Ständig wird der Mensch in den Industriestaaten mit Medienbotschaften konfrontiert, ob durch Printmedien, Fernsehen, Hörfunk oder Internet. Nicht immer gelingt es allen Rezi-pienten Realität und Fiktion auseinanderzuhalten. Dieses Problem betrifft nicht etwa nur Kinder sondern auch Jugendliche und Erwachsene. Als ein Beispiel der letzten Jahre kann der Film „Blair Witch Project“ angesehen werden (vgl. Pietraß 2005: 101). Auch heute, acht Jahre nach Erscheinen des Films, besteht weiterhin bei einem Teil der Zuschauer Unklar-heit darüber, in wie weit und ob der Film auf Realität beruht (vgl. Cineclub o.J.). Ende des letzten Jahres sorgte ebenfalls ein missverstandener Fernsehbericht des Senders „Radio-Télevision belge de la Communauté francaise“ für Aufregung (vgl. ZEIT online 2006). In diesem wurde die Abspaltung Flanderns von der Wallonie und damit ein Ende Belgiens verkündet, was laut einer Umfrage des Senders von 89 Prozent der Zuschauer zuerst ge-glaubt wurde (vgl. ZEIT online 2006).
„War of the Worlds“ , ein Hörspiel von Orson Welles und dem „Mercury Theatre on the Air“, das eine Attacke Außerirdischer auf die Vereinigten Staaten von Amerika in Form eines Vor-Ort-Berichts beschreibt, wurde am 31. Oktober 1938 gesendet und rief unter den rund sechs Millionen Zuhörern teilweise ähnliche Zweifel hervor (vgl. Cantril 2005: 3-44, 47). Mindestens eine Millionen Zuhörer waren verängstigt (vgl. Cantril 2005: 47). Pa-nikattacken führten zu unüberlegten Reaktionen, die noch Wochen die Zeitungsmeldungen beherrschten (vgl. Cantril 2005: 62). Besonders hoch war der Anteil derjenigen, die das Hörspiel als Nachricht auffassten bei denjenigen, die zu spät einschalteten und die Ankün-digung des Hörspiels zu Beginn verpassten (vgl. Cantril 2005: 78 f.) .
Doch warum reagierten auch bei solchen die spät einschalteten nur manche Menschen panisch auf das Hörspiel „War of the Worlds“ und andere nicht? Die vorliegende Hausar-beit geht dieser Frage nach.
Theoretische Grundlagen wurden durch Erkenntnisse der kognitiven Psychologie über die Informationsverarbeitung sowie durch das dynamisch-transaktionale Modell gewonnen. Aus diesem Grund sollen die wichtigsten Elemente und Ergebnisse dieser erläutert werden.
Anschließend folgt eine Kategorisierung des Kontrollverhaltens der Zuhörer, da dieses mitentscheidend für die Reaktion war. Daraufhin wird auf persönliche Eigenschaften der Rezipienten eingegangen, die die Wahrnehmung des Stücks beeinflussten. Zu nennen sind hier Kritikfähigkeit sowie Faktoren der persönlichen Beeinflussbarkeit. Der Hörsituation wird ebenfalls Beachtung geschenkt. Auch diese hatte, wie sich herausstellen wird, Einfluss auf die Verarbeitung der Informationen. Zum Abschluss der Arbeit werden die wichtigsten Aspekte zusammengefasst präsentiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlage: Individuelle Informationsverarbeitung und das dynamisch-transaktionale Modell
- Kategorisierung des Kontrollverhaltens der Rezipienten nach Cantril
- Die Kritikfähigkeit der Rezipienten
- Formale Bildung und Intelligenz
- Hintergrundwissen der Rezipienten
- Beeinträchtigung der Kritikfähigkeit durch Panik
- Die persönliche Beeinflussbarkeit
- Nachweis, dass die persönliche Beeinflussbarkeit eine Rolle bei der Reaktion auf das Hörspiel hatte
- Die Auswirkungen von Ängsten und Unsicherheiten auf die Beeinflussbarkeit einer Person
- Der Glaube an eine höhere Macht: Ein ausschlaggebender Faktor auf die Stärke der Beeinflussbarkeit
- Rezeption in der Gruppe
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die unterschiedlichen Reaktionen auf das Hörspiel "War of the Worlds" von Orson Welles. Sie analysiert, warum einige Zuhörer panisch auf das Stück reagierten, während andere es als Fiktion erkannten. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie individuelle Eigenschaften der Rezipienten die Wahrnehmung und Interpretation von Medienbotschaften beeinflussen.
- Individuelle Informationsverarbeitung und das dynamisch-transaktionale Modell
- Kontrollverhalten der Rezipienten
- Kritikfähigkeit und Beeinflussbarkeit
- Der Einfluss von Ängsten, Unsicherheiten und dem Glauben an eine höhere Macht
- Die Rolle der Hörsituation und der Gruppendynamik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Problem der Unterscheidung zwischen Realität und Fiktion in den Medien dar und führt das Hörspiel "War of the Worlds" als Beispiel ein. Anschließend werden die theoretischen Grundlagen aus der kognitiven Psychologie und dem dynamisch-transationalen Modell erläutert, die die individuelle Informationsverarbeitung und die Interpretation von Medienbotschaften beleuchten. Das dritte Kapitel kategorisiert das Kontrollverhalten der Zuhörer nach Cantril und untersucht, wie dieses die Reaktion auf das Hörspiel beeinflusste.
Im vierten Kapitel werden die persönlichen Eigenschaften der Rezipienten, insbesondere die Kritikfähigkeit und die Faktoren der persönlichen Beeinflussbarkeit, analysiert. Der Einfluss von Ängsten, Unsicherheiten und dem Glauben an eine höhere Macht auf die Beeinflussbarkeit wird beleuchtet. Das fünfte Kapitel untersucht die Rolle der Hörsituation und der Gruppendynamik bei der Rezeption des Hörspiels.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Medienrezeption, individuelle Informationsverarbeitung, Kritikfähigkeit, Beeinflussbarkeit, Panik, Hörspiel, "War of the Worlds", Orson Welles, dynamisch-transaktionales Modell, Kontrollverhalten.
- Arbeit zitieren
- Kathrin Biegner (Autor:in), 2007, Eine Erklärung der unterschiedlichen Reaktionen auf das Hörspiel „War of the Worlds“ mit Fokus auf den Rezipienten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76690