Die vorliegende Arbeit behandelt die Bedeutung der Bundesrepublik Deutschland im Prozess der Entwicklungen in Namibia von den 1960er Jahren bis hin zur Unabhängigkeit 1989. Ein Schwerpunkt ist dabei die Haltung von Vertretern der Bundesregierung sowie die Position und der Einfluss der Bundesregierung im Kontext allgemeiner geopolitischer Entwicklungen, die den Weg zu Namibias Unabhängigkeit beeinflusst haben. Die Arbeit untersucht, mit welcher Motivation sich die Bundesregierung in unterschiedlichen Phasen des Unabhängigkeitsprozesses engagiert hat und inwiefern ihr eine relevante Rolle zugesprochen werden kann.
Die Entwicklungen und Ereignisse während der Verhandlungsphasen und während des bewaffneten Kampfes der Unabhängigkeitsbewegung SWAPO, sowie die Positionen und Handlungen unterschiedlicher namibischer Akteure – wie etwa die „Demokratische Turnhallen-Allianz“, die Interessenvereinigung Deutschsprachiger Südwester o.ä. - sind in der vorhandenen Literatur dokumentiert und werden hier, soweit für den Schwerpunkt dieser Arbeit relevant, kurz wiedergegeben. Gleiches gilt für die nichtstaatlichen Akteure, die im politischen bzw. öffentlichen Leben der Bundesrepublik in verschiedenen Phasen eine Rolle gespielt haben. Ihre Haltung gehört ebenso zur Position der Bundesrepublik, soll hier jedoch nicht zentraler Bestandteil der Analyse sein.
Für die Analyse bezieht sich die Arbeit auf zentrale Werke, die in den einzelnen Abschnitten mit spezifischer Literatur ergänzt werden. Eine umfassende Darstellung des „Namibia-Konfliktes“ bietet Gabriele Brenke in ihrer 1988 abgeschlossenen Dissertation, die die Rolle der BRD thematisiertm aber darüber hinaus zahlreiche Hinweise auf Rationale weiterer lokaler und externer Akteure enthält. Gleiches gilt für den Politologen Ulf Engel und den ehemaligen DDR-Diplomaten Hans-Georg Schleicher, die in ihrer Arbeit über die „beiden deutschen Staaten in Afrika“ (1995) ein Unterkapitel dem Dekolonisierungsprozess in Namibia widmen. Zur geopolitischen Analyse wird auf Werke von von Vance (1977-80 Außenminister unter Carter) und Crocker (Staatssekretär für „African Affairs“ unter Reagan) zurueckgegriffen. „Namibische Innensichten“ liefern Dierks mit seiner Chronologie der namibischen Geschichte (2000) und Katjavivi, einer der führenden Intellektuellen der Unabhängigkeitsbewegung SWAPO, der aus einer internen Perspektive die „History of Resistance in Namibia“ (1988) von der Kolonialzeit bis zum Ende der 1980er Jahre analysiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der "Namibia-Konflikt"
- Geschichte des „Namibia-Konfliktes“
- Allgemeine Bedeutung der Region
- Internationale Vermittlung durch die „Kontaktgruppe“?
- Die Bundesrepublik Deutschland und die Kontaktgruppe
- Die Arbeit der Kontaktgruppe ab 1977
- Verhältnis zu Südafrika: Taktische „Bluffs“?
- Verhältnis zur SWAPO: Annäherung bei gegenseitigem Misstrauen
- Neue Akteurskonstellation in den 1980er Jahren
- Globallösung: Die „Linkage“ – Konzeption und ihre Folgen
- Genscher unter Druck: Position der „neuen“ Bundesregierung
- Die weitere Entwicklung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Rolle und Bedeutung der Bundesrepublik Deutschland im Prozess der Unabhängigkeit Namibias in den 1960er bis 1980er Jahren. Der Fokus liegt dabei auf der Haltung der Bundesregierung, ihrem Einfluss im Kontext geopolitischer Entwicklungen und ihrer Motivation während unterschiedlicher Phasen des Unabhängigkeitsprozesses.
- Die Rolle der Bundesrepublik Deutschland im „Namibia-Konflikt“
- Die Motivation und die Position der Bundesregierung im Laufe des Unabhängigkeitsprozesses
- Die Bedeutung der geopolitischen Entwicklungen für die Unabhängigkeit Namibias
- Die Interaktionen der Bundesregierung mit anderen relevanten Akteuren, wie Südafrika und der SWAPO
- Die Relevanz der Rolle der Bundesrepublik Deutschland im Kontext der internationalen Vermittlungsbemühungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel beleuchtet den Kontext des „Namibia-Konfliktes“ und seine Entstehung in den 1960er Jahren. Es werden die historischen Wurzeln des Konfliktes, die Rolle des Völkerbundes, sowie die Entstehung der Befreiungsbewegung SWAPO behandelt.
- Das zweite Kapitel untersucht die allgemeine Bedeutung der Region für die internationalen Akteure im Kalten Krieg. Es werden die strategischen Interessen der USA und der Sowjetunion im südlichen Afrika beleuchtet.
- Das dritte Kapitel beschreibt die Rolle der internationalen Kontaktgruppe im Bemühen um eine friedliche Lösung des „Namibia-Konfliktes“. Der Fokus liegt hier auf der Position und dem Einfluss der Bundesrepublik Deutschland innerhalb dieser Gruppe.
- Das vierte Kapitel beleuchtet die veränderte Akteurskonstellation in den 1980er Jahren und die Einführung der „Linkage“-Strategie, die die Unabhängigkeit Namibias an die Beendigung des Apartheidregimes in Südafrika knüpft.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit umfassen den „Namibia-Konflikt“, die Rolle der Bundesrepublik Deutschland, die SWAPO, Südafrika, die Kontaktgruppe, die geopolitische Bedeutung der Region und die „Linkage“-Strategie.
- Arbeit zitieren
- Dirk Spilker (Autor:in), 2006, Die realpolitische Rolle der Bundesrepublik Deutschland im Namibia-Konflikt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76447