Wird im nicht-wissenschaftlichen Kontext über das Mittelalter gesprochen, so fallen schnell die Schlagworte Fehde und Rache, gewalttätige Verwüstungen oder auch ungehinderte Raubzüge und Gewalttaten, um nur einige Beispiele zu nennen. Dass jedoch bereits seit dem 10. Jahrhundert Versuche unternommen wurden, um diese Zustände einzudämmen und unter Bestrafung zu stellen, daran wird in diesem Kontext nur selten gedacht. Das in der alltäglichen Meinung oft vorherrschende Bild des angeblich doch so „finsteren Mittelalters“ könnte durch diesen Umstand wahrscheinlich um einiges erhellt werden.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, anhand der Gottesfrieden des 11. Jahrhunderts und vor allem der Landfrieden des 12. sowie 13. Jahrhunderts darzulegen, dass es sehr wohl Versuche zur Eindämmung von Gewalttaten sowie zu einer konkreten, für alle gültigen Friedensregelung gegeben hat. Dabei soll unter anderem versucht werden, eine Entwicklung von den Gottesfrieden hin zu den Landfrieden aufzuzeigen, da bereits alle Grundgedanken der Landfrieden dort vorgebildet worden sind. Ob den Zeitgenossen ein Unterschied bewusst gewesen ist, erscheint zudem fraglich, da die Quellen in beiden Fällen von pax sprechen. Die Bedeutung der Friedensbewegung für die Entwicklung von Gerichtsbarkeit und Gesetzgebung soll zudem zur Sprache kommen, da das Landfriedensrecht einen eigenen, geschlossenen Rechtskomplex des Hoch- und Spätmittelalters darstellt und die Landfrieden eine große Bedeutung für eine einheitliche Strafgesetzgebung und für die Entwicklung der staatlichen Strafgerichtsbarkeit haben.
Der Schwerpunkt der Betrachtung der deutschen Landfriedensbewegung soll in der Epoche vom Ende des 11. Jahrhunderts bis zum Mainzer Reichslandfrieden von 1235 liegen, welche prägend für den Verlauf der deutschen Rechts- und Verfassungsgeschichte war und die weitere Landfriedensentwicklung entscheidend beeinflusste. Aufgrund der Vielzahl der Friedenstexte kann nur eine geringe Auswahl gegeben werde, wobei hier besonders die Frieden Heinrichs IV. sowie der wichtige Reichslandfrieden aus dem Jahre 1235 betrachtet werden sollen. Obwohl sie auch einen entscheidenden Beitrag zu dieser Entwicklung, und vor allem zur Fehderegelung, leisteten, kann auf die Frieden Friedrich. Barbarossas nicht näher eingegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- 1. Gottesfrieden - pax und treuga dei
- 2. Die Anfänge der Landfriedensbewegung im Reich
- 2.1. Heinrich IV. und der Mainzer Reichsfrieden von 1103
- 2.2. Die Strafe in den Landfrieden
- 3. Der Mainzer Reichslandfriede 1235
- 3.1. Das Überlieferungsproblem des Mainzer Reichslandfriedens
- 3.2. Die Friedensbestimmungen in Mainz
- 3.3. Geltungsgrund und Wirkung
- 4. Landfriedenstätigkeit unter Rudolf von Habsburg
- III. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Gottesfrieden des 11. Jahrhunderts und vor allem die Landfrieden des 12. und 13. Jahrhunderts, um aufzuzeigen, dass es bereits im Mittelalter Versuche zur Eindämmung von Gewalttaten und zur Etablierung einer einheitlichen Friedensregelung gab. Die Arbeit verfolgt die Entwicklung von den Gottesfrieden hin zu den Landfrieden und beleuchtet die Bedeutung der Friedensbewegung für die Entwicklung von Gerichtsbarkeit und Gesetzgebung.
- Entwicklung der Gottesfrieden hin zu den Landfrieden
- Die Strafbestimmungen in den Landfrieden
- Die Bedeutung der Landfrieden für die Entwicklung der Gerichtsbarkeit und Gesetzgebung
- Der Einfluss der Landfriedensbewegung auf die deutsche Rechts- und Verfassungsgeschichte
- Analyse und Wertung der Landfriedenstexte, insbesondere des Mainzer Reichslandfriedens von 1235
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und führt in die Thematik der Landfriedensbewegung im Mittelalter ein. Sie hebt die Bedeutung der Gottesfrieden und Landfrieden für die Eindämmung von Gewalt und die Entwicklung des Rechts im Mittelalter hervor.
II. Hauptteil
1. Gottesfrieden - pax und treuga dei
Dieses Kapitel behandelt die Entstehung der Gottesfriedensbewegung in Südfrankreich und beschreibt die verschiedenen Phasen ihrer Entwicklung. Es beleuchtet die Strafbestimmungen und die Durchsetzung der Friedensregelungen.
2. Die Anfänge der Landfriedensbewegung im Reich
Dieses Kapitel befasst sich mit der Ausbreitung der Gottesfriedensbewegung im Deutschen Reich und der Entstehung der Landfriedensbewegung. Es analysiert insbesondere den Mainzer Reichsfrieden von 1103 und die Strafe in den Landfrieden.
3. Der Mainzer Reichslandfriede 1235
Das Kapitel analysiert den Mainzer Reichslandfrieden von 1235. Es behandelt das Überlieferungsproblem des Friedens, die Friedensbestimmungen und die Geltungsgrund und Wirkung des Friedens.
4. Landfriedenstätigkeit unter Rudolf von Habsburg
Dieses Kapitel untersucht die Landfriedenstätigkeit unter Rudolf von Habsburg.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Landfriedensbewegung, Gottesfrieden, Fehde, Rechtsgeschichte, Verfassungsgeschichte, Strafrecht, Gerichtsbarkeit, Reichslandfrieden, Mainzer Reichslandfrieden von 1235, Heinrich IV., Rudolf von Habsburg, mittelalterliches Recht.
- Quote paper
- Maike Berhorst (Author), 2007, Die Landfriedensbewegung im Mittelalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76732