Politische Publizistik im 17. Jahrhundert


Seminararbeit, 2004

14 Seiten, Note: angenommen


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Erscheinungsformen der politischen Publizistik im 17. Jahrhundert
1.1 Das publizistische Erbe des 16. Jahrhunderts
1.1.1 Medien der mündlichen Tradierung
1.1.2 Druckerzeugnisse des 16. Jahrhunderts
1.2 Die ersten Periodika
1.2.1 Die Zeitschrift
1.2.2 Das publizistische Orchester der frühen Neuzeit

2 Das Publikum
2.1 Alphabetisierung
2.2 Zensur und öffentliche Meinung

3 Ein neuer Typus von Öffentlichkeit
3.1 Die Entstehung der politischen Öffentlichkeit

Schlusswort

Bibliographie

Einleitung

Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen des Proseminars „Einführung in das Studium der Geschichte - Entstehung und Frühform der Tageszeitung“ verfasst. Entsprechend dem Titel der Arbeit, handelt es sich um eine Gesamtbetrachtung über die publizistischen Erzeugnisse im 17. Jahrhundert, deren Publikum und deren Wirkung. Auf die Frage nach der technischen Entwicklung, welche die beschriebenen Erzeugnisse erst ermöglichten, kann im Rahmen dieser Arbeit nicht eingegangen werden. So werden die Errungenschaften im Bereich des Druckerwesens, als gegeben vorausgesetzt. Es sei hier lediglich auf die Verwendung von beweglichen Drucklettern, eine Erfindung von Johannes Gutenberg im Jahre 1455, und die darauf folgende Verbesserung der Drucktechnik hingewiesen.

Das erste Kapitel der Arbeit grenzt den Begriff „politische Publizistik“ auf den Definitionszeitraum ein, um dann zu untersuchen, welche Formen davon im 17. Jahrhundert bereits vorhanden waren. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind für uns Menschen des 21. Jahrhunderts deshalb besonders interessant, weil wir in stillschweigender Gewohnheit die Vorzüge einer multimedialen Gesellschaft geniessen, oft ohne uns Gedanken darüber zu machen, wie und warum diese Entwicklung ihren Gang nehmen konnte. Diese Arbeit will demzufolge die Wurzeln unserer heutigen Gesellschaftsform, welche sehr stark von der Publizistik beeinflusst ist, beschreiben. Ich konnte mich dabei auf die minutiöse Vorarbeit von zahlreichen HistorikerInnen stützen und aus ihren Daten einen Überblick über die publizistischen Erzeugnisse der frühen Neuzeit zusammenstellen. Die Arbeit erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit, denn einerseits weiss niemand mit endgültiger Sicherheit, wie viele Dokumente noch unentdeckt in den Archiven Europas lagern und andererseits müssen wir anerkennen, dass viele Dokumente nicht erhalten sind und sich somit auf ewig den neugierigen Augen der HistorikerInnen entziehen. Dennoch zeigt sich die Quellenlage verhältnismässig günstig und die ans Tageslicht beförderte Flut an Druckmedien erlaubt uns, ein konsistentes Bild über die politische Publizistik des 17. Jahrhunderts zu erstellen.

Nachdem im ersten Teil der Arbeit die publizistische Landschaft in ihrer Vielfalt aufgezeigt wird, beschreibt das zweite Kapitel das Publikum der neuen Medien und auch wie durch die Herrscher versucht wurde, auf die publizierten Inhalte Einfluss zu nehmen. Wir können in der frühen Neuzeit eine explosionsartige Verbreitung publizistischer Erzeugnisse beobachten. Gedruckt wurde schon früher, doch im beginnenden 17. Jahrhundert erhält das Phänomen der Druckmedien sowohl eine neue Qualität, als auch eine neue Quantität. Eine Entwicklung von diesem Ausmass kann nicht ohne Wirkung bleiben und eben diese bildet den inhaltlichen Schwerpunkt des dritten Teils meiner Arbeit. Ich stütze mich auch bei der Untersuchung über die Wirkung des Phänomens auf die Vorarbeit zahlreicher HistorikerInnen und zog zusätzlich Erkenntnisse aus der Soziologie bei. Um aber die Wirkung vollständig und gegen jegliche Einwände zu begründen, fehlt in diesem Rahmen der Raum.

Die vorliegende Arbeit will also nicht mehr, aber auch nicht weniger sein, als der Versuch einer auf dem aktuellen Forschungsstand basierenden, vorübergehenden Synthese von Qualität und Quantität, Publikum und Wirkung der politischen Publizistik des 17. Jahrhunderts. Vorübergehend deshalb, weil die Geschichtsschreibung immer nur den aktuellen Forschungsstand wiedergeben kann und sich nie mit endgültiger Sicherheit vor neuen Entdeckungen oder neuer Erkenntnis schützen kann; ein Versuch deshalb, weil eine vollständige und gegen jeden Einwand abgesicherte Theorie im Rahmen des Proseminars „Einführung in das Studium der Geschichte“ nicht möglich ist.

1 Erscheinungsformen der politischen Publizistik im 17. Jahrhundert

Es gilt als erstes zu untersuchen, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um dem Begriff „politische Publizistik“ gerecht zu werden. Dabei zeigt sich vor allem der Begriff „Politik“ als sehr vielschichtig. Ich will versuchen, den Begriff so weit zu definieren, wie es das vorliegende Untersuchungsobjekt verlangt.

Der Begriff „Politik“ stammt vom griechischen Wort „politika“ ab, was so viel wie Staatsgeschäfte oder Staatsführung bedeutet,[1] oder anders formuliert sei die Politik die Kunst der Staatsführung. Bereits Aristoteles erkannte aber: „da sie (die Staatskunst) die übrigen praktischen Wissenschaften in den Dienst ihrer Zwecke nimmt (und) auch autoritativ vorschreibt, was man zu tun und zu lassen hat, so dürfte ihr Ziel die Ziele der anderen als das höhere umfassen (...)“.[2] Die Politik erscheint also als die oberste regulierende Instanz im Bezug auf die Bewohner eines geographisch bestimmten Raumes und deren Bedürfnisse und Tätigkeiten. Dieser Raum, der Staat besteht dabei immer aus der Summe seiner Individuen, welche einerseits untereinander interagieren und somit für eine Dynamik in der Gesellschaft sorgen, andererseits herrscht zwischen der regierenden Klasse und der regierten Bevölkerungsschicht eine fortlaufende Ereigniskette von Aktion und Reaktion, welche wiederum Einfluss nimmt auf die Art und Weise der Staatsverwaltung. In diesem Sinne ist Politik die Gesamtheit aller „die öffentlichen Belange betreffenden, institutionellen, prozessualen und entscheidungsinhaltlichen“[3] Aspekte, des menschlichen Strebens nach einer guten und verbindlichen Regelung des Zusammenlebens der Menschen.

Unter Publizistik im modernen Sprachgebrauch verstehen wir das „Publizieren“, sprich öffentlich[4] machen oder dem Publikum zugänglich machen, von Informationen aller Art in der Form eines Mediums. Somit ist die Publizistik die Gesamtheit der zu Sachverhalten von allgemeinem Interesse bzw. zum Tagesgeschehen Stellung nehmenden Veröffentlichungen in Presse, Rundfunk, Fernsehen, Film und Verlagswesen. Zum Schrifttum der Publizistik gehören vor allem Texte in Zeitschriften und Zeitungen, früher auch, und für die vorliegende Arbeit von zentraler Bedeutung, Flugblätter und Flugschriften.[5]

Unter politischer Publizistik verstehen wir also alle Medien, welche versuchen auf die Politik Einfluss zu nehmen oder auch nur die politischen Vorgänge zu beschreiben.

1.1 Das publizistische Erbe des 16. Jahrhunderts

Der Fokus dieser Arbeit liegt auf dem 17. Jahrhundert. Schon im Jahrhundert zuvor gab es aber Formen der Publizistik, welche weiterhin von Bedeutung waren und teilweise bis in die Gegenwart ihre Stellung behalten konnten.

1.1.1 Medien der mündlichen Tradierung

Gerade der mündlichen Tradierung von politischen Inhalten kommt in der frühen Neuzeit, wie in den Jahrtausenden zuvor, eine zentrale Rolle zu. Von der im Vergleich zur Gegenwart nur mangelhaften Lesefähigkeit der Menschen ist weiter unten die Rede. An dieser Stelle sei lediglich erwähnt, dass grosse Teile der Bevölkerung Analphabeten waren und somit die mündliche Überlieferung gerade für die „normale“ Bevölkerung der einzige Weg war, an Informationen zu gelangen. Zeitungssänger, Herolde und Prediger übernahmen die Rolle von Medien,[6] so dass auch die ungebildete Bevölkerungsschicht wenigstens über die wichtigsten politischen Ereignisse und die Beschlüsse der Herrscher informiert werden konnte. Im Zusammenhang mit der Entstehung der Tagespresse, welche den eigentlichen Inhalt des Proseminars bildet, interessieren diese drei Medien nur sekundär; ihre Existenz sollte uns aber bewusst sein und uns vom Glauben abhalten, dass nur die gebildeten Menschen über das politische Geschehen informiert waren.

1.1.2 Druckerzeugnisse des 16. Jahrhunderts

Von grösserer Bedeutung für die vorliegende Arbeit sind die Druckerzeugnisse. Durch die Erfindung, bzw. Verbesserung der Buchdrucktechnik wurde reproduzierbares Wissen erstmals einer grösseren Anzahl von Menschen zugänglich gemacht. Einem grossen Nachteil der mündlichen Tradierung, nämlich die Veränderung des ursprünglichen Inhaltes mit jeder mündlichen Weitergabe, konnte durch die schriftliche Fixierung des Wissens Einhalt geboten werden. Obwohl sich das Buch in der frühen Neuzeit einer grossen Nachfrage erfreute, war es keinesfalls ein Massenlesestoff. Der Druck von „richtigen“ Büchern war sehr kapitalintensiv und daher der Erwerb eines solchen nicht für jedermann erschwinglich. Daneben war es nicht jedem Drucker möglich, das nötige Kapital für eine entsprechende Infrastruktur aufzubringen.[7]

[...]


[1] Fuchs, Konrad; Raab, Heribert; Wörterbuch Geschichte, Seiten 4308/4309

[2] Aristoteles, Nikomechanische Ethik, Seite 2

[3] Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2003. Artikel: Politik.

[4] Auf den Begriff „öffentlich“ wird im dritten Kapitel näher eingegangen.

[5] Microsoft® Encarta® Enzyklopädie Professional 2003, Artikel: Publizistik.

[6] Faulstich, Werner; Medien zwischen Herrschaft und Revolte; Seiten 216 f.

[7] Stöber, Rudolf; Deutsche Pressegeschichte; Seiten 30 f.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Politische Publizistik im 17. Jahrhundert
Hochschule
Universität Zürich
Note
angenommen
Autor
Jahr
2004
Seiten
14
Katalognummer
V76954
ISBN (eBook)
9783638813273
ISBN (Buch)
9783638825672
Dateigröße
455 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Politische, Publizistik, Jahrhundert
Arbeit zitieren
Patrick Weber (Autor:in), 2004, Politische Publizistik im 17. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76954

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