Interkulturelle Kommunikation


Seminararbeit, 2005

20 Seiten, Note: 2,1


Leseprobe


Gliederung

1 Einleitung

2 Grundlagen der Pragmatik
2.1 Interkulturelle Pragmatik
2.2 Pragmatik im Fremdsprachenunterricht
2.3 Pragmatik des gesprochenen Spanisch

3 Schlussbetrachtung

4 Literaturverzeichnis

Einleitung

In der vorliegenden Hausarbeit möchte ich mich einleitend mit den Grundlagen der Pragmatik auseinandersetzen und sie weitestgehend darstellen. Die Fragestellung hierbei ist: Was ist überhaupt Pragmatik bzw. Pragmalinguistik? Welche linguistische Disziplin stellt sie dar?

Nach einer allgemeinen Begriffs- und Grundlagenerklärung werde ich mich der interkulturellen Pragmatik widmen. Dabei werde ich aufbauend die interkulturelle Kommunikation in Betracht ziehen, da sie die Grundlage der interkulturellen Pragmatik bildet. Gerade in unserer heutigen Zeit der Globalisierung sind Sprachbenutzer immer mehr darauf angewiesen interkulturell zu kommunizieren und hierbei kommt es oft zu schwerwiegenden Missverständnissen. Die pragmatische Untersuchung beschäftigt sich allerdings nicht mit den äußeren Umständen für das Misslingen von interkultureller Kommunikation, sondern vielmehr um die Faktoren, die ein Scheitern von Kommunikation hervorrufen. Auf diese Punkte möchte ich näher eingehen und sie ausführen.

Der nächste Teilaspekt dieser Hausarbeit ist die Pragmatik im Fremdsprachenunterricht. Hierbei werde ich fünf Teilbereiche, die die Relevanz der interkulturellen Kommunikation im Fremdsprachenunterricht umfassen, aufgreifen und erläutern.

Bei dem letzten Punkt handelt es sich um die Pragmatik des gesprochenen Spanisch. Unterpunkte sind hierbei, die Unterscheidung vom „español hablado“ und „español escrito“ und zudem wie eine Gesprächsstrukturierung sich zusammensetzt. Außerdem werde ich einige lexikalisierte und phraseologisierte Einheiten des Spanischen nennen.

Die Hausarbeit werde ich mit einer Schlussbetrachtung abschließen.

1 Grundlagen der Pragmatik

„Die Pragmatik befasst sich mit der Frage, wie Sprache in Rede- und Schreibsituation verwendet wird. Dabei geht es um die kommunikative Kompetenz der Sprachbenutzer, die über die einfache Kompetenz (=Beherrschung des Sprachsystems; Gegenbegriff: Performanz= tatsächliche Verwendung der Sprache einschließlich der Fehler dabei) hinausgeht.“[1]

Hierzu möchte ich ein Dialog-Beispiel zur Veranschaulichung geben.

Vater: Wie oft soll ich Dir noch sagen, dass du in der Schule besser aufpassen sollst?

Kind: Noch fünf Mal, bitte.

Um die Bedeutung dieser Aussage zu verstehen, muss man den semantischen Gehalt der Wörter kennen und darüber hinaus die Aussage interpretieren können. Um den Sinn des Dialogs verstehen zu können, muss man auf seine Erfahrungen mit der realen Welt zurückgreifen.

Eine mögliche Übersetzung dieses Dialogs könnte sein:

Vater: Pass doch bitte mehr in der Schule auf, damit sich deine Noten verbessern.

Kind: Ich habe dazu aber keine Lust.

Solche Äußerungen heißen indirekte Sprechakte, da zwischen der wortwörtlichen Interpretation und der tatsächlichen Sprecherabsicht eine Diskrepanz besteht.

Sprechakttheorie[2]

In der alltäglichen Sprachverwendung gibt es also Regeln, die über die grammatikalischen Regeln hinausgehen. Diese Regeln sorgen dafür, dass eine Kommunikation zwischen Sprecher und Hörer erfolgreich verläuft und mit dem Phänomen setzt sich die Sprechakttheorie auseinander.

Die Sprechakttheorie hat ihren Ursprung in der Vorlesung „Word and Deeds“ von J. L. Austin in Oxford. Über die Vorlesungen verfasst Austin ein Manuskript und diese wurde 1962 unter dem Titel „How to do things with words“ publiziert. Eine deutsche Übersetzung erschien erstmals 1972 unter dem Titel „Zur Theorie der Sprechakte“ in Deutschland.

Seine Grundüberlegung war die Trennung von konstativen und performativen Äußerungen. Sätze können nicht nur wahr oder falsch sein (konstative Sätze), sondern sie können auch etwas bewirken (performative Sätze).

Hier ein Beispiel für einen konstativen Satz:

1. „Ich habe gestern fünf Stunden spanische Grammatik geübt.“

Dieses ist eine allgemeine Behauptung, die wahr oder falsch sein kann.

Beispiele für performative Sätze:

2. „Ich taufe Dich hiermit auf den Namen Romeo.“

3. „Ich befehle Dir hiermit, für die Zwischenprüfung zu lernen.“

4. „Ich danke Ihnen sehr für ihre engagierte Mitarbeit.“

Laut Austin sind solche Äußerungen performativ, d.h. vollziehende Handlungen. Verben wie taufen, befehlen, danken sind dementsprechend performativ. Die performative Verwendung von Verben wird gerne mit dem Partikel hiermit begleitet.

Des Weiteren gibt es eine Unterscheidung von explizit performativ und primär performativ. Die Beispielsätze 2, 3 und 4 sind explizit performativ, weil sie ein Verb explizit nennen, mit dem sie die Handlung ausführen. Bei primär performativen Sätzen hingegen, werden zwar auch Handlungen vollzogen, allerdings eher durch den Inhalt des gesamten Satzes. „Ich helfe Dir morgen ganz sicher bei dem Umzug.“ Der Satz beinhaltet ein Versprechen, jedoch wird dies nicht durch ein performatives Verb ausgelöst und ist demnach primär performativ.

Die Unterscheidung „konstativ/performativ“, die vor allem dazu dienen sollte, den Handlungscharakter von Äußerungen aufzuzeigen, hat Austin selbst wieder aufgegeben.

Wichtiger ist die Analyse der Sprechakte in drei Teilakte:

1.) lokutionärer Akt = Äußerungsakt

a) phonetischer Akt - Äußerung von Lauten
b) phatischer Akt - Äußerung von Wörtern und Sätzen
c) rhetischer Akt - Äußerung von Bedeutungen

2.) illokutionärer Akt = Sprechhandlungsakt

3.) perlokutionärer Akt = „Gelingen“ des illokutionären Akts[3]

Lokutionärer Akt: Umfasst die Phonetik, Grammatik und die Semantik. Die Stimmwerkzeuge werden bewegt und man erzeugt Laute, die sich am Sprachsystem orientieren -> Äußerungsakt.

Illokutionärer Akt: Bezieht sich auf die Sprecherintention. Man spricht jemanden mit einer bestimmten Intention an, z.B. um ihn zu warnen, zu bitten oder um ihn zu überzeugen. Diese Intention kann gewissermaßen glücken bzw. missglücken.
Perlokutive Akt: Der Sprecher erwartet durch seine Sprachhandlung, die er in einer bestimmten Absicht ausführt, eine Reaktion des Hörers. Er soll z.B. durch eine Warnung, von etwas abgehalten werden. Die gewünschte Reaktion kann erzielt oder nicht erzielt werden.

Die letzten beiden Akte sind schwer voneinander zu trennen. Sie stellen zwei aufeinander folgende Schritte dar. Der illokutionäre Akt ist prinzipiell die Specherintention. Die Perlokution geht einen Schritt weiter und untersucht, was der Hörer daraufhin tun soll.

J.R. Searle[4] unterscheidet fünf Klassen von Sprechakten gemäß den Sprecherintentionen:

Repräsentativer Sprechakt: Der Sprecher informiert den Hörer über etwas. Typische Verben hierfür sind z.B.: mitteilen, berichten, informieren.

Direktive Sprechakt: Der Sprecher fordert den Hörer dazu auf, etwas zu tun und zu unterlassen. Charakteristische Verben hierzu sind z.B.: auffordern, bitten.

Kommissiver Sprechakt: Der Sprecher verpflichtet sich zu einer zukünftigen Handlung. Verben hierfür sind z.B.: versprechen, garantieren.

Expressiver Sprechakt: Der Sprecher drückt seine Haltung über etwas aus. Z.B.: bedauern, gratulieren.

Deklarativer Sprechakt: Der Sprecher, in diesem Fall sehr oft der Schreiber, führt eine neue Wirklichkeit herbei, wenn er die entsprechenden Bedingungen einhält. Z.B.: ernennen, erlassen, taufen, verurteilen.

Die Pragmatik ist heute weniger eine Wissenschaftsrichtung als ein Sammelbecken für jede Art von Sprachbetrachtung, die sich mit der Einbeziehung der sprechenden Subjekte und der Beschreibung von Sprache in ihrer konkreten Verwendung beschäftigt.

P. Ernst erstellte folgendes Modell der linguistischen Kernbereiche[5]:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.) Semiotik= Wissenschaft von den Zeichen (sprachlicher und nichtsprachlicher Natur); Ferdinand de Saussure war der Begründer der Zeichenlehre im Rahmen der Linguistik. Der eigentliche Begründer der Zeichentheorie oder Semiotik war der amerikanische Philosoph Ch. S. Pierce (1839-1914). Größte Wirkung unter den Semiotikern hatte Ch. W. Morris. Er definierte die Semiose (=Zeichenprozeß), in dem etwas als Zeichen fungiert und die die drei Disziplinen der Semiotik: Syntaktik, Semantik und Pragmatik.[6]
2.) Systemlinguistik: Umfasst die Sprachstrukturforschung, Grammatik, Typologie. Darunter fällt die Phonologie, Morphologie, Wortbildungslehre, Syntax, Semantik und Textgrammatik.
3.) Angewandte Linguistik: Untersucht Sprache in ihrer tatsächlichen Verwendung.

[...]


[1] Best, Karl-Heinz: Linguistik in Kürze. Mit einem Ausblick auf die Quantitative Linguistik.3., überarbeitete Auflage. Skript. Göttingen 2005. S.75.

[2] Vgl. hierzu: Ernst, P.: Pragmalinguistik: Grundlagen, Anwendungen, Probleme. Berlin 2002. S.72

[3] Gross, Harro: Einführung in die germanistische Linguistik. Neu bearbeitet von Klaus Fischer. München: Iudicium 1998. S.159.

[4] Vgl.hierzu: Searle, J.R.: Sprechakte. Frankfurt: Suhrkamp 1971. S.74

[5] Vgl. hierzu: Grundlagen: Gegenstände und Aufgaben der Pragmatik. Hauptseminar: Pragmalinguistik des Spanischen. WS 2005/06. Georg-August-Universität Göttingen.

[6] Gross, Harro: Einführung in die germanistische Linguistik. Neu bearbeitet von Klaus Fischer. München: Iudicium 1998. S.26ff.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Interkulturelle Kommunikation
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen
Note
2,1
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V76597
ISBN (eBook)
9783638819046
Dateigröße
437 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Interkulturelle, Kommunikation
Arbeit zitieren
Christin Wetzel (Autor:in), 2005, Interkulturelle Kommunikation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76597

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