Johann Wilhelm Ludwig Gleim - Ein Dichter im Zeichen der Empfindsamkeit


Hausarbeit, 2005

19 Seiten, Note: "-"


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Kurzer Lebenslauf als Einleitung

2. Literaturtheoretische Grundlagen
2.1. Johann Christoph Gottsched: Versuch einer Critischen Dichtkunst (1730)
2.2 Empfindsame Lyrik – eine Begriffsklärung
2.3. Anakreontische Dichtung – Definition

3. Freundschaft und Geselligkeit

4. Der Briefwechsel von Gleim und Klopstock als Zeugnis ihrer Freundschaft

5. Empfindsame Freundschaft (?) – Zusammenfassende Gedanken

Literatur

1. Kurzer Lebenslauf als Einleitung

Johann Wilhelm Ludwig Gleim wurde am 2. April 1719 in Ermsleben[1] geboren.

Während seines Jurastudiums in den Jahren 1738 bis 1741 an der Universität Halle machte er die Bekanntschaft einiger bedeutender Literaten seiner Zeit. Hierzu zählten unter anderem: Gellert, Bürger, Lessing, Wieland und Klopstock. Es bildeten sich unterschiedliche Beziehungen heraus, die bis hin zu Freundschaft reichten.

Der junge Gleim interessierte sich sowohl für Juristerei als auch für Literatur, was ihm die Bekanntschaft mit Johann Peter Uz, Paul Jakob Rudnik und Johann Nicolaus Götz verschaffte. Gemeinsam gründeten sie den zweiten Halleschen Dichterkreis.

Neben der Rezeption literarischer Werke fassten sie den Entschluss, selbst Texte zu schreiben. Vor allem die Freundschaft im Verständnis gemein-schaftlichen Handelns stand im Mittelpunkt ihrer Schriften. Dieses Freund-schaftsverständnis prägte die gesamte aufgeklärte Gesellschaft des 18. Jahrhunderts und spiegelte sich in zahlreichen Gesellschaften und Lesezirkeln, die in dieser Zeit entstanden, wider.

Die Dichtungsauffassung Gleims stand im Gegensatz zur Regelpoetik Gottscheds und betonte die Unabdingbarkeit des Genies, die sich nicht durch einen Regelkanon anerziehen lasse.

Gleich mit seiner ersten Buchveröffentlichung, dem Versuch in scherzhaften Liedern[2], wurde er zum Begründer der mehr als zwanzig Jahre andauernden Phase der deutschen anakreontischen Dichtung. Obwohl ihm von vielen Seiten Lob gezollt wurde und Schiller, Goethe sowie Lessing in ihrer frühen Lyrik Gleims anakreontischer Dichtung recht nahe kamen, konnte Gleim einer realistischen volkstümlichen Dichtung noch nicht zum Durchbruch verhelfen. Es war eher eine „Literaturmode“.

Ebenfalls große Beachtung fanden Gleims Preußische Kriegslieder in den Feldzügen 1756 und 1757 von einem Grenadier, die er während der Teilnahme am Siebenjährigen Krieg 1758 veröffentlichte. Lessing schrieb zu dieser Sammlung das Vorwort. Er hob besonders den volkstümlichen Ton der Lieder hervor. Gleims Grenadierlieder waren sein bekanntestes Werk und sind heute noch am weitesten verbreitet.

Allerdings war es im 18. Jahrhundert Dichtern kaum möglich ihren Lebensunterhalt allein durch die Dichtkunst zu bestreiten. Honorare für dichterische Werke waren doch eher gering. Nicht zu unterschätzen waren auch die zahlreich kursierenden Raubdrucke, die die Honorare drückten. Gleim bemühte sich, die Honorarsituation junger, hoffnungsvoller Dichter zu verbessern, indem er sie tatkräftig auf verschiedene Weise unterstützte. Dies war ihm möglich, da er seit 1747 in Halberstadt als Domsekretär und seit 1756 als Kanonikus des Domstifts Walbeck wirkte und gut verdiente.

Die „Freundschaftsdienste“ Gleims reichten von der Finanzierung der Drucke junger Autoren über die Vermittlung lukrativer Anstellungen mit gesichertem Einkommen, um Notsituationen zu überbrücken, bis zum Wohnen in seinem Haus, um ungestört arbeiten zu können. In den Genuss dieser Dienste kamen unter anderem Johann Heinrich Voß, Johann Gottfried Herder und Gottfried August Bürger.

Viele Freunde Gleims waren für den Kontakt dankbar, bot er doch neben der materiellen Zuwendung auch die Chance zu einem Gedankenaustausch über aktuelle Literatur.

Je älter Gleim wurde, um so mehr veränderte sich sein Verhältnis zur literarischen Öffentlichkeit. Ende der 1760er Jahre setzte zunehmende Kritik an den literarischen Texten Gleims ein. Mit seinen späteren Werken vermochte er nicht an den Erfolg seiner anakreontischen Dichtung anzuknüpfen. Privat zerbrachen einige seiner Freundschaften, so mit Ramler und Spalding. Am 18. Februar 1803 starb Gleim im Alter von 84 Jahren in Halberstadt.

Diese Arbeit befasst sich mit Gleim als Lyriker und Gleim als Freund. Es wird der Versuch unternommen, die Frage nach der Bedeutung von Freundschaft und Empfindung zu klären.

2. Literaturtheoretische Grundlagen

2.1. Johann Christoph Gottsched: Versuch einer Critischen Dichtkunst (1730)

Auch wenn die Anakreontiker um Gleim herum eine Gottsched – gegensätzliche Dichtungsauffassung vertraten, war er dennoch ein wichtiger Vorgänger und „Kollege“. Deshalb soll ihm wenigstens ein kurzes Kapitel in dieser Arbeit zustehen.

Seine Prinzipien verhalfen der „schönen Literatur“ zu wissenschaftlichem wie gesellschaftlichem Ansehen. Dies sicherte ihr einen festen Platz in der Gesellschaft, vor allem im Bürgertum.

Im Übergang von der Früh- zur Hochaufklärung war Gottscheds Critische Dichtkunst ein entscheidendes Dokument. Hier wurden literaturtheoretische Maßstäbe vorgelegt und begründet. Sie betreffen neben Grundbegriffen der Literatur vor allem die Gattungslehre. Gottscheds Kompendium bot einerseits seiner Schule bis 1750 ein Programm, andererseits stand es im Mittelpunkt heftiger theoretischer Auseinandersetzungen.

Neben der antiken Gattungstrias[3], er orientiert sich vor allem an der Poetik des Aristoteles, steht die Lehrdichtung als eine vierte Hauptgattung. Lehrdichtung dient zwei Zielen: Erstens der Verbreitung von wissenschaftlichen Erkennt-nissen und zweitens der Befestigung christlicher Moral und bürgerlicher Tugenden.

Die Critische Dichtkunst ist eine Art Nachschlagewerk für den Poetikunterricht. Sie erhebt zugleich den Anspruch, die deutsche Literatur systematisch auf philosophisch-rationalistische Prinzipien zurückzuführen. Gottscheds Regelpoetik wurde zum Ausgangspunkt einer Traditionsbildung der literarischen Aufklärung und zugleich zum Auslöser zahlreicher kritischer Modernisierungs-diskussionen. Der aufstrebenden bürgerlichen Literatur wurden umfangreiche Grundlagen in begründeten Regeln vorgegeben.

Die Schwerpunkte der Darstellung sind einerseits theoretische Reflexionen über den Charakter und andererseits die Entstehung von Poesie im Sinne der Naturnachahmung, von Geschmack, Kritik und Regeln. Der größere Teil widmet sich der Gattungstheorie, die in ihrer Entwicklung seit der Antike skizziert wird. Eine Anzahl von Beispieltexten rundet das didaktische Programm ab.

Die Vorbilder entstammen der antiken Literatur und der deutschen Barockliteratur[4]. Der überwiegende Teil stammt jedoch aus dem Bereich der französischen Dichtung.

Der aufgeklärte Mensch begriff sich nicht mehr als ein Stück der von Gott geschaffenen Normordnung[5], sondern im Rahmen einer rationalen Konstruktion dieser Welt, die nach Maßgabe der Selbsterfahrung seiner eigenen Vernunft- und Triebstruktur zustande kommt.

Gottsched sprach sich gegen die „schwülstige Schreibart“ aus. Natürliche Umgangssprache, sinnreiche Begriffssprache und leidenschaftliche Affektsprache sollten sich in einem genus medium verbinden.

Man merkt schnell, dass hier doch einige Gemeinsamkeiten zur „empfindsamen Lyrik“ bestehen.

Ein Regelwerk aufzustellen ist – trotz aller Kritik – eine wichtige Handlung Gottscheds gewesen.

2.2 Empfindsame Lyrik – eine Begriffsklärung

Der Terminus „Lyrik des 18.Jahrhunderts“ ist für diese Arbeit allzu ungenau, umfasst er doch den Oberbegriff von Brockes bis Klopstock und damit allzu Vieles und Heterogenes. Ich beschränke mich in meiner Betrachtung auf die „Lyrik der Empfindsamkeit“ und setze diese für die Zeit zwischen ca. 1740 bis 1760 an. Die Anakreontik ist als Teil der empfindsamen Lyrik zu sehen, macht diese jedoch nicht allein aus. Dafür ist die Anakreontik thematisch aufgrund ihrer antiken Vorbilder zu festgelegt.

[...]


[1] Heute: Sachsen – Anhalt, Harz

[2] Teil 1 und 2 erschienen 1744 und 1745; als Teil 3 gelten die Lieder von 1749.

[3] Epik, Lyrik, Dramatik, Didaktische Gattungen: Fabeln, Lehrgedichte, Satiren, Dramen (das Konzept des „prodesse et delectare“)

[4] Hier wird Opitz besonders hervorgehoben.

[5] Die Verbindung zu Gott ist nicht vollständig abgerissen, wandelt sich jedoch vom Naturrecht als göttlichem Recht zu einem autonomen Vernunftrecht aus Erkenntnis und Moral.

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Details

Titel
Johann Wilhelm Ludwig Gleim - Ein Dichter im Zeichen der Empfindsamkeit
Hochschule
Technische Universität Berlin
Note
"-"
Autor
Jahr
2005
Seiten
19
Katalognummer
V76524
ISBN (eBook)
9783638801317
Dateigröße
378 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Johann, Wilhelm, Ludwig, Gleim, Dichter, Zeichen, Empfindsamkeit
Arbeit zitieren
Yvonne Stingel (Autor:in), 2005, Johann Wilhelm Ludwig Gleim - Ein Dichter im Zeichen der Empfindsamkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76524

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