Eine Soziologie des Geldes mit Georg Simmel und Karl Marx


Hausarbeit, 2005

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

I Einleitung

II Die ökonomische Lücke der soziologischen Theorie
II.1 Die Arbeitsteilung zwischen Soziologie und Ökonomie
II.2 Methodologischer Individualismus
II.3 Eine Soziologie des Geldes

III Die Geldform bei Simmel und Marx
III.1 Simmels Soziologie der sozialen Formen
III.2 Marx’ positive Wissenschaft
III.3 Geld und Kapital

IV Die Rückwirkungen des Geldes
IV.1 Simmels synthetische Betrachtungen
IV.2 die Warenform bei Marx

V Schlussbemerkung

Literatur

I Einleitung

Die Wirtschaftswissenschaften beschäftigen sich mit individuellem wirtschaftlichen Verhalten bzw. mit der Interaktion von Individuen bei der Wahl von Koordinationsmechanismen der Wirtschaft und mit deren Funktionsweise und Ergebnissen. Der Begriff Wirtschaft weist dabei auf die planvolle Deckung des menschlichen Bedarfs nach Gütern.

Im allgemeinen Verständnis der meisten Leute wird das in dieses Ressort fallende Handeln des „homo oeconomicus“ strikt vom Gegenstandsbereich der Soziologie unterschieden. Das rationale Wirtschaftshandeln habe doch nichts mit gesellschaftlich bestimmtem Verhalten von Menschen zu tun. Sogar einige Wirtschaftswissenschaftler und Soziologen scheinen diese Ansicht zu sein. Wie ist es sonst anders zu erklären, dass seit längerem Ökonomie und Soziologie wie Konkurrenten um Gegenstandsbereiche ihrer Wissenschafts­disziplinen kämpfen, anstatt in einem einheitlichen Ansatz der empirischen Untersuchung des rational-intentionalen ökonomischen Handelns übereinzukommen, welches doch gerade eine der Dimension des Sozialen darstellt.

Die Unfähigkeit zu einem komplementären Konzept dieser gesellschaftlichen Grunddimension scheint in beiden Wissenschaftsbereichen erkenntnistheoretisch „blinde Flecken“ ihrer Methodologien zu hinterlassen. In diesem Text soll dem Aufruf einiger besonnenerer Sozialwissenschaftler wie Christoph Deutschmann oder Robert Kurz zu einer die Grenze zwischen „Ökonomischem“ und „Sozialem“ überwindenden Untersuchung der gesellschaftlichen Grundformen gefolgt werden. In diesem Fall sei die Geldform bzw. die Warenform gemeint, die mit Unterstützung der klassischen soziologischen Theorie von Georg Simmel und Karl Marx in einer Soziologie des Geldes diskutiert werden.

II Die ökonomische Lücke der soziologischen Theorie

Max Weber, der wie kaum ein anderer die grundlegenden erkenntnistheoretischen und gegenständlichen Konzeptionen der Soziologie geprägt hat und bis heute prägt, teilt das soziale Handeln, das Untersuchungsgegenstand der soziologischen Disziplin sein soll, in vier Grundtypen ein, von denen ja gerade der rational-intentionale Typ den Hauptcharakter des modernen Handelns beschreibt. Um so erstaunlicher ist es, dass in aktueller soziologischer Fachliteratur der „Erscheinung: dass Orientierung an der nackten eigenen und fremden Interessenlage Wirkungen hervorbringt, welche jenen gleichstehen, die durch Normierung (...) zu erzwingen gesucht werden“ (Weber 1984: 53) nur vereinzelt adäquate Aufmerksamkeit geschenkt wird.

II.1 Die Arbeitsteilung zwischen Soziologie und Ökonomie

Denkt man an rationales Handeln und Interessen, denkt man an ökonomisches Handeln und Geld. Christoph Deutschmann beklagt die Ignoranz der Soziologie geldtheoretischen Fragen gegenüber, wofür sich vor allem der Strukturfunktionalismus von Talcott Parsons verantwortlich zeige. Denn dieser habe durch eine spezifische Arbeitsteilung zwischen Soziologie und Ökonomie der ersteren die Zuständigkeit für den institutionellen Rahmen des Wirtschaftssystems und der letzteren diejenige für das rationale Anpassungshandeln im ökonomischen Teilsystem zugesprochen (vgl. Deutschmann 1995: 376, f.). Die Soziologie ist damit um einen über die bloße Funktionalität hinausragenden Begriff des Geldes verarmt, und die Ökonomie ist aufgrund ihrer Beschränktheit auf die wirtschaftlichen Vorgänge nur zu einem naturalistischen Grundverständnis des Wirtschaftens in der Lage. Im Paradigma des Realtausches der akademischen Wirtschaftstheorie, der „Vorstellung (...), die moderne Wirtschaft funktioniere im Prinzip so, als ob nur Güter gegen Güter getauscht würden“ (Deutschmann 2002: 54), tritt Geld nur als ein den Realtausch vermittelndes Medium auf, „das den Inhalt der wirtschaftlichen Allokationsprozesse letztlich nicht berührt“ (ebd.).

Dies stellt, genau wie sie von Parsons dem ökonomischen Subsystem zugewiesen wurde, eine nur instrumentelle Behandlung des Geldes in einer rein funktionalen Perspektive dar.

II.2 Methodologischer Individualismus

Bei den systemtheoretisch orientierten Beschäftigungen mit Geld, wie z.B. auch bei der Luhmanns, handelt es sich „lediglich um eine Klassifikation der Geldfunktionen in Relation zu anderen gesellschaftlichen Medien und Systemen, nicht um eine Theorie mit empirischem Anspruch“ (Deutschmann 1995: 380). George C. Homans, Vertreter der Verhaltenstheorie, übt ebenfalls Kritik am empirischen Erklärungspotential des Funktionalismus, denn Theorien über das Funktionieren sozialer Systeme würden nur das Bestehen sozialer Erscheinungen in die Abhängigkeit des Systemerhalts stellen und funktionalistischen Hypothesen würden als bloße Aussagen über Beziehungen zwischen Systemmerkmalen eine Mikro-Fundierung fehlen (vgl. Opp/Wippler 2002: 137). Deshalb will sein psychologischer Behaviorismus statt gesamtgesellschaftlicher Strukturen individuelles Verhalten untersuchen. Die Verhaltenstheorie sieht in der Maximierung der subjektiven Nutzenerwartungen die handlungstreibende Kraft rationaler Akteure und will soziale Effekte mit in den Handlungen der Menschen gefundenen allgemeinen Verhaltensgesetzen erklären und Normen aus dem elementaren Verhalten des Individuums ableiten, was jedoch nicht zuletzt wegen fehlender Berücksichtigung Durkheimscher menschlicher Bewusstseinsinhalte und Simmelscher Wechsel­wirkungen in sozialer Interaktion missglückt ist. Auch die Weiterentwicklung des lerntheoretischen Behaviorismus zum wahrnehmungstheo­retisch erweiterten Rational Choice Ansatz überwindet nicht die zu starke ökonomische Verhaftung des methodologischen Individualismus, wonach Institu­tionen oder kollektive Akteure keine Existenz haben, und die Gesellschaft lediglich die Summe individuellen Handelns darstellt. Sowohl das funktionale wie auch das individualistische Denken bieten also keine überzeugende Alternativkonzeption einer soziologischen Theorie des rational-intentionalen Handelns und damit einer des Geldes.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Eine Soziologie des Geldes mit Georg Simmel und Karl Marx
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V76901
ISBN (eBook)
9783638825153
ISBN (Buch)
9783638825573
Dateigröße
416 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Eine, Soziologie, Geldes, Georg, Simmel, Karl, Marx
Arbeit zitieren
Florian Schlotterbeck (Autor:in), 2005, Eine Soziologie des Geldes mit Georg Simmel und Karl Marx, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76901

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