Kaum ein anderer politischer Denker hat eine derart kontroverse Rezeption erfahren wie der Florentiner Niccoló Machiavelli. Während die einen ihn zum Vorreiter der modernen Demokratie erheben, wird er von anderen als Wegbereiter des Absolutismus und des Totalitarismus verteufelt. Diese unterschiedlichen Standpunkte sind vornehmlich der Gegensätzlichkeit seiner beiden Hauptwerke- Il Principe und Discorsi- geschuldet. Il Principe lässt Machiavelli aufgrund der enthaltenen machtpolitischen Erwägungen, der Glorifizierung Cesare Borgias und der Legitimation von Gewalt gegenüber Untertanen und politischen Gegnern als einen Berater skrupelloser Machtpolitiker erscheinen. Discorsi, hingegen, zeigt ihn als aufrechten Republikaner, der das Volk vor den Machenschaften der Fürsten warnt und Hinweise zur Verteidigung gibt.
Trotz der gegensätzlichen Thematik und Zielsetzung ist beiden Schriften eins gemeinsam- die Rolle die Machiavelli der christlichen Religion beimisst. Was in Il Principe nur anklingt wird in Discorsi ausführlicher behandelt. Er entwickelt das Konzept einer Republik, nach dem antiken Vorbild der Römischen Republik, in der die menschliche Vernunft (virtú) das höchste Gut ist. Sie löst die Religion als Herrschaftslegitimation ab und macht sie stattdessen zu einem politischen Instrument.3 Dieser Aspekt seiner Theorie ist in der Forschung bisher nur relativ oberflächlich betrachtet worden, da die meisten Autoren in erster Linie Machiavellis Republikbegriff, seiner Theorie der Staatsraison oder die Kontoverse um die Rezeption des Fürsten thematisieren. Dabei sind Machiavellis Ansätze im Hinblick auf die noch bevorstehende Reformation und die spätere Entwicklungen im Zeitalter der Aufklärung besonders bemerkenswert.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern man in den Schriften Niccoló Machiavellis von einer Säkularisierung der Politik sprechen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Hintergrund
- Der Italienische Humanismus
- Der Beginn der Säkularisierung in Europa
- Die Rolle der Religion in den Schriften Niccoló Machiavellis
- Kirchliche und religiöse Akteure
- Funktionalisierung der Religion
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit man in den Schriften Niccoló Machiavellis von einer Säkularisierung der Politik sprechen kann. Dabei wird untersucht, wie die Rolle der Religion in den Theorien Machiavellis den Prozess der Säkularisierung in der frühen Neuzeit beeinflusst hat.
- Der Einfluss des italienischen Humanismus auf das politische Denken Machiavellis
- Die Anfänge der Säkularisierung in Europa und die Ablösung der geistlichen von der weltlichen Macht
- Die Rolle religiöser Akteure in der Politik und die Funktionalisierung der Religion als Mittel der Machtausübung
- Der Vergleich von Machiavellis politischem Denken mit dem des Dominikaners Girolamo Savonarola
- Die Kritik an Machiavellis Theorie und deren Relevanz für die moderne politische Theorie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Rezeption des politischen Denkens Machiavellis sowie die Kontroverse um seine beiden Hauptwerke, "Il Principe" und "Discorsi", dar. Sie hebt die zentrale Rolle der christlichen Religion in Machiavellis Schriften hervor und skizziert die Forschungslücke bezüglich seiner Ansätze im Hinblick auf die Säkularisierung der Politik.
- Historischer Hintergrund: Dieses Kapitel behandelt den historischen Kontext des politischen Denkens Machiavellis, indem es den italienischen Humanismus und die Anfänge der Säkularisierung in Europa beleuchtet. Es zeigt auf, wie sich diese Strömungen auf die Entstehung neuer politischer Analysen und die Ablösung der geistlichen von der weltlichen Macht auswirkten.
- Die Rolle der Religion in den Schriften Machiavellis: Dieses Kapitel untersucht die Bedeutung religiöser Akteure in der Politik und die Funktionalisierung der Religion in den Theorien Machiavellis. Es analysiert die Rolle von Numa Pompilius und Girolamo Savonarola im politischen Denken Machiavellis und stellt die Unterschiede in ihren Ansätzen zur Verknüpfung von Religion und Politik dar.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die zentralen Themen der Säkularisierung der Politik, der Rolle der Religion in den Schriften Niccoló Machiavellis, des italienischen Humanismus, der Anfänge der Säkularisierung in Europa und der Funktionalisierung der Religion als Mittel der Machtausübung. Darüber hinaus werden relevante Figuren wie Numa Pompilius und Girolamo Savonarola in den Kontext der politischen Theorie Machiavellis gestellt.
- Arbeit zitieren
- Bianca Hühnerfuß (Autor:in), 2006, Niccoló Macchiavelli - Die Säkularisierung der Politik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76517