter den Didaktikern – ein aktuelles Thema, was nicht zuletzt an PISA liegt.

PISA machte deutlich, dass es den deutschen Schülern an bedeutenden Kompetenzen fehlt. Kompetenzen die - wie in der folgenden Arbeit deutlich wird - durch selbstgesteuertes Lernen vermittelt werden können.

Ein zentrales schulpädagogisches und zugleich gesellschaftspolitisches Problem ist das Erreichen des Ziels von Schule und Unterricht, die Schüler auf ein lebenslanges Lernen vorzubereiten, dass in der heutigen Wissensgesellschaft unerlässlich ist.

Schüler sollten sich in aktiver Auseinandersetzung mit den Unterrichtsinhalten zunehmend diejenigen Fähigkeiten aneignen, die benötigt werden, um auch über die Schulzeit hinaus selbstständig und eigenverantwortlich weiterlernen zu können.

Aus diesen Überlegungen ergibt sich eine zentrale Frage für die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema selbstständiges und selbstgesteuertes Lernen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Folgenden werde ich bedeutende Begrifflichkeiten klären und differenzieren, sowie auf zentrale Merkmale des selbstgesteuerten Lernens eingehen, um im Anschluss daran mit der Fragestellung arbeiten zu können.

2. Begriffsbestimmung und -differenzierung

Der Begriff Selbstgesteuertes Lernen wird in der pädagogischen Psychologie uneinheitlich definiert. Er subsummiert verschiedene Lehr- und Lernmethoden der Schulpädagogik, der Erwachsenenbildung und der Berufspädagogik, mit denen er in der Literatur zum Teil synonym verwendet wird, wie z.B. Selbstorganisiertes, Selbstregulatives, Selbstreguliertes, Selbstbestimmtes, Selbstständiges oder autodidaktisches Lernen.1

Ungeachtet unterschiedlicher Akzentuierungen kann die folgende Definition des selbstgesteuerten Lernens jedoch als allgemein akzeptiert gelten:

„Lernende können als selbstgesteuert betrachtet werden, wenn sie in Abhängigkeit von der Art ihrer Lernmotivation selbstbestimmt eine oder mehrere Selbststeuerungsmaßnahmen (kognitiver, willentlicher oder verhaltensmäßiger Art) ergreifen und den Fortgang des Lernprozesses selbst überwachen, regulieren und bewerten.“2

Wie bei anderen Formen des Lernens geht es beim selbstgesteuerten Lernen um ein lernendes Verarbeiten von Informationen, Eindrücken und Erfahrungen. Kennzeichnend für diese Lernform ist jedoch, dass der Lernende diese Verstehens- und Deutungsprozesse im Hinblick auf ihre Zielausrichtung, Schwerpunkte und Wege im Wesentlichen selbst lenkt und Lernmöglichkeiten flexibel kombiniert. Selbstgesteuertes Lernen meint weder ein völlig autonomes Lernen noch eine bloße Einpassung in vorgegebene Lernarrangements. Die beiden Pole selbstgesteuerten Lernens sind vielmehr „absolute Autonomie“ und andererseits „vollkommene Fremdsteuerung“.

Der Begriff Selbststeuerung markiert damit eine Lernform, bei der der Lernende mehr oder weniger Initiator und Verantwortlicher seiner Lerntätigkeit ist und in unterschiedlichem Ausmaß Unterstützung und Hilfe erfährt und heranzieht. Wesentlich ist, dass sich selbstgesteuertes Lernen im Unterschied zur Außensteuerung des fremdbestimmten Lernens durch einen hohen Selbstbestimmungs- und Selbststeuerungsanteil auszeichnet.3

Wenn Lernende bei vorgegebenen Inhalten und Zielen ihren Lernprozess selbst steuern und Entscheidungen über die Art und Weise ihrer Lernorganisation fällen, dann ergibt sich eine weitere Differenzierung und man spricht von selbstorganisiertem Lernen bei ansonsten konventionellen didaktischen Unterrichtsformen.

Sollen Lernende dagegen zusätzlich auch über die Ziele und Inhalte, über die Formen und Wege, Ergebnisse und Zeiten, sowie die Orte ihres Lernens selbst entscheiden und bestimmen, so spricht man von selbstbestimmten Lernen.

Es wird demnach deutlich, dass selbstgesteuertes Lernen in engem Zusammenhang steht zu selbstbestimmten Lernen.

Derartige didaktische Konzepte mit dem Ansatz, Schülern und anderen Lernenden die Möglichkeit zu geben, schrittweise selbstständiges und selbstverantwortliches Arbeiten einzuüben, erlauben den Lernenden, den Lernprozess vollständig oder teilweise selbst zu gestalten. Bei vollständiger Selbstbestimmung setzt sich der Lernende selbstständig Lernziele und führt Lernaktivitäten durch, um die Lernziele zu erreichen. Welche Lernaktivitäten der Lernende, wann, wo und in welcher Reihenfolge ausübt, bestimmt er selbst.

Geben die Schüler darüber hinaus auch noch selbst den Unterricht für die anderen Teilnehmer oder legen Bildungsziele fest, so spricht man von Lernen durch Lehren. Das Lernziel ist in der Regel vorgegeben, wie beim selbstgesteuerten Lernen. Die Wege zum Lernziel können von den Teilnehmern weitgehend selbstbestimmt werden, meist jedoch auf der Grundlage von Tipps, die der Lehrer geben muss, da Schüler oft hilflos in Bezug auf spannende Vermittlungsmethoden bleiben. Die Lernenden arbeiten somit nicht autodidaktisch, sondern erwerben eine begleitende Informationskompetenz.4

In deutschen Bildungsinstitutionen, insbesondere in der Schule, scheint die methodische Entwicklung hin zum selbstbestimmten Lernen noch Nachholbedarf zu haben. Kritisiert wird, dass der Schüler dort meist durch Stoffpläne, Lehrziele, und Leistungsbewertungen zum weitgehend fremdbestimmten Lernen veranlasst oder gezwungen wird (vgl. die Schulkritik von Klaus Holzkamp).

Anders als in der Schule stellt sich die Situation in der Erwachsenenbildung dar. Praktische Werkstattübungen, Seminareinheiten und Fallbeispiele, zu denen auch die Teilnehmer mehr oder weniger als Experten beitragen ohne eine pädagogische

Ausbildung zu haben, sind für die Arbeit mit Studenten, Umschülern oder für die innerbetriebliche Personalentwicklung lebensnahe Praxis. Die Bedeutung explorativer Unterrichtskonzepte, bei denen Lernende sogar selbst lehren, finden hierbei immer mehr Beachtung.5

3. Wichtige Gründe für selbstständiges Lernen

1) Modell des kognitivistischen und konstruktivistischen Lernen

Ein Grund für die Aktualität des selbstorganisierten bzw. selbstgesteuerten Lernens liegt im Wechsel der wissenschaftlichen Perspektive, weg vom Modell des behavioristischen Lernens, hin zum kognitivistischen und konstruktivistischen Lernen, die die aktive Rolle der Lernenden betonen. Um selbstorganisiertes Lernen zu fördern sind selbstgesteuerte Lernprozesse zu initiieren und zu inszenieren. Z.B. können Lernaufgaben, die in der Gruppe oder in Einzelarbeit gelöst werden, zu Lernaktivitäten anregen und damit Lernprozesse in Gang setzen.

2) Veränderte Schüler

Speziell in der Schule wird deutlich, dass Kinder und Jugendliche anders sind als früher. Lehrer beklagen oft, dass Schüler weniger wissen und können, sie können sich weniger konzentrieren, seien regelloser, aggressiver und weniger anstrengungsbereit als früher. Auf der anderen Seite attestieren Forschungsergebnisse Kindern und Jugendlichen heute größere Individualität, die zu größerer Heterogenität in den Klassen führt. Schüler verfügen heute über mehr Selbstbewusstsein und eine Reihe „neuer“ Kompetenzen und Kenntnisse. Aus diesen Veränderungen müssen Konsequenzen für den Unterricht gezogen werden.6

Selbstständiges Lernen ist eine Notwendigkeit, um den veränderten Kindern und Jugendlichen besser gerecht zu werden und die Schüler auf die veränderten Lebensbedingungen vorzubereiten.

3) Erlernen von Schlüsselqualifikationen

Schlüsselqualifikationen sind überfachliche Qualifikationen, die zum Handeln befähigen sollen. Innerhalb der Personalwirtschaft sind diese neben der Fachkompetenz der zweite zentrale Bereich der Personalentwicklung. Sie sind daher kein Faktenwissen, sondern sie ermöglichen den kompetenten Umgang mit fachlichem Wissen. Dabei setzen sich Schlüsselqualifikationen aus einem breiten Spektrum übergreifender Fähigkeiten zusammen, die sowohl aus dem kognitiven, als auch aus dem affektiven Bereich stammen und diese Kompetenzen können in verschiedenen Situationen und Funktionen flexibel und innovatorisch eingesetzt und übertragen werden.

Die mangelnde Beherrschung dieser Schlüsselqualifikationen wird – nicht nur von Seiten der Wirtschaft - fast so sehr beklagt, wie die unzureichende Allgemeinbildung der Schulabgänger.

Notwendige Schlüsselqualifikationen, die im Beruf wichtig sind und deren Training im traditionellen Frontalunterricht zu kurz kommen sind unter Anderem:

- Selbstständig Probleme zu lösen, statt vorgegebene Antworten auswendig zu lernen
- Kompetente Fragen stellen zu können, statt ausschließlich Fragen zu beantworten
- Der Mut, Fehler zu machen, statt diese ängstlich zu vermeiden
- Mit anderen erfolgreich zu kooperieren, statt sich als Einzelkämpfer zu behaupten
- Mit anderen erfolgreich kommunizieren, statt ihnen ängstlich aus dem Weg zu gehen

Selbstständiges Lernen bietet von der Lernmethodik her geeignete Vorraussetzungen zum Erwerb dieser Schlüsselqualifikationen.7

[...]


1 Vergleiche hierzu: http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstgesteuertes_Lernen

(eingesehen am 09.08.2006)

2 Konrad, Klaus: „Wege zum selbstgesteuerten Lernen“. In: PÄDAGOGIK 51, Selbstgesteuertes

Lernen, Heft 5, S. 14

3 Vergleiche hierzu: Konrad, Klaus: „Wege zum selbstgesteuerten Lernen“. In: PÄDAGOGIK 51,

Selbstgesteuertes Lernen, Heft 5, S. 14/15

4 Vergleiche hierzu: http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstgesteuertes_Lernen

(eingesehen am 09.08.2006)

5 Vergleiche hierzu: http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstgesteuertes_Lernen

(eingesehen am 09.08.2006)

6 Vergleiche hierzu: http://www.guter unterricht.de/Seiten/Unterricht/selbststaendiglernen.htm

(eingesehen am 09.08.2006)

7 Vergleiche hierzu: http://www.guter unterricht.de/Seiten/Unterricht/selbststaendiglernen.htm

(eingesehen am 09.08.2006)

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Selbstgesteuertes Lernen als Herausforderung für die Didaktik
Hochschule
Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig  (Institut für Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik)
Veranstaltung
Didaktische Modelle
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
24
Katalognummer
V76434
ISBN (eBook)
9783638817639
Dateigröße
459 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Selbstgesteuertes, Lernen, Herausforderung, Didaktik, Didaktische, Modelle
Arbeit zitieren
Corinna Walte (Autor:in), 2006, Selbstgesteuertes Lernen als Herausforderung für die Didaktik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76434

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