Public Affairs Agenturen sind, stark vereinfacht gesagt, Unternehmensberatungen im politischen Raum (vgl. Kahler und Lianos 2006, S.292). Sie lassen sich den Bereich der knowledge-intensive business service (KIBS) einordnen. KIBS sind Mittler externen Wissens (vgl. Lo 2001, S.131). PA-Agenturen kommunizieren Regierungswissen an Unternehmen (Monitoring) und aufbereitetes Unternehmenswissen in die Regierung (Lobbying). Der Wissenstransfer zwischen Beratungsunternehmen und ihren Kunden wird bei hoch spezialisierten Dienstleistern als relativ distanzunabhängig – bezogen auf das Standortsystem – eingeschätzt (vgl. Glückler 2004a). Umso interessanter ist daher die Frage, warum der Wissenstransfer zwischen PA-Agenturen und der Regierung distanzabhängig sein sollte.
Der Austausch von Wissen und Informationen unterliegt häufig Unsicherheiten. Eine Reihe von Autoren entdeckt räumliche Nähe in regionalen Clustern als Unsicherheit reduzierenden Faktor (vgl. Lo 2000; 2003; Storper 1997). Demnach reduziert die Bildung regionaler Netzwerke und lokaler Konventionen Unsicherheit. Die vorliegende Arbeit orientiert sich daher an der Vorgehensweise anderer Autoren (vgl. Glückler 2004b; Krätke 2002; Lo 2001; 2003; Keeble und Nachum 2001) und zieht Erkenntnisse aus der Erforschung von wissensintensiven Hightech-Industrien heran. Im Zentrum des Interesses steht die Identifizierung von Faktoren, die Unsicherheiten im Wissenstransfer reduzieren können. Es stellen sich insbesondere folgende Fragen:
Welche Orte lassen sich als Zentren der PA-Branche identifizieren?
Welches Wissen benötigen PA-Agenturen für die Erstellung ihrer Dienstleistungen?
Was sind Zugangsbarrieren zu diesem Wissen?
Hilft räumliche Nähe zur Regierung den PA-Agenturen bei der Generierung des Wissens?
Keywords: Räumliche Nähe - Vertrauen - Reputation - Netzwerk - Lobbyismus - Verbände - Public Affairs - Berlin - KIBS
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Einführung in die Thematik und Fragestellung
- 1.2. Definition zentraler Begriffe
- 1.2.1. Konzepte der Nähe
- 1.2.2. Soziales Kapital
- 1.2.3. Netzwerk
- 2. Public Affairs Agenturen in der Geographie
- 2.1. Der Begriff KIBS
- 2.2. Einordnung von Public Affairs Agenturen in den KIBS-Bereich
- 2.2.1. Der Begriff Public Affairs Agentur
- 2.2.2. Typen von Public Affairs Agenturen
- 2.2.3. Strategien von Public Affairs Agenturen
- 2.2.4. Historische Entstehung von Public Affairs Agenturen
- 2.3. Raummuster von KIBS
- 2.3.1. Erklärungsansätze auf makroanalytischer Ebene
- 2.3.2. Erklärungsansätze auf mikroanalytischer Ebene
- 2.3.2.1. Der Faktor Wissen in Netzwerkansätzen
- 2.3.2.2. Ansätze zum Transfer von Wissen
- 2.4. Abhängigkeit gegenüber Interaktionspartnern
- 2.4.1. Interaktionen zwischen Public Affairs Agenturen und der Regierung
- 2.4.2. Institutionelle Unsicherheit
- 2.4.3. Transaktionsunsicherheit
- 2.5. Das Konzept Soziales Kapital
- 2.5.1. Institutionen der Alltagspraxis
- 2.5.2. Vertrauen
- 2.5.3. Reputation
- 3. Methodik der empirischen Untersuchung
- 3.1. Das Untersuchungsziel
- 3.2. Das Untersuchungsgebiet
- 3.3. Grundgesamtheit
- 3.4. Datensammlung
- 3.5. Methodisches Konzept der empirischen Arbeit
- 3.5.1. Qualitative Erhebungstechnik
- 3.5.2. Quantitative Erhebungstechnik
- 4. Die Struktur des PA-Sektors und der Faktor räumlicher Nähe
- 4.1. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen des Untersuchungsgebietes
- 4.2. Der deutsche Public-Affairs-Markt
- 4.2.1. Struktur des deutschen Public-Affairs-Marktes
- 4.2.2. Räumliche Verteilung in Deutschland
- 4.3. Der Berliner Public-Affairs-Markt
- 4.3.1. Struktur des Berliner Public-Affairs-Marktes
- 4.3.2. Räumliche Verteilung in Berlin
- 4.4. Der externe Wissensbedarf von PA-Agenturen
- 4.4.1. Quantität und Qualität von Quellen
- 4.4.2. Persönliche Informationspartner
- 4.5. Mechanismen der Informationserschließung
- 4.5.1. Vertrauen zur Gewinnung von Informationspartnern
- 4.5.1.1. Merkmale der Vertrauensbeziehungen
- 4.5.1.2. Folgen der Vertrauensbeziehungen
- 4.5.2. Ausbreitung von Vertrauen
- 4.5.2.1. Netzwerkreputation
- 4.5.2.2. Öffentliche Reputation
- 4.5.2.3. Zugang durch Konventionen und Regeln
- 4.5.2.4. Tendenzen in den Zugangsmechanismen zu Informationspartnern
- 4.6. Räumliche Nähe und Informationsbeschaffung
- 4.6.1. Kommunikationsmittel der Austauschbeziehungen
- 4.6.2. Herkunft der Informationspartner
- 4.7. Räumliche Nähe und Soziales Kapital
- 4.7.1. Räumliche Nähe und persönliche Beziehungen
- 4.7.1.1. Räumliche Nähe und persönliches Vertrauen
- 4.7.1.2. Netzwerke
- 4.7.1.3. Markteintritt und etablierte Stellung am Markt
- 4.7.1.4. Räumliche Nähe vs. internationale Reichweite
- 4.7.5. Räumliche Nähe und Konventionen und Regeln
- 4.7.6. Weitere vertrauensfördernde Faktoren
- 4.8. Kleinräumige Wirkung räumlicher Nähe
- 5. Bewertung der Ergebnisse
- 5.1. Auswertung der Thesen
- 5.2. Empirische Schlussfolgerungen
- 5.3. Theoretische Schlussfolgerungen
- 5.4. Forschungsperspektiven
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit untersucht die Rolle räumlicher Nähe als Erfolgsfaktor für Public Affairs Agenturen. Das Ziel ist es, die Bedeutung von räumlicher Nähe für die Informationsbeschaffung, die Entwicklung von Sozialem Kapital und den Erfolg von Public Affairs Agenturen zu analysieren.
- Räumliche Nähe als Faktor für die Informationsbeschaffung
- Räumliche Nähe und die Entwicklung von Sozialem Kapital
- Der Einfluss räumlicher Nähe auf den Erfolg von Public Affairs Agenturen
- Die Bedeutung von Netzwerken und Vertrauen für die Public Affairs Arbeit
- Empirische Untersuchung des Berliner Public Affairs Marktes
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und definiert zentrale Begriffe wie Nähe, Soziales Kapital und Netzwerk. Das zweite Kapitel beleuchtet Public Affairs Agenturen im Kontext der Geographie und betrachtet deren Einordnung in den KIBS-Bereich, ihre Typen, Strategien und historische Entstehung. Kapitel drei beschreibt die Methodik der empirischen Untersuchung, inklusive Untersuchungsziel, -gebiet und -gesamtheit sowie Datensammlung und methodischem Konzept. Kapitel vier analysiert die Struktur des PA-Sektors und den Faktor räumlicher Nähe, mit Fokus auf den deutschen und Berliner Public Affairs Markt sowie den externen Wissensbedarf von PA-Agenturen und die Mechanismen der Informationserschließung. Kapitel fünf bewertet die Ergebnisse der Untersuchung und zieht empirische und theoretische Schlussfolgerungen.
Schlüsselwörter
Public Affairs, Agenturen, räumliche Nähe, Soziales Kapital, Netzwerk, Informationsbeschaffung, Vertrauen, Reputation, KIBS, Berlin, Deutschland, Empirische Untersuchung
- Arbeit zitieren
- Johannes Edelhoff (Autor:in), 2007, Der Faktor räumliche Nähe für Public Affairs Agenturen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76957