Diese Arbeit soll einen Überblick über das Themenfeld der „Totentänze“ geben. Der Fokus liegt dabei auf der Beziehung zwischen Tod und Mädchen. Die Texte des Mittelalters bilden einen weiteren Schwerpunkt. Dennoch werden auch relevante Vorkommnisse in anderen Medien und Zeiten behandelt.
Einleitend wird ein allgemeiner Überblick über die Thematik gegeben. Darin werden unter anderem die verschiedenen Ausprägungsarten und die verwendeten Medien be-sprochen.
Es folgt ein historischer Überblick, von den Anfängen im Mittelalter bis zur Gegenwart.
Auf die (umstrittene) Herkunft der „Totentänze“ und auf die Etymologie des Begriffes wird eingegangen. Dazu ist auch eine Betrachtung des gesellschaftlichen und kulturel-len Umfelds notwendig. Es wird der Frage nachgegangen, wie es zu der interessanten Konstellation der Begriffe „Tod“ und „Tanz“ gekommen sein könnte. Dabei werden die Zusammenhänge zwischen den Pestepidemien und der Verurteilung des Tanzes in Predigten zu dieser Zeit untersucht.
Einen wesentlichen Teil der Arbeit bildet die Behandlung des vierzeiligen oberdeutschen Totentanzes, der als der früheste deutsche Totentanztext bezeichnet wird. Dieser wurde in illustrierter Fassung im Heidelberger Blockbuch von 1465 überliefert. Es wird auf den Inhalt und die Figuren eingegangen und versucht, den Aspekt „Lebenslust und Todesfurcht“ in diesem Werk zu zeigen.
Es folgen Verweise auf weitere mittelalterliche Totentänze, in denen auch die Thematik „Lebenslust und Todesfurcht“ behandelt wird. Dazu passend werden Werke behandelt, in denen besonders die Figur der lebenslustigen jungen Frau zum „letzten Tanz“ geladen wird. Als Beispiele seien vorweg der Berner und der Basler Totentanz angeführt.
Anschließend werden weitere Totentänze bis zur Gegenwart betrachtet. Diese Betrachtung beschränkt sich nicht nur auf die Literatur, sondern schließt auch andere Künste und Medien ein. Es wird auf einige bedeutende Fresken eingegangen und auf relevante Grafiken verwiesen, wie zum Beispiel von Beham, Grien oder Munch. Auch das Vorkommen der Thematik im modernen Film wird kurz behandelt.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Das Phänomen Totentanz
1.1. Allgemeine Definition
1.2. Ausprägungsarten und verwendete Medien
1.3. Herkunft des Phänomens
1.4. Verbreitung des Phänomens
2. Der Tod und das Mädchen
2.1. Anmerkungen zu dieser extremen Verbindung
2.2. Historische Betrachtungen zur Entstehung des Motivs
2.3. Bedeutung des Motivs im Totentanz
3. Der oberdeutsche vierzeilige Totentanz
3.1. Allgemeines über den oberdt. vierzeiligen Totentanz
3.2. Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte
3.3. Analyse des Totentanzes
4. Betrachtung ausgewählter Totentänze
4.1. Weitere mittelalterliche Totentänze
4.1.1. Berner Totentanz
4.1.2. Basler Totentanz
4.2. Totentänze in der Literatur
4.3. Totentänze in der Musik
4.4. Totentänze in den darstellenden Künsten
4.5. Totentänze im Film
5. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Einleitung
Diese Arbeit soll einen Überblick über das Themenfeld der „Totentänze“ geben. Der Fokus liegt dabei auf der Beziehung zwischen Tod und Mädchen. Die Texte des Mittelalters bilden einen weiteren Schwerpunkt. Dennoch werden auch relevante Vorkommnisse in anderen Medien und Zeiten behandelt.
Einleitend wird ein allgemeiner Überblick über die Thematik gegeben. Darin werden unter anderem die verschiedenen Ausprägungsarten und die verwendeten Medien besprochen.
Es folgt ein historischer Überblick, von den Anfängen im Mittelalter bis zur Gegenwart.
Auf die (umstrittene) Herkunft der „Totentänze“ und auf die Etymologie des Begriffes wird eingegangen. Dazu ist auch eine Betrachtung des gesellschaftlichen und kulturellen Umfelds notwendig. Es wird der Frage nachgegangen, wie es zu der interessanten Konstellation der Begriffe „Tod“ und „Tanz“ gekommen sein könnte. Dabei werden die Zusammenhänge zwischen den Pestepidemien und der Verurteilung des Tanzes in Predigten zu dieser Zeit untersucht.
Einen wesentlichen Teil der Arbeit bildet die Behandlung des vierzeiligen oberdeutschen Totentanzes, der als der früheste deutsche Totentanztext bezeichnet wird. Dieser wurde in illustrierter Fassung im Heidelberger Blockbuch von 1465 überliefert. Es wird auf den Inhalt und die Figuren eingegangen und versucht, den Aspekt „Lebenslust und Todesfurcht“ in diesem Werk zu zeigen.
Es folgen Verweise auf weitere mittelalterliche Totentänze, in denen auch die Thematik „Lebenslust und Todesfurcht“ behandelt wird. Dazu passend werden Werke behandelt, in denen besonders die Figur der lebenslustigen jungen Frau zum „letzten Tanz“ geladen wird. Als Beispiele seien vorweg der Berner und der Basler Totentanz angeführt.
Anschließend werden weitere Totentänze bis zur Gegenwart betrachtet. Diese Betrachtung beschränkt sich nicht nur auf die Literatur, sondern schließt auch andere Künste und Medien ein. Es wird auf einige bedeutende Fresken eingegangen und auf relevante Grafiken verwiesen, wie zum Beispiel von Beham, Grien oder Munch. Auch das Vorkommen der Thematik im modernen Film wird kurz behandelt.
1. Das Phänomen Totentanz
Das Phänomen Totentanz ist besonders im Mittelalter aufgetreten. Sein Vorkommen kann aber durchgängig bis zur Gegenwart betrachtet werden. Zuerst wird nun eine allgemeine Definition des Phänomens versucht. Im Anschluss werden die verschiedenen Ausprägungsarten des Totentanzes und die zur Darstellung verwendeten Medien besprochen. Auch die (teils umstrittene) Herkunft der Totentänze und die Etymologie des Begriffes werden behandelt. Im Anschluss folgt eine Betrachtung der räumlichen und zeitlichen Verbreitung der Totentänze im Mittelalter.
1.1. Allgemeine Definition
Eine allgemeingültige Definition für das Phänomen Totentanz zu finden ist kein einfaches Unterfangen, zumal in der Literatur keine einheitliche Begriffsbestimmung zu finden ist. Einen Grund dafür mag die Vielfältigkeit dieses Phänomens darstellen. Der Begriff Totentanz umfasst verschiedene Zeiten, verschiedene Räume (im geografischen Sinn), verschiedene Sprachen, verschiedene Formen und verschiedene Medien.[1]
Meyers Konversationslexikon beschreibt den Totentanz als „seit dem 14. Jahrh. in Aufnahme gekommene bildliche Darstellungen, welche in einer Reihe von allegorischen Gruppen unter dem vorherrschenden Bilde des Tanzes die Gewalt des Todes über das Menschenleben veranschaulichen sollen.“[2]
Das Lexikon des Mittelalters gibt detaillierter Aufschluss über die typischen Merkmale des Totentanzes: Der Totentanz sei eine „Darstellung einer meist durch erläuternde Verse ergänzten Figurenreihe in Reigenform, bei der eine lebende Figur, als Vertreter eines Standes oder Lebensalters gekennzeichnet, und ein Toter (verwesender Leichnam, mumienartig mit „Bauchschnitt“ oder Skelett) jeweils Paare bilden.“[3] Der Inhalt und die Symbolik dieses Motivs haben ihre Wurzeln vermutlich im Zug der Verdammten in Weltgerichtsbildern, bei denen an die Stelle des Todes der Teufel tritt. Belege für dieses apokalyptische Bild gibt es bereits von etwa 1230 durch das Gerichtsportal in der Kathedrale Notre Dame von Reims in Frankreich oder ebenfalls aus etwa dieser Zeit am Bamberger Dom.[4]
Zentral und somit beschreibend für das Totentanz-Motiv ist die Macht des Todes. Der Tod betrifft alle und dies wurde auch in den ursprünglichen Totentänzen demonstriert: In kurzen, meist vierzeiligen Wechselreden zwischen dem Tod und Personen verschiedener Stände wurde die Überlegenheit des Todes demonstriert. Die Anordnung der Personen erfolgte absteigend nach ihren Ständen.[5] Der Tod forderte Personen aller Stände, egal ob jung oder alt, reich oder arm, zum tödlichen Tanz auf.
Diese allgemeine Definition soll vorerst ausreichen, um die einzelnen Aspekte in den folgenden Kapiteln im Detail zu betrachten.
1.2. Ausprägungsarten und verwendete Medien
Als Beispiel für einen der ersten Totentänze wird meist der Totentanz auf dem Friedhof des Franziskanerklosters Aux S.S. Innocents in Paris genannt. Dieser Zyklus bestand aus einem Wandgemälde, bei welchem das Gemalte mit Text unterstützt wurde, der auf die Unausweichlichkeit des Todes verwies. Dargestellt wurden Personen als Vertreter verschiedener Stände in Begleitung eines Toten, bzw. des Todes.[6]
In der Folge sind Totentänze häufig in Form von Wandgemälden auf Friedhofs- oder Kirchenmauern anzutreffen. Doch auch in der Literatur fand das Phänomen weite Verbreitung. Holzschnitte mit begleitendem Text fanden sich auch aufgrund der Erfindung des Buchdrucks in weiterer Folge oft in Büchern. Die Texte wurden unter anderem durch Handschriften, Wandinschriften, fliegende Blätter oder mündliche Überlieferung verbreitet. Nicht-sprachliche Totentänze sind in der bildenden Kunst (z.B. Bildhauerei, Fresken-Zyklen, Holzschnitte), in Form von Gemälden, Kupferstichen oder auch musikalisch aufbereitet zu finden. Interessant ist vor allem, dass die Totentänze oft in zwei Medien gleichzeitig aufbereitet wurden. Einerseits fand eine bildliche und andererseits eine schriftliche Überlieferung durch die begleitenden Texte statt.[7]
Bei der Betrachtung der Totentanz-Texte können unterschiedliche Ausprägungen festgestellt werden. Als „reine“ Totentänze bezeichnet Koller beispielsweise Texte, bei denen im Grunde nur der Basisgedanke von „Alle Menschen müssen sterben“ verwendet wird und keine Unterscheidung zwischen den Ständen erfolgt. Als in diesem Sinn reine Totentänze sind nur eine Minderheit der überlieferten Belege einzustufen.[8]
Der Großteil der Texte wurde aus seelsorgerlichen Gründen um allgemein-christliche Inhalte wie Sünde und das Gegensatzpaar Himmel und Hölle erweitert. Bei den Texten lassen sich auch in Bezug auf die Konfession Unterschiede feststellen. Antikatholische und betont reformatorische Totentänze zeichnen sich beispielsweise durch satirische Angriffe gegen die Klerus-Figuren der Ständereihe aus. Dazu zählen exemplarisch der Berner Totentanz, welcher als Totentanzgemälde an der Innenseite der Friedhofsmauer des Berner Dominikanerklosters zwischen 1517 und 1519 angefertigt und auch in Bild- und Textkopien verbreitet wurde, sowie der um 1596 entstandene Text des Totentanzgemäldes in der St. Nikolaikirche in Wismar.[9]
Dem gegenüber gab es klarerweise auch pro-katholische Texte, in denen die Geistlichkeit überwiegend positiv dargestellt wird und der Tod auch als Erlösung angesehen wird, um in den Himmel zu kommen. Die Verweise auf die Belohnung im Himmel sind meist ausschließlich bei den geistlichen Vertreten wie Papst, Kardinal, Bischof, Pfarrer, Mönch oder Nonne anzutreffen.[10]
Einige Belege finden sich aber dennoch, wo die Obrigkeiten, Bürger oder Bauern positiv hervorgehoben werden und auf deren Belohnung im Himmel verwiesen wird. Oft sind derartige Ausprägungen aber nur in Texten zu finden, die für das jeweils bevorzugte Publikum bestimmt waren. Am seltensten finden sich bäuerliche Totentänze, die vermutlich „Bauerndichtern“ zuzuschreiben sind, die wohl ihr bäuerliches Publikum zufrieden stellen wollten.[11]
Der Vollständigkeit halber seien auch noch künstlerisch motivierte Texte erwähnt, bei denen aus Gründen der Kunst zusätzliche, nicht-christliche Elemente wie Orkus[12] oder „Weiterleben nach dem Tode im Künstlerruhm“ hinzugefügt wurden.[13]
1.3. Herkunft des Phänomens
Die Verbindung zwischen den beiden Begriffen Tanz und Tod mag auf den ersten Blick ungewöhnlich scheinen. Steht doch Tanz als Ausdruck für Lebenslust und Tod eigentlich für das genaue Gegenteil als unabwendbare Begrenzung des irdischen Lebens. Doch allein eine Betrachtung der Begriffkonstellation ohne historischen Hintergrund ergibt philosophisch betrachtet schon einen Sinn. Gerade durch das determinierte Ende lohnt es sich, das Leben in vollen Zügen, voller Lebenslust und sinnvoll zu genießen und zu gestalten. Tanz steht zumindest in der heutigen Auffassung als Ausdruck der Lebensfreude.
Doch die Kombination von Tanz und Tod erscheint in Auferstehungs-, Toten oder Begräbnistänzen bereits zu Beginn der Menschheitsgeschichte in nahezu allen Kulturen. Im alten China und alten Ägypten wurden bereits Grabtänze abgehalten und in Indien wurde bei der Verbrennung der Toten um den Scheiterhaufen getanzt.[14]
Beim mittelalterlichen Totentanz handelt es sich allerdings um eine andere Form des Tanzes. Um die Motivation für die Erstehung der Totentänze besser nachvollziehen zu können, ist an dieser Stelle eine kurze Betrachtung der gesellschaftlichen und kulturellen Umstände angebracht:
Eine große Bedeutung für die Präsenz des Todes im alltäglichen Leben hatten die Pestpandemien des Mittelalters. Die Pest trat im Mittelalter im 6. und 14. Jahrhundert pandemisch, von Osten kommend, in Europa auf. Der Erreger wurde besonders von Rattenflöhen, aber auch von Mensch zu Mensch übertragen. Der „schwarze Tod“ dezimierte die europäische Bevölkerung zwischen 1347 und 1351 um etwa ein Drittel.[15]
Dem hinzu kommen Kriege, klimatische Umstände (die Temperatur sinkt, es wird zunehmend kälter) sowie soziale und kirchliche Missstände, die Unsicherheit und Angst verbreiten. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei nur etwa 30 Jahren. Kaum jemand erreicht ein Alter von 60 Jahren.[16]
[...]
[1] Vgl. Erwin Koller: Totentanz. Versuch einer Textembeschreibung. Innsbruck: AMŒ 1980. (= Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft / Germanistische Reihe. 10), S. 1. In der Folge zitiert als: Koller
[2] Meyers Konversations-Lexikon. Eine Encyklopädie des allgemeinen Wissens. 4. Aufl., Leipzig: Biblio-graphisches Institut 1888, S. 777 [s.v. Totentanz] In der Folge zitiert als: Konversationslexikon
[3] Lexikon des Mittelalters. CD-ROM Ausgabe. Verlag J. B. Metzler 2000. [CD-ROM]. [s.v. Totentanz] In der Folge zitiert als: LMA
[4] Vgl. LMA [s.v. Totentanz]
[5] Vgl. Konversationslexikon, S. 777.
[6] Vgl. Franz Link: Tanz und Tod in Kunst und Literatur. Beispiele. In: Tanz und Tod in Kunst und Literatur. Hrsg. von Franz Link. Berlin: Duncker und Humblot 1993. (= Schriften zur Literaturwissenschaft. 8.), S. 11. In der Folge zitiert als: Link
[7] Vgl. Koller, S. 1f.
[8] Vgl. Koller, S. 47ff.
[9] Vgl. Koller, S. 67f.
[10] Vgl. Koller, S. 79ff.
[11] Vgl. Koller, S. 73ff.
[12] Orkus bezeichnet in der römischen Mythologie die Unterwelt, bzw. deren Gott.
[13] Vgl. Koller, S. 89ff.
[14] Vgl. Link, S. 15.
[15] Vgl. Sachwörterbuch der Mediävistik. Hrsg. von Peter Dinzelbacher. Stuttgart: Kröner 1992, S. 630.
[16] Vgl. Stefan Engels: Todes- und Totenmusik im Mittelalter. Einstimmige liturgische Totengesänge aus dem mittelalterlichen Salzburg. In: Den Tod tanzen? Tagungsband des Totentanzkongresses Stift Admont 2001. Hrsg. von Renate Hausner und Winfried Schwab. Anif/Salzburg: Mueller-Speiser 2002, S. 153.
- Arbeit zitieren
- Jasmin Krois (Autor:in), 2007, Der Tod und das Mädchen - Analyse ausgewählter Aspekte des Phänomens Totentanz zwischen Spätmittelalter und Neuzeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76443
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