Vorwort
Auf das Thema der Lebensbedingungen und Sozialisationsfaktoren im Strafvollzug wurde ich im Frühjahr 1999 bei der Lektüre der Autobiographie „Monster Cody - ich war ein Street Gang Fighter“ aufmerksam. Gleichzeitig begann ich mein Praktikum bei der Zentralstelle für Strafentlassenenhilfe in Nürnberg und stellte dadurch in der Resozialisierungsarbeit fest, daß die vielfältige Problembelastung des Klientels sich durch die Haft unbeabsichtigt verschärfte. Daraus hat sich für mich eine intensive Beschäftigung mit den theoretischen Grundlagen der Folgen von Strafvollzug ergeben. Aus der Feststellung, daß es kaum empirische Befunde aus
den letzten 20 Jahren zu diesem Thema gibt, erwuchs der Wunsch, in dem bescheidenen Rahmen meines Studiums selbst eine Untersuchung durchzuführen.
Als glückliche Fügung möchte ich es bezeichnen, daß die Koordinatorin meines Schwerpunktes ein Jahr später spontan meinen Vorschlag aufgriff, eine empirische Studie zu diesem Thema
durchzuführen und darüber meine Diplomarbeit zu schreiben, und mir bei der endgültigen Formulierung der Fragestellung beratend zur Seite stand. Darüber hinaus machte sie mich auf eine laufende Langzeitstudie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen zu einer ähnlichen Fragestellung aufmerksam, wodurch ich meine methodischen Überlegungen anhand der Vorgehensweise der Profis vom kfn verbessern konnte.
Der erste Teil dieser Arbeit dokumentiert die theoretischen Vorüberlegungen für die Untersuchung. Neben den für das Thema unentbehrlichen Grundlagen - klassische Theorien zur Entstehung
von Kriminalität, das Verständnis des Strafvollzugs im Sinne von GOFFMANs Theorie der „totalen Institution“ und der Ausführung neuerer Entwicklungen insbesondere im Jugendstrafvollzug - liegt der Schwerpunkt auf der Beschreibung des Phänomens der Insassensubkultur.
Desweiteren werden die klassischen Erklärungsansätze für das Entstehen von Subkultur im Strafvollzug und empirische Befunde zu deren Überprüfung vorgestellt. Es soll offensichtlich werden, daß die Insassensubkultur und deren spezifische Ausprägungen eng mit
der Struktur des Strafvollzugs und den subkulturellen Identitäten der Insassen verknüpft sind.
Im zweiten Teil wird dann die methodische Vorgehensweise der Untersuchung dargestellt. Durch die Forderung der Explikation qualitativer Sozialforschung (der Forschungsprozeß soll für dritte nachvollziehbar gemacht werden) wird der Methodik ein eigenes Kapitel zugestanden.
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Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Einleitung
- 2. Theoretische Grundlagen
- 2.1. Kriminalität und Strafvollzug - Theoretische Ansätze
- 2.2. Das Gefängnis als ,,Totale Institution“
- 2.3. Strafvollzug im Wandel - Neue Entwicklungen im Jugendstrafvollzug
- 2.4. Insassensubkultur: Definition und Theoretische Ansätze
- 2.5. Empirische Befunde zur Insassensubkultur
- 3. Methodische Vorgehensweise
- 3.1. Qualitative Sozialforschung
- 3.2. Die Untersuchung
- 3.3. Die Stichprobe
- 3.4. Datenerhebung und -auswertung
- 4. Ergebnisse der Untersuchung
- 4.1. Fallbeispiel 1: ,,Dieter“
- 4.2. Fallbeispiel 2: ,,Frank“
- 5. Diskussion und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit widmet sich dem Thema der Insassensubkultur im Jugendstrafvollzug im Kontext von Jugendlichenbiographien. Sie untersucht, wie sich die Lebensbedingungen im Strafvollzug auf die Entwicklung und Ausprägung der Insassensubkultur auswirken und welche Rolle biographische Faktoren spielen. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Insassensubkultur im Jugendstrafvollzug empirisch zu beleuchten und deren Verknüpfung mit den biographischen Hintergründen der Insassen aufzuzeigen.
- Die Entstehung und Struktur von Insassensubkultur im Jugendstrafvollzug
- Der Einfluss von biographischen Faktoren auf die Insassensubkultur
- Die Rolle des Strafvollzugs in der Entwicklung der Insassensubkultur
- Die Bedeutung von Sozialisationsprozessen im Strafvollzug
- Die Herausforderungen der Resozialisierung von jugendlichen Straftätern
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in das Thema der Insassensubkultur im Jugendstrafvollzug ein und erläutert die Relevanz der Forschungsfrage. Kapitel 2 befasst sich mit den theoretischen Grundlagen, die für die Untersuchung relevant sind. Es werden klassische Theorien zur Entstehung von Kriminalität, das Verständnis des Strafvollzugs als ,,Totale Institution“ nach Goffman sowie aktuelle Entwicklungen im Jugendstrafvollzug beleuchtet. Des Weiteren werden das Phänomen der Insassensubkultur, klassische Erklärungsansätze und empirische Befunde zu deren Überprüfung vorgestellt. Kapitel 3 stellt die methodische Vorgehensweise der Untersuchung dar, wobei insbesondere die Explikation qualitativer Sozialforschung im Vordergrund steht. Die Ergebnisse der Untersuchung, anhand zweier Fallanalysen, werden in Kapitel 4 präsentiert. Hierbei wird die Verknüpfung der Insassensubkultur mit dem biographischen Hintergrund der Insassen aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Jugendstrafvollzug, Insassensubkultur, Biographien, Sozialisation, Resozialisierung, Totalinstitution, qualitative Sozialforschung, empirische Befunde, Fallanalysen.
- Quote paper
- Andreas Meier (Author), 2001, Subkultur im Jugendstrafvollzug im Kontext von Jugendlichenbiographien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77