Die Hauptursache dafür, dass Kreditrisiken vermehrt in den Vordergrund des öffentlichen Interesses geraten, stellen Unternehmenskrisen und publik werdende bankinterne Kreditproblemfälle dar. Auf die zunehmenden Kreditrisiken reagieren die Kontrollinstanzen (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-aufsicht (BaFin), Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (BAKred), Baseler Ausschuss für die Bankaufsicht u. s. w.), auch im Hinblick auf den Gläubigerschutz, mit einer Verschärfung der aufsichts-rechtlichen Regelungen für Banken. Maßnahmen hieraus sind u. a. das Rating nach Basel II, die Offenlegung der wirtschaftlichen Verhältnisse nach § 18 KWG und die Mindestanforderung für das Kreditgeschäft (MaK).
Zudem wirkt sich der zunehmende Wettbewerb negativ auf die Zinsmarge aus, die Verschlechterung der Ergebnisse ist hier die Folge und kann durch Mehreinnahmen auf der Provisionsseite gar nicht oder nicht vollständig aufgefangen werden.
Mit Blick auf die Zunahme von Insolvenzfällen (siehe Abb. 1) in den letzten Jahren und den damit verbundenen rechtlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen für die Banken, gewinnt das Ausfallrisiko als Teil der Bonitätsrisiken eine vollkommen neue Dimension. Die steigenden Insolvenzzahlen zwingen die Banken zu einer Abwendung von ihrer bisherigen quantitativen hin zu einer verstärkt qualitativen Gestaltung der kreditpolitischen Grundsätze. Für den kreditsuchenden Unternehmer äußert sich dies in einer kritischeren und oftmals auch restriktiveren Kreditvergabepolitik der Banken. Dies bringt zunehmend Unruhe in die Unternehmenskreise und reduziert die Verbindung zu der bisher bekannten Hausbank stark. Dabei ist eine gute Verbindung bezüglich der Informationspolitik gerade im Hinblick auf die Anforderungen nach Basel II und § 18 KWG sehr wichtig, da die Auswirkungen für den Unternehmer immens sein können.
Die Auswertung der wirtschaftlichen Unterlagen, die zur Erfüllung von § 18 KWG von den Unternehmen eingereicht werden müssen, ermöglicht es den Banken, die Vergangenheitswerte zu analysieren und eventuelle Chancen oder Risiken zu erkennen bzw. anzusprechen, um die Zukunftsfähigkeit der Kreditnehmer zu sichern und zu verbessern.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Grundlegende Darstellungen und definitorische Abgrenzungen
- 2.1 Wirtschaftsentwicklung und die Auswirkungen auf das aktuelle Kreditgeschäft
- 2.2 Die Entwicklung der Insolvenzzahlen
- 2.3 Die Offenlegung der wirtschaftlichen Verhältnisse nach § 18 Kreditwesengesetz
- 2.3.1 Aufbau und Inhalte eines Jahresabschlusses nach HGB
- 2.3.1.1 Die Aktivseite
- 2.3.1.2 Die Passivseite
- 2.3.1.3 Die Gewinn- und Verlustrechnung nach § 275 HGB
- 2.3.1.4 Der Anhang
- 2.3.2 Grenzen des § 18 KWG
- 2.3.3 Verschärfung der Offenlegungspflichten durch hausinterne Dienstanweisungen
- 2.3.3.1 Bilanzierende nicht prüfungspflichtige Kreditnehmer
- 2.3.3.2 Bilanzierende prüfungspflichtige Kreditnehmer
- 2.3.4 Kritisierung der ausgewerteten Unterlagen
- 2.4 Die Kreditvergabeentscheidung von Kreditinstituten bei Privat- und Firmenkunden
- 2.4.1 Die Kreditfähigkeitsprüfung bei Privat- und Firmenkunden
- 2.4.2 Die persönliche Kreditwürdigkeitsprüfung
- 2.4.3 Die materielle Kreditwürdigkeitsprüfung
- 2.4.4 Risiken des Kredites
- 2.5 Rating und Basel II
- 2.5.1 Rating im Mittelstand - Basel II
- 2.5.2 Darstellung der Notwendigkeit von Basel II
- 2.5.3 Die drei Säulen des Basler Konsultationspapiers
- 2.5.4 Das Rating
- 2.5.4.1 Internes Rating versus externes Rating im Bezug auf die Kunden der Sparkassenorganisation
- 2.5.4.2 Die Ratingklassen
- 2.5.4.3 Konsequenzen für § 18 Kreditwesengesetz aus Basel II
- 2.6 Kunden- und Verkaufsorientierung
- 3. Die Jahresabschlussanalyse im Rahmen der Kreditvergabeentscheidungen von Kreditinstituten unter Berücksichtigung von EBIL
- 3.1 EBIL – Bilanzanalyseprogramm des DSV
- 3.2 Darstellung einiger wichtiger Bilanzkennzahlen
- 3.3 Der Cashflow und dessen Aussagekraft
- 4. Die Jahresabschlussanalyse als Basis der Kunden- und Verkaufsorientierung
- 4.1 Erkennbare Risiken aus der Jahresabschlussanalyse
- 4.2 Verkaufsorientierung und Cross-Selling-Ansätze
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Bedeutung der Jahresabschlussanalyse im Rahmen der Kreditvergabeentscheidungen von Banken. Sie beleuchtet die aktuelle Wirtschaftsentwicklung und deren Auswirkungen auf das Kreditgeschäft, die Entwicklung der Insolvenzzahlen sowie die Offenlegungspflichten nach § 18 Kreditwesengesetz.
- Die Arbeit befasst sich mit der Bedeutung des Jahresabschlusses als Grundlage für die Kreditfähigkeitsprüfung.
- Sie analysiert die Kreditwürdigkeitsprüfung von Privat- und Firmenkunden sowie die Risiken des Kredites.
- Die Arbeit untersucht den Einfluss von Basel II auf das Rating und die Kreditvergabe.
- Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Bedeutung der Jahresabschlussanalyse für die Kunden- und Verkaufsorientierung von Banken.
- Die Arbeit zeigt auf, wie Banken die Ergebnisse der Jahresabschlussanalyse nutzen können, um Risiken zu erkennen und Cross-Selling-Ansätze zu entwickeln.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einführung legt den Fokus auf die Relevanz der Jahresabschlussanalyse für Banken im Rahmen der Kreditvergabeentscheidungen. Es wird die Bedeutung des Themas in der heutigen Wirtschaftswelt hervorgehoben und die Zielsetzung der Arbeit definiert.
Kapitel 2: Grundlegende Darstellungen und definitorische Abgrenzungen bietet einen Überblick über die aktuelle Wirtschaftsentwicklung und die Auswirkungen auf das Kreditgeschäft. Es beleuchtet die Entwicklung der Insolvenzzahlen und analysiert die Offenlegungspflichten nach § 18 Kreditwesengesetz im Detail.
Kapitel 3: Die Jahresabschlussanalyse im Rahmen der Kreditvergabeentscheidungen von Kreditinstituten unter Berücksichtigung von EBIL beschäftigt sich mit dem Bilanzanalyseprogramm EBIL des Deutschen Sparkassenverbandes (DSV) und stellt wichtige Bilanzkennzahlen vor. Der Cashflow und dessen Aussagekraft für die Kreditvergabeentscheidung werden ebenfalls beleuchtet.
Kapitel 4: Die Jahresabschlussanalyse als Basis der Kunden- und Verkaufsorientierung betrachtet die erkennbaren Risiken aus der Jahresabschlussanalyse und zeigt auf, wie Banken diese Erkenntnisse für die Verkaufsorientierung und die Entwicklung von Cross-Selling-Ansätzen nutzen können.
Schlüsselwörter
Jahresabschlussanalyse, Kreditvergabeentscheidungen, Banken, Wirtschaftsentwicklung, Insolvenzzahlen, § 18 Kreditwesengesetz, Kreditfähigkeitsprüfung, Kreditwürdigkeitsprüfung, Rating, Basel II, Kunden- und Verkaufsorientierung, Cross-Selling, EBIL.
- Quote paper
- Betriebswirt (VWA) Mario Wunderlich (Author), 2006, Die Jahresabschlussanalyse im Rahmen der Kreditvergabeentscheidungen von Banken als Basis der Kunden- und Verkaufsorientierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76650